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Vertikal

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CULT OF LUNA haben sich für das Songwriting und die Aufnahmen zu „Vertikal“ viel Zeit genommen, immerhin erschien der Vorgänger „Eternal Kingdom“ bereits 2008. Scheinbar haben die Schweden viel Zeit für das Brainstorming gebraucht und sich letztendlich von Fritz Langs Werk „Metropolis“ inspirieren lassen. „Vertikal“ ist entsprechend etwas Soundtrack-lastiger ausgefallen, als es der geneigte Hörer bei den Schweden erwartet, auch wenn „I: The Weapon“ als einleitender Song nach dem „Disharmonia“-Intro das nicht vermuten lässt – hier gehen CULT OF LUNA gewohnt brachial-kraftvoll vor, der Song hätte so auch auf den anderen Werken zu finden sein können. Erst im weiteren Verlauf von „Vertikal“ wird die Änderung im Band-Sound deutlich, die Songs verschmelzen mehr ineinander und sind mit viel längeren ruhigeren Passagen ausgestattet. Deutlich wird auch die verstärkte Betonung der Synthies, die immer wieder die Songs tragen, während die drei Gitarren stellenweise unterfordert zu sein scheinen (gleiches gilt für die Percussions). Hier ist es CULT OF LUNA nicht immer gelungen, den acht Musikern, die ihr Ensemble ausmachen, so gerecht zu werden, wie sie es bisher geschafft haben. Allerdings ist das Klagen auf hohem Niveau, denn auch anno 2013 sind die Schweden immer noch großartige Songschreiber, die facettenreiche Werke kreieren – es muss beim Hören von „Vertikal“ nur mit Erwartungen gebrochen und sich auf einen anderen Fokus im Sound eingestellt werden, dann passt das. „Vertikal“ ist auf den ersten Blick leicht zugänglich, ist dann aber doch komplexer als erwartet und fesselt so den Hörer lange. CULT OF LUNA haben ein starkes Album abgeliefert, das ihren Fans zwar Einiges abverlangt, sich aber auf hohem Niveau bewegt.

Vertikal


Cover - Vertikal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 68:27 ()
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Raise Your Fist

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Neues aus dem Hause PESCH gibt’s mal wieder zu vermelden - "Raise Your Fist" nennt sich, typisch plakativ wie immer, die aktuelle Scheibe unserer Metal-Queen. DORO zeigt dabei auch satte 23 Jahre nach ihrem Solodebüt „Force Majeure“, was ne Harke ist und dass sie es noch immer voll drauf hat.

Grundsätzlich ist hier zunächstmal für alle Traditionalisten in Sachen Heavy Metal Pflichthören angesagt. Diese Stehauffrau muß man einfach bewundern, denn die kleine zierliche Lady mit dem tierisch starken Organ beweißt immer wieder mit gelungenen Alben, warum sie nachwievor zum festen Inventar der Szene gehört. Sie hat es nicht nötig, wie so viele andere Acts aus den glorreichen 80ern, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen und von alten Knallersongs zu leben, nein sie bringt immer wieder regelmäßig neues Material auf den Markt, dass auch qualitätsmäßig stets im oberen Bereich angesiedelt ist, so auch bei diesem 12. Studioalbum.

Die ehemaligen WARLOCK-Frontröhre hat für meinen Geschmack tatsächlich mit das beste Werk ihrer Kariere hingelegt. War schon das 2006er Album „Warrior Soul“ ein Kracher, so kann dieser Silberling tatsächlich noch einen draufsetzen, denn unter den 13 Tracks ist kein Ausfall und auch annährend kein Füller. Und nein, DORO-Scheiben hören sich eben nicht alle gleich an, wenn man mal davon absieht, dass es natürlich durch und durch nach DORO klingt. Es gibt diesmal keine soundlichen Experimente aber die die Düsseldorferin kann doch mit relativ viel (für ihre Verhältnisse) abwechslungsreichen und auch erfrischend vielseitigen Songs aufwarten. Bereits das hymnische Titelstück „Raise Your Fist In The Air“ ist natürlich für das Liveset prädestiniert, auch das etwas aggressivere „Rock `Till Death“ ist genauso eine Hammer-Metalhymne. Als Midtmepokracher kann "Coldhearted Lover" überzeugen, könnte auch aus den Anfangstagen ihrer Karriere stammen. Bei „Take No Prisoners“ wird ordentlich Gas gegeben - eben klasse, straighter Metal. Den ersten Gastauftritt liefert OZZY-Gitarrist Gus G. auf „Grab The Bullet“ ab, sehr gelungen gibt er den Saitenhexer ohne zu sehr auf Egotripp zu machen. Die obligatorische Gänsehautballade „Engel“ gibt es auch wieder, klar typischer DORO-Kitsch in der Tradition von „Für Immer“ aber doch nicht zu platt, ihr nimmt man das halt ab. Dann nochmal ne deutschsprachige Nummer hinterher „Freiheit“, etwas experimentierfreudiger mit coolem Drumloop und klasse Gitarrenarbeit, stark. Später gibt’s auch noch ne amtliche Classic Rock Hymne „Hero“, eine Hommage an ihren viel zu früh gestorbenen Freund RONNIE JAMES DIO, ein Song der sich langsam aufbauend zu einem furiosen Finale hin steigert. Auf dem halbballadesk, leicht bluesigen angelegten „It Still Hurts“ zeigt Mister MOTÖRHEAD Lemmy Kilmister - ja er kann doch tatsächlich richtig (gut) singen. Der instrumentellen Hintermannschaft von DORO muß an dieser Stelle mal ein großes Lob ausgesprochen werden, diese Jungs sorgen für einen amtlich fetten Metalsound (siehe den Doubelbasskracher „Revenge“ und „Victory“ ) und sind somit mehr als „nur“ die Begleitband für eine tolle Metalröhre.

