Der Himmel bricht auf: Am 01.10.15 (Nur drei Tage nach der totalen Mondfinsternis) enthüllen STELLAR MASTER ELITE ihr drittes Werk. Dabei ist „III: Eternalism – The Psychospherical Chapter” – so die Fortsetzung und logische Konsequenz aus „II: Destructive Interference Gener“ (2011). Das Dreieck von „II“ wurde hier nicht nur umgekehrt, nein, die tiefste Nacht ist hier zum Grab geworden. Erstellt wurde das wirklich schöne Deckblatt von keinem geringeren als Paolo Girardi, der schon im Auftrag von Bands wie IQUISITION oder BLASPHEMOPHAAGHER die Feder führte.
Musikalisch wissen die elitären Meister ihres Fachs klar an den Vorgänger anzuknüpfen. Die Basis ist noch klar im Schwarzmetall zu erkennen, der immer häufiger in doomige und progressive Gefilde abdriftet. Sehr viel wird auf „III: Eternalism – The Psychospherical Chapter” in über einer Stunde Spielzeit verarbeitet. Während der Opener „Transmission: Distruption“ sich als atmosphärisches Black Metal-Stück mit doomigen Parts gibt, vermag man in Stücken wie „Buried In Oblivion“ und „The First Principle“ fast sogar einen Hauch (Melodic) Death Metal zu vernehmen. Fast spährisch hingegen kommt „Perdition Time Loop“ daher: Okkulter, angeschwärzter Doom wird hier geboten – mit packender Trommel-Untermalung aus der tiefsten Unterwelt. Das Ganze hat schon fast etwas rituleskes und steigert sich in seinen fast zehn Minuten Spielzeit. Vortgesetzt wird die Doom-Schiene (in einer dröhnenderen Variante) im „Hologram Temple“. Viele Überraschungen und Feinheiten sind in den Titelsong „Eternalism“ verwoben: Die Ewigkeit der Welt in nur fünfzehn Minuten. Ein sehr Synthie-lastiges Outro gibt dem geflaschten Höhrer Zeit zum verdauen.
Schon der Titel „ III: The Psychospherical Chapter“ sagt eigentlich deutlich, dass hier kein Werk für Jedermann geschaffen wurde. STELLAR MASTER ELITE tauchen so tief ab wie noch nie und steigen mindestens genauso weit auf. Koplex ist das dritte Album der aus Trier stammenden Band in jeder Hinsicht, ein Meiserwerk, das phylosophishe Gedanken in doomiges Black Metalgewand hüllt
Ced Forsberg geht mit seinem RUNNING WILD-Worship BLAZON STONE in die zweite Runde. Stilistisch orientieren sich BLAZON STONE zu 100% an der „Piraten-Ära“ von RUNNING WILD mit Schwerpunkt auf den späten 80er und den 90er Jahren. Oder um es anders zu formulieren: auf die Zeit zwischen „Port Royal“ und „The Rivalry“. Schon das Erstlingswerk „Return To Port Royal“ war mehr als nur ein Fantribut an eine der einstmals besten Heavy Metal Combos überhaupt, es war eine Herausforderung an Kapitän Kasparek wie seine Mannschaft klingen sollte um wieder zu Weltruhm zu gelangen. Dieser Herausforderung folgt nun eine offene Kriegserklärung.
Auf „Return To Port Royal“ war der einzige kleine Schwachpunkt der manchmal nicht ganz sattelfeste Gesang von Erik Nordkvist. Das könnte der Hauptgrund sein, warum Ced auf „No Sign Of Glory“ auf die Dienste von THE OUTER LIMITS Fronter Georgy Peichev zurückgegriffen hat, und dieser macht seinen Job super und sorgt für etwas stilistische Abgrenzung zum Hamburger Original.
Nach dem obligaten Intro „Declaration Of War“ geht es mit „Fire The Cannons“ auch gleich in bester „Riding The Storm“ Manier los. BLAZON STONE legen viel Wert auf hymnische Doublebasskracher. Hier gilt: „Wer bremst verliert.“ Aber es wird nicht langweilig, reißt im Gegenteil richtig mit und wer auf einen epischen Midtempostampfer à la „Battle Of Waterloo“ wartet, der wird zum Schluss mit dem Titelstück „No Sign Of Glory“ auch noch bedient. BLAZON STONE wissen was man als alter RUNNING WILD Fan erwartet und liefern packende Refrains und epische Lead-Melodien am Fließband. So bleibt mir eigentlich nur noch dem Titel zu widersprechen, von wegen „No Sign Of Glory“, die neue BLAZON STONE ist nämlich „Glory Allover.“ Avast ye!
