MYRKUR ist ein für den Black Metal so typisches Ein-Mann-Projekt, genauer gesagt: ein Eine-Frau-Projekt. Amalie Bruun hat mit der ersten MYRKUR-EP für Aufsehen in der Black Metal-Welt gesorgt und einen Deal mit Relapse Records an Land gezogen. "M" ist das schlicht betitelte Debütalbum, für das sich die Dame prominente Unterstützung ins Studio geholt hat, u.a. ist ULVER-Kopf GARM mit am Start. Beim Songwriting wurde auf Abwechslung gesetzt, von der Shoegaze-Nummer "Jeg Er Guden, I Er Tjeneme", das vom okkulten wie sphärischen Gesangs Amalie Bruuns profitiert, bis zum fiesen "Mordet", das in drei Minuten allen Od School-Schwarzkitteln den Mittelfinger zeigt, reicht die Spannbreite. Gitarre, Drums und Bass machen dabei immer einen ausgezeichneten Job, wirklich interessant wird "M" aber durch die Gesangsleitung. Amalie Bruun versteht es, zwischen Elfenhaften Tönen, okkult-sphärischem Gesang und fiesem Black Metal-Gekeife nahtlos zu wechseln und das für den jeweiligen Song passende Stimmrepertoire abzurufen. "M" entpuppt sich so als verstörende wie schöne Platte, die den Hörer mit jedem Song überrascht. Im Ergebnis klingt nicht immer alles aus einem Guss, aber jeder Song für sich genommen funktioniert richtig gut. Bleibt die Frage, ob es in künftigen MYRKUR-Werken eine einheitlichere Linie geben wird und wie die Werke davon profitieren würden. So oder so: spannend bleibt das Thema MYRKUR auf jeden Fall.
GRIM VAN DOOM haben einen dieser Bandnamen, der anfangs ultra-witzig ist, aber mit der Zeit nachlässt - hoffentlich kein schlechtes Omen für ihr Debütalbum "Grim Love", das u.a. als schickes rotes Vinyl erscheint. Der erste Eindruck der acht Songs ist ein guter, der Mix aus CROWBAR, DOWN und Riffmonstern Marke ELECTRIC WIZARD überzeugt, gerade da durch dezente SLAYER-Anleihen eine knackige Portion Härte beigemischt wird. Kommt aus Wuppertal die fieseste New Orleans-Sludge-Scheibe des Jahres? Spaß macht "Grim Love" dem Freund des gepflegten Riffs und der dreckigen, schweren Musik. Von Anfang bis Ende gibt es musikalischen Abriss, der gerade bei einem Debütalbum richtig gut geworden ist. Zäh, schleppend und pechschwarz bahnen sich die Songs ihren Weg, angetrieben vom schleppenden Drumming und mit sich immer wieder gekonnt in Szene setzenden Gitarren, die zäh und eingängig zugleich sind. Einzig der Gesang kann nicht mithalten, zu oft drängt er sich unpassend in den Vordergrund; einige Passagen werden schlicht totgebrüllt. Weniger wäre hier manchmal mehr gewesen, auch wenn die Intensität schon beeindruckend ist. Wer auf vertonte Wut und Nihilismus steht, wird mit "Grim Love" gut bedient werden. Für ein Debütalbum geht hier alles klar, aber GRIM VAN DOOM können beim Nachfolger gerne auf variableren Gesang setzen, ohne das gute Songwriting und die Gitarrenarbeit zu vernachlässigen. Dann steht dem Wuppertal-Sludge nichts mehr im Weg.
