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Existence Is Futile

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Bei den Engländern CRADLE OF FILTH hat sich nach vier Jahren Schaffenspause nicht viel geändert – und das ist auch gut so. Zumindest musikalisch setzt man weiterhin auf den bewähren Sound, der sich in der dreißigjährigen Bandgeschichte nicht großartig verändert, sondern manifestiert hat. Natürlich thront über allen Songs der einzigartige Gesang von Dani Filth, der wohl das einzige Bandmitglied darstellt, welches als unantastbar gilt.

Thematisch setzten die Jungs aus Ipswish auf „Existence Is Futile“ nicht mehr so sehr auf romantische Horrorgeschichten, sondern beschwören mit dem neuen Album eher die Apokalypse herbei. Musikalisch hält man an einer gelungenen Mixtur aus infernaler Raserei, klassischem Heavy Metal und cineastischer Inszenierung fest. Besonders das Heavy Metal-Riffing kann überzeugen, und so findet man auf dem Output so manche Passage, die auch auf einem ACCEPT-Album ihren Platz gefunden hätte. Dies lockert die Scheibe gelungen auf und bereitet den Hörer auf den nächsten Blast bestens vor.

Natürlich werden sich einige Kritiker auf die cineastischen Parts stürzen und diese wieder in alle ihre Bestandteile zerlegen und der Band musikalischen Klamauk vorwerfen, aber nimmt man der Band dieses Trademark, würde man ein wichtiges Element entfernen, was CRADLE in die Belanglosigkeit führen würde. CRADLE OF FILTH lebt von der Inszenierung, und die Musik ist für die große Bühne geschaffen. True oder nicht true – diese Fragestellung ergibt sich bei der Band einfach nicht, denn wer Klassiker für die Ewigkeit erschaffen hat, der muss sich mit solchen Fragestellungen erst gar nicht abgeben.

Einzelne Songs hervorzuheben ist schwierig, da man auf „Existence Is Futile“ keinen Stinker vorfinden wird, aber mir hat es besonders „The Dying Of The Embers“ angetan, welches nicht ganz so überladen wirkt und eine dreckige Atmosphäre vorweisen kann. Hier sind die Jungs sehr nah am Heavy Metal dran und scheuen sich auch nicht mal, das Tempo zu drosseln. Auch orchestrale Einflüsse werden hier nur dezent verwendet, und man lernt CRADLE von einer sehr basischen Seite kennen.

Hervorheben möchte ich die Gitarrenarbeit. Richard Shaw und Ashok überraschen auf ihren Instrumenten mit ausgefeilten Melodien, die sofort im Gehörgang verbleiben. Auch die eher konservativ ausgerichteten Soloparts wissen zu überzeugen, und man scheut auch diesbezüglich nicht den Einsatz von Twin-Gitarren. Wir bewegen uns zwar noch nicht auf dem Niveau eines YNGWIE MALMSTEEN, aber das wird auch nicht die Intension gewesen sein. Fakt ist, dass wir es hier mit Musikern zu tun haben, die ganz genau wissen, wie ein CRADLE OF FILTH-Werk zu klingen hat, aber die sich bewusst genug Freiraum schaffen, um ihre musikalischen Fähigkeiten gekonnt in Szene zu setzen.

Was soll man als Fazit sagen? Kritiker von CRADLE werden das Album in der Luft zerreißen, aber Hörer mit einem weiten musikalischen Horizont finden hier eine Perle des Heavy Metals. Ich benutze wissentlich nicht das Wort Black Metal, da CRADLE diesen Pfad schon vor langer Zeit verlassen haben und deutlich mehr zu bieten haben als so mancher Panda-Akt. Mir gefällt „Existence Is Futile“ tatsächlich außerordentlich gut, und somit vergebe ich einen ganz knappen „Tipp“.

