Da hat wohl jemand schön DOOMRIDERS im Player gehabt… „II: The Broken Passage“ der Australier I EXIST kann Einflüsse des CONVERGE-Nebenprojekts nicht verhehlen, gerade im Songaufbau („Wyverns Keep“), bei der Gitarrenarbeit und beim Gesang. Macht aber nix, da das Ergebnis erstklassig geworden ist – was I EXIST abliefern, hat Hand und Fuß. Sowohl die schnellen Nummern wie „Winter’s End“ und das heftige „Blade’s Ruin“ können überzeugen, ebenso wie die schleppenderen Sachen Marke „Lungs Of Mire“. Mit Billy Anderson (MEVLINS, GOATSNAKE) haben sich I EXIST für einen kompetenten Produzenten entschieden, der der Sieben-Mann-Combo den passenden erdigen Sound verpasst hat. So passt am Ende alles zusammen, I EXIST können zufrieden auf ein rundum gelungenes Album schauen, das mit mächtig Groove und Rotzigkeit die Stoner- wie auch Metal-Gemeinde überzeugen dürfte.
POVAROVO haben “Tchernovik” bereits vor vier Jahren in ihrer Heimat Russland veröffentlicht, Denovali kümmert sich jetzt darum, dass auch der Rest der Welt in den Genuss der Darkjazz-Platte kommt. Die wurde um einige Songs erweitert und kommt so auf mehr als 70 Minuten Musik. Schnell wird klar, dass Ähnlichkeiten zu DALE COOPER QUARTET AND THE DICTAPHONES oder BOHREN & DER CLUB OF GORE nicht von der Hand zu weisen sind, auch wenn die Russen sanfter zu Werke gehen. Schwermut ist das Gebot der Stunde; Schwermut, die „Tchernovik“ zum perfekten Soundtrack für die grauen Stunden vor der Morgendämmerung werden lässt, wenn die Kneipen die letzten Gestrandeten ausspucken und die Nachtarbeiter nach Hause gehen. POVAROVO schaffen durch die sparsame Instrumentierung (der Fokus liegt auf Piano und elektronischer Rhythmuserzeugung) in Verbindung mit dem zurückhaltenden Songwriting eine atmosphärisch dichte Platte, die klar im Jazz verwurzelt ist, das aber um Film Noir-Referenzen und ein wenig Neoklassik erweitert. Feinstes Kopfkino für die dunklen Stunden der eigenen Existenz.
DIE VORBOTEN fanden schon einmal ihren Weg auf meinen Schreibtisch – mit ihrer vorherigen EP „Lust und Laster“. Damals meinte ich: „[…] das Ganze klingt schlicht und ergreifend nach den APOKALYPTISCHEN REITERN […]“. Und ich freue mich zu sagen: Dieses neues Werk Namens „Sturm Und Drang“ wird das nicht von mir attestiert kriegen.
Ganz im Zuge der geistigen Strömung des 18. Jahrhunderts präsentieren sich DIE VORBOTEN hier unkonventionell, kreativ und interessant. Mit einer Mischung aus deutschen Texten, elektronischen Kraut Rock-Elementen und sehr ordentlichem Songwriting wird uns hier so genanntes „Kraut Metal“ geboten. Bei nur drei Songs gehe ich einfach mal durch: „Zum Meer“ weiß vor allem durch seinen Chorus und den eingängigen Charakter zu überzeugen (ganz ehrlich: Ich dachte an eine [ernste!] Mischung aus den APOKALYPTISCHEN REITERN sowie KNORKATOR – nur eben passend), „Angst“ prahlt dann mehr mit dem Elektronik-Part sowie eher poppigem Chorus und „Ehrgeiz“ ist der wohl Metal-lastigste Song der Platte.
Kurzum: DIE VORBOTEN liefern uns mit „Sturm Und Drang“ eine EP ab die durch ihren unkonventionellen und wie sie bewiesen haben auch sehr wandlungsfähigen (und vor allem: eigenen) Stil zu überzeugen weiß – läuft!
Ihr könnt die CD übrigens auf der Website der Band laden. Macht mal.
Nach zwei Alben von 2008 und 2011 legen TEMPLETON PEK aus Birmingham jetzt erst einmal eine neue EP vor, um die Wartezeit bis zum nächsten Longplayer zu verkürzen. Dass das Trio RISE AGAINST auf deren letztjähriger Europa-Tournee supportet hat, scheint nur allzu folgerichtig, wenn man sich die fünf Songs angehört hat, denn die Musik klingt verdammt ähnlich. Sprich: Hier gibt es melodischen, aber schnellen und hoch energetischen Punkrock zu hören, der so eingängig wie dreckig daherkommt. Auch werden des Öfteren die altbekannten Tempowechsel zu Half- bzw. Double-Time angewendet. An die Klasse von RISE AGAINST reichen TEMPLETON PEK dann aber doch nicht heran. Die Melodien besitzen weniger Ohrwurmqualität, der Gesamtsound ist etwas cleaner und Sänger/Bassist Neal Mitchell hat eine weniger charakteristische Stimme als Tim McIlrath. Schlecht ist das hier alles nicht und vor allem auch gut gemacht und mit viel Energie eingespielt. Letzten Endes klingen TEMPLETON PEK aber wie eine RISE AGAINST-Kopie, die nicht ganz an das Original herankommt. Aber gut, RISE AGAINST-Fans, denen die Zeit bis zum nächsten Album zu lang wird, können sie mit „Slow Down For Nothing“ vielleicht etwas überbrücken.
THE MORNING AFTER sind bisher weder Fisch noch Fleisch, mischen sie doch munter Glam Rock und modernen Metal, was zu schrägen Ergebnissen führen kann. „Legacy“ ist ihr make it or break it-Album, jetzt wird’s also ernst. Davon haben sich die Engländer nicht beirren lassen und sind vom Sound keinen Deut abgewichen, auch wenn der Gesang noch stärker am Rock orientiert ist als bisher. „Legacy“ macht, wie schon die Vorgänger, mit seiner Unberechenbarkeit und dem wilden Mix unterschiedlicher Bestandteile Laune, auch wenn es manchmal zu viel des Guten ist und etwas mehr Klarheit hilfreich wäre. THE MORNING AFTER sind kompetente Musiker, die aber stellenweise über’s Zeil hinausschießen und sich mit einem reinem Glam Rock- oder reinem Metalcore-Song einen Gefallen getan hätten. So nutzt sich die permanente Überraschung doch etwas ab, da ist es ähnlich, wie mit dem Essen eines Pfundes Zucker – anfangs schön, aber irgendwann nur noch anstrengend. „Legacy“ ist die konsequente Fortführung des THE MORNING AFTER-Sounds, mit der die Band aber weiterhin zwischen allen Stühlen sitzt und den Hörer manches Mal anstrengt.