Interview Ihr habt ja mit DEEZ NUTS im Frühjahr in Deutschland getourt – wenn jede Show der Tour so gut besucht und so intensiv wie die Hamburger war, war das eine erfolgreiche Tour…Die Tour war großartig! Die Shows waren viel größer, als von uns erwartet und die Crowds waren die besten, die wir jemals gehabt haben.
Wie kamt ihr mit den anderen Bands zu Recht? Hast du Unterschiede zwischen den kanadischen, australischen und amerikanischen Tourkollegen erfahren? Alle Bands der Tour waren schon vorher Freunde von uns, so dass das Leben im Bus wie 24 Stunden abhängen pro Tag war. It’s really cool.
Mit STRAY FROM THE PATH seid ihr ja länger unterwegs, nach Europa tourt ihr mit ihnen lange durch die USA. Ist es nicht ein Risiko, mit einer Band so lange am Stück unterwegs zu sein? STRAY FROM THE PATH sind seit langem schon einige unserer besten Freunde und es ist wirklich unglaublich, mit ihnen endlich mal touren zu können. Sie waren unsere Wahl als Supportband für beide Touren.
Macht ihr das Touren viel Spaß? Wir alle lieben das Touren. Wir haben unsere Hobbys, aber jeder von uns mag Sightseeing. Und manchmal auch Glückspiel *lacht*.
Bringt ihr Tourandenken mit nach Hause? Blog potings, Fotos, Tattoos…? Ja, wir sammeln Postkarten und Keychains, damit wir unseren Freunden und Familien was mitbringen können. Und wir haben einige Tourtattoos.
Wie sehr könnt ihr denn den Rock’n’Roll-Lifestyle leben? Das ist eine gute Frage – für uns gibt es das im Grunde nicht, wir sind ziemlich langweilig. *lacht* .
Euer aktuelles Album „Get What You Give“ ist ein ziemlicher Erfolg. Ich nehme an, dass ihr darauf sehr stolz seid? „Get What You Give“ ist fühlt sich für uns wie das beste THE GHOST INSIDE-Album überhaupt hat und wir könnten darauf nicht stolzer sein.
Worum geht es in den Texten? “Engine 45” thematisiert ja Abhängigkeiten, wie sieht es mit anderen Songs aus? Im Album werden alltägliche Themen angesprochen, die für jeden Menschen wichtig werden können. Jeder von uns hat Probleme mit Freundschaften, Beziehungen, dem Erwachsenwerden und dem Verlust geliebter Menschen gehabt.
Muss eine Hardcore-Band eine Message in ihren Texten haben? Oder geht Party-Kram wie DEEZ NUTS auch klar? Viele Hardcore-Bands wiederholen die Unity-Message, aber für mich ist es wichtiger, dass das auch gelebt und nicht nur darüber geredet wird. Ich denke, dass DEEZ NUTS so eine echte Hardcore-Band ist.
Welche Bands haben dich in den Hardcore gebracht? Gibt es Songs oder Alben, die einen großen Einfluss auf dich genommen haben? Für mich waren es Bands wie MINOR THREAT. Ich hatte deren komplette Discogrphy und wir haben die gehört, während wir so getan haben, als könnten wir skaten. *lacht*
Ist THE GHOST INSIDE mittlerweile zu einer Fulltime-Band geworden? Wir sind an einem Punkt angekommen, wo jeder die Band als Vollzeitjob annehmen muss. Wir arbeiten ein wenig zwischen Touren, um etwas Geld auf die Seite packen zu können, aber wir sind neun bis zehn Monate im Jahr auf Tour, von daher passiert das nicht oft.
Was halten deine Eltern von deinem Leben? Was ware aus dir geworden, wenn es THE GHOST INSIDE nicht gegeben hätte? Meine Mom hat mich immer sehr unterstützt bei allem, was ich gemacht habe. Ich hätte oft alles aufgegeben, wenn ich ihre Unterstützung nicht gehabt hätte. Wenn die Band eines Tages nicht mehr existiert, werde ich sicher Mathelehrer. *lacht*
Würdest du mit einer anderen Band aus einem total anderem Genre touren, einfach um Geld zu verdienen? Ich habe schon mal in einer Band gespielt, die Radiorock und RAGE AGAINST THE MACHINE gespielt hat und ich spiele außerdem Posaune. *lacht* Ich kann mir vorstellen, so gut wie alles zu machen, um weiter Musik machen zu können, aber bei Lederjeans würde ich eine Grenze ziehen. *lacht*
Abschließende Worte? A huge thank you to all of our fans for hanging out with us the last couple of years and making our dreams come true.