Wie gesagt, bei 13 Nummern gibt es zwar vermeintlich ne Ballade zuviel aber die Fans wird es nicht stören, das gehört halt zu Doro dazu und so singt sich erneut in die Herzen ihrer breiten Anhängerschaft, das 30-jährige Bühnenjubiläum kann kommen!

Nur eines brauche ich bitte zukünftig nicht mehr (und DORO eigentlich auch nicht) diese kitschig gemalten Cover mit der auf jung getrimmten Sängerin, einfach mal was originelleres einfallen lassen – das ist aber ein zu vernachlässigender rein optischer Kritikpunkt.
Das Album selbst ist ein absoluter Tipp und kommt qualitätsmäßig an das sicherlich stärkste Werke ihrer Karriere zusammen mit WARLOCK „Triumph and Agony“ (1987) nicht nur heran, sondern steht auf absoluter Augenhöhe.

Raise Your Fist


Cover - Raise Your Fist Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 52:3 ()
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Band:

Selig

KEINE BIO! www
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Between Darkness And Light

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Schön, dass es zuletzt auch wieder verstärkt junge Kapellen gibt, die mal nicht einen auf die derzeit immer noch angesagte Metal- oder sonstige Gedöns-Hardcore Dicke-Hose-Schiene machen, sondern eher traditionell geprägten Metal spielen. Dazu gehört auch diese hoffnungsvolle Formation Namens NIGHTTRAIN, einer Nachwuchscombo aus dem Schwabenländle. Keine Angst, die können auch English und auch handwerklich schon recht überzeugende Mucke machen, soundlich zuweilen etwas rumpelig aber irgendwo ganz grob zwischen IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, GRAVE DIGGER und alten BLIND GUARDIAN einzuordnen. Diese bereits zweite selbstproduzierte Scheibe dieses Fünfers ist erneut über sämtliche Tracks recht unterhaltsam geworden. Neben der bereits recht professionellen Aufmachung mit schönem Cover und Booklet bietet "Between Darkness And Light" knapp 50 Minuten ordentlichen Metal, bereits recht abwechslungsreich gehalten, nicht nach Schema-F komponiert, vor allem die Gitarrenarbeit von Tobias Rube und Dominik Dauter gefällt mir sehr gut, auch auf Eingängigkeit wurde großen Wert gelegt, die Melodien sind stehts im Mittelpunkt, hier gibt’s kein seelenloses Geschrubbe sondern ordentlich Riffs mit Esprit und schön viel Drive. Hier kommt eigentlich nie Langeweile auf, der Gesang von Kevin Wagner ist relativ rauh, manchmal ist es mir die Stimme noch etwas zu gepresst (a la Hansi Kürsch), er kann aber durchaus auch etwas „cleaner“ alles in allem paßt das schon ganz gut, aber da ist noch Potential nach oben drinnen.

Schon der gelungene Opener, das instrumentale Intro „The Grace“, ruhig schön mit der akustischen vorgetragen, hat was von METALLICA. Dann wird ordentlich eingeheizt wie beim Titeltrack "Between Darkness And Light", oder "Back In Time" mit coolem, melancholischen Start, dann volle Power , "Pirates Flair" mit schöne Seefahrerintro und typischen Mitgrölbackings – alle Tracks überzeugen mit gelungenen Songaufbauten, immer mal wieder wechselnde Rhythmik und auch schönen Gitarrensolos. Auch ne klasse Power-Ballade gibt’s mit „Angel“ zu hören, endlich mal nicht so zuckrig süßes Zeug, dass uns normalerweise von Hardrockkapellen serviert wird, dass hier hat Niveau, klingt wunderbar melancholisch nicht beliebig.

Auch sehr gelungen „Wane Of The Moon“ mit vielen MAIDEN-Dejavus und schönen Galopprhythmus. Beim Rausschmeißer "In The Name Of Metal" (ist beileibe nicht so platt wieder Titel klingt) wird nochmal ordentlich abgegrowlt und mit viel Doublebassparts ordentlich Tempo gemacht. Etwas aus dem stilistischen Rahmen fällt dann „Thommy Gun (Part 1)“, etwas weniger auf Tempo gedrillt dafür, cooler Songverlauf mit schönen Chorgesängen. Der Hiddentrack ist dann wieder akustisch gehalten, sehr hymnisch-balladesk aber kein Schmachtfetzen sondern so ne Art unplugged Metalnummer im Midtempo gehalten mit unheimlich viel Ausdruck und Tiefe.

Tja Jungs, ansonsten lehne ich mich jetzt mal etwas an euer gelungenes STARWARS-Gedenkcover an, möge der Metal weiter so inspirativ mit euch sein. Bitte so weiter machen und lasst euren nächsten Zug bald wieder einfahren.

Between Darkness And Light


Cover - Between Darkness And Light Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 50:32 ()
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Youngblood

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Meine absolutes Album des Jahres 2012? In Wahrheit war das "Audrey Horne", das selbstbetitelte dritte Album der Norweger aus dem Jahr 2010. Und die Tatsache, dass ich das zwei Jahre zu spät erst für mich entdeckt hat, gab mir einen Grund, mir ein großes Stück aus meinem Allerwertesten zu beißen. Die Nervosität kann also nicht größer sein - und die Band aus Bergen enttäuscht meine Erwartungen nicht! "Youngblood" ist der spielfreudige Wahnsinn! Damit es euch nicht genauso geht wie mir, nachdem ich das Vorgänger-Album viel zu spät entdeckt habe, gebe ich euch hier die Argumente, warum dieses Album jedem von 8 bis 80 gefallen kann - und es trotzdem keine Gefangenen macht: "Youngblood" ist ein Classic Rock-Album, wie es im Poesie-Album von Deep Purple oder Thin Lizzy stehen könnte - stellt euch Deep Purple ohne das Ego von Ritchie Blackmore vor, aber mit seiner Genialität mal zwei: An den ungestümen Riffgewittern und Melodieschnörkelbögen von Ice Dale und Thomas Tofthagen werden sich kommende Generationen an talentierten Gitarristen die Finger verknoten. Trotzdem, bei all dem möglichen und Unmöglichen, dass die Saitenfraktion da veranstaltet: Es geht immer um den Song. Und der ist grandios. Jeder einzelne! Denn sie eignen sich genauso gut zum Abfeiern und Saufen wie zum Kater danach (oder jedem anderen beliebigen melancholischen Moment im Leben), denn wenn man mal nicht laut mitgröhlt, kann man sich Toschies Texte durchlesen, ohne sich schämen zu müssen. Selbst das ewige Männlein-Weiblein-Thema erzählt er meist mit einem Twist, ansonsten handeln viele seiner Texte von dem alltäglichen Moment, an dem man das große Blatt auf der Hand gehabt hätte - und es alles bis aufs letzte verspielt ("Cards With The Devil"). Verpasste Chancen, falsche Entscheidungen - bei AUDREY HORNE werden auch sie noch zu großen Songs. Das hier ist das Album des Jahres 2013! Da häng ich mich jetzt schon so weit aus dem Fenster - und ich glaube nicht, dass ich mich an irgendwas auf "Youngblood" überhöre in den nächsten 12 Monaten!