Manchmal hasse ich es Recht zu behalten. Im Falle des neuen Bandprojektes von Ex-QUEENSRYCHE-Sirene Geoff Tate OPERATION: MINDCRIME bedeutet das, dass deren erste Scheibe „The Key“ in etwa so klingt wie ich es befürchtet habe. Alles plätschert mehr oder weniger elegisch dahin und verleitet am ehesten zum Einschlafen als zu irgendetwas anderem. Offene Akkorde und viel Mid- und Downtempo bestimmen das Klangbild und auch Tate selber klingt in meinen Ohren über weite Strecken schrecklich gelangweilt. Vermute allerdings, dass das kein Fehler, sondern eine bewusste Entscheidung ist. Aber hier findet sich in der Tat alles was an QUEENSRYCHE seit „Hear In The Now Frontier“ problematisch war. Damit ich nicht ganz polemisch und gemein werde, versuche ich mal noch das Positive von „The Key“ herauszuarbeiten: „Re-Inventing The Future“ klingt tatsächlich etwas nach „Empire-Ära QUEENSRYCHE“, die Keyboardsounds im kurzen Instrumental „Discussions In A Smoke Filled Room“ haben was von AYREON und wenn Tate gegen Ende der Ballade „The Queue“ das Saxophon auspackt wird es wirklich mal richtig schön. Das alles ändert leider nichts an der Tatsache, dass „The Key“ über weite Strecken brutal an mir vorbeirauscht und mich emotional wenig bis gar nicht berührt. Wer mit Tates bisherigen Soloausflügen gut zurecht kam und der Meinung ist, dass „Operation: Mindcrime II“ besser als der erste Teil ist, der sei zum Reinhören ermutigt, allen anderen möchte ich eher zur neuen QUEENSRYCHE raten.
Ober-Else LOREENA McKENNITT springt heuer auch auf den dampfend rollenden Vinylzug. Dazu bringt sie ihr Debütalbum von 1985 "Elemental" und das zwei Jahre später erschienene "Weihnachts-"Album "To Drive the Cold Winter Away" als Langspielplatten auf den Markt. Allen Folk- und Mittelalterfans sei gesagt: Loreena ist mit Abstand die Galadriel im Folk-Ring.
Ihr Debütalbum "Elemental" ist spärlich instrumentalisiert, die selbst gespielte Harfe und die engelsgleiche Stimme stehen im Zentrum des Werkes. Melancholisch, keltisch, irgendwie vergeistigt nehmen einen die neun Nummern gefangen. Das eröffnende, fast fröhliche "Blacksmith" und das zum Niederknien schöne "Stolen Child" sollte sich auch der geneigte Metal-Fan mal zu Gemüte führen, am besten im Wald und barfüßig.
"To Drive the Cold Winter Away" ist eine Ansammlung traditioneller Winter- und Weihnachtslieder; das Teil wurde in einer Kirche, einem irischen Kloster und einem Refugium irischer Künstler aufgenommen. Der Sound hat so mehr Hall und erinnert durchaus an den einmal im Jahr stattfindenden weihnachtlichen Kirchgang. Für die kommende winterliche und Stille Jahreszeit der passende Soundtrack.
Zum Vinyl: die Teile sind in 180 Gramm zu erstehen und auf 5000 Stück limitiert. Die Verarbeitung ist perfekt und makellos. Die Platten stecken in bepolsterten Hüllen, die bedruckten gibt es obendrein. So kann ich dieses Release jedem Platten- und Folkhörer nur ans Herz legen.
Ein Wort noch zum um sich greifenden Vinylwahn, der meiner Meinung nach seltsame Blüten treibt. Denn was man manchmal als neue Pressware angeboten bekommt, ist schon eine Zumutung. Da sind die Ränder am Vinyl nicht entgratet, oder Bläschenbildungen haben eine holperige Oberfläche in der Leerrille hinterlassen. Vinyl hat immer auch was mit Handwerk zu tun. Mir scheint, dass die Industrie hier nur auf Quantität setzt, die Qualität aber hinten runterrutscht. Ich bin mit Platten groß geworden, die wogen nicht immer 180 Gramm, aber das hat nichts mit Klangqualität zu tun. Auch dass es Bands oder eben deren Labels gibt, die bis zu sechs verschiedene Farben von ein und demselben Album und natürlich alle limitiert, auf den Markt werfen, gibt mir schon zu denken. Hier soll einfach nur der plumpe Konsum angeleiert und ausgekostet werden. Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, dass die Labels nach Mp3 und Spotyfy wieder mehr Umsatz machen - auch in der Hoffnung, dass die Bands an diesem Boom partizipieren. Aber liebe Labels, liefert dem Fan ordentliche Ware und verschaukelt ihn nicht mit 12 verschiedenen, meist schlechter klingenden Sondereditionen! Liebe Leser, drum rat' ich euch: Augen auf beim Plattenkauf ;-).
