LANDMINE MARATHON haben ihr neues Werk leider nicht mit einem echten Dan Seagrave verschönern können, irgendwas ist ja immer. Am Death Metal der Jungs und Mädels gibt es aber weiterhin im Grunde nichts auszusetzen. Die Hommage an den guten alten Death Metal (egal ob schwedischer oder amerikanischer Prägung) knallt gut rein, ist variabel gehalten („Knife From My Sleeve“ mit dem schick schleppenden Beginn) und zeigt die Band insgesamt gereift. An die Referenzwerke reicht die gute halbe Stunde zwar noch nicht dran, aber das ist in dem Genre schwer zu schaffen. Handwerklich machen die Typen alles richtig, die Doppelgitarren braten, das Drumming ist verdammt druckvoll und Frontröhre Grace malträtiert ihre Stimmbänder etwas variabler als beim Vorgänger. „Gallows“ ist eine grundsolide Death Metal-Scheibe, mit der Fans nichts falsch machen können.
„The Fallen Host“ war schon ein echtes Kleinod alternativer Musik, da wäre es gar nicht verwunderlich, wenn BLUENECK den Titel ihres neuen Albums wörtlich nehmen und das letzte Werk mehr oder weniger dreist kopieren würden. „Repetitions“ ist aber kein lahmer Abklatsch geworden, sondern die konsequente Weiterentwicklung des Bandsounds, was in diesem Fall eine Reduzierung bedeutet. Reduzierung auf Piano und Gesang, um genau zu sein, denn diese beiden Instrumente ziehen sich durch die neun Songs, während alles andere im Hintergrund bleibt. Selten werden Drumkit oder Bass genutzt, die Gitarren sind auffällig dezent, selbst beim Instrumental „Sleeping Through A Storm“. BLUENECK sind mehr Richtung Indierock gewandert, was sich in zerbrechlichen Stücken wie „Lopussa“ äußert. Dazu gesellt sich eine starke Progressive Rock-Note („Sawbones“), die auf „The Fallen Host“ noch nicht da war. Richtig gut wird „Repetitions“ aber erst durch die Fähigkeit der Musiker, durchweg eine melancholisch-zerbrechliche Stimmung aufrechtzuerhalten, ohne dass sich das Album abnutzt oder Längen entstehen. „Repetitions“ ist so der perfekte Soundtrack für Novembertage und ruhige Stunden im dunklen Wohnzimmer.
Swedish Metal mal ganz anders. ANDROMEDA orientieren sich weder am Göteborgsound, noch sind sie Truer than True Metaller im Sinne von HAMMERFALL und Konsorten. ANDROMEDA sind eine der eigenständigsten und versiertesten Progressive Metal-Combos des Landes. Von der Stimmung erinnern sie mitunter an EVERGREY, aber auch DREAM THEATER sind natürlich ein Einfluss. Bei den Gesangsmelodien schimmern auch SPOCK'S BEARD durch. ANDROMEDA sind einerseits düsterer aber auch verspielter als die genannten Vergleichskapellen. Die technischen Kapriolen, welche ANDROMEDA in ihre stets nachvollziehbaren Kompositionen einbauen, lassen einem ein ums andere Mal das Kinn nach unten klappen. Der Wechsel von jazzigen, abgedrehten Parts hin zu wahren Ohrenschmeichlern gelingt ANDROMEDA scheinbar mühelos. So werden beim Genießen von „Manifest Tyranny“ abwechselnd die Ohrmuscheln und das Großhirn stimuliert. Ein Spagat, welche die wenigsten Vertreter so gekonnt hinbekommen. Mein persönliches Highlight ist das abschließende, dramatische „Antidote“. Eigentlich ein Pflichttermin für alle anspruchsvollen Metaller.
Anna Lozanova ist in ihrer Heimat Bulgarien wohl eine größere Nummer. Der Rest der Welt hingegen dürfte noch nicht viel von ihr vernommen haben. Sie nahm am Eurovision Song Contest teil und an diversen C-Promi-Fernsehformaten (Fear Factor, Fort Boyard...) und nun versucht sie mit ihrem ANI LO. PROJEKT die Metalwelt zu erobern. Ob das gelingt ist eher fraglich. Zwar ist bombastischer Melodic Metal mit weiblichem Gesang immer noch sehr angesagt, doch klingt die Ani Lo-Variante dröge, inspirationlos und ohne Druck. Was mich am meisten verwundert ist die tatkräftige Unterstützung von EX-ELEGY-Stimme Ian Parry und VANDEN PLAS-Saitenhexer Stephan Lill, deren Namen bis dato eigentlich immer High End versprachen. Bereits der müde Einstieg „A Miracle Is All We Need“ lässt nichts Gutes erahnen und genauso kommt es dann auch: Das komplette Album plätschert Höhepunktarm an einem vorbei und wirklich gute Hooklines wie der Refrain von „Innocent Minds“ sind absolute Mangelware. Handwerklich gut gemacht, weiß ich trotzdem nicht, wer dieses Album wirklich braucht.