Youngblood


Cover - Youngblood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:14 ()
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Strong Wild & Free

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Die folgende Band stammt aus Italien, hat bereits mit ihrem Debut „Rise“ auf sich aufmerksam gemacht und haben auch so eine richtig schöne Klischee-Geschichte: In den 80gern brachte sich der Kopf der Band, Fabri Kiarelli, das Gitarrespielen selber anhand von Eddie Van Halen und Randy Rhoads bei, spielte mit dem aktuellen Bassisten Angelo in einer Band die bereits vor 40 Jahren mit Richie Blackmore in die Saiten gehauen hat (THE TRIP) und im neuen Jahrtausend gelang dann der Durchbruch mit seiner aktuellen Band – ein Traum wie er auf einer Kutte gestickt werden könnte. Diese Jungs nennen sich übrigens F.E.A.S.T bestechen sicherlich weder durch ihren Namen, noch durch den Albumtitel; irgendwie, keine Ahnung warum genau, sorgt das bei mir für Assoziationen in Richtung „aus dem Eisfach geholte 80er Jahre Hard Rocker“ – mag auch am Cover liegen. Aber man soll sich ja nicht von oberflächlichen Eindrücken blenden lassen: „Strong, Wild and Free“ ist nämlich trotzdem eine ganz interessante Scheibe – warum, dazu nun mehr.

Zuerst einmal fängt das Album ziemlich fett an und haut mit dem Titelsong sowie „Pleasure And Pain“ zwei Nummern raus, die sich anstandslos in eine Reihe mit AEROSMITH oder WHITESNAKE einreihen können und einfach direkt zwei richtig gute Hard Rock Nummern (die auch direkt im Ohr bleiben!) präsentiert. Danach fängt die Scheibe mit etwas ruhigerem an was - rein instrumental gesehen - an etwas älteres OZZY OSBOURNE erinnert: „Heart and Soul“ fischt bereits in seichteren Gewässern, „Hard Rockin‘ Man“ geht dann wiederin Richtung AC/DC und „It’s Not The Same“ oder „A Million Years“ dümpeln dann wieder zurück zur kleineren Endstufenstellung, kurz: Nach einigen ordentlich verzerrten Rock-Titeln die dem Albumcover alle Ehre machen wird für meinen Geschmack etwas arg viel balladenartig rumgeklimpert und der ansonsten so kernige Hard Rock ziemlich mit Weichspülern penetriert – musikalisch und kompositorisch zwar zweifelsohne sehr gut, für meinen Nerv aber irgendwie an den Erwartungen vorbei. Zwar gibt es auch nach dem Anfang noch so einige Perlen („Tell Me You’re Ready“), für mich liegt der Höhepunkt der Scheibe aber definitiv bereits bei den ersten Titeln.

Trotzdem: Wenn man sich drauf einstellt, dass ein Albumcover mit 12 4x12“-Lautsprechern in einer dicken Verstärkerwand auch etwas oft mit einem dieser Schätzchen auskommen würde, dann macht „Strong, Wild and Free“ eine gute Figur und wird sicherlich einige Freude im Hard Rock Bereich finden.

Strong Wild & Free


Cover - Strong Wild & Free Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 64:11 ()
Label:
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Band:

F.E.A.S.T

KEINE BIO!
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Scream Your Name

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Dank Cataract ist die Schweiz ja kein komplett weißer Fleck auf der Hardcore-Landkarte. Die Jungs von SCREAM YOUR NAME können auch Oldschool-Bollo-mäßig loslegen, das beweisen sie auf den ersten ersten 24 Sekunden von "24/7" - und dann kommen die ersten überdrehten Melodien, parallel auf den Gitarren heruntergeschrotet und mit einem plakativen Neunziger-Jahre-Quietschkeyboard-Sound unterlegt. SCREAM YOUR NAME haben einen tiefen Shouter, der die erste Reihe im Pit mit Sicherheit zum Mitgröhlen bringt. Ja, da schießt das Testosteron ein, die Muskeln werden aufgepumpt, das Kreuz wird breit und wenn sich die Fitnessstudio-Fraktion gerade auf die aufgepumpte Brust hauen will, fängt einer der beiden hohen Background-Sänger an - und quietscht in den höchsten Tönen. Das hört sich nach Spaßbremse an, ist aber genau das Gegenteil: Wer die Regeln brechen will, muss sie kennen, und SCREAM YOUR NAME kennen und können ihren Hard- und Metalcore bis in den präzisesten Breakdown - AS I Lay Dying, Hatebreed oder Caliban lassen grüßen. Und sie brechen die Regeln, so spielerisch und witzig wie außer ihnen höchstens noch Callejon oder One Morning Left. Auf "Waste Myself" wird auf Tribal-Drums gerappt, Melodien und überraschende Zitate gibt es allerorten. Im Herzen ist es bester Metalcore - und durch die Grenzüberschreitungen wird das mit jedem Song um so klarer. Schade - ausgerechnet das zuerst als Teaser und Single ausgekoppelte "The Cinderella Story" ist eine Klischee-Ballade - fast jeder andere Song ist besser: Das Album "Scream Your Name" ist so gut und frisch wie die erste Raunchy - hoffen wir, dass die Schweizer eher ihre Zielgruppe finden!

