I AM CURSE sind ein weiterer Beweis für die Vielfältigkeit der französischen Musikszene, die ja außerhalb der Landesgrenzen immer schwer zu kämpfen hat. „Prequel For An Unforgiving Wreckage: Barren Lands2 ist dabei der Beweis, dass aus unserem westlichen Nachbarland verdammt gute Bands kommen, die sich mit der internationalen Konkurrenz locker messen können. Auf dem Fünf-Tracker steht die Combo aus Le Mans gehypten Bands wie PIANOS BECOME THE TEETH in nichts nach; ja, können dank der nihilistischeren Färbung sogar noch mehr überzeugen. Die Platte ist nicht leicht zu verdauen und führt dem Hörer ein wildes Gemisch aus Hardcore, Screamo und ein wenig Crust vor. Zusammen funktioniert das ziemlich gut und ergibt eine Platte, die in einer guten halben Stunde eine bedrohliche Soundkulisse aufbaut, aus der immer wieder Breitseiten heftiger Emotionen abgefeuert werden. Zwar noch nicht auf dem Level von FALL OF EFRAFA, aber in die gleiche Richtung gehend, das Potential dafür ist auf jeden Fall da. I AM CURSE halten nicht nur die französische Fahne hoch, sondern bringen sich als interessante Band in das Bewusstsein der Hörer. Faszinierende Platte, dieses Biest aus Le Mans. Chapeau!
LA DISPUTE haben mit „Widlife” für mächtig Wirbel gesorgt, indem das Album nicht nur von der Visions hochgelobt wurde und vom Magazin eine neue Welle des Hardcore angekündigt wurde (zu der u.a. TOUCHE AMORE und PIANOS BECOME THE TEETH gezählt wurden), nein das Teil lag auch dem Heft bei, so dass sicherlich viele Leute zu Hörern wurden, die sonst mit der Band nicht in Berührung gekommen wären. Da waren ausverkaufte Touren nur die logische Konsequenz. Wirklich schön ist „Wildlife“ aber erst als Vinyl, es ist einfach eines dieser Alben, das als schnöde CD oder gar als mp3 nicht wirkt, dazu ist es zu fesselnd und verlangt Aufmerksamkeit, die mit Vinyl einhergeht.
LA DISPUTE haben ihren Background sicherlich im Hardcore, aber ob es der Band noch gerecht wird, sie allein in dem Genre zu verorten? „Wildlife“ spricht dagegen, allein die Songlänge führt schon in Postcore-Gefilde, THURSDAY scheint ein besserer Vergleich als BLACK FLAG. Ausladende Songstrukturen („The Most Beautiful Bitter Fruit“), akzentuierte Gitarrenarbeit und besonders die hochemotionale Gesangsarbeit von Jordan Dreyer prägen den LA DISPUTE-Sound auf „Wildlife“. In seiner rauen, nicht immer perfekt intonierten Art ruft der Gesang Erinnerungen an die letzte RUINER-Scheibe wach, die ja bewussst unvollkommen gelassen wurde. LA DISPUTE setzen das ähnlich gekonnt ein. Aber im Endeffekt zählt einzig die Qualität der Songs – und da kann „Wildlife“ voll und ganz überzeugen. Das Album als Gesamtwerk ist mitreißend, voller Groove, Herzblut und Gefühl; in den richtigen Momenten auch mit ordentlicher Hardcore-Kante („King Park“). Klar, ein Faible für komplexe, fordernde Musik muss da sein, aber wer das mitbringt, wird mit einer extrem guten Platte belohnt, die sich lange in den persönlichen Top Ten halten wird.
Geil, wer auch immer auf die Genre-Bezeichnung „Nautik Doom Metal“ gekommen, hat ganz große Arbeit abgeliefert. Klar, Ahab und so. Weißer Wal, Meer, da passt auch Nautik. Egal. Kollege Dennis hat sich bei den Besprechungen der ersten beiden AHAB-Werke nicht davon beeindrucken lassen, das soll auch dieses Mal so sein. „The Giant“ steht ganz in der Tradition der beiden Vorgänger, allerdings ist es AHAB gelungen, die auf „The Divinity Of Oceans“ zu findenden Längen in den Songs zu vermeiden; „The Giant“ entpuppt sich als kompakter. Natürlich geht es auch in den sieben neuen Songs schleppend, majestätisch und unaufhaltsam zu wie gehabt, quasi die Vertonung eines sich langsam aufbauenden Sturms in den Weiten des Ozeans. Das Ende, wenn die Welle hereinbricht, ist nicht so verstörend wie bei SUNNO))) (die ja der Soundtrack für den Moment sind, in dem man in einem Rettungsboots im Eismeer treibt und feststellt, dass das Ding ein Leck hat…), aber fröhlich ist auch hier nichts. Da kann die verstärkt eingesetzte klare Stimme auch nichts ändern, die sich im Sound-Kontext aber gut macht und eine willkommene Erweiterung des AHAB-Sounds darstellt. „The Giant“ zeigt die Band facettenreicher, ohne die Grundstimmung und die Grundausrichtung ihres Sounds zu sehr zu verändern, die Platte ist somit uneingeschränkt empfehlenswert für alle AHAB-Fans, Doomster und Freunde früher englischer Doom/ Death-Werke.