ANTIVERSUM machen es dem Hörer mit ihrer "Total Vacuum"-EP nicht leicht, einen Zugang zur Musik zu finden. Die vier langen Songs sind eine zähflüssige Mischung aus Black, Death und Doom, immer schön ausgewalzt und schwarz wie die mondlose Nacht. Eingängig ist die ganze Chose schon, denn ANTIVERSUM halten das Songwriting einfach, stellenweise sogar zu simpel. Auf EP-Länge klappt das, über Albumlänge könnte es allerdings ein wenig eintönig werden.
Im Grunde ist "Total Vacuum" eine Reminiszenz an die 90er Doom/ Death-Platten wie sie damals von RUNEMAGICK und Konsorten veröffentlicht wurden. Bösartig und dreckig, damals wie heute eine feine Sache. Wer auf neumodischen Kram wie Keyboards, Okkulteinflüsse und BLACK SABBATH-Riffs verzichten will, ist mit ANTIVERSUM sehr gut bedient.
25 Jahre Doom. Was die Briten MY DYING BRIDE geschafft haben ist in der Tat beeindruckend. Doch seinen wir mal ehrlich, gab es unter den mittlerweile zwölf Alben auch nur eines mit einem die Band so perfekt beschreibenden Titel wie „Feel The Misery“?
Tiefe Grunts und hingebungsvoller Klargesang mischen sich unter die typisch doomigen Melodien, wobei meist eine sehr dichte, drückende Atmosphäre aufgebaut wird. Eingesprochen Passagen, passend inszenierten E-Gitarren und Schlagzeug unterstreichen diese Düsternis gekonnt. Die langen Keybordprts sorgen dabei für gotischen Flair. Dabei kommen die Songs meistens gegen Ende zu ihrem (lang ersehnten) Höhepunkt, während die Songs im Mittelteil meist in ein tiefschwarzes Loch doomiger Langatmigkeit fallen. Hin und wieder werden diese Doom-Teppiche dafür von etwas schnelleren Passagen und harten Growls aufgelockert, wobei man MY DYING BRIDE ihre Death Metal-Vergangenheit dann wieder deutlich anhört. Dem gegenüber fügen sich stimmungsvoll inszenierte Streicher gut in das Klangbild („A Cold New Curse“) ein.
Das Album geht hat dafür einen ganz anderen Aufbau: So stehen mit „Feel The Misery“ und „A Thorn Of Wisdom“ zwei (im Verhältnis) weniger doomige Düster-Rocker im Zentrum. Die kurzen Songs vergehen dabei recht rasch, große Innovationen gibt es hier aber nicht.
MY DYING BRIDE wagen hier keine großen Neuerungen, vielmehr sind es die kleinen Momente, die aufhorchen lassen. Wer die Band kennt und schätzt kann hier bedenkenlos zuschlagen.
Anspieltipps: Der tieftraurige Opener, der hymnische Titeltrack und das eindringliche “I Celebrate Your Skin”.
Hallo Alboin!Ihr wart gestern in Hamburg, heute seid ihr in Oberhausen, hat das alles gut funktioniert?
Es war ehrlich gesagt etwas stressig, ich musste bis halb drei arbeiten. Dann sind wir losgefahren und davor ist mein Auto auch noch kaputt gegangen. Wir brauchen ca. zweieinhalb Stunden nach Hamburg, ich bin pünktlich angekommen und NEGATOR kommen ja aus Hamburg – Da hat das ganz gut geklappt. Die haben auch schon alles soweit organisiert und wir haben dann nur noch gespielt. In der Nacht sind wir dann auch noch zurück gefahren und heute Morgen halt wieder früh aufgestanden nach fünf Stunden Schlaf. Ging halt nicht anders…
Die kommende Woche habt ihr euch für die Tour aber dann komplett freigenommen, oder?
Ja. Wir spielen ja bis Sonntags einschließlich, einige haben noch den Montag frei genommen.
Habt ihr gestern auch schon neue Songs gespielt?– Das Album kommt ja erst heute raus.