Original VIRGIN STEELE-Gitarrero Jack Starr ist wieder da und lässt seinen brennenden Stern auf die Häupter der Ungläubigen dar niede krachen. Auch wenn einem BURNING STARR auf den ersten Blick etwas viel MANOWAR zumuten (Ex-MANOWAR-Drummer Rhino ist dabei und Ross The Boss sowie David Shankle geben sich für Gastauftritte die Ehre, außerdem wurde für das Cover auf ein Werk von MANOWAR Haus- und Hofzeichner Ken Kelly zurückgegriffen), so tönt das Ergebnis doch eher nach alten BURNING STARR, denn nach den Märchenonkeln mit dem Fellbuchsen. Auch wenn Fans von alten MANOWAR und MAJESTY hiermit naürlich auch glücklich werden dürften. „Land Of The Dead“ lässt über weite Strecken Erinnerungen an das stärkste Werk der New Yorker wach werden: Endlich klingen BURNING STARR wieder so, wie auf dem 86er Meisterstück „No Turning Back“. Kompromissloser, epischer US Power Metal mit schönen Klischeelyrics. Auch Sänger Todd Hall ist ein Glücksgriff und steht in einer Reihe mit den anderen Sangeswunderkindern, mit denen Starr schon zusammen gewirkt hat (David DeFeis, Rhett Forrester und Mike Tirelli). War das letzte Werk „Defiance“ noch etwas handzahm, so knallt „Land Of The Dead“ nun an allen Ecken und Enden. Auch am Sound gibt es diesmal nicht auszusetzen. Egal wo der Laser aufsetzt, es gibt traditionellen Metal mit genialen Ohrwurmmelodien, mal schnell („Land Of The Dead“, „Strangers In Paradise“ oder „On The Wings Of The Night“), mal stampfend („Here We Are“ oder „Never Again“) oder gar balladesk wie in „Daughter Of Darkness“. Um es kurz zu machen: „Land Of The Dead“ übertrifft die letzten Outputs von MANOWAR und auch VIRGIN STEELE um Längen und sollte von jedem traditionellen Metalhead verhaftet werden.
Seit dem WARBRINGER-Debut vor drei Jahren hat sich so einiges getan. Der Thrash Metal ist so angesagt wie seit den seligen 80er Jahren nicht mehr und neben gefühlten 1000 Reunions alter Helden tauchen aus allen Teilen der Welt neue Bands auf, die sich dem traditionellen Uffta-Uffta-Beat verschrieben haben. Was unterscheidet jetzt WARBRINGER von den drölf Milliarden anderer Kapellen? Erst einmal die Tatsache, das WARBRINGER eine der ersten Bands waren, die diesen erneuten Boom mit ins Rollen gebracht haben und dann entscheidet auch im Thrash einfach Qualität. Auf „World Torn Asunder“ haben John Kevill und seine Mannen den Fuß zwar nahezu durchgängig auf dem Gaspedal und sträuben sich vehement gegen artfremde Einflüsse, schaffen es aber dennoch die Songs durchweg spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Gerade die mitunter recht melodiöse Leadarbeit überrascht und begeistert. Somit platzieren sich WARBRINGER einmal mehr in der Nähe neuerer KREATOR. Auch kurze akustische Einsprengsel lockern das High Speed-Geballer immer wieder im richtigen Moment auf. WARBRINGER haben ihren Stil gefunden und verändern ihn um genau die Nuancen, die ein neues Album braucht um aufregend zu sein ohne irgendwen zu verprellen. WARBRINGER sind einfach Thrash at it's best.
WALKING WITH STRANGERS können mit der Aufmachung von „Hardships“ erste Punkte sammeln, noch bevor die ersten Töne erklungen sind. Und siehe da, auch musikalisch wissen die Schweden zu punkten, auch wenn ihr fieser Metalcore alles andere als innovativ ist. Wer mit BRING ME THE HORIZON und SUICIDE SILENCE was anfangen kann, ist hier richtig aufgehoben, wobei den Schweden zugute gehalten werden muss, dass sie nicht nur (landestypisch) sehr gute Musiker sind, sondern auch anständige Songwriter. Die Breakdowns sind mächtig fies und der Verzicht auf cleanen Gesang lässt die Songs ebenso mächtig fies klingen. Das Grundtempo ist anständig hoch, ohne dass WALKING WITH STRANGERS zu einer Sekunde den schön Arsch tretenden Groove aus den Ohren verlieren. Kurzum, auch wenn hier nichts Neues zu hören ist, ist das Ergebnis doch gut. Interessanterweise ist die als Bonus-CD beiliegende Debüt-EP noch einen Tacken besser als das Album, klingen die Schweden hier doch noch fieser, brutaler und roher, wodurch „Hardships“ fast schon kalkuliert wirkt. Macht aber nix, das Ergebnis kann sich immer noch hören lassen und wird in der Metalcore-Gemeinde gut ankommen.