Die Ressentiments sind nicht klein. Die Scheiben von U.D.O.sind seit einiger Zeit eher redundant, vielmehr verdient sich der Herr Dirkschneider seine Sporen durch diverse Compilations und Live-Veröffentlichungen mit häufig wechselndem Begleitpersonal. Da überrascht es ein wenig, dass die Reibeisenstimme aus der Solinger Stahlschmiede ankündigt, nie wieder Accept-Songs zu spielen. Weniger originell scheint hingegen der Einfall, mal seine eigenen Metal-Songs mit orchestraler Hilfe aufzupimpen. Und geradezu passend erscheint es, dass der „German Tank“ diesen Feldzug mit einer Militär-Musikabteilung absolviert – dem Marinemusikkorps Nordsee. Trotz dieser keineswegs neuen Idee klingt das Ergebnis erstaunlich interessant, weil die Niedersächsischen Vaterlandsverteidiger sehr Bläser-lastig agieren und den schneidenden Titeln aus der langen U.D.O.-Historie einen völlig neuen Ansatz bringen. Was vor allem beim alles überragenden „Independence Day“ deutlich wird. Eigentlich macht die ganze Scheibe enormen Spaß und zeigt mal wieder, was möglich wäre, wenn seine Originalband auch den originalen Sänger an Bord (sic!) hätte. Sei es, wie es sei: Diese Doppel-Scheibe bringt länger Freude als ein Fußballspiel – und daran ändern auch die hausbackenen Ansagen Udos nichts. Genauso wenig wie das Fremdschämstück „Dancing With An Angel“ mit „der lieben Doro“ oder die kleinen Pausenknackser zwischen den Stücken. Doch das sei noch angemerkt: Auch, wenn Klassiker wie „Animal House“, „Future Land“, „Faceless World“ oder „Book Of Faith“ super-gelungene Umsetzungen sind und das Intro („Das Boot“) sowie einige Solo-Orchester-Einlagen toll sind, nerven zwei Dinge kolossal: Das swingige „Cut Me Out“ und vor allem das Fehlen von „They Want War“. Dennoch, vielleicht auch mit ein bisschen Nostalgie: Geiles Ding, lieber Panzer, auch in der Marine! Vorurteile und Zweifel weitestgehend beseitigt. PS: Dieses Rezi bezieht sich ausschließlich auf die CD, die DVD und Bluray-Versionen gab es nicht zu sehen.
01. Intro (Das Boot)
02. Das Boot
03. Future Land
04. Independence Day
05. Animal Instinct
06. In The Hall Of The Mountain King
07. Heart Of Gold
08. Man And Machine
09. Dancing With An Angel (feat. Doro Pesch)
10. Faceless World
11. Ride
12. Days Of Hope And Glory
13. Cut Me Out
14. Trainride To Russia
15. Stillness Of Time
16. King Of Mean
17. Book Of Faith
18. Animal House
Wenn die Schlagworte Death Metal, Ägypten, technisch und brutal in einem Satz vorkommen, ist die Assoziation NILE nicht weit entfernt. Daran wird sich auch anno 2015 mit der Veröffentlichung von “What Should Not Be Unearthed” nicht viel ändern. NILE bleiben ihrem Stil und der bandeigenen Ästhetik treu. Aber schaffen sie auch in Bezug auf die Qualität des neuesten Outputs den Anschluss an frühere Alben?
Schon die ersten Noten zeigen: Anhänger von leicht verdaulicher Musik sollten sich von diesem Silberling lieber fern halten. Der Titel passt. Hier wird im Highspeed geschreddert und gefrickelt, dass einem das Tech-Death-Herz aufgeht. Irre Riffs treffen auf Drummer Kollias‘ bekannte Schlagzeugkünste und werden von Sänger Toler-Wades irren Gesang begleitet. Hin und wieder meldet sich Gründungsmitglied Karl Sanders zu Wort und steuert seine markanten Growls bei, wenn die Musik in doomige Gefilde abdrifted. Verschnaufpausen werden dem Hörer nur in knapper Form gegönnt. Orientalisch angehauchte, ruhige Instrumentaleinschübe werden zwar eingestreut, aber nur sehr spärlich. Auch bekommt man das Gefühl, dass sich NILE öfter für das Gaspedal als für die Bremse entschieden haben. Dadurch wirkt die neue Platte etwas brutaler und direkter. Doch ändert das nicht wesentlich etwas daran, wie sich NILE präsentieren. Das klassische Flair der Band zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. So weit, so gut.
