QUEST OF AIDANCE sind eine weitere und seit 2004 aktive Spielwiese des Schweden Christian Älvestam, der nicht nur bei INCAPACITY und TORCHBEARER die Axt schwingt, sondern auch mehrere Jahre lang (bis 2008) der Sänger von SCAR SYMMETRY und außerdem bei ANGEL BLAKE aktiv war. „Misanthropic Propaganda“ ist das Debütalbum der Band, zu der noch die eher unbekannteren Mitglieder Christian Lundgren und Daniel „Daaz“ Valström gehören. Nach einem Demo und zwei EPs (wobei sich das Demo und die erste EP gleichen) findet man auf dem Album eine wüste, reichlich schwer zugängliche und sperrige Mischung aus Death Metal, Grindcore, Soundtrack-artigen Bombastparts und Synthie-Spielereien, die hier nur in technischer Hinsicht funktioniert. Flankiert von ein paar Gastmusikern (Fusion-Jazz-Gitarrist Johan Randén, Patrik Gardberg von TORCHBEARER, SOLUTION .45 und THE FEW AGAINST MANY sowie Oscar Nilsson von MISERATION, SAINT DAEMON und DESPITE), zeugen die meist recht kurzen Songs wie „Deadly Viral Strain“, „Section 34“, „Spawnslayer“, „Sirian Breed“ oder „Like Shadowing Suns“ zwar, gerade bei den Gitarren, von hohem spielerischen Können, bleiben jedoch absolut Nullinger im Ohr hängen. Dabei sind QUEST OF AIDANCE lange nicht so nervtötend wie ION DISSONANCE oder FLESHGOD APOCALYPSE, gehen einem aber gerne mal mit hektischen Passagen und Dudeleien gleichzeitig auf den Sack, Stichwort „The 5th Column“, der vorletzte Song des Albums. Fans von Frickel-High-End-Geknüppel werden sich hier angesprochen fühlen, dem Rest ist das zu stressig.
Von dieser Band mit ihrem etwas umständlichen Namen hatte ich vor diesem Album noch nicht gehört. Das ist laut Presse-Info aber keine Schande, denn das Sextett aus Denver gibt es zwar schon seit mehr als 20 Jahren und hat bereits acht Alben veröffentlicht, ist in Europa aber relativ unbekannt geblieben. Um das zu ändern, hat Glitterhouse jetzt eben die „Introduction For Young And Old Europe“ veröffentlicht, die eine Compilation mit 15 Songs darstellt, von denen fünf neu eingespielt und die restlichen remastered worden sind. Neben Band-Kopf und Namensgeber Slim Cessna besteht die Band zum Teil aus Musikern von Bands wie 16 HORSEPOWER und WOVENHAND, die ich ebenfalls höchstens vom Namen her kenne, aber wer sich in der Alternative Country-Szene besser auskennt als ich, kann sich vermutlich vorstellen, in welche Richtung der Sound von SCAC geht. Country eben, mit Banjo, akustischen und Slide-Gitarren und galoppierenden Drums, aber die düstere, dreckige Sorte, die auch ein wenig Rock- und Punk-Attitüde zulässt und die man sich gut spätnachts in einer schummrigen Bar mit winziger Bühne vorstellen kann. Dafür, dass ich mit Country sonst nur in Ausnahmefällen etwas anfangen kann, gefällt mir SCAC ziemlich gut. Slim Cessna und seine Mitstreiter haben einen Haufen tolle Songs im Repertoire, die gut im Ohr hängen bleiben, und gehen äußerst vielseitig zu Werke. So ist auch Platz für Folk, noisige E-Gitarren und fast schon experimentelle Parts. Auf Dauer wird es mir allerdings trotzdem etwas zu viel mit dem Banjo-Gedudel. Und was mich außerdem tierisch annervt, sind die häufigen Jesus-, Lord- und Hallelujah-Texte. Unterm Strich muss ich sagen, dass mir SCAC durchaus Spaß machen, ich sie aber nur in kleinen Dosen zu mir nehmen kann. Live sieht das bestimmt wieder anders aus. Einen Eindruck davon vermittelt die beiliegende DVD, die ein komplettes Konzert enthält, das 2012 in Denver aufgenommen wurde und bei dem sich gleich neun Musiker auf der kleinen Bühne drängeln.
AGATHODAIMON sind seit ihrer Gründung 1995 durch den ehemaligen NOCTE OBDUCTA-Recken Sathonys auf der Suche nach dem großen Wurf. Nach einem beachtlichen Debütalbum im Jahr 1998 („Blacken The Angel“) verfiel diese hoffnungsvolle Band ins qualitative und stilistische Nirgendwo zwischen Schwarzmetall und Gotenpomp. Für die Black Metal-Gemeinde sind die Rheinland-Pfälzer zu weich, für die Trauerweiden wiederum zu hart und zu wenig schlagerlastig. Und während ich diese Zeilen in den Rechner hacke, fällt mir nebenbei auf, dass ich (unbewusst wohlgemerkt!) nahezu den selben obigen Wortlaut bereits vor über vier Jahren schon einmal verwendet habe: beim Review zum „In Darkness“-Vorgänger „Phoenix“. Allerdings muss man sagen, dass der neue Streich des Quintetts eine Ecke stärker ausgefallen ist als das letzte Werk, denn das Album enthält tatsächlich ein paar einprägsame, gelungene Stücke, die zwar keine Meisterwerke darstellen, beileibe aber auch keinen Verriss rechtfertigen. Der treibende, hymnische Opener und Titelsong, das schleppende „Favorite Sin“, das stellenweise einmal mehr an DIMMU BORGIR erinnernde „Adio“ und das fast schon balladeske „Höllenfahrt Der Selbsterkenntnis“ (wer hier nicht an den saustarken Opener „Tristetea Vehementa“ des Debüts denkt…) haben durchaus Ohrwurmpotential und retten das übrigens sehr „originell“ betitelte „In Darkness“ vor dem Kollaps. Warum man noch eine gruselige Akustik-Version von „Adio“ ans Ende gestellt hat, kann nicht ergründet werden. Mit diesem Album werden AGATHODAIMON weiterhin an der Oberfläche dümpeln, aber erneut nicht aus ihrem sprichwörtlichen Schattendasein ausbrechen.
Ja, die Schweden von THE POODLES gehen heuer mit ihrer fünften Scheibe Gassi auf meinem Hörnerv. Viel verändert hat sich bei den geföhnten Musikern nicht. Hardrock, der teils mit einer Prise mehr Härte geschärft, teils wie bekannt mit Poprock-Candy gesüßt wurde.
Nach wie vor haben THE POODLES einige Hooks am Start, die Applaus verdienen. Nur stelle ich mir die Frage: wer schon was von den Schweden zuhause hat, braucht der wirklich Nachschub? Ich finde kaum große Unterschiede, Entwicklungen oder Kontraste von Album zu Album. Das Debüt hat mir noch am besten gefallen - auch weil es mit Klischees spielte und dadurch irgendwie originell war. Mir kommen die Nummern zu Beginn oft stärker/vielversprechender rüber als sie sich dann im Verlauf tatsächlich entwickeln. Ein gutes Beispiel ist die atmosphärisch mit Cello und Klavier beginnende Ballade "Leaving The Past To Pass" die wenig später in Tränen, Schmalz und Langeweile ertränkt wird.
Um Missverständnisse auszuschließen: die Scheibe ist kein Müll - dazu sind die vier Herren zu routiniert im Arrangieren und zu geschickt im Songwriting. Richtig überzeugen können mich THE POODLES aber schon länger nicht mehr. Immerhin, "Tour De Force" ist ordentlich gemachter Hardrock, dank der Stimme von "Jakob Samuel" recht gut zuordenbar, mit mal mehr, mal weniger gelungenen Songs. Unter'm Strich bleibt es ein Album, welches meine Sammlung nicht verschandelt, aber von mir wohl selten rausgeholt wird.
TODGELICHTER sind zweifellos eine der innovativsten deutschen Bands, die sich zur Zeit in der Szene tummeln. Von ihren Black Metal-Wurzeln hat sich das Hamburger Kollektiv dabei nie ganz entfernt, aber sich mit den Jahren für viele neue Einflüsse geöffnet. Auf das neue Album „Apnoe“ mussten die Fans lange warten, was nicht nur an der komplexen Musik sind, die mal nicht eben geschrieben wird, sondern auch am echten Leben – irgendwas kam halt immer dazwischen. Jetzt ist das Album aber fertig und bietet mehr als 50 Minuten progressive Musik, deren Black Metal-Wurzeln immer noch zu erahnen sind, ohne zu dominieren. Songs wie das mit Daniel Brennare (LAKE OF TEARS) eingespielte „Beyond Silence“ zeigen die vielen Ideen, die in den TODTGELICHTER-Köpfen rumspukten und hier zu einem fesselnden Song verarbeitet wurden. „Tiefer Fall“ ist als auf Deutsch gesungene und sehr eingängige Nummer eine echte Überraschung, veredelt mit einem Auftritt von THE VISION BLEAK-Allan wird das Ganze zu einer dunklen Rocknummern. Gleichermaßen krafvoll wie zerbrechlich wirkt das Zusammenspiel zwischen weiblichem und männlichen Gesang, ohne dabei in Gothic-Kitsch zu münden. „Lights Of Highways“ geht knackiger zu Werke und lässt TODTGELICHTER einmal die ihnen innewohnende Härte zeigen, ähnliches gilt für das finstere „Torn“. „Apnoe“ ist ein Album, für das sich der Hörer Zeit nehmen muss und für das er vollem aufgeschlossen sein muss. Wer beide Voraussetzungen erfüllt, wird mit einer sehr vielschichtigen, emotionalen Platte belohnt, die Langzeitvergnügen bietet. TODTGELICHTER melden sich eindrucksvoll zurück und können gespannt auf die Reaktionen ihrer Fans sein!
Wenn ich IRON MAIDEN lese wird ich immer erst mal sehr gespannt – denn die Jungs aus England machen bekanntlich ziemlich starke Musik die ich sehr feiere. Wenn ich allerdings „Trinkbarer Merchandise-Artikel von Band X“ lese schlägt meine Begeisterung meist in die andere Richtung – zu viele lieblose Lizenzverwertungen kamen in den letzten Jahren auf den Markt. Was steckt dann also bitte hinter diesem Produkt: Dem IRON MAIDEN-Bier mit dem passenden Namen„ Trooper“?
Relativ viel: Das Bier wird von der englischen Privatbrauerei „Robinsons Brewery“ in Stockport nahe Manchester gebraut und wurde zusammen mit der Band, vorne weg Frontmann Bruce Dickinson höchst selbst, entworfen. Die „Robinsons Brewery“ braut seit 175 Jahren Bier und durfte sich 2009 für ihr „Old Tom Strong Ale“ mit dem „besten Bier der Welt“ küren. Das Ganze gibt es in Deutschland in 500ml Glasflaschen oder 330ml Festival-tauglichen PET-Flaschen (...traurig, aber Glasverbot ist ja ein Ding geworden) exklusiv bei metal-and-wine.com zu kaufen.
Die große Frage ist jedoch: Schmeckt das Zeug wie es beworben wird? Der Frage bin ich zusammen mit ein paar mutigen Freunden auf den Grund gegangen – und zu einem ziemlich eindeutigen Ergebnis gekommen: Das „Trooper“ Bier schmeckt wie es schmecken soll: Höllisch süffig, aromatisch und ist großartig designed. Aber warum viel schreiben? Gönnt euch unser Review doch direkt als Video auf unserem neuen Metal-Inside YouTube-Channel!
„Through the cosmos and beyond where I´ve heard the Music of Erich Zann” – mit dieser Textzeile aus dem großartigen Stück “Howling House”, die auf den Horrormeister H. P. Lovecraft verweist, kann man den Sound dieses Sextetts aus Arizona vielleicht am Besten beschreiben. Ihre 2011er EP „Rotten Tide“ ließ bereits aufhorchen, denn TOAD gehören zu den Bands, denen stilistische Grenzen und kompositorische Zwänge gehörig am Arsch vorbeigehen. Auf „Endless Night“, dem Debütalbum der im Jahr 2008 gegründeten Truppe, wird der dreckige Mix aus Sludge/Doom Metal, Stoner Rock, spacigem Sauerkraut, Rock´n´Roll und Schwarzwurzel (KVELERTAK kann man hier beispielsweise immer noch als ungefähren Wegweiser nennen) konsequent weitergeführt und bietet gegenüber dem oben erwähnten Appetithappen eine spürbar treffsicherer agierende Band, die hier zwar etwas weniger „Core“ auffährt, dafür einen Schuss mehr Prog. Dass das Album (!) nur knapp 28 Minuten lang ist, hört man „Endless Night“ nicht an, da die Kompositionen nicht langweilig werden und trotzdem auf gewisse Weise eingängig sind. Der rotzige Opener „Taste Of The Grave“ oder das im Mittelteil mit saucoolen Orgeleinschüben daherkommende „Boundaries Of Flesh“ sind nur zwei weitere Anspieltipps von den insgesamt fünf sehr starken Songs, die nicht nur musikalisch überzeugen, sondern auch die Wut der Menschen auf den (nicht nur) in den USA vorherrschenden Zeitgeist dokumentieren. Oder anders: TOAD gehören zu einer neuen Generation von Bands, die wieder richtig angepisst ist – und das zu recht!
Mit ihrem selbst betitelten Debütalbum von 2008 und dem sehr guten 2011er Nachfolger „Living With The Ancients“ haben die Kanadier um Sängerin, Organistin und Flötenzauberin Alia O´Brien bereits ordentlich vorgelegt, so dass man gespannt sein durfte, wie „The Eldritch Dark“, immerhin das „legendäre“ dritte Album von BLOOD CEREMONY, ausfallen würde. Und hier darf aufgeatmet werden, denn die Band hat sich in allen Belangen gesteigert und die noch rudimentär vorhandenen Defizite der Vorgängerwerke nahezu ausgeräumt. Das Songwriting ist noch eine ganze Ecke besser, die 70er-Jahre-Atmosphäre bekommt zurzeit kaum eine andere Kapelle besser hin, und Gänsehaut stellt sich nicht nur beim völligen Übersong „Lord Summerisle“ (eine der besten Balladen der letzten Jahre!) ein. Und auch, wenn jetzt wieder reihenweise „Scheiß Retromucke-Trend!“ gebrüllt wird, sollte man bedenken, dass ein Album wie „The Eldritch Dark“ auch ohne eine Modewelle mühelos bestehen kann, denn Songs wie der überlange Opener „Witchwood“, der flotte Ohrwurm „Goodbye Gemini“, das leicht vertrackte Titelstück, das melodisch-verspielte „Drawing Down The Moon“ oder der über achtminütige, saugeile Abschluss „The Magician“ sind durchweg erstklassig, nicht nur durch den völlig ungekünstelten und songdienlichen Einsatz von Madames Flöte und Orgel. Und ich wage zu behaupten, dass sich selbst ein Ian Anderson mächtig strecken müsste, heutzutage noch ein stilistisch vergleichbares Album mit einer derartigen Treffsicherheit abzuliefern. Diese Band kann richtig groß werden!
Bei KILL RITUAL ist unter anderem Ex-IMAGIKA Gitarrist Steven Rice zu hören und selbiges schlägt sich eklatant auf den Gesamtsound KILL RITUAL's nieder. Oder um es anders zu sagen: KILL RITUAL machen nahtlos da weiter, wo IMAGIKA aufgehört haben. IMAGIKA war -trotz guter bis sehr guter Alben- nie besonderer Erfolg beschieden. KILL RITUAL könnte ein ähnliches Schicksal ereilen, denn auch unter anderem Namen versucht man sich an einer (gelungenen) Mischung aus melodischem Thrash und hartem Power Metal. Ein bisschen ICED EARTH und VICIOUS RUMORS hier und ein wenig HEATHEN und FORBIDDEN dort und fertig ist ein schmackhafter Stahl-Cocktail, welcher zwar vortrefflich mundet, den Power Metallern aber zu hart und den Thrashern zu melodisch sein könnte. Nüchtern betrachtet gibt’s hier ordentlich auf die Mütze, schön garniert mit stimmigen Gitarrenleads und eingängigen Refrains. KILL RITUAL bieten klassischen Stoff in modernem Gewand, welches ihnen KING DIAMOND Guitarrero Andy LaRoque auf den Leib schneiderte. Wenn es also jemanden gibt, der IMAGIKA hinterher trauert, der kann blind zugreifen. Allen anderen Liebhabern klassischer, aber klischeefreier harter Mucke sei zumindest zum Reinhören geraten.