Scream Your Name


Cover - Scream Your Name Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 51:46 ()
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True North

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Lange habe ich mich nicht mehr mit Freunden so sehr über ein Album gestritten! Dabei ist das 16. Studioalbum der Punk-Großväter von BAD RELIGION gar kein "Love it or Hate it"-Album: Beim ersten Durchhören ist es eher langweilig und wenig überraschend. "Ein schneller Song, ein langsamer Song - fertig ist jedes Album seit 1986", sagt der beste Mann von allen aus dem Nebenzimmer. Aber das stimmt so schon mal gar nicht mehr: Die schnellen Songs sind gar nicht so schnell, die Balladen sogar eher abwechslungsreich. Nein, bei den ersten Hörversuchen langweilt es mit Perfektion: Die Harmoniegesänge sitzen bis auf's letzte "a-ha-ha", die drei Gitarren spielen selbst das Picking absolut synchron. Über diese Aussagen gibt es Streit Nummer eins, zwei und drei: zum einen sind die schnellen Songs natürlich schnell, "My Head Is Full Of Ghosts" legt die Latte für die Generation 50plus hoch! Zum zweiten ist es kein digital perfektioniertes Album, "True North" wurde auf sauteurem analogen Studioequipment eingespielt - gut, dass es noch Oldschool-Produzenten wie Joe Barresi gibt! Co-produziert wurde von Sänger Greg Graffin und Brett Gurewitz, die sich auch das Songwriting geteilt haben. Es überwiegen Songs in pessimistischem Moll, bei denen erst die intellektuelle Pointe fürs erlösende Lächeln sorgt. Und wenn man sich auf die Texte einläßt, ist einem längt nicht mehr langweilig: Im Titelsong "True North" diskutiert Greg Graffin, wie man den moralischen Kompass richtig justiert - also, ob es auch in moralischen Fragen den Unterschied zwischen vier möglichen Nordpolen gibt. Das Album erzählt von stark polarisierten Vereinigten Staaten von Amerika: in denen die Wirtschaftskrise von 2009 so starke Zerrissenheit hinterlassen hat, dass Leute mit einem Job diesen mit Klauen und Zähnen verteidigen - selbst wenn er sie und andere kaputt macht; in denen der Präsidentenwahlkampf einen tiefen Graben zwischen religiöse Wissenschaftsverweigerer und liberale Großstadtmenschen gerissen hat. Fazit: "True North" hat keinen Hit wie "21st Century Digital Boy" drauf, aber eine handvoll sehr, sehr guter Songs. Vor allem ist es ein wichtiges politisches Album für dieses Jahr - und in den USA, Spanien, Portugal, Griechenland und Italien Soundtrack zur Zeitgeschichte (besonders: "Crisis Time"). Anspieltipps: den Titelsong, das harmonische "Past Is Dead", den fröhlichen Surfpunk von "Dharma and The Bomb", das dunkle "Hello Cruel World" - und den besten Song des Albums, das vorab ausgekoppelte "Fuck You".

True North


Cover - True North Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 35:9 ()
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Critical Meat (Re-Release)

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Das an sich bereits 2007 erstveröffentlichte Album „Critical Meat” von YOU SLUT! bietet 8 kurze Songs lang eine hörenswerte Mischung aus Progressive, Indie-Rock, Hard- und Postcore sowie instrumentalen Experimenten - Post Rock und Math Core halt. Dabei verstehen es die Briten trotz fast schon free-jazzigen Arrangements und einer hörbaren Vorliebe für Breaks und Disonanzen die Songs immer noch einigermaßen nachvollziehbar zu gestalten und so dem Hörer einen dünnen roten Faden in die Hand (oder besser ins Ohr) zu geben. Der Opener „Cut & Shut By You Slut!“ haut da mal gleich voller Energie und Tempo rein – und dürfte noch als das eingängigste Stück von „Critical Meat“ zu bezeichnen sein. Ausschließlich instrumental, mathematisch aufbereitet, recht deftig, massiv abwechslungsreich bis schräg – und trotzdem passt es. „Roofio Shoots, Roofio Scores“ und „Mybloodyjesusexploreronfire“ seien da mal genannt. Das ist nun so was von gar nichts für nebenbei; aber was 2007 eher ein Randthema war, hat heute schon eine breitere Hörerschaft und so macht das Re-Release von „Critical Meat“ nach nur paar Jahren fast schon wieder Sinn. Freunde komplexer Kost dürfen sich bei YOU SLUT! also durchaus mal reinknien.

Critical Meat (Re-Release)


Cover - Critical Meat (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 24:16 ()
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