 

Existence Is Futile


Cover - Existence Is Futile Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 70:17 ()
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Cosmos

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Die Musiker von NAVIAN kommen aus Norwegen und lernten sich bei ihrem Bachelor-Abschluss in zeitgenössischer Musik kennen. Kurz darauf beschlossen sie, ihre Liebe und ihr reges Interesse an und um die Musik zu bündeln und ein Album einzuspielen. Gesagt, getan: das Album "Cosmos" ist ihr Einstand und geboten wird darauf rockig moderne, zuweilen aber auch sphärische Instrumentalmusik. Das Trio agiert handwerklich anspruchsvoll und songwriterisch ambitioniert. Dabei schaffen sie es, nachvollziehbare und kurzweilige Songs zu bieten. Die Gitarre ist der Fixstern, um den sich die Arrangements drehen; hinzu kommen atmosphärische Synthesizer-Sounds und eine quirlige Rythmus-Sektion. Den Beginn markiert das heranschwebende "Luna", das sich zunehmend verhärtet und sowohl mit luftiger Leichtigkeit als auch stabiler Kante punktet. "Ghost Stories" geht einen ähnlichen Weg, nur in umgekehrter Reihenfolge. Hier zeigen sich die Norweger zu Beginn ruppig, ehe der Song seinen "Aggregatzustand" in eine kurze, jazzige Improvisation verändert. Dem Trio gelingt es, dass ihre Kompositionen immer eine gewisse Wendigkeit bewahren und sich oft vom Ausgangspunkt weg bewegen, ohne den Songfaden dabei zu verlieren. "Cosmos" ist ein unterhaltsames, ideenreiches Instrumtalalbum, das in Anbetracht der jungen Musiker und als Debüt Anerkennung und Applaus verdient!

 

 

Cosmos


Cover - Cosmos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 38:43 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Navian

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Where Fear And Weapons Meet

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Die wuchtvolle Blackened Death/Doom Metal-Infanterie aus der Ukraine meldet sich zurück auf dem Schlachtfeld! Und das kann ich Vorweg nehmen: Hier treffen sich tonnenschwere packende Riffs, mitreißende Melodien und ein stimmiges Gesamtkonzept. Geschichtsunterricht, der begeistert: 1914 beschäftigen sich thematisch ausschließlich mit dem ersten Weltkrieg und legen dabei Wert auf historische Genauigkeit. „Where Fear And Weapons Meet“ ist das dritte Album der Truppe und erscheint drei Jahre nach „The Blind Leading The Blind“. Die letzte Scheibe konnte mich begeistern, und 1914 zogen mich strudelartig in ihren Bann. Die Ukrainer kamen mit Napalm Records bei einem großen Label unter, machen nun da weiter, wo sie aufgehört haben und spielen ihre eingängige Mixtur aus Death-, Black- und Doom Metal. Angereichert wird dies durch zahlreiche Samples, Orchester-Sounds und Gastsänger.