Aber auch wenn “What Should Not Be Unearthed” vieles gut und richtig macht, kommt es doch an Werke wie „In Their Darkened Shrines“ oder „Annihilation Of The Wicked“ nicht wirklich ′ran. Leider schafft es kein Titel, die epische Dichte und Atmosphäre von Stücken wie „Von Unaussprechlichen Kulten“ oder „Even The Gods Must Die“ zu erreichen. Auch die (für NILE-Verhältnisse) direkten Nackenbrecher schaffen es nicht an die Qualität von „Wind Of Horus“ oder „Lashed To The Slave Stick“. Allerdings muss man fairerweise anbringen, dass es sich bspw. bei „Age Of Famine“, „To Walk Forth From Flames Unscathed oder „In The Name Of Amun“ um Tracks handelt, für die andere Songwriter wohl ihre Seele verkaufen würden.
So kann man konstatieren, dass NILE mit “What Should Not Be Unearthed” im Vergleich zum Großteil der Death-Metal-Bands zwar immer noch glänzen, an ihren eigenen Werken gemessen aber die Klasse der Vorgängeralben nicht halten konnte. Trotzdem ist das achte Studioalbum des Quartetts, wenn man es nur für sich betrachtet, durchaus gelungen.
PATH OF SAMSARA machen ein Geheimnis darum, wer bei ihnen Mitglied ist, ohne dass das Ganze in GHOST'sche Gefilde abgleitet. Sie lassen auf "The Fiery Hand" die Musik sprechen, so wie es eigentlich sein sollte. In den elf Songs gibt es okkult angehauchten Rock zu hören, der sich facettenreicher als die Genregrößen JESS AND THE ANCIENT ONCES und Konsorten zeigt: das Tempo wird oft gekonnt variiert und so die Atmosphäre verstärkt. Diese ist nicht teuflisch-böse, wie eine der ersten Assoziationen zu okkult sein dürfte, sondern melancholisch, schwermütig und ein Stück verträumt. Eher die dezent depressive Jungfer, die Trost und Hilfe im Okkulten sucht, als durchtriebene Schwarzmagier. PATH OF SAMSARA bauen vom ersten Song an diese ganz spezielle Atmosphäre auf und schaffen es, diese bis zum Ende zu halten, so dass "The Fiery Hand" ein dichtes Album wird. "Serpent Magick" oder "Withered Tree" seien hier als Paradebeispiele in der Verbindung von Atmosphäre und handwerklichem Können genannt. In beiden Songs überzeugen die Melodien, während der Gesang Akzente setzt. Überhaupt der Gesang: der läuft spätestens ab diesen beiden Songs zur Höchstform auf und fesseln. Selbst ein überlanger Songs wie das die zehn Minuten überschreitende "Supernova" wird nicht langweilig, sondern hält den Hörer gepackt und lässt ihn bei jedem Hördurchgang neue Details entdecken. "The Fiery Hand" ist ein rundum gelungenes Album, das durchweg fesselt und fasziniert - von den ruhigen Momenten zu den knackigeren Nummern, von den magisch-verspielten bis zu den melancholischen Momenten passt einfach alles zusammen. Wer auf gut gemachten Rock steht, kommt hier ebenso auf seine Kosten wie der THE DEVIL'S BLOOD-Fan. Und selbst Freunde alter AMORPHIS sollten mal reinhören.
Von Neal Morse’ Ausstieg vor 13 Jahren haben sich SPOCK’S BEARD nie richtig erholen können. Die überragenden Fähigkeiten der übrigen Bandmitglieder sind geblieben, aber die großen kompositorischen Ideen fehlen seitdem, und auf den folgenden Veröffentlichungen ist ihre Musik zusehends verflacht. Der Ausstieg des an den Lead-Gesang nachgerückten Drummers Nick D'Virgilio 2011 hat dann auch gar nicht mehr so viel ausgemacht, trotzdem wurde mit dem 2013er Album „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ wohl ein vorläufiger Tiefststand erreicht.
Mit „The Oblivion Particle“ haben SPOCK’S BEARD wieder einmal versucht, ein relevantes Album aufzunehmen. Tatsächlich geht es sogar ziemlich vielversprechend los: Der Opener „Tides Of Time“ ist klassische SPOCK’S BEARD. Weit gespielte Themen, verschwurbelte Rhythmen, schwer rockende Riffs – alles da. Nur der Gesang ist farbloser als früher, aber das kannte man ja schon vom Vorgängeralbum. Dann aber schlägt Einfallslosigkeit um sich. „Minion“, „Hell’s Not Enough“, „Get Out While You Can“, „Benett Built A Time Machine“ – alles zum Einschlafen langweilig, gekrönt durch fürchterliche Refrains. Fast immer brauchen die Stücke wahnsinnig lang, bis sie richtig losgehen, ohne dass Spannung aufgebaut würde, und fast immer werden dann im letzten Drittel vertrackte Instrumental-Parts eingebaut, um zu retten, was noch zu retten ist.
Doch tatsächlich gewinnt das Album in der zweiten Hälfte – als man es längst schon nicht mehr erwartet – an Intensität. Zwar zieht sich auch „A Better Way To Fly” erst einmal etwas hin, geht dann im Mittelteil aber ordentlich ab und wird stellenweise richtig wild, wobei die Keyboards psychedelische Akzente setzen. Super! Das zehneinhalb Minuten lange „To Be Free Again“ besticht dagegen durch seine ruhige, fließende und teils düstere Atmosphäre, verbunden mit einer gewissen Heavyness. Auch das abschließende „Disappear“ kann noch einmal begeistern: am Anfang wieder viel Ruhe, viel Atmosphäre, wobei stellenweise etwas PINK FLOYD mitschwingt, dann ein typischer wilder Instrumental-Ritt inklusive eines ebenso typischen A acapella-Intermezzos (SPOCK’S BEARD-Trademark-Sound, muss man schon sagen) und ein großes, breit ausgespieltes Finale.
Na also – geht doch! Offenbar sind SPOCK’S BEAR doch noch fähig, hervorragende Songs zu schreiben. Allerdings scheint es ihnen einfach nicht mehr zu gelingen, diese Qualität über ein gesamtes Album aufrechtzuerhalten, denn von den großen Werken der Neal Morse-Ära sind sie nach wie vor weit entfernt. Immerhin ist man am Schluss von „The Oblivion Particle“ aber wieder einigermaßen mit ihnen versöhnt.
Unter dem doch ein wenig seltsam anmutenden Name OZONE wird ein Melodic Rock-Masterpiece veröffentlicht, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. Dahinter stecken an der Gesangsfront FM-Goldkehlchen Steve Overland sowie Chris Ousey, der sich als Sänger u.a. von HARDLAND, aber vor allem mit seiner klasse Performance bei SNAKECHARMER zuletzt ins Hardrock-Bewusstsein gesungen hat.
Unterstützt werden die zwei von dem Produzenten, Multi-Instrumentalisten und Songschreiber Mike Slamer (SEVENTH KEY, STREETS) sowie Tommy Denander (TOTO, ROBIN BECK) an der Gitarre. Diese Namen allein garantieren eigentlich schon Premiumware im Melodic Rock-Segment.
Das Projekt vereint auf dem Album auf feinste Weise beide Stimmen und Gesangsstile. Mal wird locker aus der Hüfte losgerockt, wie bei der Eröffnungsnummer "Tiger By the Tail", die fast komplett unter der Führung von Chris Ousey steht. Dann darf Steve das Grundaroma zaubern, indem er bei "Let the Good Will out" seine Emotionen von der Leine lässt, so dass Ouseys Stimme nur zum "würzen" dient. Dieses Abwechseln und gelungene kombinieren führt zu einen soulig, bluesigen, dennoch rauen, aber immer warmen und melodie-seeligen Rock-Sud, der das beste aus FM, SNAKECHARMER plus X addiert.
Mit diesem Projekt hat das Label Escape gezeigt, dass nicht nur Konkurrent Frontiers tolle Künstler-Kooperationen mit Mehrwert zustande bringt. Auch wenn der Name OZONE ein wenig gewöhnungsbedürftig klingt - merkt ihn Euch, denn der Inhalt auf dem Album stimmt.
