IMPIETY aus Singapur gehören wahrlich nicht zu den veröffentlichungsmüden Bands der schwarzen Szene und haben sich in den letzten Jahren auch immer wieder ein gutes Stück verändert. Aber bevor jetzt das große Unwort „Weiterentwicklung“ die Runde macht, kann ich alle potentiellen Anhänger der Band beruhigen: statt purem Black-Thrash (den es auch auf dem letzten, sehr geilen Werk nur eingeschränkt und früher auch nicht durchgehend gab) regiert auf „Ravage & Conquer“, dem inzwischen achten Langspieler von Shyaithan und Co., eine äußerst brutale, knackige Mischung aus verstärkt zelebriertem technischem Todesmetall und nur noch einem geringen Schuss Schwarzwurzel, was in Kombination aber einmal mehr vollends überzeugt. Was auf den ersten Blick wie ein Einschleimversuch bei der mittlerweile inflationären Frickel-Zappel-Gemeinde aussieht, entpuppt sich letztlich als erfolgreicher Gehversuch zu einem völlig eigenständigen Stil, dem die Jungs auch mit diesem Werk immer näher kommen. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen der zwar kraftvolle, aber etwas dröge Wummersound, der mit Underground-Geschrammel nix mehr zu tun hat, aber erstklassigen Stücken wie „Revelation Decimation“, dem Titelsong, dem überragenden „Legacy Of Savagery“ (Killer!) oder der coolen, völlig durch den IMPIETY-Wolf gedrehten Cover-Version des BATHORY-Hammers „Sacrifice“ zu ordentlicher Durchschlagskraft verhilft. War „Worshippers Of The Seventh Tyranny“ trotz seines ausladenden Konzepts noch etwas geradliniger, ist „Ravage & Conquer“ ein monströses, wildes Ungetüm voller (natürlich in gewissem Rahmen) gewalttätiger Überraschungen – aber ebenso ein Genre-übergreifendes Meisterwerk.
Beim Lesen von Bandinfos,- und Biografien festigt sich jedes Mal mein Glaube an Paralleluniversen. Maurizio „Angus“ Bidoli, der FINGERNAILS im Jahr 1981 in Rom gegründet hat, soll einer der wichtigsten italienischen Rock-Gitarristen aller Zeiten sein. Ok, wenn man sich an die italienischen Erzeugnisse im Zuge des „Power Metal“-Revivals vor gut zehn Jahren erinnert… aber egal. So sollen FINGERNAILS zu den bekanntesten Metalbands ihres Landes zählen, was mich aufgrund der „Qualitäten“ von „Alles Verboten“ reichlich wundert (oder auch nicht…). Bandname, Musik, Plattentitel und sogar Cover-Artwork befinden sich am oberen Ende der Fremdschämskala. Der traditionelle, stark 80er-beeinflusste, sehr rock´n´rollige Metal gibt absolut gar nichts her, was andere Bands nicht schon im Hunderterpack viel besser gemacht hätten. Die Gitarrenarbeit des Herrn Bidoli ist dabei echt noch hörbar, wenn auch aufgrund seines angeblichen, erwähnten Status´ rein gar nichts Besonderes. Schlimmer treibt es dafür Sänger Anthony Drago, dessen dünnes, piepsiges Stimmchen so viel Durchschlagskraft besitzt wie ein durchgesessenes Sofakissen. Und das Songwriting gibt ebenfalls nichts her; Peinlichkeiten wie „Frankenstein Food“, „Witchy Suicide Wild Cat“ (grausam!) oder „Rock´n´Roll Barbie“ (Hilfe!) sind schlichtweg akustischer Ausschuss, nicht mehr und nicht weniger. Die Band mag vielleicht eine bewegte Geschichte haben, hätte aber besser daran getan, es nach ihrem Split im Jahr 1990 gut oder auch nicht gut sein zu lassen. Übel.