„War In“ ist ein standesgemäßer Start mit den Klängen des traditionellen serbischen Liedes „Tamo Daleko“, das aus dem Ersten Weltkrieg stammt. Es ertönen Schüsse, und es folgt der Track „FN .380 ACP#19074“, eine episch-melancholische Nummer mit Double-Bass, Bläsersounds, unerbittlichem Riffing und Tremolo-Picking der Gitarristen Vitaliy Vygovskyy und Oleksa Fisyuk. Das Ganze ist sehr gut abgemischt. Ein bisschen SEPTICFLESH, etwas UADA, eine Spur DISSECTION und ASPHYX. Der Songtitel ist übrigens die Modell- und Seriennummer der Handfeuerwaffe, mit welcher Erzherzog Franz Ferdinand erschossen und der Krieg eingeleitet wurde. Mit „Vimy Ridge (In Memory Of Filip Konowal)” folgt eine groovende Midtempo-Melodeath-Nummer. „Pillars Of Fire (The Battle Of Messines)” beinhaltet feierliche Fanfaren und ein Sample aus dem Film "Helden von Hill 60". „Don't Tread On Me (Harlem Hellfighters)“ ist mein persönliches Album-Highlight: eine vielschichtige Klangwand, eine super Gitarrenmelodie und wütend-brilliantes Schlagzeugspiel; was für ein geiler Song! Zur Halbzeit ertönt der Folk-Country-Track „Coward” (feat. Sasha Boole von ME AND THAT MAN) mit Banjo und Mundharmonika, der an Ort und Stelle irgendwie seltsam wirkt. Aber why not! Der nächste Gastsänger ist Nick Holmes von PARADISE LOST und BLOODBATH bei „...And A Cross Now Marks His Place“. Ditmar und Nick liefern sich ein furioses brutales Gesangsduett. Der Gothic-artige Mittelteil ist, sagen wir mal, mutig. „Corps D'autos-canons-mitrailleuses (A.C.M)” entpuppt sich als starke Black Doom-Nummer, und „Mit Gott Für König Und Vaterland“ kommt äußerst düster daher. „The Green Fields Of France” sind elf Minuten sludgender Death-Doom mit Dudelsack, dissonanten Riffs und abschließenden Explosionsklängen. Beim Rausschmeißer „War Out“ ertönt ein Protestsong aus dem Ersten Weltkrieg. Anspieltipps sind vor allem „FN .380 ACP#19074“ und „Don't Tread On Me (Harlem Hellfighters)“.

Dmytro Kumars Stimme und seine Art, im krächzenden Klang Geschichten zu erzählen, hat etwas Einzigartiges! 1914 erzählen und vertonen schicksalhaft-grausame Kriegs-Geschichten. Die Band liefert mächtig ab: „Where Fear And Weapons Meet“ ist ergreifend und absolut bombastisch!

 

Where Fear And Weapons Meet


Cover - Where Fear And Weapons Meet Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 65:29 ()
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Street Lethal

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Wir schreiben das Jahr 2021, und die ganze Welt schaut einmal mehr nach Schweden, wo sich eine Handvoll Musiker anschickt, eine weitere Sammlung an Sahnehooks der Sonderklasse in die Ohren der Massen zu blasen. Abba nicht, was ihr jetzt denkt. Hier handelt es sich nämlich nicht um eine Seniorenkaffeefahrt nach Waterloo, sondern um das neue Werk der Sleaze Rock-Könige CRAZY LIXX.

Nach dem an 80er-Jahre-Actionfilme erinnernden Intro „Enter The Dojo“ geht es mit dem High-Energy-Rocker „Rise Above“ gleich in die Vollen. Zackig und mit einem Monsterchorus versehen, werden von Minute eins an keine Gefangen gemacht. Das nachfolgende „Anthem For America“ nimmt das Tempo zwar etwas raus, ist aber trotzdem extrem energetisch ohne Ende. Der überlebensgroße, aber zeitlose Sound verdeutlicht, dass diese Songs nicht für Clubs, sondern für Stadien geschrieben worden sind.

In der Mitte des Albums gibt es mit „Reach Out“ eine kleine instrumentale Verschnaufpause, bevor das treibende Titelstück „Street Lethal“ heranrauscht. Das ist dann auch die einzige Kritik: dank dem ikonischen RACER X-Album gleichen Namens, ist dieser eigentlich verbrannt. Man macht einfach kein zweites „The Number Of The Beast“, „Master Of Puppets“, „Girls, Girls, Girls” oder eben „Street Lethal“. Aber das ändert nichts daran, dass Song und Album ein Kracher sind.

Für „In The Middle Of Nothing“ würden DEF LEPPARD töten. Was ein geiler Groove. Die gute Laune, die CRAZY LIXX mit diesem Album verbreiten, lässt einen die ganze Scheiße der letzten Jahre vergessen, und man hat einfach eine unbeschwerte und gute Zeit. Dafür gebührt dem schwedischen Melodic-Kollektiv mein Dank und mein Respekt. „Street Lethal“ ist eine überzeugende Mannschaftsleistung, die jedem Fan zeitgemäßen 80er-Jahre-Hard Rocks ansatzlos reinlaufen sollte. Und ja: „zeitgemäßer 80er-Hard Rock“ ist kein Widerspruch in sich. Dieser Begriff steht im Falle von CRAZY LIXX für eine begeisternde „bigger than life“-Attitüde, fetten Sound und authentischen Spaß mit respektvollem Blick auf die Gründerväter MÖTLEY CRÜE, DEF LEPPARD, RATT und WHITE LION.

