Mit Ibex Moon haben CARDIAC ARREST für ihr viertes Album einen passenden Partner gefunden, passt doch das von INCANTATION-John betriebene Label mit seiner Fokussierung auf Death Metal perfekt zum Sound der Band aus Chicago. „Vortex Of Violence“ ist dabei so herrlich old schoolig, dass selbst INCANTATION wie ein Ausdruck progressiver Moderne klingen. Angefangen bei der Produktion (die den Drums etwas zu wenig Punch gegeben hat, aber sonst passt) über den Songaufbau bis zu der Vermischung von MORBID ANGEL, NAPALM DEATH und MONSTROSITY wird hier klassicher 90er Death Metal gezockt. Schön schnell, schön schnörkellos. Ganz so, wie das Fans traditionellen Death Metals gefallen wird, zu denen sich die Bandmitglieder sicher auch zählen. Die Songs sind solide geschrieben, ohne dass einer oder mehrere nach oben oder unten herausstechen. „Vortex Of Violence“ ist so zu einer soliden Death Metal-Platte geworden, die als Zeitreise in die selige prä-mp3-Zeit interessant ist, ein Faible für Death Metal vorausgesetzt.
WHITECHAPEL haben sich für ihr neues Album über Titel und Artwork entweder wenig Gedanken gemacht oder auf eine Reduzierung auf das Wesentliche gesetzt. Das gilt nicht für die Musik, die auch mit neuem Drummer (Ben Harclerode (ex-KNIGHTS OF THE ABYSS)) die brutale Death Metal-Schiene fahren. Im Unterschied zu den Vorgängeralben wurden die Songs zu „Whitechapel“ gemeinsam geschrieben, was sich bemerkbar macht, da das Ergebnis nicht mehr nur technisch beeindruckend ist, sondern immer wieder Parts zu finden sind, die tatsächlich im Ohr hängen bleiben („Faces“) und damit das große Problem von WHITECHAPEL abmildern. Anders als bisher gelingt es dem Sextett, ihr Potential voll auszureizen, gerade beim Songwriting haben sie endlich den wichtigen Schritt nach vorne gemacht und Nummern wie „Possibilities Of An Impossible Existence“ oder das knackige „Dead Silence“ geschrieben, die technischen Anspruch, Brutalität und Eingängigkeit verbinden. WHITECHAPEL haben dabei zu keiner Sekunde an Brutalität eingebüßt, diesmal aber eine gute Mischung aus irrwitzigem Tempo, Breakdowns und schweren Groove-Parts gefunden. Neu-Drummer Ben fügt sich gut ins Gefüge ein, so dass das hohe technische Niveau von der Band gehalten werden kann – dass die Triple Axe Attack Druck macht und Shouter Phil ein kraftvolles Organ hat, war ja schon vorher bekannt. „Whitchapel“ ist so zu einem Album auf durchweg hohem Niveau gewesen, mit dem die Band endlich ihr Potenzial abruft. Well done!
Das Quartett aus Donauwörth schickt hier sein allererstes Demo ins Rennen, das für einen ersten Gehversuch einen ganz ordentlichen Groove auffährt; laut eigener Aussage sind DEEPCORE von Bands wie METALLICA, SLAYER, AMON AMARTH, KORN, AT THE GATES und FEAR FACTORY beeinflusst, wobei man keine dieser Größen direkt heraushört, so dass man den Jungs schon mal keine stumpf-dümmliche Kopiererei unterstellen kann, die sowieso nach hinten losgegangen wäre (ok, im Fall KORN hätt´s noch klappen können…). Die drei Songs, die stilistisch als eine gelungene, wenn auch in Sachen Eigenständigkeit noch etwas blasse Mixtur aus Melodic Death- und Neo Thrash durchgehen, sind etwas dumpf und hörbar preiswert, aber immer noch absolut angemessen produziert worden, und auch das Songwriting lässt ein gewisses Potential erkennen. Einzig der Gesang von Gitarrist Clive Jevons bietet größere Angriffsfläche, denn in Sachen Klargesang tönt er etwas müde und monoton und in Sachen Growls relativ kraftlos. Insgesamt ist dieses Demo (das Ihr für drei Euro zuzüglich Versand über die DEEPCORE-Homepage bestellen könnt) zwar noch keine Offenbarung, aber es zeigt, dass bei der Band noch Einiges gehen könnte, wenn sie ihre Stärken (zum Bleistift die Bratriffs in Kombination mit dezent epischen Melodien und hymnischer Ausrichtung) weiter ausbaut. Einen Anchecktipp ist das Demo auf jeden Fall wert.
Nach der viel versprechenden 2008er EP „Hereditas“, die letztes Jahr über Greyhaze Records zumindest den nominellen Weg aus dem Underground fand, steht nun das selbst betitelte Debütalbum der Krachtruppe aus Sao Paulo auf der Matte. Und es wird im Wesentlichen das geboten, was die EP bereits angedeutet hat: ein Dampfhammer mit hohem Vollgas- und wohl portioniertem Midtempo-Anteil, roher Attitüde, dem martialischen Gebrüll von Caio Augusttus sowie räudigen Riffs, die jedoch von SEPULTURA-Drummer Jean Dolabella ordentlich fett auf Konserve gewuchtet worden sind. Die Mischung aus Grindcore späterer NAPALM DEATH, SEPULTURA etwa zu „Chaos A. D.“-Zeiten und einem Schuss Death Metal der Marke VADER oder BEHEMOTH funktioniert wirklich gut, auch wenn das Songmaterial des Quintetts noch keine Bäume ausreißt. Das hohe Brutalo-Niveau inklusive Brechern wie „Todos Vao Morrer“, „Falso Profeta“, „Ceifador“ oder der JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE-Cover-Version „Cozido Para Animais“ kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass DESALMADO bei allem Energie-Hüttenfeuer auch viel vorhersehbares Recycling und kompositorische Stangenware im Programm haben, was dieses Debüt am Ende zu einer zwar hörenswerten, aber noch nicht essentiellen Angelegenheit macht.