Das Albumerscheint jetzt erst nächste Woche, das musste leider verschoben werden, weil die CD’s nicht rechtzeitig bei dem Vertrieb waren, aber wir haben sie zumindest heute schon mal dabei. Wir haben sie immerhin noch früh genug bekommen, nämlich gestern. Also alles etwas eng. (lacht)
Wir spielen das Selbe Set auf allen Konzerten der Tour. Darunter sind drei neue Songs und die sind zusammen schon etwa siebenundzwanzig Minuten lang. Das ist in etwa das halbe Set. Einmal spielen wir den Opener vom neuen Album „Ein Letztes Menetekel“, dann „Über Den Bannstein“ (den wir vorher schon veröffentlicht haben) und den letzten Song „Im Schoß Der Welken Blätter“.
Das überrascht mich, weil das eher ein akustischer Song ist, hätte ich nicht gedacht, dass ihr den live spielt.
Ja… Aber die anderen Beiden sind ultra anstrengend – gerade für unseren Schlagzeuger. Hier im Helvete muss man darauf achten, denn das letzte Mal als wir hier gespielt haben hat der hinter das Schlagzeug gekotzt, weil es da fünfzig Grad heiß war… Das war echt schrecklich. Da haben wir dann echt versucht ne gute Mischung zu finden mit ein paar langsameren Songs und auch von der Stimmung her, getragenere Songs und Schnellere im Wechsel. Das finde ich auch eigentlich für das Publikum so ganz gut. So ne Stunde nur immer voll auf die Zwölf – Ich weiß nicht…
So ne Stunde Hardcore Death Metal…
Ja oder MARDUK oder so, das kann ich auch nicht ertragen so lange.
Auch NEGATOR – Das wird auch hart nach euch.
Ja ich weiß nicht… Ich finde es halt technisch schon beeindruckend, aber ich bin halt auch nie der Typ gewesen der so auf die Technik geachtet hat sondern immer mehr auf die Gesamt-Atmosphäre, das ist mir bei einer Band und auf Konzerten viel wichtiger.
Das ist mir auch immer wichtig. Ich habe euch noch gar nicht zu eurem Album gratuliert – ich habe es mir mehrfach angehört, und es ist echt verdammt gut geworden!
Schön, das freut mich!
Wie lange habt ihr dafür gebraucht, wie hat sich das so entwickelt? Wann habt ihr die ersten Songs geschrieben?
Ich wollte eigentlich nach dem „Wetterkreuz“-Album (2012) direkt anfangen neue Songs zu schreiben. Aber irgendwie bist du der Sache dann auch überdrüssig und hast auch erst mal andere Sachen im Kopf und dann habe ich tatsächlich erst mal lange Zeit gar nichts gemacht. Erst Ende letzten Jahres im November habe ich angefangen Ideen zu sammeln und im Januar oder Februar mit den Songs angefangen. Ich glaube ich war im Juni erst fertig oder so … Ungefähr jeden Monat habe ich einen Song gemacht. Und im Juli haben wir aufgenommen, für zwei Wochen. Und den letzten Song hatte ich gerade mal einen Tag vorher fertig… Das war sehr sehr kurzfristig und relativ spontan.
Und so sind die Songs auch insgesamt entstanden. Da habe ich jetzt nicht lange dran rumgeschraubt sondern zwei, drei Tage dran gearbeitet und dann meistens auch fast so gelassen.
In welcher Reihenfolge sind die Songs entstanden?
„Über Den Bannstein“ war der Erste, den empfinde ich auch ein Bisschen so als Befreiungsschlag, weil der am Anfang auch sehr kernig und schnell ist und so hat mir das echt geholfen da wieder rein zu kommen. Der Zweite ist „Im Noktuarium“ gewesen, der Dritte war der Opener „Ein Letztes Menetekel“, dann „Fern Von Jarichs Gärten“ und mit „Im Schoss Der Welken Blätter“ habe ich zuletzt begonnen. Das war auch schon auf „Wetterkreuz“ und „Galeere“ schon so, dass mir das dann hilft zurückzublicken und einen Abschluss zu finden. Deshalb ist der letzte Song auf dem Album auch immer der letzte Song der entsteht.
Ich finde, dass die Songs auf „Bannstein“ insgesamt unterschiedlicher rüberkommen als auf „Wetterkreuz“, wo alles mehr aus einem Guss wirkte. Die Atmosphäre ist hier immer sehr unterschiedlich, aber es passt trotzdem alles sehr gut zusammen.
Finde ich gut, dass du das so empfindest, das war nämlich auch eigentlich mein Plan. Ich finde es wichtig dass du ein Album von vorne nach hinten durchhören kannst und dass wie einen Film empfindest, also bündig. Ich finde es wichtig, dass die Songs einen Zusammenhang haben und trotzdem finde ich es wichtig, dass nicht alles irgendwie gleichförmig klingt, sondern du auch wie bei einem Film mal mehr, mal weniger Action hast und vor allem verschiedene Stimmungen. Am Anfang hatte ich bedenken, ob das bei so unterschiedlichen Songs klappen kann, aber bei den Aufnahmen hat sich dann alles zusammen gefügt.