Street Lethal


Cover - Street Lethal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:34 ()
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Origin

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Die Death Metal-Version von DEF LEPPARDs „Hysteria”?

Seit 25 Jahren produzieren OMNIUM GATHERUM hochqualitativen Melodic Death Metal. Den Stil ihres neuen Longplayers „Origin“ bezeichnet die Band selbst als AORDM (Adult-Oriented Death Metal). Braver Stadionrock meets Death Metal? Das macht neugierig!

Die Finnen legen auf „Origin“ weniger Wert auf Härte, sehr wohl aber auf Melodie und Atmosphäre. Seit „The Burning Cold“ (2018) hat sich die Hälfte des Line-Ups der Band verändert, da sie einen Gitarristen, den Bassisten und den Schlagzeuger verloren haben. Die neuen Nordmänner an Bord heißen Mikko Kivistö (Bass) und Atte Pesonen (Schlagzeug). Kivistö teilt sich mit Gitarrist Markus Vanhala (ebenfalls bei INSOMNIUM) den cleanen Gesang. Ihr mehrstimmiger Klargesang ist ein gutes neues Stilmittel.

Die Scheibe startet mit „Emergence“, einem 2:35 Minuten langen Intro, und hier wollen OMNIUM GATHERUM diesen down-pickenden Stadion-Rock direkt zeigen. Das darauffolgende „Prime“ hat melancholisch-epische Harmonien, und Jukka Pelkonens Gesang ist sehr zentral abgemischt. Die auflockernde Gitarre gibt Leichtigkeit und Helligkeit in die düster-wehmütige finnische Atmosphäre. Die Single-Auskopplungen „Paragon“ und „Reckoning“ sind beides gute Tracks. „Paragon“ klingt beschwingt und etwas poppig, „Reckoning” überzeugt mit einer richtig coolen Melodie und fetten Soli. „Fortitude” ist eine hymnenhafte Nummer, mit gutem mehrstimmigen Klargesang im Hintergrund und finalem Crescendo. Nach diesem etwas langsamerem Mittelteil von „Origin“ mit guten Melodien, aber etwas wenig Druck, wird es mit „Friction“ flotter, und bei „Tempest“ fahren OMNIUM GATHERUM Blastbeats auf. Die kraftvolle Manier erinnert dabei an AMON AMARTH. Bei „Unity” wird unermüdlich im Midtempo gezockt; mit „Solemn“ gelingt noch ein Highlight zum Schluss. Nach einem Piano-Intro entwickelt sich ein abwechslungsreicher und zwischenzeitig progressiver Track, der zum Glück auch mit einer Portion Härte punktet und wieder ein gutes Gitarrensolo beherbergt.

Jukka Pelkonens gruftiger Gesang ist wie üblich recht einseitig, aber diese eine kernige Art zu Brüllen knallt und passt wie die Faust aufs blaue Auge. Dank eines klasse Songwritings kann „Origin” mit den Glanzleistungen der Band, „The Redshift“ (2008), „New World Shadows“ (2011) und „Beyond“ (2013), mithalten. Man erhält auf „Origin“ eine ordentliche Portion Keyboard-lastigen Melodic Death Metal mit schweren Grooves und süß-poppigen Hooks. Markus Vanhalas Gitarrenspiel trägt wunderbar die Melodien der Songs und ist für den Sound von OMNIUM GATHERUM enorm prägend und wichtig. Die Produktion der Platte ist euphonisch klar, sauber, und im Mix geht nichts verloren.

