THE BLACK ANGELS stammen aus Austin,Texas und verstehen sich selbst als Psychedelic Rock Band. Die Namensgebung nach einem Song von VELVET UNDERGROUND gibt einen weiteren Fingerzeig, wo man das 2004 gegründete Quartett einordnen darf. „Indigo Meadow“ nennt sich das aktuelle Album und ist meines Wissen nach die vierte Veröffentlichung, welche THE BLACK ANGELS wieder tief in sphärischen Parts und psychedelischen Soundlandschaften führt. Das wird musikalische nicht jedermanns Sache sein und weist zum Teil den Weg gen bewusstseinserweiterten Mittelchen. Man orientiert sich dabei stark am 60er Sound (YARDBIRDS, DOORS, usw), wobei man den Rock-Faktor eher niedrig hält (und wenn dann muss ich an Ozzy & Co: denken). Modernere Anleihen kommen vom Stonerrock und manches erinnert mich mal an eine 70er-Variante von PLACEBO, auch des Gesangs wegen. Das wirkt in einzelnen Songs („Love Me Forever“, „You’re Mine“) durchaus überzeugend cool, aber über die ganze Wegstrecke hinweg kann das ohne die oben genannten Mittelchen doch sehr ermüdend sein – bis hin zur Orientierungslosigkeit. Der Songtitel „I Hear Colors (Chromaesthesia)” kann man schon programmatisch verstehen. „Indigo Meadow“ – THE BLOOD ANGELS kann ich damit nur für Eingeweihte empfehlen.
Dass finnische Musiker gerne auf der eher düsteren Seite des musikalischen Spektrums wildern ist bekannt. Neben LORDI hat auch die Monster- / Horrorschiene mittlerweile Zuwachs bekommen: in Gegensatz zu LORDI haben sich SNOW WHITE´S POISON BITE zwar dem Horrorpunk verschrieben, Artwork und Intro von „Featuring: Dr. Gruesome And The Gruesome Gory Horror Show“ aber hätte Finnlands Parademonstern sicherlich auch gefallen. Der Titeltrack „The Gruesome Gory Horror Show“ prügelt gleich ordentlich punkig drauf los und zeigt wo der Hammer hängt, auf „There´s a New Creep On The Block“ hat die Kombo stellenweise Elemente eingearbeitet, die fast schon Richtung Nu Metal tendieren. „Will You Meet Me In The Graveyard“ zeigt sich etwas eingängiger als das restliche Material, das im Vergleich etwas ruhigere „Lurking Inside Of You“ erinnert in der Strophe an MARILYN MANSON.„Zombie Romance“, bei dem Ex-MISFIT- Michale Graves einen Gastauftritt am Mikrofon gibt, scheint zunächst mit seinem Retro-Balladenklang völlig aus dem Rahmen zu fallen, kehrt dann nach etwa der Hälfte der Spielzeit dann doch in angestammtes musikalisches Terrain zurück. Wer also auf Horropunk steht und mal wieder Lust auf eine ordentliche akustische Geiserbahn hat, ist bei SNOW WHITE´S POISON BITE sicherlich richtig.
Featuring: Dr. Gruesome And The Gruesome Gory Horror Show
TERROR haben mit „Keepers Of The Faith“ noch mal die Kurve bekommen und sind danach, auch dank des wieder stabilen Line-Ups, wieder durchgestartet - „Live By The Code“ kann so durchaus mit Spannung erwartet werden. Das mit einem Video versehen „The Most High“ leitet das knackig-kurze Album sehr gut ein, als auf den Punkt kommende, metallische Hardcore-Nummer, in der es textlich natürlich um Hardcore leben geht. „Not Impressed“ und vor allem das daran anschließende „Cold Truth“ zeigen dann aber deutlich die stärker ausgeprägte Metalkante der neuen TERROR-Songs, hier klingen die Amis viel öfter nach ANTHRAX und SLAYER als nach BLACK FLAG, was ihnen gut zu Gesicht steht. Die Songs haben zudem einen fetten Groove, ganz wie die des Vorgängers – und wie die aus der Anfangszeit, „Live By The Code“ kann also geschickt Gegenwart und Vergangenheit verknüpfen. Dabei ist das Album mit nicht mal einer halben Stunde sehr kompakt und auf durchweg hohem Niveau, sowohl vom technischem Aspekt her wie auch beim Songwriting und der Produktion. „Live By The Code“ knallt so von Anfang bis Ende und macht einfach Bock. Live werden sich die Songs als Abrissbirnen entpuppen, allen voran „Cold Truth“ oder das fette „One Blood“. TERROR erfinden sich nicht neu (warum sollten sie das auch tun?), sondern verfeinern mit „Live By The Code“ ihren Sound und bewegen sich sicher im Grenzgebiet von Metal und Hardcore. Fuck yeah!
