Nach ihrem Coveralbum melden sich MILKING THE GOATMACHINE mit ihrer neuen Scheibe "Goatgrind" zurück. Während sich die Ziegenköpfige Band mit ihrem Coveralbum sowohl reichlich Freunde wie auch Feinde gemacht haben, servieren sie nun wieder ihrem typischen Deathgrind mit eigenen Texten und Songs.
Eins schon mal vorweg, viel verändert hat sich bei Ihnen nicht. Wie man es Genre-Typisch schon gewohnt ist, steigen sie von Anfang an hart ein und bringen die Saiten ihrer Instrumente ordentlich zum Schwingen. Abheben kann sich nur das "Määäh" dieser Ziegen, dass weitaus aggressiver ertönt; in lustiger Art und Weise hört sich das Gegrowle, zeitweise echt wie eine Ziege auf Anabolika an.
Das Album selbst ist natürlich Geschmackssache: wer mit Deathgrind nichts anfangen kann, sollte auch hier die Finger weg lassen, wer allerdings seine Freude daran hat, wird mit einer guten Platte bedient. Zudem kann man während den kurzen Songs, die selten länger als drei Minuten sind, ziemlich die Sau raus und den Kopf mal ordentlich kreisen lassen.
Einen besonders hervorstechenden Song kann ich allerdings nicht nennen, da sie einfach zu ähnlich sind, wenn auch mit gewissen erkennbaren Unterschieden. Lediglich der lustige Opener und Abschluss von "U.H.T. Milk is Murder" bleibt dabei, selbst nach mehrfachen Hören, im Kopf.
Kurz gesagt, wer das musikalische an MILKING THE GOATMACHINE schon immer mochte, kann gern zugreifen. Grindcore-Liebhaber im Allgemeinen kommen auch ordentlich auf ihre Kosten, doch wer eine Perle des Metals sucht wird hier leider nicht fündig und sollte sich nicht von dem sehr guten Image, das die Band hat, nicht täuschen lassen, da es mehr das Optische als das Akustische bedient.
BRING ME THE HORIZON hatten mit "Sempiternal" bereits eine Kurskorrektur vorgenommen, die sie mit "That's The Spirit" konsequent fortsetzen. Anno 2015 sind die Briten noch elektronischer ("True Friends"), noch poppiger ("Follow You") und immer noch eingängig as fuck ("Run") unterwegs. Jordan Fish, der als Keyboarder vor "Sempiternal" zur Band gestoßen ist, freut sich über noch mehr Spotlight, was - überraschenderweise - nicht zu Lasten der punktuell gut knallenden Gitarren oder - Gott bewahre! - des Gesangs von Teenieidol Olli Sykes geht. BRING ME THE HORIZON haben ein extrem emotionales und episches Album geschrieben, das als Gesamtwerk sehr gut funktioniert und den Übergang zum Pop zwingend macht.
Atmosphärisch ist "That's The Spirit" zu gleichen Teilen pessimistisch wie optimistisch, auch hier lassen sich BRING ME THE HORIZON nicht auf eine Schublade reduzieren. Die Briten sind als Songschreiber gereift und wissen, wie sie auf ihrem neuem Werk klingen wollen. Nicht alles funktioniert dabei, gerade zu sehr nach LINKIN PARK klingende "Thrones" hätte mehr Feinschliff vertragen können, während "Drown" fast schon zu verzweifelt nach 30 SECONDS TO MARS greift. Bei letzterem gibt es die am wenigsten beeindruckende Gesangsleistung des Albums zu hören. Demgegenüber stehen glücklicherweise Songs Marke "Blasphemy", mit denen BRING ME THE HORIZON unbeschwert aufspielen und deutlich machen, dass sie voll und ganz hinter der neuen Richtung stehen.
"That's The Spirit" verbindet Stadionrock, Epik, Metalcore und Elektro-Pop zu einem faszinierendem Gesamtkunstwerk, mit dem BRING ME THE HORIZON ihre Deathcore-Anfänge endgültig hinter sich lassen und zeigen, wie in sich schlüssige Weiterentwicklung möglich sein kann. Die Tatsache, dass die Gitarren weiterhin eine wichtige Rolle im Bandsound spielen, ist als Hommage an die eigene Vergangenheit zu sehen. Totalen Pop werden BRING ME THE HORIZON so schnell nicht machen, stumpfen Deathcore ebenso wenig. Sie haben ihren eigenen Stil gefunden, auch wenn sich auf "That's The Spirit" noch ein, zwei Kinken finden. Alles in allem: well done!
Thrash Metal mit einer Frau am Mikro bieten BLIKSEM, die mit "Gruesome Masterpiece" ihr zweites Album am Start haben. Vergleiche mit den ähnlichen gelagerten CRIPPER ließen sich leicht ziehen, läge das Augen- und Ohrenmerk nur auf der Stimme.
Aber BLIKSEM bieten in ihren zehn Songs facettenreichen, intelligent gespielten Metal - vom nach vorne gehendem Thrash Metal-Stück "Crawling In The Dirt" bis zur quas-Ballade "Mistress Of The Damned" reicht das Repertoire der Band. Natürlich steht Sängerin Peggy mit ihrer kräftigen Stimme oft im Mittelpunkt, ohne dass sie ihren Kollegen die Show stiehlt. "Gruesome Masterpiece" ist so keine One-Woman-Show, sondern das Produkt gemeinschaftlicher Arbeit einer Band. Einer Band, der die Liebe zum klassischen Metal anzumerken ist und die immer wieder METALLICA- und MEGADETH-Anleihen in ihren Sound einfließen lässt, ergänzt um klassischen Thrash Metal. Das Ergebnis ist eine rundum gelungenen Metalscheibe, die sich zwischen Thrash-Scheiben genau so gut macht wie neben THE SWORD oder den ersten BARONESS.
