STRIFE haben sich in die Reihe der Reunion-Bands gestellt, „Witness A Rebirth“ markiert somit die STRIFE-Wiederauferstehung. Viele Reunions lassen sich ja als ganz nette Sache abtun, die aber nicht wirklich überzeugen und entweder nach scnheller Mark oder Sentimentalität riechen. Bei „Witness A Rebirth“ ist das irgendwie ähnlich, vollkommen überzeugen können STRIFE mit der Platte nicht. An prominenter Hilfe mangelt es dabei nicht, hinter den Drums hat Igor Calavera (ex-SEPULTURA) Platz genommen, an den Reglern saß Nick Jet (TERROR) und mit Gästen von TERROR, BIOHAZARD und SOULFLY gibt’s eine Menge weiteren Namedroppings. Die Songs sind immerhin gewohnter STRIFE-Kram, also direkt in’s Ohr gehender Hardcore, dessen Refrains nach einmaligem Hören mitgesungen werden kann, der zu Stagedives einlädt und immer flott nach vorne geht. Gut gemacht, aber anno 2012/ 2013 nicht übermäßig spektakulär – anders als zu ihren Glanzzeiten setzen STRIFE mit diesem Album kein dickes Ausrufezeichen, sondern reihen sich nicht nur in die Schar der Reuninon-Bands ein, sondern auch in der Schar guter Hardcore-Bands. Ob die Welt auf diese Reunion gewartet hat? Eher nicht, aber immerhin macht „Witness A Rebirth“ Laune.
ANTI-FLAG gratulieren Amnesty International auf ihre Art zum 50. Geburtstag: gemeinsam mit DONOTS, dem BILLY TALENT-Gitarristen Ian und BEATSTEAKS-Bernd haben die Amis den Song „Toast To Freedom“ aufgenommen, der bei allen Download-Shops zu kriegen ist. Die Nummer ist ein klassisch-knackiger ANTI-FLAG-Song, der dank der Mitwirkung der anderen Musiker an Charme gewinnt (beim Background-Chor beispielsweise) und gleichzeitig schön in’s Ohr geht. Wer seiner Playlist was Gutes tun und gleichzeitig eine gute Sache unterstützen will, sollte die 99 Cent lockermachen.
Die 2011er EP “Lucem Ferre” war ein ordentlicher Ausblick auf das, was von den schwedischen Dunkelrockern noch kommen könnte. Den Feinschliff, der dieser Veröffentlichung noch gefehlt hatte, hat man erwartungsgemäß auf dem Debütalbum nachgeholt, denn „Angels´ Necropolis“ ist ein durch und durch überzeugendes Werk geworden, das vor Allem von seinen einerseits komplex-langlebigen, andererseits sehr eingängigen und melodischen Songs lebt. Dass YEAR OF THE GOAT inzwischen mit Don Palmroos einen neuen Vollzeitgitarristen an Bord haben (Jonas Mattson verließ die Band aufgrund interner Zwistigkeiten) und Mikael Popovic als Mellotronspieler und Background-Sänger gewinnen konnten, hört man dem Sound des Albums nicht negativ an – ganz im Gegenteil! Die im gemeinsamen Fahrwasser von Occult Rock und 70´s-Klängen gleitenden Hymnen gehen deutlich stärker unter die Haut als noch auf der EP und überzeugen ohne Ausfälle. Als totale Highlights entpuppen sich der über zehnminütige Titelsong, die flotte Gänsehautnummer „Circle Of Serpents“, das herrlich progressive „Voice Of A Dragon“, das gefühlvolle „I´ll Die For You“ und das abschließende Opus „Thin Line Of Broken Hopes“ (göttliches Bombast-Finale!). „Angels´ Necropolis“ ist ein weiteres Meisterwerk grundehrlicher, von unnötiger Effekthascherei verschonter Musik, das theoretisch auch vor 20, 30 oder 40 Jahren in ähnlicher Form hätte aufgenommen werden können und dessen Wirkung dabei die gleiche gewesen wäre. Zeitlos geil!
OFF THE HOOK haben in ihren bisherigen fünf Jahren Bandgeschichte EPs veröffentlicht, „The Walk“ ist jetzt ihr Debütalbum. In einer guten halben Stunde hauen die Berliner 13 wütende Hardcore-Tracks raus, die sich stark von Bridge9-Bands Marke EXPIRE beeinflusst zeigen und immer wieder mit gutem Groove und Eingängigkeit punkten können („Hour Glass“). Die Gitarrenarbeit kann sich hören lassen, auch wenn das Wiederholen der sich langsam ausklingenden Gitarren auf Dauer nicht immer zündet. Dafür sind die an sich simplen Riffs rundum gelungen, da sie gemeinsam mit der Betonung auf Groove und einer aktiven Rhythmusfraktion dafür sorgen, dass „The Walk“ vor Energie sprüht. In den 13 Songs finden sich zwar auch einige Füller, wie dem Titelsong, aber alles in Allem kann das Debütalbum der Berliner überzeugen. OFF THE HOOK wissen was sie wollen und liefern eine knackige, straighte Hardcore-Platte ab.
