Nach etwas mehr als zwei Jahren (und der kleinen EP "I Was A Soldier", die noch im November 2013 heraus kam) liefern HANGING GARDEN nun endlich mit "Blackout Without" ihr viertes Album voller Länge ab. Das letzte Album der finnischen Düster-Metaller ("At Every Door" (2013)) wusste voll und ganz zu gefallen und bescherte dem Sextett erstmals ein größeres Publikum.
HANGING GARDEN spielen depressiven, melodischen Metal. Omnipräsent ist dabei die tiefe Schwere des Doom Metal, die genau wie der bestechende Hauch Melodic Death Metal aus den Anfäüngen der Band geblieben ist. Doch immer häufiger wird hier mit atmosphärischen Parts, sanft depressiven Post-Rock Passagen und dezentem Gothic-Flair gearbeitet. Der Gesang von Toni Toivonen (der seit 2010 dabei ist) ist immer häufiger klar, melancholisch, düster, leicht verträumt. So haben HANGING GARDEN eine wunderbare Herbst-Atmospäre geschaffen, die mit dem noch recht Death-lastigen "Borrowed Eyes" beginnt und dem sich aufschaukelnden "Blackout" endet. Den ultimativen Höhepunkt servieren die Finnen jedoch zu Mitte der Scheibe: "Unearth" weist einen wunderschönen Gänsehaut-Refrain auf und in "Words That Bear No Meaning" tritt die geniale Mischung aus melodischem Death Metal, sanft elektronischem Post Rock und melancholischem Klargesang am epischsten zu Tage. "Aoede" liefert mit elektronisch verzehrtem Frauengesang und herrlich traurigen Melodien den Einstieg hierzu, während "Eclipse" durch atmosphärisches Gitarrenspiel, Rhytmus und Post-Rock-Flair glänzt.
Da bleibt eigentlich nur noch die Frage offen, wieso HANGING GARDEN ihr melancholisches Meisterwerk in ein so unschönes (und in meinen Augen unpassendes) Gewand gepackt haben: Das Art-work schreit nahezu nach neumodischem Quatsch, Nu Metal-Pop-Gedöns ... Jedoch sollte man sich von dem Booklet nicht täuschen lassen. HANGING GARDEN haben hier nämlich ansonsten alles richtig gemacht: Viel Athmosphäre, ein gelungener Mix der Stilrichtungen, Kompositionen und Melodien, die hängen bleiben und eine druckvolle Produktion. Fans von Bands wie SWALLOW THE SUN, KATATONIA, SLUMBER, GHOST BRIGADE und GERM sollten sich dieses Album auf keinen Fall entgehen lassen!
„This is not my blood …. But my darkness“ – Das sind die Worte mit denen „Militant“, das mittlerweile fünfte Album von TURBOCHARCHED eingeleitet wird. Eine neue, düstre Ära bricht herein. TURBOCHARGED hört man ihre schwedische Herkunft mit jeder Note an und doch handelt es sich hier nicht um den hunderttausendsten ENTOMBED-Klon. Death Metal alter Machart mit einer guten Portion Death’N’Roll lautet die schlagkräftige Devise, die angereichert mit vielen eingängigen Thrash-Elementen und einer Prise Punk den Stil der Schweden ausmacht. Brachiales Tempo, groovige Parts, Low-Tempo Passagen, ein dominanter Bass und finstere Ausbrüche – TURBOCHARGED wissen ihre Songs von einander abzugrenzen. Untermalt wird das Ganze von fiesen Samples.
Ronnie Ripper, Freddie Fister und Old Nick haben mit „Militant“ ein Album kreiert, welches sich nicht zu verstecken braucht. So weiß schon der düster-thrashige Opener voll und ganz zu überzeugen. „Auora Of Flies“ drosselt das Tempo, erweist sich aber auch als eingängig. Bei „Popecleaver“ wird erstmals „Brutal Death“ voll aufgedreht, bevor es mit „Where The Sodomites Never Burned“ wieder thrashiger wird. „Blood Red Rain (Over The White Plains Of Heaven)“ bedient sich genialer Melodien, biestiger Soli und einer enormen Eingängigkeit, bevor ein düster eingeleiteter „Left Hand Pschopath“ die Scheibe zum Abschluss bringt.