Karthago bemühen sich mal wieder als Metal-Archäologen. Auch wenn REAPER bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder Alben auf die Menschheit los ließen, so schafften sie es bis jetzt nicht in die Belle Etage des Heavy Metals. Und Karthago wären nicht Karthago, wenn sie sich nicht auf das kultigste Material konzentrieren würden. So gibt es die '86er EP zu bestaunen sowie Songs von den '85er und '88er Demos, sowie drei Songs von 1991. So weit, so erfreulich. REAPER glänzen mit rauhem und einfachem Teutonenstahl, welcher sofort Erinnerungen an TYRANT, STEELER, RENEGADE und alte STORMWITCH wach werden lässt. Die zwei Balladen lassen wir mal lieber außen vor, denn ein Heldentenor war Sänger Thomas Bennecke nun nicht gerade. Bei den härteren Tracks macht er mit seinem eigenwilligen Organ aber durchaus eine passable Figur. Über solche Musik wird sich immer wieder gerne lustig gemacht, da sie technisch eher einfach gehalten ist und man den Tracks doch auch anhört in welcher Zeit sie entstanden sind. Aber was gerne übersehen wird: Der klassische German Metal der zweiten oder gar dritten Reihe bestach seit jeher mit einem Gespür für eingängige Mitgröhlrefrains und vermochte eine Begeisterung und ein Herzblut zu vermitteln, was den meisten Bands der letzten 20 Jahre einfach abgeht. In die Liste dieser leider vergessenen Helden reihen sich auch REAPER ein. Als Fan von simplem und klassischem Metal, welcher auf charmante Weise nicht perfekt ist, muss man „Fairies Return“ in sein stählernes Herz schließen. Als einziger Kritikpunkt sei genannt, dass das Hauptriff vom Openingtrack „Killing Machine“ fatal an „Searover“ von LIONS BREED erinnert....aber da beide Stücke nahezu zeitgleich entstanden sein dürften im Zweifel für den Angenagten.
„Secret World Live“ ist beileibe keine neue Aufnahme. Fast 20 Jahre hat dieser Mitschnitt auf dem Buckel (genauer gesagt von November 1993 stammt das Material, aufgenommen im italienischen Modena), hat dabei aber kein bißchen seiner Faszination eingebüßt. Denn PETER GABRIEL stand schon immer für Gänsehautgesang, vertonte, meist ruhige Emotionen und eine exorbitante Show. Die damalige Tour zu seinem Erfolgsalbum „Us“ setzte dies in einer bis dahin kaum für möglich gehaltene Weise in Szene – und wurde auch auf Film gebannt. Ein Film welcher damals gar einen Grammy einfuhr. Für die Wiederveröffentlichung wurden die damaligen Aufnahmen in Bild und Ton neu restauriert bzw. remastert (für DVD bereits in 2003) und jetzt auch für Blue-Ray optimiert. Demzufolge gibt es einen optischen Augenschmaus (zwei Bühnen, aufwendige Inszenierung), dem der musikalische Hörgenuss in nichts nachsteht - nicht nur wegen Bassist Tony Levin (auch YES, KING CRIMSON, usw.), dem man durchaus als einen der Besten bezeichnen darf, auch Schlagzeuger Manu Katche und Co-Sängerin Paula Cole geben sich keine Blöße. Von „Come Talk To Me“ und „Steam“ über „Shaking The Tree“ und „Blood Of Eden“ bis zu den Klassikern „Solsbury Hill“ und „Sledgehammer“ (hier kommt Leben in die Bude) liefert PETER GABRIEL Kompositionen, deren audiovisuelle Umsetzung hier Maßstäbe setzte und zusammen mit der Choreographie und den songdienlichen Effekten eine elektrisierende Atmosphäre schuf. Ein intensives „Don’t Give Up“ rundet ein eindringliches, eher leises Konzerterlebniss ab. Kleine Anmerkung – die „seltsame Kostümierung“ der Bühnenprotagonisten aus 1993 ist mehr wie ein Augenzwinkern wert – so war das damals halt mit dem Geschmack.
Die Bonusfeatures umfassen u.a. ein „Making Of“ mit Interviews, „Steam“ als Slide-Show in einer Quiet-Version , einen Bonustrack aus Berlin („Red Rain“), sowie „The Rhythm Of The Heat” von der „New Blood: Live In London”-Show (2011) – PETER GABRIEL – immer noch stimmlich top, aber der optische Eindruck der Aufnahme zeigt die 20 Jahre dazwischen. Technische Daten: Bildformat: 16:9, Sound-Formate: DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1 (für Beides gilt „Wow“), Dolby Digital Stereo, Untertitel keine – wohl bekomms.