Warum ist auf Metal Inside eine Review von einem Bluesgitarristen zu finden?
Naja, seit BONAMASSA sind die Grenzen fließend, spielt doch der hochgepriesene Bluesgitarrist in der Hardrock Band BLACK COUNTRY COMMUNION. Der Blues war und ist schon immer eng mit dem Hardrock verbandelt, als Beispiele seien neben der bereits erwähnten "Supergroup" JIMMY PAGE, GARY MOORE, WHITESNAKE und nicht zuletzt die frühen Werke von ZZ TOP zu nennen. Und genau hier setzt auch das zweite Album von BUDDY WHITTINGTON an. Der ehemalige Gitarrist von John Mayalls BLUESBREAKERS, spielt eine eher entspannte, coole Version des Blues. Immer mal wieder erinnert Rhythmik und Gitarrensound an die ersten Scheiben der Langbärte als Südstaaten Rock und vor allem relaxter Blues darauf gepresst war. Die 11 Songs versprühen Leichtigkeit und Spaß, präsentieren sich in einem ordentlichen Sound, und versüßen einem die Zeit mal ohne hart zu rocken.
Hinter PETRELS verbirgt sich ein einzelner Künstler, Oliver Barret (BLEEDING HEART NARRATIVE), der sich mit diesem Projekt seiner dunklen Seite zu widmen scheint. Denn was auf „Haeligewielle” zu hören ist, kann kaum positive Assoziationen beim Hörer wecken, dazu sind die zwischen Drone und Ambient zu findenden Klangwelten des Albums zu verstörend. Zwar hat Mr. Barret immer wieder subtile, unaufdringliche Passagen eingebaut, die sich in der Regel allerdings nur als Hinweis auf das kommende verstörende Klangwerk. Bis aus das gelungene „Concrete“ kommt die Chose erwartungsgemäß ohne Gesang aus, so dass sich der Hörer auf die elektronischen Effekte, Beats und Loops konzentrieren und so ganz in die Klang- und Gefühlswelt des Künstler eintauchen kann. Die gut 50 Minuten bleiben durchweg interessant, wenn auch manchmal zu minimalistisch; „Haeligewielle“ braucht sich so nicht hinter den guten Werken ähnlicher Künstler wie NADJA verstecken. Interessante Scheibe, keine Frage.
Der moderne Hardcore ist voll mit technisch ausgefeilten Gefrickel, langwierigen Solis und Breakdowns, die manchmal schon zu aufgesetzt wirken. Für etwas Abwechslung in diesem Genre sorgen die Oberösterreicher von CANNONBALL RIDE, denen der perfekte Spagat zwischen Old- und Newschool-Hardcore gelingt. Fette Breakdowns, anspruchsvolle Gitarrenarbeit und richtig rotzige Riffs gibt es bei dieser jungen Formation zu hören. Mit ihrer mittlerweile zweiten EP „Enchant The Flame And Let It Breathe“ veröffentlichen sie fünf neue Songs. Schon der Opener „Grasping For The Wind“ hat es in sich, das Intro dieses Songs ist wunderbar punkig und schnell, danach geht es etwas sanft und melancholisch zu und letztendlich lässt man groovige Breaks auf den Hörer los. Dieser Song vereint die besten Aspekte des Sounds dieser Band ist unbedingt als Anspieltipp dieser Scheibe zu nennen! Auch mit Emotionen können CANNONBALL RIDE gut spielen, die fantastischen cleanen Vocals im Track „Down With The Ship“ verursachen grandioses Gänsehaut – Feeling. Immer wieder streut diese Band sehr punkige Riffs in ihren modernen Hardcore ein, was einen sehr interessanten Sound erzeugt. Voll mit Abwechslung bietet diese EP beste Unterhaltung: mal ruhig, mal wild, mal brachial. Da ist sicherlich für jeden etwas dabei, daher ist „Enchant The Flame And Let It Breathe“ Pflichtprogramm für Hardcorefans jeden Semesters. (fm)
Holy Shit! CANNONBALL RIDE sind noch ohne Plattenvertrag? Schwer vorstellbar, wenn man sich das melodische Metalcore-Machwerk des Quintetts aus Österreich anhört. Vorweg gibt es schonmal eine hohe Punktzahl für ein gelungenes Coverartwork und die insgesamt hübsche Aufmachung der Vier-Track EP "Enchant The Flame An Let It Breathe". CANNONBALL RIDE begeistern durch fiese Screams, eine brutale Gitarrenfront und ein Gespür für geniale Übergänge in melodische Songstrukturen. Verortet im Metalcore, jedoch mich auch immer wieder an härtere Nummern von IN FLAMES erinnernd, zeigt man zwar musikalisch nicht wirklich Neues, aber offenbart sich als starker Genrevertreter. Das merkt man schon direkt mit dem Opener "Graspin For The Wind". Etwas schwächer aber dennoch auf brauchbarem Niveau empfinde ich den Titeltrack "Enchant The Flame An Let It Breathe", der mir etwas zu ziellos ist. Hiernach folgt aber wieder ein Toptrack namens "Smoke And Mirrors", der mit einem langsamen Gitarrenintro beginnt, später aber insbesondere vom Riffing zu einer brachialen Nummer wird. Für mich eines der stärksten Nummern ist "Reference To Revelation", da es treibende Gitarren besitzt und mit weiblichen Gesangseinlagen eine starke Klangdichte und Kompaktheit besitzt, die zum Lauterdrehen einlädt. Es verbleibt ein toll produzierte EP, bei der vor allem die Labels schnell zuschlagen sollten. Der geneigte Hörer kann die Songs gratis von der Bandwebsite runterladen. Was will man mehr?