Und wie habt ihr das mit den Streichern gemacht?
Das sind keine Streicher. (lacht) Das sind Orchestersamples. Es sind schon echte, aufgenommene Streicher, aber halt neu von mir am Computer zusammengefügt. Das ist sehr effektiv und einfach. Sonst hätte man die Noten erst jemandem geben müssen der es übt und dann einspielt … Und ich finde, es klingt auch so schön.
Finde ich auch. Kannst Du etwas zu den Lyrics sagen?
Ja, ich habe sie geschrieben … Das ist sehr kompliziert. Ich habe heute ein Review von Tobias gelesen und der hat auch geschrieben, dass es für ihn extrem metaphorisch ist und einen unglaublichen Spielraum zur Interpretation lässt. Wenn ich mir jetzt noch mal angucke, was ich da gemacht habe, dann merke ich auch, dass man das auf so viele verschiede Arten verstehen kann. Den Spielraum sollte man auch weites gehend lassen.
Ich kann sagen, dass es eine metaphorische Geschichte mit Leuten, die sich in so einer richtig verkommenen, verdreckten einengende Großstadt im 19. Jahrhundert befinden ist. Sie empfinden die Atmosphäre dort als sehr belastend und einengend und versuchen in eine sehr warme und herbstliche Atmosphäre zu flüchten. Den Punkt, den sie überwinden müssen um daraus zu kommen symbolisiert der „Bannstein“, was ja eigentlich so ein Grenzstein ist. Deswegen steht „Über Den Bannstein“ auch in der Mitte des Albums, das leitet nämlich von der einen in die andere Hälfte über.
Die Lyrics erzählen im Grunde diese Geschichte. Doch metaphorisch ist alles so offengelassen, dass man eben auch viele andere Dinge darein interpretieren kann.
Also steht „Im Noktuarium“ auch praktisch für die Großstadt? Das ist ja eigentlich ein Raum, wo man die Tiere der Nacht beobachten kann.
„Noktuarium“ heißt eigentlich, dass das eine Umgebung für nachtaktive Wesen ist. Der Text spielt in der Nacht und es geht da um einen mittelalterlichen Nachtwächter auf einem Turm – das gab es auch noch bis in das 19. Jahrhundert. Der Nachtwächter sieht in die Ferne außerhalb der Stadt. Außerdem heißt „Noctury“ im Englischen übrigends so etwas wie „Diary“ nur halt für die Nacht. Das haben Nachtwächter als Protokoll ihrer Tätigkeit früher geführt. Deswegen ist das auch noch mal ein Wortspiel: Es geht einmal darum, dass der Text wirklich Tagebuchartig aufgeschrieben ist und halt gleichzeitig in dieser nächtlichen Atmosphäre spielt. Es ist also nicht die Stadt, wie Du meintest…
Und worauf bezieht sich „Fern Von Jarich's Gärten"? Das war ja ein Mondgott...
Ja, auf diesen Mondgott. Zum Teil. Und auf Jericho, diese biblische Stadt, die angeblich mit Posaunen zerstört worden ist. Im Prinzip ist es also eine biblische Geschichte, die von der Eroberung einer Stadt handelt, durch eine Gruppe die auszieht um heiliges Land zu finden, also praktisch den Exodus. Da spiele ich etwas mit diesen biblischen Begriffen. Und ich finde es auch immer schön, wenn sich die ganzen NARGAROTH-Fans, oder was auch immer) dann darüber aufregen, wie man denn biblische Bezüge und biblische Wörter auf einem Black Metal-Album benutzen kann. Aber wenn man es dann liest und sich auch damit beschäftigt, dann merkt man auch, dass das jetzt nicht irgendwie biblische Inhalte sondern vielmehr biblische Symbole, die ich zweckentfremde, sind.
Ist halt auch immer eine Sache der Perspektive, wie man das auffasst.
Genau! Und wenn du nur eine Perspektive hast, ist halt schwer die andere zu verstehen.
Ziemlich engstirnig.
Ja. Ich glaube, dass Black Metal im Großen und Ganzen mal eine relativ engstirnige Sache war. 1994 habe ich angefangen Black Metal zu hören und da war die ganz harte Zeit mit Brandstiften und Morden (…) schon vorbei. Aber es war halt trotzdem noch relativ extrem damals. Und heute hast du halt eine riesige Bandbreite im Black Metal. Da ist das mit der Engstirnigkeit dann auch nicht mehr so schlimm. Aber es gibt halt immer noch so Leute, die halt stur sind und finden dass Black Metal satanisch sein muss, und das finde ich nicht. Wer das meint wird mit unserer Musik dann aber auch nicht so viel anfangen können.