Als GOTTHARD in 1992 mit ihrem selbstbetitelten Debüt durchstarteten war nicht nur das hervorragende DEEP PURPLE-Cover „Hush“ der Grund dafür, dass die schweizer Band sich rasch großer Beliebtheit erfreute. Mit Sänger Steve Lee (Alpenländer mit britischer Mutter) hatte man von Anfang an eine der besten Hard Rock Stimmen am Mikro – und auch ihr Mentor Chris von Rohr (KROKUS) sorgte dafür, das GOTTHARD von Anfang professionell agierten und ihren Weg (nicht nur in ihrer Heimat) gingen. Dabei erfuhr „Gotthard“ mit seinem (wie man heute sagen würde) Retro-Sound nicht gleich überall große Zustimmung. Eine ganze Reihe von Wortführern und Fans der Metal- und Rockwelt hielten den 70er-orientierten, melodischen Hard Rock für gnadenlos unzeitgemäß und sprachen der Band die Zukunftsfähigkeit ab – wie man sich täuschen kann. Songs wie der nach vorn galoppierende Opener „Standing In The Light“, der groovende Highlight-Cover „Firedance“ oder das flotte „Mean Street Rocket“ fanden zahlreiche Fans – GOTTHARD spielten sich Live den Arsch ab und überzeugten. Aber auch damals schon gab es einen Fokus auf ruhigere Stücke; die Ballade „Angel“ klingt nach WHITESNAKE in ihren besten Zeiten und ist eine Blaupause für die GOTTHARD-Ballade, der zweite langsame Song „All I Crae For You“ steht dem in nichts nach. Trotzdem gilt „Gotthard“ als die „härteste“ Platte der eidgenössischen Institution. Ergo - eines der stärksten Genre-Debüts der 90er.
Zwei Jahre später setzte man dann mit dem in den USA eingespielten „Dial Hard“ (1994) seinen Weg fort. Die Songs hätten ja durchaus auch auf das Debüt gepaßt, die US-Produktion sorgte hier aber für mehr Druck und Power – der in die vollen gehende Opener „Higher“ und die Power-Hard Rock-Single „Mountain Mama“ (samt Bläser) kamen da gerade richtig fett. Und ein Track wie „Get It While You Can” präsentiert ja auch die 80er-Heavy Rock Elemente in Vollendung – gutes Songwriting, Feeling in Gesang und Gitarre, stampfender Bass und Schlagzeug. Mit „Come Together“ wurde diesmal ein Stück der BEATLES gecovert – ganz so gelungen wie zwei Jahre zuvor „Hush“ war es aber doch nicht. „Dial Hard“ war ein tolles Zweitwerk, welches den Status der Band festigte und ihnen in ihrer Heimat das erste Nummer-1-Album bescherte.
1996 erschien dann „G.“ – GOTTHARD brachten das Kunststück fertig als ihr wegweisendes drittes Werk auch ihr bis dato Bestes abzuliefern – und das obwohl das Debüt „Gotthard“ und „Dial Hard“ schwerlich zu toppen waren. Wie selbstverständlich vereinte man die Trademarks der ersten beiden Alben mit einem mittlerweile sehr erfahrenen Songwriting, kraftvoll groovender Hard Rock bei dem sogar die (wenigen) ruhigeren Stücke echt Laune machten. Neues gab es nur im Detail – aber dass dann zum Beispiel schon beim Opener „Sister Moon“ – nämlich ein fett und hart vor sich hin stampfender Midtempo-Blues-Rocker der Extraklasse. Danach wurde mit „Make My Day“ die erste (von einigen) Hard Rock-Keulen auf „G“ rausgeholt („Fist In Your Face“ und „Lay Down The Law“ seien da mal noch genannte). Als dritter Track folgte das obligatorische Cover – diesmal „Mighty Quinn“ von BOB DYLAN (besser bekannt durch die MANFRED MANN‘S EARTH BAND), was mit solch fetten Gitarrensound plötzlich wieder hörbar wird. Das man als Single ausgerechnet die beiden gelungenen Akustik-Balladen „Father Is That Enough?” und „One Life, One Soul” auskoppelte (dazu gab es noch die Ballade „Let It Be“ und als CD-Bonus mit „He Ain’t Heavy, He’s My Brother” eine weiteren guten Schmusesong) darf man im Nachhinein durchaus als Hinweis auf die Zukunft der Band verstehen. Der bluesige Rock’n’Roll einer Komposition wie „Sweet Little Rock N' Roller“ wäre da schon die bessere Richtung gewesen.