HÄRTEFALL aus Grevenbroich spielen nach eigenen Angaben "Industrial Dark Metal". Den Industrialeinschlag kann ich trotz mancher elektronischer Spielereien so recht nicht nachempfinden. Musikalisch mag ich die sechsköpfige Band eher zum Kreis der Bands zählen, die an vielen Stellen RAMMSTEIN nacheifern. Zwar ist man keine billige Kopie, da der Einsatz des Keyboards facettenreicher ist und man gesanglich phasenweise eine eigene, wenn auch fragwürdige, Note gefunden hat. Das nun vorliegende erste Album namens "Sündenbock" bietet zehn Songs, die man auch zur "Neuen deutschen Härte" mit gesanglich vereinzelt schon an seichten Black Metal erinnernden Gesangseinlagen zählen mag. Die Produktion könnte insgesamt bzgl. der Gitarrenfront aggressiver sein. Die große Schwäche sind aber nicht die doch für den Musikstil oft einfachen Riffs, sondern der für meinen Geschmack schwächelnde Gesang. Hier bewegt man sich für meinen Geschmack auf Durchschnittniveau. So empfinde ich den Gesang auf den Tracks "Ohne Dich" oder die harmonische Melodiepassage auf "Zeig mir den Weg" als grenzwertig. "Es war einmal" ist für mich ein typischer RAMMSTEIN Song, trotzdem keine schlechte Nummer. Herausgreifen will ich "21", der durch treibende Riffs und einen gelungenen Refrain, aber mit gesanglichen Abstrichen, überzeugt. Insgesamt ein durchschnittliches Werk, das meines Erachtens gerade gesanglich mit vergleichbare Genregrößen nicht mithalten kann und sich den Vorwurf mangelnder Originalität gefallen lassen muss.
Es gibt hin und wieder doch noch Projekte, die aus der Masse herausstechen und Sounds auffahren, die man in dieser Konstellation selten bis noch gar nicht gehört hat. Eines davon wird von dem Ungarn Tamás Kátai betrieben, der bei THY CATAFALQUE die Fäden zieht und nur etwa für klare und weibliche Gesänge oder Cello auf Session-Musiker zurückgreift, die auf „Rengeteg“ einen hervorragenden Job erledigen. Der Bombast auf dem Album erinnert entfernt an die großen Tage von THERION („Theli“, „Vovin“), aber bei THY CATAFALQUE existieren keine Schubladen; gotische Monumentalklänge treffen auf avantgardistische, orientalisch anmutende Passagen, elektronische Einschübe und sogar auf vereinzeltes, basisches Schwarzmetall. Dieses Klanggebilde wird von umwerfenden, mitreißenden Melodien gekrönt, die „Rengeteg“ eine gehörige Portion Eingängigkeit verleihen und kaum spüren lassen, dass man es hier mit einem überlangen Album zu tun hat. Auch der Gesang jeglicher Art wird nur sehr sparsam eingesetzt und wirkt daher umso ausdruckstärker, da sich Herr Kátai völlig auf sein ausgeklügeltes Songwriting verlässt und es einfach drauf hat, eine den Tellerrand weit verlassende Platte nicht mit Dauer-Heularien oder Soundtrack-Schmalz voll zu kleistern. Anspieltipps zu nennen ist schwierig, da „Rengeteg“ im Idealfall am Stück genossen werden sollte, aber den überragenden Opener „Fekete Mezök“ (für diesen Killerrefrain würde manche Samtkleidchen-Band töten!), das Gänsehaut-Synthiegebirge „Holdkomp“ oder den monumental-blackmetallischen Abschluss „Minden Test Fü“ darf man ruhig erwähnen. Ein phantastischer Hörgenuss und für mich das beste Bombast-Album seit Langem!