BANGALORE CHOIR bieten auch auf ihrem zweiten Werk nach der Wiederbelebung („Cadence“, 2010) melodischen Hard Rock im Stile der End-80er mit leichten Blues-Touch – womit die Zielgruppe der Veröffentlichung schon angerissen sein dürfte. Mit David Reece hat man dabei einen richtig tollen Sänger am Start, musikalisch machen Andy Susemihl & Co. alles richtig, die Ausrichtung ist (noch) melodischer und weniger sleazig als zuvor – aber fast schon zu glatt. Darüber hinaus ist im Vergleich zum Vorgänger das Songwriting weniger zwingend ausgefallen, so dass das Album zwar schön anzuhören ist, aber keine Hits aufweist. „Metaphor“ liefert meist nur Hard Rock Standardware – nicht schlecht, aber zu wenig um den Test of Time bestehen zu können. Im Wiedererstarken Hard Rock Genre liefern BANGALORE CHOIR damit zu wenig um ausreichend punkten zu können.
THE AGONIST haben mit ihrem Zweitwerk „Lullabies For The Dormant Mind“ durchwachsene Reviews eingefahren, mir sagte das Album nicht sonderlich zu. Auf „Prisoners“ haben sich die Herren und die Dame Mühe gegeben, vom Standard-Metalcore der ersten beiden Alben etwas wegzukommen und sich daher stärker am Death Metal orientiert. Das steht ihnen durchaus gut zu Gesicht, gerade in der Gitarrenarbeit gibt es viel mehr Melodien und Riffs, die beim Hörer tatsächlich hängen bleiben („Everybody Wants You (Dead)“). Shouterin Alissa hat sich stimmlich kräftig gesteigert, ist aber dem Wechselspiel aus Growls und Cleangesang treu geblieben, was in guten Momenten funktioniert, in schlechten wie eine weitere IWRESTLEDABEARONCE-Kopie klingt. Da wäre mehr drin gewesen, wenn sich THE AGONIST von dem berechenbaren Schema gelöst hätten. Insgesamt ist „Prisoners“ qualitativ besser und hat einige Songs, die sowohl in der Metalcore- wie in der Death Metal-Community ankommen werden, aber als Album hat es zu viele Füller, um wirklich im oberen Dritten mithalten zu können. Solide, mehr aber auch nicht.
Was das kleine finnische Label Svart Records in letzter Zeit präsentiert, ist echt allererste Liga und gehört zum Originellsten, was die derzeitige Düstergemeinde zu bieten hat. Die Landsleute BEASTMILK kann man zwar aufgrund ihrer starken Zurückhaltung und ihres durchaus obskuren Stils vielleicht der Occult Rock-Szene zuordnen, mit Bands wie GHOST oder THE DEVIL´S BLOOD haben sie aber nichts gemein, außer dass sie wahnsinnig geile Klänge fabrizieren. Der Soundbastard aus DEPECHE MODE, KILLING JOKE, MONSTER MAGNET und einem Schuss HEROES DEL SILENCIO (alles nur ungefähre Wegweiser, die Band selbst nennt „Apocalyptic Post Punk“ als Stil) ist eine Wucht, das Songwriting sitzt wie ein Maßanzug, und für simple Gotenklischees tönt das Quartett eindeutig zu angeschrägt und sogar politisch. Jeder Song dieser kurzen EP ist eine melodische, rockende Hymne mit Langzeitfaktor und ohne Abnutzungserscheinungen; textlich geht es unter Anderem um den Fall der Sowjetunion und die heute leider immer noch aktuelle weltweite nukleare Bedrohung. Mit dem Stück „Children Of The Atom Bomb“ hat die Band dann auch gleich einen echten potentiellen Clubfeger eingetütet, der aber nur die Spitze dieses leider viel zu kurzen 7“-Eisbergs darstellt, dem hoffentlich bald ein komplettes Album folgen wird. Normal vergebe ich unseren „Tipp“ für EPs nur in absoluten Ausnahmefällen, wenn auf kleinem Raum ganz Großes präsentiert wird. „Use Your Deluge“ ist so eine Ausnahme – ein Oberhammer!