Ich muss zu meiner Schande wirklich gestehen, dass die Münsteraner Postrocker LONG DISTANCE CALLING bisher ziemlich an mir vorbeigegangen sind, einzelne Songs kannte ich zwar schon, aber halt nicht ein komplettes Werk.
Das ändert sich nun endlich mit der vierten Langrille in der Karriere der Herren seit dem Debüt aus 2006 - dem neuen Werk "The Flood Inside". Änderungen gab es auch bei der Band selbst, denn Tasten- und Elektrospezialist Reimut van Bonn war vor gut einem Jahr ausgestiegen. Der neue Man heißt Martin Fischer, ist jetzt also für die Keyboards zuständig, aber auch als (Haupt)Sänger am Mikro aktiv.
Und da sind wir bei einer weiteren Neuerung: es gibt deutlich mehr Gesang als zuvor. Zwar war das meiste schon instrumental auf den ersten drei Alben aber immer ein Track war mit Gastgesang ausgestattet. Die aktuelle CD bietet indes gleich vier Stücke mit Vocals, wobei aber trotz des Neuen noch die Tradition beibehalten wird, sich einen Gast für die Vocals einzuladen: Vincent Cavanagh (ANATHEMA) darf mit seinen eher etwas sanfteren, fast schon zerbrechlich hellen Timbre das etwas melancholische (dazwischen instrumental sehr aufwühlend daherkommenden) "Welcome Change" veredeln.
Insgesamt hätte ich etwas mehr elektronisch geprägtere Sounds, erwartet aber dem ist eigentlich eher nicht so. "Waves" beginnt mir einigen Voicesamples und Streicherschwaden zu Beginn, dann folgen eher sanfte Gitarrenparts mit Geigen als Hintergrund und auch die intensiven Drums mit Tomsbetonung sorgen für eine ganz besondere Stimmung. Auch auf „Ductus“ wird mit diesen etwas flirrend-ambientartigen Tasten zunächst eine chillig-lässige Stimmung erzeugt, ehe dann der ganz Song immer schneller wird und eine eher bedrohlich heftige Wendung, auch dank der klasse Schlagzeugarbeit, nimmt. Bei "Nucleus" einer eher etwas düster, verschrobenen Nummer mit typisch sphärischem Postrock-Aufbau folgt einem auch eher langsamen Einstieg mit echt coolem an SANTANA erinnernden Solo - ein klasse Schluss mit viel Tempo und fetten Riffs.
Grundsätzlich ist „The Flood Inside" absolut Gitarrenlastig ausgefallen, es gibt viele Soloparts und auch stets mit schönen Breaks eingesetzt viele Riffkannonaden, die aber auch mal grooven oder elegisch über die Songstrukturen gelegt werden. Die Band setzt auf viele atmosphärische Parts und Wechsel oder auch sich hinaufsteigernde Songs.
Mein Hauptempfinden bei fast allen ist, trotz der vielen heftigeren Ausbrüche (die mitunter auch mal dominieren), durch die stets im ausgeklügelten Wechsel von heftig auf ruhig arrangierten Songs, eine gewisse Entspanntheit (ohne zu seicht zu klingen) - gepaart mit einer ungeheurer Intensität, die einen packt und in einen ganz eigenen Klangkosmos entführt. Bestes Beispiel hierfür ist das teilweise hymnische "Breaker", das mit langsameren Zwischenpart, fulminante Gitarrenwände auffährt bis hin zum monumental-opulenten Schluss und mit dezent ausklingenden Saitenklängen endet. Bei den anderen Songs mit dem neuen Sänger kommen dann ein eher alternativelastiges Ambiente mit leichtem Stonerrock-Appeal auf. Insbesondere bei "Inside The Flood" mit seinem leicht schrägen-intensiven Mittelpart oder auch meinem Favoriten, dem etwas grungigen "Tell The End" mit grandioser Gesangsleistung und furiosem Finale.
Alle neun Songs übertreffen die Sechs-Minuten-Marke, sind aber zu keiner Sekunde langatmig eher im Gegenteil: mit vielen guten Ideen und vor allem Stimmungen schaffen es die Münsteraner souverän den Zuhörer zu packen und mit jedem Durchlauf mehr zu fesseln. Es gelingt zwar kein überragendes, aber ein gutes, wunderbar atmosphärisches Album. Der Sänger hat sicher noch etwas Luft nach oben, aber die Balance zu den Instrumentalparts stimmt. Ob die Alben davor besser waren oder nicht kann ich wie anfangs erwähnt, leider nicht beurteilen. Aber davon mal abgesehen machen LONG DISTANCE CALLING spannende und vielseitige Musik und sollten nicht nur, wie vielfach zu lesen war, Kritiker-Lieblinge sein oder bleiben, sondern auch weitere Fans hinzugewinnen können.
The Flood Inside
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
55:26 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten