EDENBRIDGE lassen sich in unserer schnelllebigen Zeit nicht unterkriegen und präsentieren mit „The Bonding“ ihr nunmehr achtes Studiowerk. Während ich bei den früheren Alben öfter die mangelnde Klampfenpower (bei aller Virtuosität Lanvall's) bemängelt habe, so hat sich dieser Umstand spätestens mit dem sechsten Langeisen „Myearthdream“grundlegend geändert. Und so stimmt auch auf dem neuen Werk die Balance zwischen ausuferndem Bombast eines physischen Orchesters und fettem Gitarrensound. EDENBRIDGE schaffen es ihre Metal- und Klassikeinflüsse so gekonnt miteinander zu verschmelzen, dass kein hörbarer Bruch zwischen diesen beiden Stilen existiert, sondern alles stimmig ineinander fließt. Ruhige Songs wie das gegen Ende Soundtrack-artige „Far Out Of Reach“ stehen gleichberechtigt neben harten Metalsongs wie dem recht heftigen Knaller „Shadows Of My Memory“. Zu „Alight A New Tomorrow“ wurde nicht umsonst ein Video gedreht: Kraftvoll, catchy und kommerziell im besten Wortsinn. Die Highlights bilden aber die Albumklammern: Der monumentale 7-Minütige Opener „Mystic River“ und der 15-Minütige Rausschmeißer „The Bonding“ in dem EDENBRIDGE von hart bis zart noch einmal alle Register ziehen und in dem das Orchester noch einmal eine zentrale Rolle spielt. Im Vergleich zu vielen ähnlich gelagerten Bands hebt sich auch Sabine Edelbachers Gesang durch seine wohltuend unaffektierte und natürliche Art sehr von dem vieler Konkurrentinnen ab. Alles in allem ein Pflichtwerk für Freunde symphonisch, bombastischen Metals, welcher weder Anspruch noch Eingängigkeit missen lässt.
Die Erstauflage gibt es im schicken Digi-Book und bringt als Bonus das komplette Album noch einmal in instrumentaler Variante mit.
ASHBY sind eine junge aufstrebende Prog-Band, welche sich für ihren Einstand gleich einiges hat einfallen lassen. Erstens steckten sie ihre Debut E.P. in eine sehr ansehnliche Hülle, zweitens wurde selbige mit Frank Bornemann in den renomierten Horus Sound Studios zu Hannover aufgenommen und drittens ist der einzige Kritikpunkt an den drei Stücken, dass es eben nur drei sind. Nach den gut 20 Minuten hat man nämlich durchaus Lust auf mehr. ASHBY verstehen sich auf einen Mix aus sphärischen und spacigen Keyboardparts in Verbindung mit mitunter recht harten Riffs. Der 10-Minütige Opener „A Question Never Heard“ zeigt wie perfekt es ASHBY vestehen diese unterschiedlichen Pole miteinander zu verzahnen. Die beiden anschließenden „Top Of The World Part I“ und „Part II“ zeigen dann noch einmal den gesamten Kosmos von zart („Part I“) bis hart („Part II“). Vergleiche zu ziehen fällt verflucht schwer, was durchaus als Kompliment gemeint ist. Ähnliche Gefühle haben bei mir Acts wie BLACK SYMPHONY mit ihrem Debut oder die Mainzer REFIRAN ausgelöst. Größtes Pfund im Gesamtsound von ASHBY ist jedoch Sängerin Sabina Moser, welche mit ihrer angerauhten und doch fragilen Stimme dem Ganzen die Krone aufsetzt. Alles in allem ein sehr gelungener Auftakt.
Da sage einer es hat im Metal schon alles gegeben. Von wegen. Frank Badenhop von der Bremer Cover Band „Headbangers Nightmare“ hat sich da was Spezielles ausgedacht. Er nahm mit einer illustren Riege an Gastmusikern den 60er Jahre Soundtrack des Polanski Klassikers „Tanz Der Vampire“ in metallisierter Form neu auf. Für dieses Unterfangen konnte er unter anderem Jeff Loomis oder Jennifer Batten als Kontributoren gewinnen. Bei aller musikalischen Brillianz, welche die beteiligten Akteure ohne Frage mitbringen, stellt sich natürlich die Frage: Braucht man so etwas? Wenn man ein metallisches Standardwerk haben möchte sicher nicht. Ist man aber auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem, hat man die Geduld sich ein stimmungsvolles Instrumentalwerk zu erarbeiten oder ist sogar ein Fan des Originalsoundtracks (bei einer gleichzeitigen Liebe für Heavy Metal), dann kann „The Fearless Vampire Killers“ die richtige Wahl sein. Für die Metaller hat Badenhop dann auch immer wieder kleine, aber feine Zitate von IRON MAIDEN, SLAYER oder JUDAS PRIEST eingewoben, welche perfekt in das Gesamtbild passen und dem Hörer ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. FB 1964 ist ganz klar ein Nischenprodukt, welches auf Grund seiner Originalität und Qualität aber ganz klar eine Daseinsberechtigung hat.
BESIEGED aus Kanada hauen einem einen old-schooligen Death/Thrash Cocktail um die Ohren, auf dass selbige nur so wackeln. Irgendwo zwischen SEPULTURA zu ihrer Hochphase („Beneath The Remains“ / „Arise“), den Holländern THANATOS und frühen Death Metal Acts bewegen sich die Herren aus Winnipeg. Es gibt straight -aber niemals stumpf- auf die Mütze. Die Kanadier haben sich wirklich ein paar sehr feine Riffs aus dem Ärmel geschüttelt und wissen durch homöopathisch eingestreute Breaks das Material spannend zu halten. Auch wenn sich BESIEGED einen Großteil der gut dreissig Minuten auf der Überholspur befinden, wird „Victims Beyond All Help“ nicht langweilig. BESIEGED sind zwar 100 % oldschool (was sich auch im wunderbar natürlichen Schlagzeugsound widerspiegelt), heben sich durch ihre Proto-Death Einflüsse aber wohltuend vom Rest der momentanen old school Thrash Szene ab. Gekrönt wird das Ganze durch ein stimmiges Ed Repka Cover. Extrem Thrasher sollten auf jeden Fall reinhören.
5 Jahre nach „Invincible Warriors“ kommen RITUAL STEEL mit ihrem neuen Streich „Immortal“ um die Ecke. Nach wie vor regiert mitunter arg kauziger US-Metal, welcher unter der rauhen Schale aber doch die eine oder andere schöne Melodie verbirgt. Was das Entdecken der selbigen etwas schwierig macht, ist der komische Sound bzw. Mix. Im omnipräsenten Klampfenbrei gehen zum Beispiel die Vocals von EXILED Fronter John Cason ein ums andere Mal verloren. Was echt schade ist, denn dass der Mann in der Regel weiß was er tut, hat er ja bei EXILED schon mehrfach bewiesen. Kompositorisch sieht die Sache schon besser aus. Knackige Songs der Marke „Judgement Day“ schieben richtig gut und auch über eine Distanz von 9 Minuten wie beim Opener „Aggressor“ wissen RITUAL STEEL zu gefallen. RITUAL STEEL pendeln weiter zwischen knackigen Power Metal Songs und epischem Breitwandstoff. Das freut dann Anhänger von MANILLA ROAD und ATLANTEAN KODEX genauso wie Freunde früher METAL CHURCH Ergüsse. Bei „Fire“ kommen einem auch alte AGENT STEEL in den Sinn. RITUAL STEEL gefallen sich offensichtlich in der Rolle der „Liebhaber-Band“, denn viele Arrangements und Melodien sind sensationell unkommerziell. Was aber für die Zielgruppe eher Ansporn denn Hinderniss sein dürfte. Nur einmal wollen RITUAL STEEL wirklich zuviel und stellen auch den härtesten Kauzbanger auf eine harte Bewährungsprobe: Das abschließende „Welcome To The Metal Dead“ ist mit seinen fast 24 Minuten doch einen Tacken zuuuuuu lange geraten. Aber abgesehen davon und dem in meinen Ohren etwas unglücklichen Mix, ist „Immortal“ eine feine Kauz-Metal Platte, welche ihre Liebhaber unter den Fans der genannten Referenzbands durchaus finden sollte.
Die Freuden der Globalisierung. Jetzt machen auch Argentinier 100 % Aussie kompatiblen Pubrock. Beim Hören des 42 DECIBEL Debuts erwischt man sich öfters bei der Frage, ob Bon Scott auch wirklich tot ist, oder ob er sich nur all die Jahre in der argentinischen Pampa versteckt gehalten hat. Er wäre ja nicht der erste, der nach Argentien geflüchtet wäre...ähem.... „Hard Rock 'N Roll“ orientiert sich sehr an den ganz frühen AC/DC. Also „High Voltage“, „T 'N T“ und „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“. Viel Blues, viel Boogie Rock und eine hochprozentige Lyric. Wobei...damit tue ich den Herren Unrecht. Sie singen nicht nur über die Vorzüge des Alkohols, sondern auch über Frauen, Rock 'N Roll und Party im Allgemeinen. „Hard Rock 'N Roll“ ist ein gelungener Worship an Ursuppen-AC/DC und passt toll zwischen AIRBOURNE oder '77 ins Regal. Auch wenn 42 DECIBEL die Sache um einiges relaxter angehen. „Take Me“ ist sowas wie „The Jack 2013“ und „Addicted To Rage“ ist ein schöner fast forward Rocker im Stile von „Rock 'N Roll Singer“. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der Rest der gut einstündigen Scheibe. Nicht essentiell, aber partytauglich, mit Liebe gemacht und verbreitet gute Laune.
Death Metal aus Finnland. Schnell, brutal und ohne großartigen Experimente. Gitarrensound stimmt und Vocals werden kompetent geröchelt. Was mir auf den Sack geht ist der unnatürlich klingende und ständig am Anschlag agierende Drumcomputer. Ein unglaubliches Gehacke. Aber es soll ja Menschen geben, die genau darauf stehen. Freunde von DEICIDE oder KRISIUN sollten mal ein Öhrchen riskieren. Textlich konzentriert sich der Ein-Mann-Betrieb laut metal-archives auf „Death, Destruction, Evil und War“. Damit ist eigentlich alles gesagt. Als es mir nach der Hälfte dann doch zu eintönig wird, schaffen es APOCALYPSE WARHEAD mit dem mit ein paar SLAYER Riffs veredelten Instrumental „RK 62“ doch noch, ein kleines Ausrufezeichen im Einheitsbrei zu setzen, bevor es wieder in gewohnter Manier weiter geht. Death Metal für die „Wer-Bremst-Verliert-Fraktion“.
NERGARD ist das Projekt des jungen Komponisten Andreas Nergard und wartet gleich mit einer ganzen Riege an Gaststars auf. Ralf Scheepers, Gören Edman, Mike Vescera, Nils K. Rue oder auch David Reece, Tony Mills und Helge Engelke geben sich das Mikro in die Hand. Wer jetzt gleich „AVANTASIA“ schreit hat nur bedingt Recht. Das Ganze erinnert in seiner Umsetzung eher an ganz frühe AYREON Werke, bzw. an eine etwas metalisierte Variante des LEONARDO Projekts von MAGELLAN Mastermind Trent Gardner. Viele Kompositionen sind eher ruhig gehalten und ziehen ihre Stärke aus elegischen Melodiebögen. Kurzzeitige Gewaltausbrüche wie in „Hell On Earth“ oder dem abschließenden „Requiem“ bilden eher die Ausnahme denn die Regel. Erzählt wird die Geschichte eines jungen irischen Mannes, welcher unschuldig ins Gefängnis kommt und seine schwangere Frau zurück lassen muss. Nach zwanzig Jahren stellt er fest, dass seine Frau bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes ums Leben kam und dass sich sämtliche Freunde von ihm abgewendet haben. So vom Schicksal verwöhnt begeht der Protagonist folgerichtig Selbstmord. Dem Stoff entsprechend haben wir es hier zwar mit hochmelodischer Musik zu tun, welche aber niemals mit Happy-Melodien daherkommt. „Memorial For A Wish“ ist ein klassisches „Kopfhörer-Album“, von welchem man sich wegtragen lassen kann um zu träumen und einfach nur die schönen Stimmen zu genießen.