ENABLER haben sich nach ihrem Debütalbum als Band quasi neu gefunden, sprich einige Änderungen im Line-Up gehabt. "La Fin Absolue Du Monde" wurde als Trio geschrieben und eingespielt, was sich nach den Vorwürfen von Bassistin Amanda gegen ihren Ex-Freund und ENABLER-Kopf Jeff erledigt haben dürfte. Die Vinylversion des Albums trudelte erst vor kurzem hier ein, weswegen es ein Review gibt. Wie weit Musik und Personen auseinander gehalten werden können, muss jeder Hörer für sich selbst entscheiden. Mehr Infos gibt es bei den Kollegen von Noisey: http://noisey.vice.com/blog/amanda-daniels-enabler-interview
Fakt ist, dass "La Fin Absolue Du Monde" Spaß macht. Also Auf-die-Fresse-Spaß. Die Chose hört sich nach einer Mischung aus Thrash Metal, altem Hardcore, der Abgefucktheit von TRAP THEM und NAIL'scher Bösartigkeit an. Ganz alte MASTODON finden sich auch und wer genauer hinhört, meint immer mal wieder CONVERGE zu finden. Die Songs sind extrem eingängig, das macht schon der Opener "Close My Eyes" deutlich. Im Verlauf der Platte bleibt das Level ähnlich hoch, im Grunde knallt jeder Song und ist gleichzeitig eingängig as fuck. Die sich immer wieder dezent eingeschlichene Crust-Kante gibt dem Ganzen den letzten Pfiff und sorgt für die nötige Abwechlsung.
Musikalisch geht die Platte klar, menschlich eher nicht.
Mit dem Album „Of Ghosts And Gods“ veröffentlich KATAKLYSM ihr bereits zwölftes Album. Allzu große Veränderungen braucht man jetzt wohl auch nicht mehr zu erwarten, stimmt’s? Stimmt. Sie spielen schließlich immer noch Death Metal. Mit Melodien und Blast-Beat-Attacken – wenn die auch gefühlt etwas seltener ausfallen als noch auf früheren Veröffentlichungen. Betrachtet man das Tempo der einzelnen Lieder fällt schnell auf, dass ihr etwas mehr im Midtempo gegroovt wird. Immer wieder tendieren die Jungs dann doch dazu, das Gaspedal mal ordentlich durchzudrücken und ganz gezielt zuzulegen. Diese Variationen in der Geschwindigkeit sorgen natürlich für etwas Abwechslung. Allein dadurch gelingt es dem Quartett allerdings nicht, die Spannung aufrechtzuerhalten. Bei den Songs „Hate Spirit“ und „Carrying Crosses“ will das Gefühl, von ihnen mitgerissen zu werden, einfach nicht hundert prozentig aufkommen. Sicherlich sind es keine schlechten Songs und manche Bands würden sich über derartige Titel wohl freuen, aber sie gehen im gesamten Album doch etwas unter und trüben so die Sicht auf dasselbe. Stücke wie das überaus gelungene „The World Is A Dying Insect“, „Breaching The Asylum“ oder „Soul Destroyer“ können das Ruder jedoch wieder rumreißen und werden dem Einen oder Anderen wohl den Tag versüßen.
Die Produktion ist an sich gut, wirkt aber leider etwas dünner als bspw. noch auf „In The Arms Of Devastation“. Sonderlich schlimm fällt dieser Unterschied sicherlich nicht aus, ein wenig schade ist es allerdings schon, wenn man die Alben vergleicht. Dennoch schaffen es die Kanadier, einen ziemlich guten Sound auf die Scheibe zu packen. Die zum großen Teil melodische Gitarrenarbeit schafft eine düstere, stellenweise sogar epische Atmosphäre (wie z.B. bei dem bereits erwähnten „Soul Destroyer“). Textlich ist man auch beim alten geblieben: finster, kritisch, fatalistisch. Auch, wenn Maurizio Iacono mit seinen Texten manchmal etwas zu dick aufträgt, unterstreichen sie die Stimmung der Musik. Man kann bei „Of Ghosts And Gods“ also einen durchaus positiven Gesamteindruck attestieren. Man findet zwar kleine Schwächen, aber auch große Momente und ein Album, das sowohl in puncto Energie als auch Atmosphäre punkten kann.