Denn nachdem das Dritte GOTTHARD-Werk nunmehr sie Spitze erklommen hatte, dachte manch einer ab jetzt kann es nur noch bergab gehen – und das tat es dann leider auch. Denn das 1999 erschienene dritte Album „Open” ließ schmerzlich den Biss der ersten drei Alben vermissen. Ob es nun der Hang zum Erfolg war oder der Mainstream-Druck des Managements – ich weis es nicht. Aber GOTTHARD verlieren sich auf „Open“ in einer Möchtegern-BON JOVI – AOR - POP – Kultur. Und das stand ihnen gar nicht gut. Sicherlich hatte das 2 Jahre zuvor erschienene Unplugged-Live-Werk „D-Frosted“ seinen Anteil – brachte es der Band doch Platin-Scheiben, europaweiten Erfolg und ausverkaufte Hallen. Demzufolge war „Open“ eigentlich nicht der Nachfolger des rockenden Meilensteins „G“ sondern der Akustikscheibe „D-Frosted“ - GOTTHARD standen vor der Jahrtausendwende für ruhigere Töne. Das Steve Lee das Zeugs genial und emotional rüber bringen konnte wird nicht wundern; und auch waren nicht alle Songs schlecht – hier sei mal der HENDRIX-Gedächtnis-Song „Hey Jimi“, der eingängige Hit-Opener „Free And Alive“ oder „Tell No Lies“ genannt. Unter den vielen ruhigere Tracks sticht sicherlich „Let It Rain“ hervor, Vieles war durchaus gut komponiert – nur der Punch und die notwendige Ausgewogenheit, welche eine Rockband im AOR-Hard Rock-Bereich auszeichnen sollte, war GOTTHARD bei „Open“ abhanden gekommen.
Mit „Homerun” wurde es in 2001 dann wieder besser – aber nur etwas. Der Erfolg von „Open“ hatte tiefgreifende Spuren im Selbstverständnis der Band hinterlassen; wieder waren viele Songs Melodic Rock und mittlerweile die Kompositionen der Balladen auch nicht mehr ganz so zwingend wie zuvor. Ausnahme war die Ballade „Heaven“, welche zum bis dato erfolgreichsten Song der Band avancierte und es gar auf Platz 1 der heimischen Charts schaffte. In Folge wurde „Homerun” auch das erfolgreichste Album von GOTTHARD und durchaus ein Renner bei den Mainstream-Fans der Band. Nichts desto trotz enthält das Album gute Rocker - „Light In Your Eyes“ ist ein gelungener Midtempo-Song zum Mitsingen, „Eagle“ kommt rhythmisch-stampfend hart daher, „End Of Time“ hält die Fahne der alten GOTTHARD hoch – nur zu wenig. Vor allem im gegen Ende von „Homerun“ wird es doch ein wenig lau. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Drei klasse und zwei solide Alben - wer also bisher an den Schweizern vorbeihörte, der sollte sich schleunigst dieser GOTTHARD 5-er-CD-Box zum kleinen Preis besorgen - und die ersten drei Alben auf Rotation stellen.
Die ganze Metalwelt wartet auf die neue Maiden....die ganze Metalwelt? Nein, ein Kerl aus dem Norden Germaniens leistet Widerstand und wartet lieber auf die neue AMORPHIS - "Under the Red Cloud". Nach der Enttäuschung vom letzten Album, war ich aufgrund der kleinen Soundschnipsel die AMORPHIS in ihre Making Of Videos einbauten mächtig angefixt, denn was man zu hören bekam lies auf Großes hoffen.