Auch wenn „Militant“ im Grunde nicht viel Neues bietet wurde hier doch alles richtig gemacht: Punkig-Thrashige Todeskunst im Namen „extremer Dechristinaization“.
COUNTERPARTS standen bisher immer im Schatten ihrer erfolgreichen Landsleute COMEBACK KID, so gut ihre bisherigen Alben auch waren. Ob sich das mit "Tragedy Will Find Us" ändern wird?
Es wird schwierig, denn COUNTERPARTS haben mit dem Elf-Tracker ihr bislang schäwrzestes Album abgeliefert, womit gegen eine positive Vibes verbreitende Band wie COMEBACK KID schwer anzukommen ist. Dabei ist "Tragedy Will Find Us" genauso eingängig wie die Alben der Landsleute und nicht weniger packend. Aber es ist ein heftiges Album; ein Album, mit dem sich warmgehört werden muss. Beim Songwriting hat die Band ihren Stil verfeinert, Verbindungen zu ihren bisherigen Alben werden gehalten und neue Ideen eingebaut, insbesondere die Fokussierung auf das Wesentlich. Waren viele ältere Songs etwas überfrachtet mit Ideen, wirken die "Tragedy Will Find Us"-Nummern kompakter, schneller auf den Punkt kommend. Dazu passen die vielen melodischen Einschübe, wie das gelungene "Thread" zeigt, insgesamt einer der besten Songs der Platte. Die stärkste Veränderung hat Shouter Brendan gemacht, der seinen Stimmbändern alles abverlangt und mit einer starken Präsenz in den Songs für seine Mühen belohnt wird. Er trägt viel dazu bei, dass die Songs eine verzweifelt-aggressive Atmosphäre aufbauen, was zwar in "Solace" etwas eingerissen wird, aber sonst der rote Faden des Albums ist. COUNTERPARTS haben dem Album eine zur dunklen Thematik passende rohe Produktion verpasst, die sehr nach Hardcore der alten Schule klingt und eben einfach passt.
Mit diesem Album haben sich COUNTERPARTS als Band gefunden, die elf gut aufeinander abgestimmten Songs und die in den Songs gut aufeinander abgestimmten Musiker sprechen eine deutliche Sprache. Die Band hätte es verdient, mehr Aufmerksamkeit von den Fans zu bekommen und als die nächste große Nummer aus Kanada benannt zu werden. Warten wir ab, wie fair das Leben mit ihnen sein wird.
WE CAME AS ROMANS bringen ihr selbstbetiteltes Album pünktlich zum zehnjährigem Bandjubiläum raus. Zehn Jahre, in denen sich die Band einen Namen in der Metalcoreszene gemacht hat, auch wenn die Kritiker der Band nicht immer wohl gesonnen waren. "We Came As Romans" wird daran nichts ändern. Auf der einen Seite sind viele Songs sehr eingängig, auf der anderen Seite ist die Chose extrem poppig und auf Charterfolg schielend wirkend. Jetzt ist Erfolg in den Charts anno 2015 auch für heftige Bands möglich, allerdings sind WE CAME AS ROMANS von heftig, brutal und ähnlichen Attributen weit entfernt. Die zehn Songs sind sehr weichgespült, wer es mit der Band gut meint, mag es zeitlos und erwachsen nennen. Gegen Veränderung im Sound spricht ja nichts, allerdings sollte das Ergebnis weniger berechnend als in diesem Falle wirken. Die Songs sind nach Schema F für modernen Core - insbesondere die laut/ leise-Dynamik wird bis zum Exzess ausgereizt - geschrieben, mit zu zahmem Gesang ausgestattet und in der Masse einfach zu ähnlich. Handwerklich ist alles im grünen Bereich, aber das ist nach einer Dekade Musik auf professionellem Level zu erwarten. Einzelne Songs machen durchaus Spaß, allen voran das poppige "Who Will Pray", während der brutalste Song - "Tear It Down" - auch der schwächste der Platte ist.