OMNIUM GATHERUM touren sich schon lange den Allerwertesten ab und haben nie den richtig großen Dank in Form von Erfolg dafür erhalten. Zu sehr bewegten sie sich um Schatten von Bands wie INSOMNIUM, AMORPHIS, IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY. Zudem räuberte der kitschige Metalcore schamlos musikalische Kernelemente der Melodic Death Metal-Combos.

2021 klingen die Jungs von OMNIUM GATHERUM inspirierend und gar nicht abgedroschen und greifen mit neuer Kraft an.

 

Origin


Cover - Origin Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 49:47 ()
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The Devil You Know - Live

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Nach nur drei Studiowerken gibt es jetzt ein Live-Album von THE UNITY, mitten in der nicht enden wollenden Coronakrise. "Warum so früh und von welcher Tour?" sind die Fragen, die zu beantworten sind. Die Band war der Meinung, für die vielen ausgefallenen Shows sollten die Fans wenigstens ein Live-Album bekommen. Da ist es auch egal, dass es nur einen Fundus von drei, wenn auch sehr starken Studio-Alben gibt. Die Mitschnitte stammen aus den Jahren 2017 bis 2020 und sind sowohl in kleinen, engen Clubs als auch bei größeren Festivals wie dem BANG YOUR HEAD oder dem KNOCK OUT aufgenommen worden. Vom aktuellen Album ist nur eine Nummer enthalten. Somit macht das Ding Sinn, gerade für jüngere Fans der Band, um sich so einen verdichteten Überblick des frühen Schaffens von THE UNITY zu ermöglichen. Wie schon erwähnt, ist "The Devil You Know - Live" ein Zusammenschnitt; nichts desto trotz werden die Songübergänge ohne Aus- und Einblendungen geboten, und auch große Soundunterschiede gibt es nicht. Sowohl die Publikumsreaktionen als auch die Atmosphäre, inklusive vereinzelter, ansteckend launiger Interaktionen ("Never Forget") von Band zu Zuschauer, passen ebenso. Somit bekommen wir ein überraschend homogen klingendes Live-Werk geliefert, das mit 11 Tracks und einem Intro eine unterhaltsame Stunde Spielzeit liefert. Dementsprechend gibt es keine Kritikpunkte an dieser liebevollen aufgearbeiteten und stimmigen Live-Konserve.   

The Devil You Know - Live


Cover - The Devil You Know - Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 60:0 ()
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Strangers

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Die drei süddeutschen Musiker von RADIO HAZE durften gerade in der Corona-Krise ihr 13. Bandjahr durchleben. Also glücklich oder zumindest lukrativ war das sicher nicht. Aber kreativ, denn das Trio nutzte die tourfreie Zeit, um ihren 5. Longplayer fertigzustellen. Diesen gibt es nur in einer recht umfassenden Box mit 48-seitigem Fotobuch im Vinylformat, inkl. Vinyl, CD und Download. Ob das Sinn macht, sein neues Album nur in dieser Form zu veröffentlichen, wenn man nicht IRON MAIDEN oder OZZY OSBOURNE heißt, wird zu beantworten sein.

Musikalisch sind RADIO HAZE ein ganzes Stück geschmeidiger als gewohnt unterwegs. Der Opener "Control" ist fast schon Pop-Rock. Die Gesangsmelodie schmeichelt sich an den Rhythmus, und die Gitarren flankieren leicht funkig das tanzbare Stück. "Flawed" macht uns den Blues, der genretypisch eine gewisse Melancholie transportiert; hier gefällt mir der dominante und klare Gesang von Philipp Janoske. Die Vocals, die sich die Band partiell teilt, können mit Attraktivität und einer gewissen Eleganz überzeugen. Den Songs ist ihr zuweilen schwerer Inhalt nicht im Geringsten anzufühlen, handeln doch viele Nummern von Verlust, Entfremdung und einer sozial distanzierten Gesellschaft. Ganz im Gegenteil, das Werk hinterlässt eher einen positiven, beschwingten und mitteilsamen Eindruck. "Arsonist", vorgetragen mit Orgel, Saxofon und souligem Unterton, lädt zum Kuscheln ein und hört sich nach Aus- statt Anspannung an. Nie klangen RADIO HAZE entschärfter und allen voran positiver als auf "Strangers", wo das Album doch als Krisenverarbeitung und Ventil fungiert hat - Hut ab! Hier ist keine Verbitterung oder gar tiefe Verunsicherung zu spüren, sondern Optimismus, Inspiration und ganz viel Lebensfreude.