BLACK SUN AEON, BEFORE THE DAWN, THE FINAL HARVEST, DAWN OF SOLACE, (…) – So hießen die Bands von Thomas Saukkonen. 2013 löste dieser alle seine bisherigen Bands auf, um sein ganzes Herzblut in eine Band zu stecken: WOLFHEART. 2013 lieferten WOLFHEART unter alleiniger Führung des finnischen Multi-Instrumentalisten mit „Winterborn“ ein hervorragendes Debüt ab, um 2014 mit drei weiteren Mitgliedern komplett zu werden.
„Shadow World“ heißt das erste Album der Finnen mit voller Besetzung, das zunächst durch ein ziemlich geiles Art-Work besticht. Melodischer Death Metal mit epischer Note wird hier geboten. Dabei setzen WOLFHEART vor allem auf prägnante Melodien, einprägsame Refrains und epische Momente. Abwechslung wird hier großgeschrieben und das Album weiß von der ersten bis zur letzten Minute mitzureißen: Sei es der geniale Opener „Aeon Of Cold“ mit akkustischem Intro und Ausklang, das mit dezentem Clean-Gesang unterlegte „Zero Gravity“ oder das durch erschreckend positive Melodien überraschende „Day Of Last Winters“: WOLFHEART wissen, was im Ohr bleibt. Ein weiterer Höhepunkt ist das rasant-kühle „Abyss“, bevor die Schatten-Welt mit dem finnischen „Verí“ gekonnt stilvoll untergeht. Grandios!
WOLFHEART profitiert enorm durch den Mitglieder-Zuwachs, so dass „Shadow World“ das schon ziemlich geniale „Winterborn“ in den Schatten stellt. Neben der unglaublichen Vielfältigkeit an Melodien (man vergleiche nur einmal allein die jeweiligen Song-Intros) besticht vor allem der geschickt akzentuierte Background-Gesang von Lauri Silvonen. Insofern kann man sagen, dass Thomas Saukkonen mit WOLFHEART größeres geschafft hat, als mit seinen bisherigen Bands. Fehlt nur noch der (wohlverdiente) Erfolg. Für Fans von INSOMNIUM, OMNIUM GATHERUM und den oben genannten.
Mit neuem Sänger am Mikrofon melden sich INGRIMM mit einer EP zurück, welche die Wartezeit bis zum nächsten Album verkürzen soll. „Ungeständig“ heißt das Werk und man widmet sich darauf einem alles andere als angenehmen Kapitel, der Geschichte, nämlich Hexenverfolgung und Folter. Dass das Ganze daher nicht lockiger-flockig daherkommen dürfte, liegt auf der Hand. Der Titeltrack ist ein zwölfminütiges Epos, bei dem sich melodiöse Geigenpassagen mit druckvollem Metal-Geknüppel und Gesang mit Growls mischt. Düsternis und Aggression wechseln sich ab, bevor schließlich sowohl der Protagonist der Geschichte wie auch der Song ihr Ende finden. Den Rest der EP bilden neu aufgenommene Band-Klassiker, die in dieser Form, sprich: mit neuem Fronter, noch nicht zu hören waren, und rau und heavy daherkommen. Fans dürfen also gespannt sein, wie der nächste Longplayer dann aussieht, wenn es soweit ist.
PHANTOM WINTER sind eine der Bands, die aus der Asche von OMEGA MASSIF hervorgegangen sind. Das schraubt die Erwartungen an "Cvlt" in die Höhe, immerhin haben "Karpatia" oder "Geisterstadt" ohne Ende geknallt. "Cvlt" findet sich irgendwo in der Schnittmenge von Doom, Sludge, Black Metal und Postcore wieder und entpuppt sich als logische Fortführung des OMEGA MASSIF-Sounds, erweitert um neue Einflüsse, wie den Black Metal-Einflüssen. Die fünf überlangen Songs sind intensiv und - überraschend - facettenreich. "Svffer" ist unfassbar zäh und bösartig, wohingegen das abschließende "Wintercvlt" mit Geschwindigkeitsvariationen und den keifigsten Vocals überzeugt. Brutal ist "Cvlt" jederzeit, roh ist "Cvlt" jederzeit, faszinierend ist "Cvlt" jederzeit. In der Gesamtheit überzeugt das Album, solange beim Hörer ein Faible für erschlagend brutale Musik vorhanden ist und kein Wert auf poppige Eingängigkeit gelegt wird. "Cvlt" braucht seine Zeit, kommt dann aber genauso gewaltig über den Hörer wie eine Lawine nachts über ein Zeltlager in den Alpen. PHANTOM WINTER sind die logische Weiterführung von OMEGA MASSIF - in der Gitarrenarbeit findet sich die Vorgängerband oft wieder - und wird durch die Hinzunahme neuer Ideen eine faszinierende Platte. Sauberer Einstand!