Ausgeweint – Nach einer Pause von immerhin fünf Jahren bringt die finnische „Gothic“ Metal-Combo ENTWINE ihr siebtes Album „Chaotic Nation“ raus. Was 1995 als Death Metal-Band begann und später in den Gothic-Sektor abdriftete, klingt gut zwanzig Jahre später recht rockig. ENTWINE sind keine Herzschmerz-Teufel-Gothic –Band, sondern vielmehr zu einer Modern Rock/ Metal Band geworden, die sich durchaus sehen lassen kann.
Zu meckern gibt es bei ENTWINE zu nächst einmal nicht viel. Die Stücke gehen ohne wenn und aber meistens recht gut ins Ohr, schon der Opener „End Of Silence“ geht gut ins Ohr. Die Produktion ist auffallend klar, Sythesyther fügen sich dabei meist stimmig in das moderne Klangbild der Finnen ein. Die Stimme von Mika Tauriainen ist ausgesprochen angenehm, nicht zu weich oder gar kitschig und auch die E-Gitarren wummern hier und da mächtig im Hintergrund. Dabei wahrt die Band einen melancholischen Unterton, der gut zum Herbstwetter passt.
Was mich stört: ENTWINE wirken auf „Chaotic Nation“ fast amerikanisch, so glatt ist ihr Sound. Poppige Anleihen lassen die Finnen gerne mal durchblicken, zum Beispiel in der fast klebrigen „Plastic World“ oder „Adrenalize“ („Uhuhuuu…“). Auch auffällig ist, dass ENTWINE sich bei den Strophen gerne etwas zurücknehmen und eher auf „catchy“ Refrains setzen. Leichte Kost.
So ist die „Chaotic Nation“ leider etwas zu Radio-tauglich geworden. Stücke wie der fette Opener, „As We Arise“ und das mit Klaviermelodien gespickte „The Evil Lies In The Shadows“ wissen dennoch zu gefallen, aber auch nicht mehr.
OUR SURVIVAL DEPENDS ON US ist sicher nicht der griffigste Bandname. Und auch was Album-Titel angeht scheint die österreichische Band ein Freund vieler Worte zu sein, wie schon das Debut-Werk „Jumping Once Too Often into the Ocean That Had Always Been Our Inspiration“ (2005) klar machte. Wer beschwert sich da also noch, dass “Scouts On The Borderline Between The Spiritual And Physical World” zu lang ist? Und auch die aus der optischen Gestaltung resultierende Annahme es handeldet sich hier um eine Folk/Pagan Metal Band erweist sich als falsch. OUR SURVIVAL DEPENDS ON US spielen bluesigen Doom Metal, unter den sich nur zu gern Elemente aus dem Sludge oder Psychedelic-Bereich mischen – trotz finsterem Wald und Midgard-Schlange.
Trommeln und viele Breaks und mächtige Gitarren ebnen den Weg durch „Children Of The Dawn“, während es in Stücken wie „The Bloody Path“ und „Mountains Of My Home“ zu tiefst spirituell: Seicht doomig-soulig ziehen diese Stücke mit ruhiger Atmosphäre, Hintergrundflimmern und gefühlvollem Klargesang an einem vorbei. Im folgenden „Sons And Daughters“ wird diese Atmosphäre auf die Spitze getrieben: Hier stimmt einfach alles, vom eröffnenden Frauengesang, der Urwald-Atmosphäre (Trommeln, natürlich!) und dem emotional bis harschen männlichen Vocals. Überhaubt kommt hier die stimmliche Varibalität des Sängers am Besten zum Ausdruck. „Sacred Heart“ bildet ein akkustisches Lagerfeuer-Finale. Neben einigen Lägen ist “Scouts On The Borderline Between The Spiritual And Physical World” ein sehr gelungenes Album seiner spirituell-doomigen Stilrichtung geworden. Die Grenzüberschreitung in die spirituelle Welt ist den Össis gut geglückt.
Scouts On The Borderline Between The Spiritual And Physical World
Die Engländer fielen mir das erste Mal im Winter 2013 ins Gesicht. Vier Musiker, alleine auf einer riesigen Bühne: UNCLE ACID & THE DEADBEATS waren der Opener für BLACK SABBATH. Und ich war von den Socken! Damit war nicht zu rechnen, Vorfreude auf Ozzy & Co, die ersten Biere und dann noch so ein Doom-Schmankerl. Klar besorgte ich mir anschließend sofort Produkte der Band.
Heuer bringen die Jungs nach eben diesem Karriere-Schub à la BLACK SABBATH endlich neue Ware unter's Metal-Volk. Und was soll ich sagen ....... Hammer !!! Auf "The Night Creeper" finden wir abgehangenen, authentischen und urigen Doom Metal. Stoisch, melodieseelig, mit einem sofort identifizierbaren Groove, marschieren die Songs breitbeinig und langsam in mein Kleinhirn. Nummern wie "Waiting for Blood", "Pusher Man" oder das schaurig düstere "Downtown" sind mit ihrem hypnotischen, melodiösen Charme einfach knuddelige, doomige Wonneproppen. Und das relaxt anschwebende "Slow Death" ist bewußtseinserweiternd auf seine ganz eigene kauzige Art.
Einzig der Sound mit dem weit im Hintergrund liegenden Gesang braucht eine gewisse Eingewöhnungsphase.
ORCHID sind vielleicht die besseren Musiker, KADAVAR haben mit Sicherheit die cooleren Bärte, aber UNCLE ACID & THE DEADBEATS haben mit "The Night Creeper" die bis dato geilste Doomscheibe 2015 im Programm.