Gerade kürzlich sagte jemand zu mir: „Mit VOIVOD ist das wie mit BAD RELIGION: Die besten Alben haben die schon hinter sich.“ Widersprechen kann man dem nicht. Auch wenn BAD RELIGION mit ihrem neuen Album ordentlich abgeliefert haben, wird es wohl nie wieder ein „Suffer“ oder „No Control“ geben, und VOIVOD werden sicher nie wieder ihre Meisterwerke „Dimension Hatröss“, „Nothingface“ und „Angel Rat“ erreichen oder eine derartige musikalische Entwicklung, nämlich vom progressiven Thrash Metal bis zu einer Art Indie-Prog-Rock, vollziehen. Trotzdem waren die Erwartungen an „Target Earth“ hoch, denn die Band hatte in Interviews angekündigt, wieder an ihre klassischen Alben anzuknüpfen, wozu auch gut passt, dass Bassist Blacky erstmals seit „Angel Rat“ wieder auf einem VOIVOD-Album zu hören ist, und auβerdem gab es auch schon begeisterte Vorabkritiken. Vielleicht waren meine Erwartungen in der Folge einfach zu hoch, aber „Target Earth“ erreicht sie nicht einmal ansatzweise. Die Band ist hier extrem bemüht, an alle Phasen ihrer musikalischen Laufbahn anzuknüpfen, wirkt dabei aber schwerfällig und ideenlos. Die Gitarren klingen seltsam indirekt, die Drums flach, beidem zusammen fehlen Kick und Energie. Und die Stimme von Snake… tja… hat die Zeit nicht gut überstanden. Von echten Gesangslinien nicht die Spur, vielmehr grölt er sich heiser was zusammen. Immerhin: Wieder einmal Blackys oberdreckig röhrenden Bass auf einer VOIVOD-Platte zu hören, ist eine wahre Freude. (Der klingt übrigens super!) Lediglich bei den Songs „Mechanical Mind“ und „Kaleidos“ mit ihren krummen Riffs, psychedelischen Harmonien und wilden Breaks fühlt man sich tatsächlich an die „Dimension Hatröss“-/„Nothingface“-Phase erinnert. Es geht also doch noch! Am Ende wird einem aber trotzdem schmerzlich bewusst, wie sehr Piggy fehlt, der den VOIVOD-Sound nicht nur durch sein geniales Gitarrenspiel, sondern auch kompositorisch stark geprägt hat. Vielleicht hätte ich die Vorberichterstattung einfach nicht verfolgen sollen, dann wäre meine Enttäuschung vermutlich geringer ausgefallen. „Target Earth“ ist sicher kein schlechtes Album, aber eben: Ihre besten Alben haben VOIVOD wohl wirklich hinter sich.
MOTHERSHIP heißt ein kauzig dreinschauendes, bärtiges Trio aus Texas. Mit ZZ TOP hat die Band aber dennoch nichts gemein. Erstens sind die Bärte nicht ganz so geil, und zweitens haben die Jungs nicht den Blues im Focus ihres musikalischen Interesses. Eher frönen sie dem Cassic-Rock der späten 70er mit Stoner-Rock-Anleihen. Die Gesangslinie mit den langgezogenen Endungen hat was "Danzig-mässiges" Cooles und gibt dem "Auftritt" der drei Amerikaner Eier. Authentisch - glaubhaft sind die acht Nummern ohne Frage, originell wären sie, wenn es Bands wie GRAVEYARD, THE SWORD, WOLFMOTHER oder ORCHID nicht gäbe. Genau eben diese Fans dürfen sich aber angesprochen fühlen, und sollten so klasse Nummern wie "Angel Of Death", "Win Or Lose" oder das groovende Monster "Eagle Soars" nicht ungehört vorüberziehen lassen.
Mit “Don´t Got Where I Can´t Follow” legen die Norweger ACELSIA ihr Debütalbum vor. Das aus Malene Makussen und Odd Henning bestehende Duo bewegt sich dabei in etwas undefinierbaren musikalischen Gefilden, die irgendwo zwischen reinem Pop, Rock und sporadischen Gothic-Elementen liegen. Der Gesang von Malene Makussen klingt poppig bis verletzlich, die Arrangements bauen mehrheitlich auf einen Wechsel von ruhigen Passagen und fetten Gitarrenwänden. So richtig überzeugend kommt das Ganze aber leider nicht daher. Während ein Song wie „Stitches“ noch eine gewisse Energie versprüht, wirkt zu vieles auf „Don´t Go Where I Can´t Follow“ einfach irgendwie glattgebügelt und halbherzig, der Funke springt nicht richtig über. Und so plätschern zum Teil selbst Lieder mit harten Gitarren eher so vor sich hin, dass sie durchaus auch im Fahrstuhl laufen könnten, ohne dort großes Aufsehen zu erregen. Somit fällt „Don´t Go Where I Can´t Follow“ tendenziell in die Kategorie „Kann man hören, muss man aber nicht unbedingt“.
COLDBURN liefern mit ihrer neuen LP „The Harsh Fangs Of Life” eine beeindruckend brutale Hardcore-Scheibe ab, die irgendwo zwischen COLD WORLD und der NYHC-Chose angesiedelt ist. Der Einstieg mit „Losing Game“, bei dem DOWN TO NOTHING-Sänger David als Gast mit dabei ist, gibt die Marschrichtung vor: fett produziert und mit viel Groove geht es durch die zehn Songs. Schöner Mosh, der dank der guten Produktion angemessen druckvoll aus den Boxen kommt. COLDBURN haben genug Abwechslung beim Tempo der Songs eingestreut, um zwischen schnelleren Nummern („A Spiteful Remark“) und schweren Mid-Tempo-Stampfern („Bite The Dust“) wechseln zu können, was der Platte hörbar gut tut. So macht Hardcore Spaß, live wird es der haufen sicher auch ordentlich krachen lassen. Gutes Ding.