Die OZZY OSBOURNE DVD „Speak Of The Devil“ wurde am 12. Juni 1982 im kalifornischen Irvine Meadows Amphitheatre aufgenommen und enthält einen schönen Querschnitt der ersten beiden Soloalben des Madman („Blizzard Of Ozz“ und „Diary Of A Madman“) sowie einigen BLACK SABBATH Klassikern. Der damalige Auftritt war ein Nachholtermin zur 82er-Touer, welche auf Grund des tragischen Todes des überragenden Gitarristen und Songwriters Randy Rhodes bei einem Flugzeugabsturz im Frühjahr 1982 unterbrochen werden musste. Die damalige Live-Besetzung bestand neben Sänger OZZY OSBOURNE noch aus Bassist Rudy Sarzo (QUIET RIOT), Schlagzeuger Tommy Aldridge (GARY MOORE, TED NUGENT, THIN LIZZY), Keyboarder Don Airey (DEEP PURPLE, RAINBOW, BLACK SABBATH) und Ersatzgitarristen Brad Gillis, welcher eine mehr als überzeugende Vorstellung bot. Der NIGHTRANGER-Gitarrist ist hier hörbar härter und lauter als bei seiner Stammcombo unterwegs und hatte einen fulminanten Gitarrensound am Start, der aber auf Grund der damaligen Originalaufnahmen nur zum Teil rüberkommt. Dazu OZZY live – ein Mann am Rande jener Exzesse, welche damals durchaus an der Regel waren - hier richtig gut in Form, nicht nur musikalisch, auch optisch eingefangen ein tolles Zeitzeugnis. Songmäßig gibt es mit den Openern „Over The Mountain“ und „Mr Crowley“ wenig zu bemängeln – wer mal wissen möchte, wo unsere allgeliebte Mucke her kommt gibt sich mal Einstieg in die Show – Rock’n’Roll at ist best. Danach Stoff, wie er typisch für Anfang der 80er war – und das war eine geile Zeit für Rock und Metal und ein Schlussviertel dass mit „Flying High Again“, „Iron Man“, „Children If The Grave“ und natürlich „Paranoid“ einfach nur genial war. Die „Speak Of The Devil“-DVD ist aber bitte nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Doppel-LP, welche ausschließlich BLACK SABBATH Songs enthält und Anfang der 80er Dauergast auf meinem Plattenspieler war.
Die DVD ist aber vor allem den OZZY-Fans zu empfehlen, da Sound und Qualität des Mitschnittes sich doch stark am 80er Video-Format orientiert. Das Bildformat ist dementsprechend 4:3, der Sound trotz DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital Stereo nicht mit heutigen Standards vergleichbar. Bonusmaterial gibt es nicht.
DEADKILL aus Seattle ist der neue Spielplatz mehrerer (ehemaliger) Mitglieder von HIMSA, THE DAVES, MEICES, WHISKEY TANGO und ABSOLUTE MONARCHS, die hier schmutzigen, harten, punkigen Rock´n´Roll im ungefähren Stil von GLUECIFER, BACKYARD BABIES oder HELLACOPTERS spielen. Diese selbst betitelte 7“-EP fährt vier Songs in etwas über neun Minuten auf und ist alles andere als progressiv ausgefallen; der flotte Midtempo-Opener „Oh God Help You“, das treibende „5150“, der fast schon MOTÖRHEAD-kompatible Banger „Outta My Head“ sowie der ähnlich geartete Rauswerfer „Rip Off“ sind zwar beileibe keine Genre-Meisterwerke, gehen aber für eine derartige Debüt-Angelegenheit in Ordnung. Stellenweise hat man das Gefühl, dass die Band noch nicht so recht weiß, wie sie ihre zweifellos vorhandene Energie in entsprechend mitreißendem Songwriting kanalisieren soll. Und der raue Schrei-Gesang von Bryan Krieger kommt auch noch reichlich banal und wenig charismatisch daher. Hörenswert, aber noch stark ausbaufähig.