Vermutlich nicht, die gehen dann eher auf andere Konzerte.
Ja, in diesem Fall bin ich mir da nicht sicher. (lacht)
EISMALSOTT ist ein weiteres Nebenprojekt von Dir…
Nicht ganz. Nicht ich mache die Musik dafür, sondern der andere Gitarrist Ainvar. Der lebt in London. Aber ich spiel da mit. Ja. (lacht)
Das neue Album von EISMALSOTT („Weißblendung“) wurde kurz bevor du mit den Texten für EÏS angefangen hast raus. War das auch noch mal so ein Anstoß mit „Bannstein“ zu beginnen?
Gute Frage… Vielleicht schon. Was mir an EISMALSOTT immer gefallen hat, war dass das immer eine sehr spontane Herangehensweise war. Ich habe die Musik wie gesagt halt nicht gemacht. Mal was auf den Aufnahmen gespielt oder gesungen… Und mich hat es darin beeinflusst einfach Sachen zu nehmen und sie dann so zu lassen wie sie sind.
Die EP „Weißblendung“ haben wir zum Beispiel im zu Hause mit ganz einfachem Equipment aufgenommen und das Schlagzeug eben in drei Stunden im Proberaum und auch so gelassen, wie es war. Das hat mir unglaublich geholfen wieder emotionalen Zugang zu der Musik zu finden.
Bei EÏS war es jetzt zum Teil so, dass die Ansprüche an einen selbst und auch von Hörern und Fans extrem steigen. Die wollen halt nicht, dass wir einfach so ein Proberaum Ding machen und es bedrückt mich manchmal, weil ich denke, es wird schwierig da jetzt noch einen drauf zu setzen.
Habt ihr das in England aufgenommen?
Nein in Deutschland. Im Prinzip sind das ganz alte Songs. Die gab es schon Ende der Neunziger. Wir haben die aber nie aufgenommen. Im Prinzip ist das die Band mit der wir angefangen haben. Die gab es bevor ich dazugekommen bin. Nach drei Jahren hat sich das allerdings zerstritten, weil wir verschiedene Ziele hatten. Dann haben wir unsere Band gemacht, und der andere Gitarrist hat nichts gemacht. Und zehn Jahre später verstehen wir uns halt wieder. Die Songs haben wir einfach in Deutschland aufgenommen, weil es die ja sowieso schon gab. Und ich glaube Ainvar hat seit zehn Jahren oder so keine Gitarre mehr angefasst… Aber wir waren gut eingespielt und haben es dann einfach aufgenommen.
Bei EISMALSOTT passt der Sound gut, aber ich glaube auch nicht, dass das zu EÏS passen würde.
Nicht? Ich habe schon mal drüber nachgedacht, wie das wäre, wenn man einfach mal so eine Mini-CD mit drei kurzen Songs macht und alles an einem Wochenende aufnimmt und dass dann dem Label schickt – Aber ich vermute auch, dass wäre dann wahrscheinlich etwas krass.
Bei der Buch-Edition von „Bannstein“ habt ihr noch eine Bonus-CD „Witnesses Of The Exodus“ wo andere Künstler die Songs spielen. Wie hat sich das ergeben?
Das Label möchte immer gerne, dass wir Bonus-Material machen. Viele Bands schreiben dann immer zusätzliche Songs, die dann nicht auf das Album kommen und manche nehmen Live-Versionen, oder Cover-Versionen oder so was in der Art. Und das finde ich halt blöd für so eine Bonus-CD. Deswegen versuchen wir immer etwas Kreativeres zu machen. Und ich finde halt die Idee gut etwas mit Gast-Sängern zu machen. Unser Schlagzeuger hatte auch mal die Idee eine EP mit Gastsängern zu machen. Zu der ist es nicht gekommen, aber ich dachte so eine Idee könnte man auch für ein Bonus-Album verwenden.
Ich habe dann einfach ein paar Leute die ich kannte oder auch noch nicht kannte aber schätze angesprochen und die fanden die Idee cool. So ist das dann praktisch entstanden und hat auch funktioniert.
Und was für Bonus-Material ist noch in der Buch-Edition?
Da sind noch zusätzliche Bilder. In das Booklet der Digi-CD passt halt nicht so viel rein, aber das Buch hat dafür 48 Seiten. Dann sind da noch Liner-Notes, also Erklärungen der Texte und Songs von mir, Kommentare von den anderen Sängern und ein Band-Foto, was es woanders so nicht gibt. Und es hat eine Gold-Folie auf dem Cover, die halt so leuchtet und sehr sehr schön aussieht.