WE CAME AS ROMANS wollen sich verändern, das unterstreichen sie mit ihrem viertem Studioalbum. Altfans mögen sie damit vor den Kopf stoßen, andererseits haben sie sich in der Vergangenheit nicht wirklich von der Konkurrenz abgehoben, von daher ist die neue Ausrichtung künstlerisch zu begrüßen. Die Band dürfte sich neue Käufer- und Hörerschichten erschließen, muss für das Nachfolgealbum von "We Came As Romans" aber noch einiges nacharbeiten, damit der Erfolg langfristig wird und sie sich - endlich! - eine eigene Identität aufbauen können.
"Shockwave Supernova" ist schon JOE SATRIANIs 15. Solo-Album, und meiner bescheidenen Meinung nach darf es mit zu den gelungensten gezählt werden.
Auf dem neuen Silberling kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Co-Produzent und Tontechniker John Cuniberti, der u.a. an den beiden Über-Alben "Surfing With The Alien" und "Flying in a Blue Dream" beteiligt war. Gerade das letztgenannte gehört für mich zu den besten und abwechslungsreichsten, da es größtenteils auch mit Gesang bereichert ist. Dieser fehlt heuer gewohntermaßen wieder, wird aber nicht als vermisst gemeldet.
Der aufgekratzte, zornige Titelsong eröffnet das Album fulminant, nur um kurz darauf vom entspannten und leichtfüßigen "Lost In a Memory" eingefangen zu werden. Das ruhige, melancholische "All of my Life" ist ein musikalisches "Must have", das gleich einer Träne über die Gitarrensaiten rollt, die hier auch den "Gesang" irgenwie zu übernehmen scheinen. Generell packt SATRIANI einige atmosphärisch dichte Rocknummern auf "Shockwave Supernova", die mit zu der Creme seines Schaffens gezählt werden müssen. Künstlerische Freiheit, Kreativität und Inspiration bilden hier den Nährboden für die 15 Songs. Es reihen sich Stile und musikalische Genres aneinander: Fusion, Blues, Funk und nicht zuletzt natürlich Rock, zusammengenäht mit JOE SATRIANIs 6-saitiger glühend heißer Nadel.
Vielleicht ist das Album an der ein oder anderen Stelle nicht ganz so zwingend, man hätte die Qualität sicher verdichten können, hätte man 2 bis 3 Nummern im Schrank gelassen. Ein weiteres kleines Manko ist der Gesamt-Sound, der nicht ganz auf Augenhöhe mit Joes Gitarre ist. Aber wie eingangs erwähnt, ist "Shockwave Supernova" dennoch ein rundes, abwechslungsreiches und unterhaltsames Instrumentalalbum mit einigen der besten Songs SATRIANIs geworden.
„The Art Of Suffering“ – Das ist eine halb verweste Ratte mit einem absonderlichen Gebiss am Rücken, beziehungsweise der Titel des ersten Albums von SCARNIVAL. Melodiöser Death Metal mit moderner Note wird hier geboten. Dabei klingen die fünf wunderbar abwechslungsreich, driften nicht zu sehr in die Metalcore-Schiene und verzichten auf Nerv-tötende Synthesizer. Stattdessen gibt es rasantes Geschredder, melodiöse Riffs und einen satten Bass. Der Gesang reicht von tiefen Grunts, über Screams bis zu Klar-Gesang – selten klingt der Sänger gleich, was die Scheibe noch einmal enorm aufwertet. SCARNIVAL wissen mit zwölf Songs und einer Spiellänge von 50 Minuten gut zu unterhalten und viele Eckpunkte und Ohrwürmer zu liefern.
