Zwei Jahre ist es nun auch schon her, das "El Pistolero" das Land (vielleicht auch nur den Untergrund) verwüstete. Jetzt kehren TRACER aus Australien mit "Water For Thirsty Dogs" zurück und zeigen was Down Under außer AIRBOURNE und WOLFMOTHER zu bieten hat. Die vier Monate intensive Arbeit haben sich jedenfalls gelohnt.
Grunge, Blues und Stoner-Rock heißen nach wie vor die drei Hauptstilrichtungen, die TRACER in ihren 70er Rock einfließen lassen. Und die wurden hier so differenziert wie noch nie heraus gearbeitet, was "Water For Thirsty Dogs" mit Abstand zu dem abwechslungsreichsten Album des Trios werden lässt. Während der Titelsong das Album mit einem prägnanten Stoner-Riff einleitet, wird in "Lacy" der Grunge ausgepackt. "Astronaut Juggernaut" prescht mit Energie und gutem Refrain nach vorne, während "Homeward Bound" fast schon Mainstream-tauglich daher kommt und das abschließende "Tremors" direkt aus der steinigen Wüste.
Michael Browns Stimme konnte seit der letzten Scheibe noch an Tiefe gewinnen und generell präsentieren sich TRACER viel offener und ungezwungener als auf dem Vorgänger. Kein Wunder, da die Band hier an keinen Labelvertrag gebunden war und so gesehen freie Fahrt zurück erlangen konnte.
Ein grpßartiges Album für heiße Sommertage. Weiter so!
NO END IN SIGHT haben sich für "Black Clouds" drei Jahre Zeit genommen und direkt mal zwei neue Gitarristen in ihr Line-Up integriert. Ob die beiden der Grund für die stärkere Metal-Ausrichtung der neuen Songs sind, bleibt unkar. Fakt ist, dass NO END IN SIGHT zwar immer noch Hardcore und Metalcore verbinden, wird schon im ersten Viertel des Albums der Schwerpunkt immer wieder auf Metal gelegt, bis hin zu Blast-Parts ("Between Life And Death"). Im Holzhammer-mäßig benannten "Thrashhammer" werden die - Überraschung! - Thrash-Gitarren ausgepackt und in einem gut nach vorne gehenden Song verwurstet. "Yesterday Is Overtaking" ist als Abschluss der Platte der Hardcore-lastigste Song, in welchem die Band eine klares "Fuck Off" in Richtung Nazis gibt. Insgesamt werden von "Black Clouds" Erinnerungen an selige MAROON-Zeiten werden geweckt und zeigen sich NO END IN SIGHT als knallharte Metalcoreband, die sowohl bei den Hardcore Kids wie auch bei Metalheads punkten werden dürfte. Wer Bock auf einen Abend Abschädeln hat, ist mit "Black Clouds" bestens bedient!
LIGHT YOUR ANCHOR und ANCHORS & HEARTS - verwirrend ist das alles, zumal beide Bands aus der gleichen Ecke kommen. Musikalisch sind sie auch nicht weit auseinander, das allerdings nur beim ersten flüchtigen Eindruck. "Homefires", das neue LIGHT YOUR ANCHORS-Werk, zeigt die Band im melodischen Hardcore verwurzelt und mit leichter Punk-Schlagseite. Die Produktion ist angenehm ehrlich - und nicht total überkandidelt - und gibt allen Instrumenten den nötigen Raum zum Atmen. Bei "Confession" oder dem sauguten - und mit eindeutiger politischer Ansage kontra Pegida! - "The Pledge" wird das gut deutlich. "The Pledge" ist dann auch der düsterste Song des Albums, in der Regel klngen LIGHT YOUR ANCHORS fröhlich, fast schon poppig. Geht ein wenig in Richtung Skatepunk, bleibt aber immer noch vorwiegend im Hardcore verortet. So macht ein Album Spaß, gerade wenn die Songs catchy sind ("Just Okay") und die Band weiß, wie sie ein gutes Dutzend Songs ähnlich und gleichzeitig unterscheidbar voneinander schreiben muss. "Homefires" ist eine gelungene Mischung aus Melodie und Härte, aus Fröhlichkeit und Moshparts. Schönes Ding!
"The Unspeakable" ist der Titel des zweiten Albums der schwedischen Occult-Rock-Formation YEAR OF THE GOAT. "The Key And The Gate" hieß das bisher letzte Lebenszeichen des Sextetts, das letzte Album "Angels' Necropolis" liegt nunmehr drei Jahre zurück.
YEAR OF THE GOAT spielen okkulten 70er Rock. Nicht zuletzt denkt man dabei an Größen wie BLACK SABBATH oder COVEN oder aus der neuen Zeit WITCHCRAFT und THE DEVIL'S BLOOD. Nebst aller wohligen Gitarrenriffs, gekonntem Chor-Einsatz und satanische Finsternis ist es bei YEAR OF THE GOAT vor allem der Gesang, der aufhorchen lässt: Thomas Sabbathi ist unbestreitbar ein Meister seines Fachs und hat eine unverwechselbare Stimme, die den Songs jede Menge an Tiefe und Gefühl gibt. Während der knapp dreizehn-minütige Opener (nach zweiminütigem Intro) noch nicht ganz zu überzeugen weiß, ist spätestens bei "The Emma" klar, dass die Schweden sich ihres Fachs nach wie vor verstehen. Wirkliche Tiefen weist das Album nicht vor, dafür gibt es einige Ohrwurm-Passagen, die gerade verstärkt am Höhepunkt "The Wind"/"Black Sunlight" warten.