Ja, ja die DONOTS - völlig zu Unrecht sind die Münsteraner bei so manchen Musikfans noch immer bei den seeligen „"What Ever Happend To The 80's"-Zeiten oder einfache Mitgrölhymne wie das Cover „We’re Not Gonna Take It“ stehen geblieben aber diese eher oberflächliche Babblegum-Fun-Punk Zeiten sind rein albumtechnisch schon längst vorbei. Denn auch dieses neue Werk "Wake The Dogs" strotzt nur so vor abwechslungsreicher Songwritingkunst
Die Band hat sich wirklich mit jedem Album etwas weiter entwickelt oder auch ihren Sound modifiziert ohne ihre Wurzeln gänzlich über Bord zu schmeißen. Auf diesem bereits neunten Output zeigen sich die DONOTS einmal mehr gereifter, stilistisch relativ risikofreudig und treten erneut den Beweis an, dass man durchaus differenzierter zu Werke gehen kann als „nur“ fette Bratgitarrensongs mit catchy Refrains abzuliefern. Pop-Punk war mal jetzt geht die Entwicklung irgednwie logisch weiter die beiden Vorgänger “Coma Chameleon” (2008) und “The Long Way Home” (2010) waren schon stilistisch immer mit neuen Überraschungen versehen so auch diesmal. Denn nie klangen die DONOTS so britisch wie hier, sowohl gesanglich (was die Aussprache betrifft, hier meint man eine englische band zu hören) als auch musikalisch hier wandelt man deutlich hörbar quasi auf den Spuren von THE CLASH, IGGY POP oder auch JOE STRUMMER - und das Ergebnis hört sich verdammt gut an, weil die Musik unterhaltsam aber nicht zu platt rüber kommt. Einfach klasse Musik für diesen Sommer aber trotzdem nicht zu oberflächlich, Spaß mit Tiefe und dafür wurden insgesamt 14 Tracks auf die Scheibe gepackt ohne jeden Füller.
Die rote Coverfarbe paßt zwar schon bestens, ansonsten ist der angedeutet Hund na ja künstlerisch eher besch… - egal gleich der zunächst etwas verhaltene Opener "Wake The Dogs" läßt dass eher dröge Artwork schnell vergessen, macht einfach nur gute Laune, und weckt, Absicht oder nicht, herrliche Erinnerungen an den Klassiker „The Passenger“ von IGGY POP. Bei „Into The Grey“ geben die Herren richtig Gas so ne Art Folk-Seefahrelied-Punk mit einer sehr catchy Hook. Auch die erste Single "Come Away With Me" zwar etwas langsamer, mit viel Pathos recht popig mit Streichern usw. is aber ne schöne Hymne, wenn auch nicht repräsentativ für das Album. Einer der besten Songs ist ganz klar „You're So Yesterday" irgendwie ganz anderst, relativ reduziert, kein Breitbandgeschrammel, zwar fröhlich im Grundton aber auch so ne so ne Art POLICE-Light im Stil, klasse Rhythmik. Die typischen, etwas einfacheren Mitgröhler wie "Born A Wolf“ (THE CLASH lassen grüßen) gibt es auch noch aber zu früher eher etwas rarer eingesetzt. Auch "I Don't Wanna Wake Up" gehört zu den Highlights schöner-luftiger Gitarrenrock mit viel Sommerfeeling und Refraingarantie. "Chasing the Sky" ist so ne weitere Kracherhymne für die Livebühne, sehr energiegeladen mit fetter, sehr dichter Gitarrenarbeit. Das treibende "Manifesto" überzeugt mit weitläufigem Klangbild und klasse singender Gitarre ehe dann das mit wunderbarer Mitsingzeile sowie leicht schaukelnder Seemansaura daherkommende „So Long" mit Gastsänger Frank Turner, diese gutklassige Scheibe beendet. Dieser melancholisch-mitreißende Track muß einfach zukünftig die Livegigs der DONOTS beenden, kein Zweifel.
Die Zeiten schnöden Einfachpunks sind bei den DONOTS endgültig vorbei und dass ist auch gut so.