Also schon für Sammler.
Ich glaube, dass man es auch hören kann. Man kann es als Album mit künstlerischem Mehrwert sehen, wo halt viel Arbeit drin steckt und viele Dinge drin sind, die man sonst auch nur so bekommt. Diese Bonus-Sachen werden auch nicht auf Spotify oder YouTube zuhören sein. Videos mit diesen Bonus-Songs werden auf jeden Fall auch gelöscht, damit auch wirklich nur die Leute die auch das Buch gekauft haben diese Songs haben.
Wie ist das mit Spotify für euch? Merkt ihr, dass viele Leute eure CD’s nicht kaufen und viel mehr bei Spotify runterladen?
Ich weiß es nicht, also ich habe nicht so den Überblick darüber. Die Verkäufe der CD’s steigen eigentlich konstant. Mal sehen wie es jetzt ist. Der Markt wird eigentlich jedes Jahr schlechter, man merkt dass es jedes Jahr schwieriger wird CD’s zu verkaufen. Beim letzten Album „Wetterkreuz“ war es besser als zuvor, dann ging es wieder zurück. Und bei Spotify selber kenne ich überhaupt gar keine Zahlen. Da kriegst du als Band pro Song der runtergeladen wird 0,7 Cent (!). Da haben wir als absolut keine Gewinne. Bei der letzten Abrechnung habe ich gesehen dass wir mit allen Alben die wir haben vierzehn Euro bekommen haben. Der letzte Mist. Ich finde auch die Entwicklung echt grenzwertig, dass das dazu anregt nur noch einzelne Songs zu hören und keine ganzen Alben, weil du dann überhaupt nicht mehr raffst in welchem Zusammenhang so ein Song steht, der jetzt nicht einfach so ohne Zusammenhang funktioniert. Ich meine, du kannst dir da jetzt natürlich „Wirtshausgaudi“ von EQUILIBRIUM anhören, der funktioniert auch außerhalb von jedem Zusammenhang, aber bei anderen Alben funktioniert das halt nicht so gut.
Die Idee ist zwar Klasse, das man für zehn Euro legalen Zugriff auf alles Möglich bekommt, aber bei Metal, oder Musik, die mir auch wirklich emotional wichtig ist das nicht so das Wahre. Da will ich ja nicht nur einfach eine Datei anklicken.
Um noch mal auf die Konzerte zurückzukommen: Wie kamen die neuen Songs gestern an?
Ja, sensationell! (lacht) Abgesehen davon, dass die halt noch keiner kannte.“Über Den Bannstein“ kannten halt einige, weil der schon seit ein paar Wochen online ist. Warst Du schon mal in Hamburg auf einem Konzert? Das sind generell eher verhaltene Menschen, würde ich sagen. Die haben schon Spaß daran, aber das sind jetzt nicht so die Leute, die die ganze Zeit nur Party machen wollen. Das ist glaube ich hier im Rhein/Rhur-Gebiet ein Bisschen anders. Aber ansonsten kam das ganz gut an. Es waren über hundert Leute da, das ist für einen Donnerstag schon ganz cool. Ist halt ein sehr gemischtes Publikum: Ein paar kommen wegen NEGATOR und wollen Geballer sehen und ein paar kommen wegen uns. Ein paar sind auch wegen GRIFT gekommen, die ihr euch unbedingt anhören müsst!Ich glaube auch, dass das Package einfach gut ist, da ist für jeden was dabei.
Habt ihr auch schon vorher Songs vom neuen Album gespielt?
Ne, das letzte Konzert hatten wir im Mai…
Dark Troll.
Genau, auf dem Dark Troll Festival. Tatsächlich muss ich aber auch gestehen, dass wir vor Juni gar keinen einzigen Song geprobt haben. Wir haben halt die Songs geprobt und dann direkt danach aufgenommen. Wir haben auch erst danach angefangen hier für die Live-Situation zu proben. Aber das merkt man natürlich nicht.
Und wie oft habt ihr dann geprobt?
Das weiß ich jetzt nicht… das Problem ist halt, ich wohne bei Porta Westfalica, Minden, zwei kommen aus Hannover und einer kommt aus Oldenburg. Und wir haben alle Jobs und teilweise noch zweite Bands – Da haben wir echt Probleme Termine zu finden, wo alle können. Wir proben dann immer zwei Tage hintereinander, von Freitag auf Samstag, zweimal fünf Stunden und das bringt dann auch was. Wir sind jetzt keine Band, die sich ein Mal in der Woche trifft, einen Kasten Bier trinkt und dann ins Kino geht oder so. Wir müssen das schon effektiver machen.