Wer musikalisch irgendwo zwischen SOILWORK, IN FLAMES und HYPOCRISY unterwegs ist, kann bei „The Art Of Suffering“ bedenkenlos zuschlagen oder aber reinhören:
Anspieltipps sind auf jeden Fall das mächtige „Easy Solution“, die etwas old-schooligeren „Rewind“ und "Pathetic", oder das fast schon emotionale „Watch Me“ – Nachdem man sich den eigentlich schon alles sagenden Opener angehört hat: „The Art Of Suffering“.
NORTHLANE mussten vor "Node" den Abgang ihres Sängers Adrian Fitipaldes und das Einarbeiten von dessem Nachfolger verkraften. Das ist für keine Band einfach, gerade da ein Sänger starken Einfluss auf den Sound einer Band hat. Marcus Bridge, der neue NORTHLANE-Sänger, versteht es, seinem erstem NORTHLANE-Album auch seinen Stempel aufzudrücken. Das wird in ruhigen Songs wie "Ohm" - der sehr von der Präsenz des Sängers lebt - deutlich; hier zeigt er auch sein breites Spektrum. Sowohl klarer Gesang wie aggressive Töne gelingen ihm problemlos. Auf das Songwriting scheint der Sängerwechsel wenig Einfluss gehabt zu haben, NORTHLANE gehen ihren Weg als verkopfte, auf sperrige wie eingängige Songstrukturen stehende Band weiter. Das erinnert natürlich manchmal an BRING THE HORIZON, gerade das letzte Album der Briten kommt oft in den Sinn, ohne dass NORTHLANE ideenlos klauen. Die "Node"-Songs sind keine leichte Kost, fesseln aber vom ersten Moment an und lassen den Hörer in die NORTHLANE-Welt eintauchen. Mit jedem Durchlauf erschließen sich mehr und mehr Details, durch die deutlich wird, wie versiert und anspruchsvoll die Australier beim Schreiben der Songs vorgegangen sind. In der Gitarrenarbeit wird - nicht nur beim Sound - immer wieder mal altes MESHUGGAH-Feeling zitiert, was den Songs sehr zugute kommt. "Node" wandert auf dem Grat zwischen Hardcore, Djent und Postcore, ohne sich dabei zu verirren. NORTHLANE ist ein starkes Album gelungen und Marcus Bridge ein starker Einstand am Mikrofon. Zwar lässt er seinen Vorgänger nicht vergessen, kann dessen Fußstapfen aber locker ausfüllen.
"Sign Of The Witch" heißt die fünfte (!) EP der kalifornischen Doom-Rocker ORCHID. Der geneigte Fan bekommt hier vier neue Songs mit in durchschnittlicher Länge von 04:30 Minuten und altbekannter ORCHID-Qualität.
Mystisch-düster liefert der Okkult-Rocker "Helicopters" den Auftrakt. Hier muss man das ein oder andere Mal an BLACK SABBATH denken. Das folgende "John The Tiger" lässt es mit einer fröhlicheren Melodie erbaulicher angehen. Staubiger 70ies Rock mit einer gewaltien Priese Doom heißt hier die Devise. Der Titelsong driftet wieder mehr in Richtung BLACK SABBATH, nicht ohne ein wenig Psychedelic auszupacken. Das Art-Work der gleichnamigen Platte beginnt vor den feuchten Augen des Hörers langsam leicht zu verschwimmen. Dann kommt auch schon der letzte Song dahergeweht: "Strange Winds" arbeitet von Beginn an mit der dichten Atmosphäre der Natur, wie ein akkustisches Intro klar macht. Hier arbeiten ORCHID mit jeder Menge Rhytmus und mystischem Gesang.
So ist "Sign Of The Witch" eine durchaus "gehobene" EP geworden. Schwachpunkte gibt es hier keine, doch die Scheibe braucht ein paar Läufe und richtet sich (wie eigentlich die meisten EP's) eher an den harten Kern der Fan-Gemeinde als an den Wochenend-Konsumenten.