Dass die kubanische Hauptstadt Havanna mehr als Whiskey zur (Black) Metal-Szene beitragen kann konnten wir – Dank Folter Records – schon im letzten Jahr erfahren. Gerade einmal anderthalb Jahre ist es her, dass NARBELETH mit „A Hatred Manifesto“ kubanischen Schwarzmetall versprühten.
“Through Blackness And Remote Places” macht im Grunde genau da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat: NARBELETH spielen (ungeachtet ihrer Heimat) sehr nordisch klingenden Black Metal der Marke DARKTHRONE, MAYHEM und TAAKE. Dabei schaffen NARBELETH eine harmonisch räudige Atmosphäre aus altbekannten Zutaten. Melodie, Atmosphäre, kranke Spielereien – Alles ist hier gegeben und fügt sich zu einem stimmigen Ganzen ohne mit ewig gleichen Riffs oder Blast-Beat-Dauerregen zu langweilen. “Through Blackness And Remote Places” ist auf jeden Fall ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und Fans der nordischen Klassiker als totaler Exot einfach absolut zu empfehlen. Anspieltipps sind vor allem der eigentlich schon alles sagende Opener mit seinen rumpelnden Riffs, das kranke „Delivering The Very Soul“ oder das majestätische „The Eternal Return“.
“Sturm und Klang” lautet der vielversprechende Titel des jüngsten Werks von VOGELFREY und mit “Sturmgesang” beginnt es standesgemäß mit vorwärtstreibenden Gitarren und eingängiger Violinenmelodie darüber; das Intro würde auch durchaus als Soundtrack eines Streifens über Piraterie oder die Vorzüge der Seefahrt taugen. „Tandaradei!“ dagegen schwankt zwischen zunehmend ernsthafter werdendem Text und Heitatei-Spaß-Klang und „Hörner Hoch“, „Strohfeuer“ und „Alkoholverbot“ wiederum kredenzen dann ziemlich genau das, was man von Mittelalter-Rock erwarten würde, wenn die Erwartungshaltung niedrig und eher von metgetränkten Klischees geprägt ist. Das düstere, harte „Abschaum“ macht da schon deutlich mehr her, klingt weniger aufdringlich und geht dennoch ins Ohr. „Gold“ beschwört Piratenromantik, mit „Nachtgesang“ haben die Herren auch eine mit schöner Melodie versehene Ballade am Start, auch wenn man die Anstrengung, welche die tiefen Töne Sänger Jannik kosten, deutlich hören kann. Bei „Der Chirurg“ wird es noch eine Spur dunkler und härter, die Mittelalter-Elemente sind hier auf das nötigste beschränkt, auch „Apocalypsis“ hat stark Metal-Schlagseite. Ähnliches gilt für „Bluthochzeit“, bei dem zu düsterer Grundstimmung möglichst brutal drauflos geknüppelt wird. Alles in allem wirkt „Sturm und Klang“ etwas unentschlossen, mit fröhlich-plattem Klischee-Mittelalter-Rock a lá "Hörner Hoch" auf der einen und harten Metal-Klängen auf der anderen Seite. Fazit: kein Meilenstein, aber für partyfreudige Genrefans kann es sich durchaus lohnen, ein Ohr zu riskieren.
Keine Dekaden ist es her, dass THYRGRIM mit ihrem letzten Album „Erwachen“ auf das norwegische Inferno-Festival zogen – sondern gerade mal ein Jahr. Das muss man als deutsche Band erst einmal schaffen. Vor 10 Jahren haben sich THRYRGRIM gegründet, wovon einzig und allein Kain (Vocals) als Gründungsmitglied übrig geblieben ist. Um diese zehn Jahre Bestehen zu feiern bringen die NRWler mit „Dekaden“ nun ihr fünftes Album via Talheim Records heraus.
Wer die Black-/Pagan-Band schon länger verfolgt kann zunächst einige Vergleiche mit dem Vorgänger „Erwachen“ ziehen. Hier gibt es wieder die volle B(r)andbreite von druckvollem Geballer, über Songs in norwegischer Sprache und akustische Interludes bis hin zu düsteren Songs mit gedrosseltem Tempo. Mit „Hass“ und „Wenn Es Schneit“ sind zudem zwei Neuaufnahmen dabei („Hass“ – „Niedergang“ (2008), „Wenn Es Schneit – „Winterhall“ (2006)).
Auf ein ruhiges Intro haben THYRGRIM dieses Mal verzichtet und leiten das Album mit dem etwas untypischem „Dette Er Tysk Svart Metal“ ein. Auch die kommenden Songs geben ordentlich Gas, bis das „Interlude“ die Scheibe teilt: Ab hier wird es ruhiger und atmosphärischer. Während die erste Hälfte der CD „Tysk Svart Metal“ (=deutschsprachigen Black Metal) markierte, wird der Weg nach dem instrumentalen Break in Richtung Pagan Metal vortgesetzt. Als Anspieltipps der Scheibe wissen vor allem der Opener, „Die Hölle Ist Hier“, „Der Weg“ und die „Gezeiten“ zu punkten. Auch die etwas old-school schwarzmetallische Neuaufnahme von „Wenn Es Schneit“ entpuppt sich bald als echter Leckerbissen. Auch wenn die große Innovation auf „Dekaden“ nicht gefunden werden kann, handelt es sich hier doch um einen sehr gelungen Querschnitt durch die deutsche Black- und Pagan Szene.
Die Eindrücke reichen hier von VARGSHEIM, über THORONDIR und WOLVES DEN bis hin zu NARGAROTH.
Nein, hinter DOLCH verbirgt sich nicht die deutsche Variante der hart rockenden Schweden „The Dagger“. So ganz anders klingt das deutsche (?) Duo (?). Ausgesprochen sphärischer Natur ist das Klangbild der „I&II“ betitelten Scheibe. Hier werden an ULVER und THE ANGELIC PROCESS erinnernde Soundlandschaften geschaffen. Dumpf hämmert ein Schlagzeug, das Rauschen ist groß. Dazu singt eine Frau mit zart-süßlicher Stimme. Hipster Black Metal? Verfehlt, auch wenn die pseudo-deutschen Namen (bei englischsprachigem Gesang) zunächst darauf schließen lassen. Psychedelisch gotisch und mit einem Hauch „post“ und einem noch zarterem Hauch „Metal“ reißt das Werk den Hörer in eine ziemlich verträumte und düstere Welt. Und diese nimmt gerade in Songs wie dem satten Acht-Minüter „Das Auge“ und dem folgenden „Licht“ gewaltig an Fahrt auf. Fans von sphärischer Musik mit Ambient Anteil mit einem Hauch Gothic und viel Doom können bei DOLCH (die übrigens ein ziemliches Geheimnis um ihre Identität machen) mal reinhören.