Hinter der Firmierung PRIMAL ROCK REBELLION stehen IRON MAIDEN-Gitarrist Adrian Smith und der ex-SIKTH-Frontman Mikee Goodman, wobei letzterer mit seiner auf abgefahrenen Prog und Mathcore stehenden Band eher weniger bekannt sein dürfte. Für Smith ist es nach ASAP und PSYCHO MOTEL der dritte Soloausflug. Und den darf man durchaus als gelungen bezeichnen. Zwar ist „Awoken Broken” ein Album das zuerst vom Interesse an den Protagonisten als an den Songs leben dürfte. Wer aber dem PRIMAL ROCK REBELLION-Debüt mehr als einen Durchlauf gönnt, wird feststellen, das Smith tief in seine kompositorische Trickkiste gegriffen hat und dabei manch melodische Wundertüte entfaltet, aber auch voller Spielfreude experimentiert. Der SIKTH-Anteil der Briten scheint hierbei für ordentlich Groove zuständig zu sein und stimmlich von clean bis scream und spoken words die Songs kraftvoll zu interpretieren. Dabei kommen die Tracks überraschend düster und härter daher als der Name Smith vermuten lässt; Eingängigkeit stellt sich erst mit der Zeit ein, die Soli sind allerdings unverkennbar. „Awoken Broken” ist trotz Adrian Smith also kein Album, das man als IRON MAIDEN-Fan haben muss, den Hit gibt es hier nicht. PRIMAL ROCK REBELLION liefern eine Scheibe für jene neugierig, aufgeschlossenen Hörer, die auch mal abseits hitverdächtiger Metalpfade harte Mucke vertragen.
Ach du Scheiße, was ist DAS denn? LEE HARVEY & OSWALDS (bei diesem Namen dreht sich der gute, alte J.F.K. ja im Grab um) sind stilistisch in etwa so festgefahren wie eine eingeseifte Steinkugel in nem Eiskanal. Will sagen: Die Präsidentenkiller rutschen von Stil zu Stil und lassen sich nicht im Geringsten festnageln. Nach einem Brass-Intro geht es metaltechnisch mit „Break Down“ in die Vollen (Uptempobeats, Growls, hymnische Gitarrensoli). Nur nen Breakdown gibt es hier nicht. Bei „Last Train To Nowhere“ werden dann leichte Erinnerungen an gaaaaaanz frühe MOTÖRHEAD wach.....nur dass die keine Bläser hatten. Ja, auch GIRLSCHOOL zählen da nicht. „Travel“ ist ne schöne entspannte aber dennoch groovige Rocknummer mit 70er Hammondorgel und Death-Growls. „Electric Storm“ erinnert ein wenig an „Killer“ von RIOT, denn L.H. & O. bieten einen ähnlichen Mix aus Heavy Rock und Jazz-Bläsern. „Project 52“ dann ist eine Fusion aus...ähm...Fusion und futuristischem Prog Geschwurbel. Schwer in Worte zu fassen. Klingt ein wenig als wären WALTARI auf der Autobahn mit 250 Sachen mit RUSH zusammengekracht. Mit „The Sky Remains In Silence“ wird PINK FLOYD gedacht und auf sanften grünen Wolken davon geschwebt. „Path Of Silence“ ist dann wieder stampfender Metal. Der nun folgende „Strawberry Cheesecake“ mundet wohl all denjenigen hervorragend welche straighten Hard Rock, dicken Eier-Gesang und fette Bläsereinsätze mögen. Das „Purple Ship“ swingt sich dann mit Boogie Hard Rock und dominanter Ziehharmonika ins Nirvana bis einem der „Lotus“ mit intrumentalem „Barjazz-Krautrock“ endgültig den Stecker zieht. Und um die Eingangsfrage final zu beantworten: Was Neues!!!
DEATHBREED legen mit der “Your Stigmata”-EP ihre erste Label-Veröffentlichung vor. Die EP hat nach einem nicht weiter erwähnenswerten Intro vier knackige Death Metal-Songs, die dank leichter Thrash-Kante und der Growls an mittelalte MALEVOLENT CREATION erinnern („Stigmata“); generell ist der Anteil an US-Death höher als der Schwedeneinfluss. Über EP-Länge haben die Jungs kein Problem, den Hörer bei der Stange zu halten und geben ihm eine Viertelstunde lang mächtig einen auf die Nuss. Handwerklich ist ebenso alles Zucker wie bei der Produktion, Freunde gepflegten Death Metals können hier also bedenkenlos zugreifen und danach gespannt auf das erste DEATHBREED-Album warten.