Erfüllt Under the Red Cloud nun meine großen Erwartungen? Jain....es ist def. für mich das beste Album aus der Post-"Elegy" Zeit, hat aber kleine Schönheitsfehler, die oft aber Meckern auf hohem Niveau sind. Achtung, nun gibt es ordentlich was zu lesen. Wer also darauf keinen Bock hat, kauft sich gefälligst das Album, denn es lohnt sich! Wer wissen will warum und ein paar Minuten Zeit hat, lässt sich auf mein Geschwafel ein!
Aufgeregt wie ein kleines Kind zu Weihnachten, fummelte ich das Vinyl aus seiner Hülle, rauf auf den Plattenteller, Riemen angeschmissen und Nadel aufgelegt. Schon die ersten Töne vom Titelsong erzeugten bei mir eine Erpelpelle deluxe und ließen mich kurz überlegen, ob ich vor meiner Anlage auf meine leidgeplagten Knie sinken soll, da alles so klang, als hätte es alle Alben nach "Elegy" nicht gegeben.........und dann setzte der Gesang ein. Hmpf, da isser wieder, der mich immer an Hims Ville Vallo erinnernde Tomi Joutsen. Hätte er hier auf Growlgesang und nicht auf Klargesang gesetzt, hätte ich meine Knie tief ins Fundament meines Musikzimmers gerammt, so blieb ich lieber sitzen. Grade der Growlgesang macht für mich Amorphissongs zu epischen Hymnen wenn er von den für die Band so genialen und so typischen Melodien getragen wird. Fakt ist aber auch, das der Song unglaublich gut ist und der Gesang nur nen jetzt fehlenden Sahnetupfer ausgemacht hat.
The Four Wise Ones schlägt dann einen gänzlich anderen Weg ein und spielt wie schon bei Nightbird's Song vom Vorgänger "Circles"mit heftigen Black/Death Doublebass Elementen und Tomi darf endlich ordentlich ins Mikro brüllen. Für AMORPHIS neu wird sogar mit knarzigem Schreigesang gearbeitet. Strange, aber nich wirklich schlecht. Weil AMORPHIS aber nicht AMORPHIS wären, wenn nicht auch ordentlich Melodien eingearbeitet werden, dürfen zwischendurch als Gastmusiker Eluveities Chriegel Glanzmann (Flöte) und Trees Of Eternitys Aleah Stanbridge (Gesang) ihr erstes, aber auf diesem Album nicht letztes Gastspiel geben. Ungewöhnlich, aber beileibe nicht schlecht.
Bad Blood startet wieder mit einer feinen Amorphismelodie und man staune, es wieder wird gegrowlt. Tomi wechselt zwar auch immer wieder in den Klargesang, aber über das Album verteilt waren seit "Elegy nicht ansatzweise mehr so viel Growls zu hören.....sehr sehr fein.
The Skull greift das gute alte 70's Hammondorgelthema wieder auf und der Gesang? Na ratet mal....YES! Beim Refrain wechselt Tomi dann wieder in den Klargesang, was hier aber bestens passt und langsam beginne ich mich an seine Stimme zu gewöhnen. Beim ersten mal hören flutscht einem The Skull noch durch, wird bei öfterem Genuss aber größer und größer.
Als nächstes kommt wieder Elegyfeeling satt, denn die Sitar wird nach langer Zeit mal wieder ausgepackt. Das vorab veröffentlichte Death of a King dürfte so einige der alten Fans ein großer Grund gewesen sein wieder mal eine richtige Erwartungshaltung einzunehmen beim neuen Album der Finnen. Nach dem Sitarpart, darf auch Chriegel mit seiner Flöte wieder ran und seine Flötenmelodie frisst sich erbarmungslos in die Gehörgänge und setzt sich dort als Ohrwurm fest. Anfangs wußte ich nicht so recht was ich von dem Song halten soll, da ich vom Klargesang nicht wirklich überzeugt war, aber da ich mich nun langsam dran gewöhnt habe, geht der Daumen ganz klar nach oben!