Schon beim Anblick des Cover-„Artworks“ (Ritter steht auf Fels am Meer und guckt Drachenschiff an) und des Albumtitels habe ich Schlimmstes befürchtet - und Recht behalten. Die vom ehemaligen LYFTHRASYR-Gitarristen Johann Frey gegründete Kapelle (TERVINGY bedeutet so viel wie „Waldleute“ – nochmals allerhöchste Originalität) bietet auf ihrem Debütalbum tatsächlich die komplette Vollausstattung an Wikingerkot und Paganexkrementen, die sich nicht gewaschen hat: Stangenwarenriffs aus dem Trivialschmöker „Wir bauen uns was mit Met“, Schunkelmelodien mit geraspeltem Süßholz, Jodeltrulla, welche gemäß ihrer Geschlechterrolle ungefragt dazwischenquietscht, Songwriting mit Abführfunktion, die allen Nervenenden den Vernichtungskrieg erklärende Kermit-Der-Frosch-Imitation von Herrn Frey sowie eine Bauanleitung für all diesen Mumpitz in einem 24-seitigen Booklet. Kein Scheiß, ich habe mich in all den Jahren bei kaum einer Platte schon nach dem ersten Anhören derart fremdschämen müssen wie bei „Gotensaga“. Selbst die zuerst fett anmutende Produktion entpuppt sich nach genauerem Hinhören (glaubt mir, es kostet Überwindung!) als Windei, denn die voluminös dröhnenden Gitarren klingen blutleer, übertönen die pappigen Drums fast durchgehend, und sobald Kermit das Mikro schwingt, verblasst die gesamte monotone Klangkulisse nur noch zum Begleit-Dünnpfiff. Unbestätigten Gerüchten zufolge sind die ersten Verkaufsexemplare nach Kuba, Burma und Nordkorea ausgeliefert worden.
Mit „The Latter Rain“ konnten IN VAIN vor einigen Jahren bei Kollege Otto punkten und sich als viel versprechende Black Metal-Band positionieren. Wobei es den Norwegern Unrecht tun würde, sie als bloße Black Metal-Combo abzuspeichern, ist doch ihr Sound extrem komplex und vielschichtig, was sich auf „Ænigma“ fortsetzt. Schon beim Opener „Against The Grain“ loten die Jungs die Grenzen des Genres aus und haben beim Gesang alle auf dem Album vorkommenden Möglichkeiten (von Gekeife über Growls bis zum Cleangesang) in einen anspruchsvollen und gleichzeitig gut hörbaren Song integriert. Hier wird bereits deutlich, wie gut sich die Band auf das Songwriting versteht und sich nicht vom Kurs abbringen lässt. So passen Epik, Komplexität und Bösartigkeit immer zusammen und ergeben mal epische, an ENSLAVED erinnernde Songs („Floating On The Murmuring Tide“), mal knackig-böse Songs („Culmination Of The Enigma“). Dabei ist „Ænigma“ insgesamt ein überraschend homogenes Album, mit dem IN VAIN ihren eigenen Sound gut umgesetzt haben – die Mitwirkung von Jens Bogren (OPETH, KATATONIA, AMON AMARTH) als Produzent trug ihr Übriges dazu bei, aus dem Album eine rundum gelungene Sache zu machen. Dass sich die beiden SOLEFAD-Jungs auch noch ins Studio verirrten, geht da fast schon unter. „Ænigma“ ist das ein ausgereiftes Metal-Album, das durchweg überzeugen kann und Norwegenfans wie auch Progressive-Jüngern viele schöne Stunden bescheren wird.