THE ACACIA STRAIN sind kein unbeschriebenes Blatt im Metalcore/ Death Metal-Bereich, haben den ganz großen Durchbruch aber nicht so recht geschafft. Mit ihren schwer verdaulichen, vertrackten Songs haben es die Amis potentiellen Hörern aber auch nie leicht gemacht. "Coma Witch" ist die Fortführung des bisherigen Sounds, THE ACACIA STRAIN bleiben ihrem Stil treu und hauen dem Hörer einen zähen Klumpen brutaler Musik um die Ohren. "Human Disaster" ist der gelungene Einstieg in "Come Witch", zieht es doch die Aufmerksamkeit des Hörers sofort auf sich, ohne dabei übermäßig komplex zu sein. In dem Stil geht es weiter, "Cauterized" oder "Graveyard Shift" - mit ABORTED-Sven als Gast - machen in ihrer Brutalität irgendwie alles richtig. Die Songs sind eingängig und variieren das THE ACACIA STRAIN-Thema gekonnt. Bei der Produktion haben die Amis schön alle Regler auf Basslastigkeit gedreht, entspechend fett wie eindimensional ausgerichtet ist das Ganze. THE ACACIA STRAIN haben es geschafft, ihren Metalcore fordernd und spannend zu gestalten. Wer auf die ganze brutal Metalcore/ Deathcore-Sparte abfährt, macht mit dem neuem Werk der Wegbereiter alles richtig. Als Bonus gibt es zum Abschluss eine 27minütige Noiseattacke, die sich gewaschen hat. Läuft.
CHRIS CAFFERY dürfte den Freunden härter Klängen noch immer als Gitarrist der (eventuell bald nicht mehr) ehemaligen SAVATAGE bekannt sein. Symphonic Rock Kenner haben den Namen sicher auch im Zusammenhang mit dem TRANS-SIBIRIAN-ORCHESTRA im Ohr; und dass der Mann einer der besten Gitarristen des Genres ist darf man mir ruhig glauben. „Your Heaven Is Real” ist nun also das fünfte Solowerk und bewegt sich irgendwo zwischen Hard Rock, Prog und Metal – und leider musikalisch - wie qualitativ recht weitab der oben genannten Bands. Auch sein Solo-Debüt „Faces/God Damn War“ (2004) war hier noch ganz anders und wird wohl weiterhin das Maß der Dinge für CHRIS CAFFERY sein. „Your Heaven Is Real” kommt als Ganzes nämlich sehr unausgewogen daher – viele Songs, dominiert durch seine typischen Riffs und seinem starken Gesang erschließen sich einen kaum und laden auch nicht zum wiederholten Hören ein. Vor allem „Arm And A Leg“ (Gesang und Aufbau machen den Track fast unhörbar), das gewollt verkopft-proggige „Damned If You Do, Dead If You Don’t“ (scheußliches Keyboard übrigens), das einen auf Cool-groovend machende „Sick And Tired“ gehen gar nicht. Besser schon „Why?“: klingt wie ein epischer AXEL RUDI PELL-Track – leider ohne dessen bombastische Power – und ist einer der besseren Songs auf „Your Heaven Is Real“. Die dramatischen Ballade „I Never Knew“ (wohl der beste Song des Albums) erfüllt dann die Erwartungen, welche man in einen CHRIS CAFFERY setzt. Die anderen Tracks, darunter auch rein instrumentale Stücke, liegen irgendwo dazwischen. Aber instrumentales Können und kraftvoll-starker Gesang alleine richten es nicht. Hier sind einfach das Gros der Kompositionen zu schwach. Muss man nicht haben.