 

Strangers


Cover - Strangers Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 40:50 ()
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Blood On Blood

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Was soll man denn zu einer neuen RUNNING WILD noch groß schreiben? Dass Rolf unbeirrbar seinen Weg geht? Weiß man. Dass Veränderungen eher im Detail stattfinden? Auch keine Überraschung. Dass es sich trotzdem nicht mehr anhört wie 1989? Natürlich! Dass sich am Sound wieder einmal die Geister scheiden werden? Geschenkt.

Trotzdem ist jeder gespannt wie ein Flitzebogen, und das zeigt, welche Relevanz RUNNING WILD auch 2021 noch haben. Natürlich ist es Kokolores, wenn Rolf den Status seiner Band mit GUNS N‘ ROSES oder METALLICA vergleicht. Auch kann man beim besten Willen nicht sagen, dass „Blood On Blood“ das beste Album im umfangreichen Oeuvre der Hamburger Freibeuter ist. Was man hingegen nachvollziehen kann, wenn Rolf von einem seiner abwechslungsreichsten Alben spricht.

Arbeiten wir uns mal von unten nach oben durch das Album durch: „Say Your Prayers“ und „Wild & Free“ sind ziemlich unspektakuläre Rocker, die zwar nicht weh tun, aber vermutlich ist Rolf in der Lage, solche Songs in fünf Minuten zu komponieren. Versteht mich nicht falsch, das hat natürlich alles Hand und Fuß, wurde in der Vergangenheit aber schon viel besser vom Chef selbst gebracht. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Wings Of Fire“. Aber da ist dann etwas mehr Dampf unterm Kessel, und schon macht das Ganze bedeutend mehr Laune. Der Chorus könnte live schon gut abgehen. Auch „Wild, Wild Nights“ wildert in der „Lonewolf“ / „Raw Ride“-Kiste, verbindet das aber mit einem partykompatiblen Chorus. Kann man machen. Der große Ausreißer heißt auf diesem Album „One Night, One Day“: Ich bin ehrlich unschlüssig, ob ich das Stück geil oder Käse finden soll. Ich steh‘ ja auf Kitsch, und mit irisch angehauchten Melodien hat man mich auch meistens an der Kette, ist aber halt auch sehr schunkelig. Nichtsdestotrotz gibt es zur Freude des Autors auch eine ganze Handvoll Songs ohne großes „Aber“. Angefangen beim treibenden Opener „Blood On Blood“ über „Diamonds & Pearls“, welches einem Speedsong näher kommt als alles seit „Libertalia“, dem pumpenden und schon bekannten „Crossing The Blades“ hin zum „Black Hand Inn“-Prequel „The Shellback“. Selbiges ist zwar auch recht entspannt ausgefallen, begeistert aber dennoch mit den unvergleichlichen Melodien und einem erhabenen Chorus. Bleibt noch der episch lange Abschluss mit „The Iron Times (1618-1648)“. Diesen kann man auch als gelungen bezeichnen, und er reiht sich irgendwo zwischen „War & Peace“ und „The Ghost“ in die RUNNING WILD-Historie ein.

Im Endeffekt sehe ich „Blood On Blood“ auf Augenhöhe mit dem Vorgänger „Rapid Foray“, was „Blood On Blood“ zu einem weiteren guten Album macht. Aber auch in 20 Jahren wird man, wenn es um die großen RUNNING WILD-Klassiker geht, andere Alben nennen.

 

Blood On Blood


Cover - Blood On Blood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 56:10 ()
Label:
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Band:

TOM MORELLO

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