Fans der oben genannten Bands sollten hier unbedingt mal reinhören. "The Unspeakable" ist unbestreitbar der bisherige Höhepunkt der Band. 2015 ist das Jahr der Ziege.
"Who Cares What Music Is Playing In My Headphones?" - Ganz nach diesem Motto agieren DAN DEAGH WEALCAN. Dabei liegt der Herren letzte Full-Length (mit dem noch viel schöneren Namen "Two Straight Horizontal Lines And The Organized Chaos In Between") gerade einmal ein halbes Jahr zurück. So viele kranke Ergüsse.
DAN DEAGH WEALCAN mischen nämlich keine Anzahl von (Metal-)Genres, DAN DEAGH WEALCAN mischen alles. Metalcore, Grunge, Punk, Indie, Mathcore, Electro, Grindcore, Post Rock - Was wird hier nicht gespielt? Harte Metal-Passagen reihen sich an atmosphärische Parts und lassen Hundegebell folgen ("Dogs In A Box") während "What Was That" von einer unbestreitbar punkigen Attitüde getragen wird. Depressiv und melancholisch tönen Songs wie "No More Than Usual" oder "I Killed Everything That Was Good In Me" aus den Boxen, ohne dezente Metal-Ausbrüche und Sci-Fi-Passagen missen zu lassen. "Baseless Hatred" schnellt mit jeder Menge Speed und elektronisch-verzehrtem nach vorne, bevor das instrumentale Outro "Endless Apathy" die "Headphones" auf die folgende Stille vorbereitet. Das muss man erstmal verdauen.
"Who Cares What Is Playing In My Headphones?" macht es dem Hörer um einiges leichter, als der direkte Vorgänger "Two Straight Horizontal Lines And The Organized Chaos In Between". Dafür lässt der satte Neun-Minüter "Easy Way - Long Way" an TOOL denken. Das russische Duo arbeitet hier verstärkt mit wiederkehrenden Gitarrenläufen, Refrains, atmosphärischen-Parts und viel mehr Melodien als beim Debüt. Wild und Wirr ist die Mischung dennoch nach wie vor.
NINKHARSAG ist die Mutter-Göttin der Berge (in der sumerischen Mythologie) und eine Black Metal-Band aus Liverpool. Nach dem Veröffentlichen einer Demo ("Destroyed By Design") in 2011 und der Single "The Essential Salts Of Human Dust" in 2013 gibt es nun das erste Album der Briten.
"Blood Of Celestial Kings" orientiert sich vom Stil her deutlich an den bisher veröffentlichten Stücken: Hier gibt es Old-School (oder: "ancient") Black Metal zu hören. Das Tempo ist flott, die Gitarren und das Schlaagzeug schnell und erstaunlich variabel in Tempo und Melodie, die Vocals sind klassisch gehalten. Dabei schaffen es NINKHARSAG Atmosphäre und Stimmung aufzubauen und die einzelnen Songs deutlich von einander abzugrenzen. Die Produktion ist roh aber gut - man hört hier alles raus, nichts rauscht und nichts wirkt glattgebügelt.
So ist "Blood Of Celestial Kings" ein klassisches Black Metal-Album der guten Sorte. Ideen und Variationen sind zwar außreichend vorhanden und auch gut umgesetzt doch neu erfunden wird das Rad hier auch nicht. Wer ein solides Album im Stile altbekannter Interpreten sucht wird hier jedoch sicher keinen Fehlgriff landen.
Den klangvollen, düsteren Titel „Nocturnes Of Hellfire & Damnation“ trägt das vierzehnte Werk der US-Metal Legende VIRGIN STEELE. Seit den frühen 80ern und mittlerweile über dreißig Jahren gibt es die unbekannteren, düsteren, MANOWAR-Veteranen aus New York. Dabei schreiten VIRGIN STEELE um einiges intellektueller und progressiver zu Werke als ihre weltberühmten Nachbarn.
Fünf Jahre liegt der zugegebener Maßen etwas schwächere Vorgänger „The Black Light Bacchanalia“ zurück. „Nocturnes of Hellfire & Damnation“ bietet erneut eine über 70-Minütige Spielzeit, gestückelt in vierzehn Songs. Wer VIRGIN STEEL kennt, weiß auch schon gleich, was ihn erwartet: Heavy Metal der progressiven Sorte gibt es hier: Epische Melodien reihen sich an ausgedehnte Gitarren-Soli. Der Gesang von David DeFeis ist wirklich extrem, sollte aber gemeinhin bekannt sein: Rockiger Gesang mit gaaanz spitzen Höhen wird hier zum besten gegeben. Letzterem Element wird sich dabei (zum Glück) nur zum Setzen von Accenten bedient, so wird das Gehör geschont.
Die Lyrics sind auf dem aktuellen Werk ausgesprochen düster ausgefallen und wissen zu gefallen: Wer Heavy Metal ohne Drachen hören möchte ist hier genau richtig. Was ein Wenig fehlt ist hier die Hit-Dichte: Bei einem Album mit einer so langen Spielzeit hätte man ein paar mehr prägnante Melodien rein streuen können und auch die Soli und Riffs scheinen sich ab einem gewissen Punkt sehr zu gleichen. Der extreme Gesang ist für mich über eine Spielzeit von über Siebzig-Minuten nicht immer ein Genuss.
Songs wie das eingängige „Queen Of The Dead“, das düstere „Black Sun – Black Mass“ wissen zu beweisen VIRGIN STEELE haben es trotz fortgeschritten Alters immer noch (und vielleicht sogar mehr als MANOWAR) drauf. Auch wenn einem bei den abschließenden „Hymns To Damnation“ und gerade der Soft-Ballade „Fallen Angels“ irgendwie die Luft wegbleibt …