Wie habt ihr angefangen? Habt ihr früher alle in der Nähe gewohnt?
Es war lange so, dass der harte Kern wirklich aus dem Bielefelder-Bereich kam und innerhalb einer halben Stunde da sein konnte. Da haben wir schon auch wöchentlich geprobt. Aber es ist auch schon schwer, wenn man dann anfängt zu arbeiten, danach ist man einfach nicht mehr ganz aufnahmefähig.
Aber ich finde, es hat auch bald überhandgenommen, dass ganz viele Bands sehr verstreut wohnen und zum Teil auch Länder übergreifend – Das ist echt hart.
Und wo führt eure Tour euch als nächstes hin?
Wir spielen als nächses in Erfurt, dann fahren wir nach Pilsen (wo das Bier herkommt), nach Tschechen, dann nach Wien und nach Salzburg und dann wieder nach Deutschland zurück. Es ist halt sehr schwierig auch in der Woche sinnvolle Konzerte zu machen.
Mit was für Besucherzahlen rechnet ihr so in der Woche?
Unterschiedlich! Es gibt Städte wie Wien oder München, oder auch Erfurt, wo die Leute das auch in der Woche gewohnt sind, da kommen dann auch bis zu Hundertzwanzig Leute. Und in Pilsen denke ich, werden wir auf jeden Fall mehr Bandmitglieder als Publikum haben. Das ist aber normal.
Sind für das nächste Jahr schon irgendwelche Festivals geplant?
Bisher steht da bis auf das Ragnarök in Lichtenfels noch nichts fest für nächstes Jahr. Aber da haben wir uns noch was Nettes überlegt. Im Januar werden wir allerdings das erste Mal in Spanien, Barcelona spielen.
Wie kommt ihr dazu?
Wir haben Freunde, LUX DIVINA, die kommen aus Barcelona. Die haben ein paar Konzerte auf der letzten Tour mitgespielt und wollen sich einfach mal revanchieren. Aber ansonsten steht da noch nichts fest. Ist halt auch schwierig mit fünf Leuten zu koordinieren, wenn man im Sommer auch mal in den Urlaub möchte.
SWEET laufen heutzutage ja vor allem im „back to the seventies radio“ und sind tatsächlich immer noch auf Tour (est. 1968). Das die Jungs aus dem englischen Middlesex Anfang der 70er eine der führenden Glam-Rock-Bands des Universums waren und als Inspiration für Bands wie MÖTELY CRÜE, DEF LEPPARD & Co. benannt werden wissen eher nur Eingeweihte – aber nicht umsonst benennt selbst KISS-Vorturner Paul Stanley SWEET als eine der Bands die zum Werdegang der Hard Rock Institution beigetragen haben. Das Sweet dazu noch eine großem Anzahl von No. 1 - Hits im Petto hatten und damals in den einschlägigen Zeitschriften ständig präsent waren dürfte den Altvorderen noch geläufig sein. So wundert es sicher auch nicht, dass es über die Jahre hinweg unzählige Platten, Re-Releases und Best-of-SWEET Veröffentlichungen gab und hier noch kaum einer den Überblick hat. Mit „Action! The Ultimate Sweet Story“ steht uns also nun die neueste Compilation ins Haus. Mit 40 Songs als Doppel-CD oder wahlweise als 3er-DVD (7 Stunden Sweet, alle Videos, diverse TV-Auftritte in D und UK, mehrere Livemitschnitte, usw.) gibt es hier reichlich Stoff. Um sich hier schnell einen Überblick zu verschaffen gibt es unten mal die entsprechende Auflistung der enthaltenen Tracks, eröffnent mit dem Signatur-Rockknaller „Action“. Danach kommt vom typischen 60er/70er-Pop-Stil („Funny Funny“, „Co Co“, Little Willy“) bis zu Rock-Granaten („Wig Wam Bam“, „Hell Raiser“, Fox On The Run“, „The Ballroom Blitz“) und der Anfang-80er-Hymne „Love Is Like Oxygen“ ein toller Überblick über alle Schaffensperioden von SWEET. Des Weiteren noch zwei neue Songs - das eher mäßige „Still Got The Rock“ und die gelungene Ballade „Defender“ die voll in den Kontext paßt. Dazu gibt es noch auf der ersten CD als Hidden-Track sozusagen ein Disco-Dance-Mix von „Fox On The Run“ (den man aber nicht unbedingt braucht). Egal! Auf jeden Fall eine gelungene und auch von der Aufmachung und vom Sound her wertige Veröffentlichung.