Hell Yeah! Wer sagt, dass hohe Quantität immer auf Kosten der Qualität gehen muss? HERMAN FRANK haute in schneller Folge ein Soloalbum, zwei ACCEPT Knaller und die coole POISON SUN Scheibe auf den Markt. Mit „Right InThe Guts“ ist nun das zweite Soloalbum am Start, macht also schlappe 5 Alben in drei Jahren. Respekt! Im Gegensatz zum letzten Soloalbum „Loyal To Noone“ hat HERMAN FRANK auch noch mal ein paar Brickets nachgelegt. So gibt es 13mal auf die Mütze, keine Balladen. Trotzdem ist das Material so abwechslungsreich, dass die knappe Stunde wie im Flug vergeht und man sofort nach der Repeat-Taste fingert. Egal ob Stampfer wie das mächtige Titelstück oder Speedkracher wie „Ivory Gates“ bzw. „Waiting“. „Right In The Guts“ besticht durch virtuose Gitarrenarbeit und Hooklines, welche sich sofort in deinen Hirnwindungen festsaugen. Hier wird echter Stahl in Formvollendung geschmiedet. Größte Überraschung dabei ist aber Neu-Shouter Rick Altzi: hat er mich bei AT VANCE oder auch SANDALINAS nur bedingt überzeugt, so singt er sich hier den sprichwörtlichen Arsch ab. Das ist ganz großes Kino. Ich weiß nicht was passiert ist, aber Herr Altzi hat sich zu einem richtigen Powerhouse-Sänger gemausert, welcher sich nicht hinter Kalibern wie Soto oder Gioeli zu verstecken braucht. Mit „Right In The Guts“ beweist Herman Frank eindrucksvoll, dass er auch ohne die Herren Hofmann und Baltes zu musikalischen Höchstleistungen fähig ist. Zum Beweis höre man „Kings's Call“....wäre dieser auf einer Mid-80er ACCEPT-Scheiblette veröffentlicht worden, dann wäre es heute einer der ganz großen Klassiker. HERMAN FRANK = Heavy Metal at it's very best!
Die Multinationale Truppe THE OUTSIDE versucht nach dem Ableben von NEVERMORE eben diese Lücke zu füllen. Das machen aber Truppen wie COMMUNIC oder SHATTER MESSIAH um Längen besser. Handwerklich haben es THE OUTSIDE durchaus drauf und ein melancholischer Refrain wie im Opener „Empire“ macht auch Lust auf mehr, allerdings bleibt die ganze Chose danach zu gleichförmig und lässt weitere Höhepunkte schmerzlich missen. Größter Schwachpunkt in meinen Ohren ist der Gesang, welcher zu oft die guten Melodien vernachlässigt. Dass es Roland Marx prinzipiell drauf hätte Melodien zu singen, welche auch im Ohr hängen bleiben, beweist er immer wieder. Viel zu oft gleitet seine Performance jedoch in gesichtsloses Gebrülle ab. Schade eigentlich. „The Outside“ ist keine schlechte Scheibe, aber noch ist es viel zu wenig um wirklich was zu reißen. Ein paar NEVERMORE Die Hards mag „The Outside“ ein wenig über den Verlust ihrer Faveband hinwegtrösten, den Rest wird THE OUTSIDE eher kalt lassen.
„Cognitive“ ist eines dieser Werke, welches im „Noch-Anzuhören-Stapel“ immer wieder nach unten gerutscht ist. Umso überraschter war ich, als ich mich endlich mit dem Album auseinandersetzte. Die neue Spielwiese von Ex-OPETH und Ex-AMON AMARTH Drummer Martin Lopez und Bassgott Steve DiGiorgio klingt nämlich richtig spannend. Zerbrechliche, verspielte Schlagzeugfiguren treffen auf modernes Riffing und DiGiorgios grandioses Bassspiel. SOEN vermögen es, eine ähnliche herbstliche Atmosphäre zu kreieren, wie zum Beispiel LAKE OF TEARS, wenngleich mit gänzlich anderen musikalischen Mitteln. Auch schimmert manchmal die „Angel Rat“ Phase von VOIVOD durch, gerade bei den Gesangsharmonien. Sänger Joel Ekelöf erschafft auf „Cognitve“ mit seinem melancholischen und monotonen Gesang ein Gefühl der puren Traurigkeit, welches in seiner Konsequenz nahezu einzigartig ist. SOEN sind nicht depressiv, sie sind einfach nur traurig. Und man leidet gerne mit. Wie auch die transportierten Gefühle, ist auch der Sound leise und zurückhaltend und passt deshalb so perfekt zu „Cognitive“. SOEN bieten den perfekten Sountrack für die leisen und introvertierten Momente im Leben. Diese Platte wird mich durch den nächsten Herbst begleiten.