Es folgt nun mit Sacrifice die zweite Singlevorabveröffentlichung. Nach dem ersten mal Hören war es für mich ein poppiger Lückenfüller, der wohl insbesondere bei den weiblichen Hörern Anklang findet (nich hauen, ich liebe einfach Klischees :D ). Ja, er ist poppig, ja er ist kitschig und ja, er hat große kommerzielle Erfolgschancen, aber er fügt sich tatsächlich bestens ins Album ein hängt sich gleich an Death of a King als kleiner Ohrwurm dran.
Dark Path beginnt mit einem kurzen Keyboardklimperpart, um dann mit einsetzenden, wuchtigen Gitarren und fettem Growling spontan wieder für eine ordentliche Gänsehaut bei mir sorgt. Fast kullert mir ein kleines Tränchen über die Wange (locker bleiben, ich schrieb FAST :P ), denn ich fühlte mich wieder in die frühen 90er versetzt, wo Amorphis für mich nich einfach nur Musik waren, sondern ein Stück Lebenselexier, das ich täglich brauchte um das garstige Teenagerdasein erträglich zu machen.
Enemy at the Gates befriedigt dann vollends alle, die die progressiverere Seite der Finnen mögen......und die Death Metal Freunde werden mit dem wuchtigen Refrain glücklich gemacht. Ex-Opeth-Drummer Martin Lopez steuert Percussion bei, die Hammond Orgel bekommt einen Part und auch die Sitar brauch nicht allein in der Ecke stehen. Der Song braucht ein paar Durchläufe, aber dann sitzt er.....und zwar richtig!
Nun kommen wir mit Tree of Ages zum Song, der mich etwas ratlos zurück lässt, da ich nicht wirklich weiß was ich von ihm halten soll. Wie z.B. bei Brothers Moon vom "Eclipse" Album, räubert AMORPHIS etwas in irischen Gefilden und Chriegel steuert wieder eine extrem eingängige Flötenmelodie bei. Dieser Part drückt dem Song aber so dermaßen seinen eigenen Stempel auf, das Tree of Ages eher wie ein Eluveitie Song mit Amorphisunterstützung klingt.....und da ich Eluveitie so gar nicht mag um es vorsichtig auszudrücken, fällt es mir echt schwer mir zu dem Song eine Meinung zu bilden.
Das sehr sphärisch beginnende White Night überrascht gesanglich gleich zu Anfang mit dem zarten Stimmchen (nicht im negativen Sinn) von Aleah Stanbridge, welche sich mit Tomis Growls und dem herrlich kitschigen Klargesang im noch kitschigeren Refrain abwechselt. Auch hier teilen sich wieder Keyboards und Sitar die Melodieführende Rolle und bilden im Zusammenspiel einen tollen Abschluss eines wirklich tollen Albums.
Auf der Doppel-LP und dem Digipack sind nun noch zwei Bonussongs vertreten. Come the Spring ist der erste und erinnert mich anfangs doch tatsächlich an den Frühling des furchtbaren "4-Jahreszeiten" Albums der so erbärmlichen Nargaroth (kein Scherz hahaha), aber auch ein wenig an den letzten Part von Windirs "Journey to the End". Ansonsten ein dezent kitschiger Song, welcher sich nicht sonderlich hervor tut. Ist ok.....
Winter's Sleep steht da in nichts nach.....ein guter, aber nicht überragender Song, den man sich anhören kann, aber nicht zwingend muss. Für nen Bonus geht das klar.
Fazit: Ein wirklich tolles Album, das grad nicht von meinem Plattenteller weichen will. An "Karelian Isthmus", "Thousand Lakes" und "Elegy" kommt "Under the Red Cloud" zwar nicht heran, aber wer hat das schon ernsthaft erwartet. Es steht aber ganz klar gleich dahinter und auch alte Fans können wieder von einem AMORPHIS Album sprechen, ohne das Gesicht zu verziehen. Die Produktion ist kraftvoll und rückt jedes Instrument dahin wo es sein soll und ist im Gegensatz zu Peter Tägtgrens typischer, und leider sehr lebloser Abyssproduktion vom Vorgänger, sehr lebhaft und auf den Punkt.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch, das beim nächsten Album wieder das alte und nunmal klar geilere Logo wieder vom Cover prangt.......Bitte, bitte weiter so!!!