Wenn sich Leute von RISE AND FALL, HESSIAN, AMENRA und OATHBREAKER zu einem gemeinsamem Projekt zusammenfinden, sind die Erwartungen naturgemäß hoch. WIEGEDOOD ist das Ergebnis der Zusammenarbeit und bietet dem geneigtem Hörer vier überlange Black Metal-Songs. In knapp 40 Minuten legt der belgische Haufen locker eine Kleinstadt in Schutt und Asche. Und wenn die Stadt dann in Ruinen liegt, ist ein Song wie "Svanesang" die perfekte akustische Untermalung der nihilistischen Postapokalypse.
"De Doden Hebben Het Goed" ist vertonter Nihilimus; selbst in ruhigen Passagen kommt kein Schimmer Hoffnung durch, ist kein Lichtstrahl zu sehen. WIEGEDOD verstehen sich - erwartungsgemäß, muss hier gesagt werden- auf rasend schnelle Black Metal-Attacken wie auf pechschwarze Doomabschnitte und bringen die Songs des Albums gekonnt zusammen. "De Doden Hebben Het Goed" ist eine bösartige Platte wie aus einem Guss. Beim wuchtigen "Onder Gaan" leiten überraschend schöne melodische Riffs in ein verstörendes Ende, während der TItelsong totaler (Black Metal)Abriss ist. WIEGEDOD erfüllen mit "De Doden Hebben Het Goed" alle in sie gesetzten Erwartungen und liefern ein - bei allem Nihilismus - abwechlungsreiches, modernes Black Metal-Album ab. Als Bonus gibt es eine sehr gelungene optische Aufmachung und natürlich eine auf den Punkt kommende Produktion. Eines der Black Metal-Alben des Jahres!
WATCH OUT STAMPEDE haben sich nach dem Release ihres Debütalbums "Reaper" bei zahlreichen Shows die Finger wund gespielt und parallel im Proberaum die Songs für ihr Zweitwerk "Tides" geschrieben. Jetzt besteht die Gefahr, dass sich eine Band irgendwo verzettelt, wenn sie sich selbst unter (Zeit)Druck setzt. WATCH OUT STAMPEDE ist das nicht passiert, das macht schon der erste Durchlauf der neuen Platte klar. Die elf Songs kommen auf den Punkt, sind saueingängig und kommen dank der differenzierten Produktion druckvoll aus den Boxen.
Auffällig ist die stärkere Betonung des Klargesang ("Twenty Drinks"), der viele Songs trägt, auch wenn stellenweise zu sehr im Vordergrund ist und die Growls nicht zur Geltung kommen lässt. Wenn der aggressiven Stimme der nötige Raum gegeben wird, legen die Bremer noch einen Zacken zu und werden richtig aggressiv ("Ironhide"). Druck machen sie durchgängig, auch wenn die Rhythmusfraktion nicht zu viel variiert und sich auch hier das Problem stellt, dass die Leadgitarre ins Hintertreffen kommt. Im Grunde ist das aber Jammern auf hohem Niveau, denn "Tides" ist zum bereits guten "Reaper" eine ordentliche Steigerung. Hier hat eine Band hart an sich gearbeitet und als Ergebnis elf eingängige und gute Metalcore-Songs auf Platte bannen können. Songs, die vor Energie nur so sprühen; Songs, die live Spaß machen werden; Songs, auf die WATCH OUT STAMPEDE stolz sein können!
ABIGAIL WILLIAMS waren nie leicht. Nach drei Jahren Verdauungspause bringt die Band nun mit „The Accuser“ ihr viertes Album raus.
Der Stil schwankt dabei aber mal ziemlich stark: Von knüppelndem Grindcore bis zu doomigem Black Metal ist alles dabei. ABIGAIL WILLIAMS experimentieren mit Tempo, Gesangsstilen, Melodien und Songaufbau.
Durchbrochen wird die dreijährige Stille mit „Path Of Broken Glass“ welcher genauso wie sein Titel klingt: Als würde jemand einen Weg mit Scherben bestreiten, wahnsinnig durch den sich in die Fersen bohrenden Schmerz. Mit den kommenden Songs wird das Tempo leicht gedrosselt und die Musik nimmt einen düsteren, verschwörerischeren und weniger aggressiven Ton an. In „Will, Wish And Desire“ wird es gar recht post-rockig, während das gurgelnde „Godhead“ wieder in die dunkelsten und tiefsten Black Metal-Löcher dieser Erde führt. Dafür wird es im zweiten Drittel des „Forever Kingdom Of Dirt“ wieder ziemlich melodisch, „Lost Communion“ kommt alles in allem ziemlich experimentell daher und „Nuummite“ lässt das Album in doomig-gotischer Manier ausklingen.
Das klingt nach einem bunten Haufen. Und tatsächlich ist der Stilmix hier ziemlich extrem, doch der rote Faden bleibt dank dröhnender Übergänge meistens erhalten.
So ist „The Accuser“, wie auch schon das wirr gemusterte Art-Work suggeriert, ein insgesamt sehr buntes, aber auch anstrengendes Werk mit vielen Facetten geworden. Was am Anfang überfordert ist auch nach dem zehnten Durchlauf einfach artenberaubend spannend, packend und faszinierend.
“Cult Of None” heißt das neue Album der aus Dänemark stammenden THE ARCANE ORDER. Melodischer Death Metal mit Anleihen an Thrash und Progressive wird hier geliefert – und das in fast epischen Längen.
THE ARCANE ORDER spielen gekonnt mit dem Tempo, Doublebase, satte Riffs, frickelige Soli und fast melodiöse Refrains wechseln sich ab.
Während Songs wie „Waves Of Trance“ und „Exo Reign“ mächtig knallen wird es in Songs wie „Void Maker“ und „Hesperian“ langsamer und melodischer. „Faith Eater“ lockt – wie auch der Opener – mit einem längeren Instrumental-Intro, bevor die Death Metal-Keule voll und ganz zuschlägt. So wissen THE ARCANE ORDER technisch hervorragend gemachten Death Metal (man höre sich nur einmal diese kranken Gitarrenläufe an…) mit packenden Refrains und vielen akkustischen Spielereien zu Songmonstern epischer Länge (bis zu 09:40 min) wachsen zu lassen.
Der letzte Song des Albums „Sun Grave“ wurde 2014 schon einmal unter dem Namen „Aphelion“ veröffentlicht und nun mit neuen Lyrics und Vocals versehen. Dieses Song-Recycling hat sich wirklich gelohnt, kommen THE ARCANE ORDER hier doch noch mal zum Abschluss zu einem epischen Höhepunkt – wenn auch mit einem etwas abrupten Abschluss.
Wer technischen (Melodic) Death Metal mag und vor leichten Hardcore-Einflüssen nicht zurückschreckt, sollte hier mal dringend rein hören.
Dass DRACONIAN neben MY DYING BRIDE und PARADISE LOST zu den (Gotic-) Doom Urgesteinen schlechthin zählen dürfte außer Frage stehen. Souverän veröffentlichen die Schweden nun ihr sechstes Album. „Sovran“. Und das trifft wohl auch (wenn nicht sogar am Meisten) auf das neue Bandmitglied Heike Langhans mit, die ihre Heimat Südafrika verließ und in nach Schweden zog – um die Nachfolge zur bisherigen DRACONIAN-Sängerin Lisa Johansson anzutreten. Die weite Reise hat sich gelohnt.
DRACONIAN überzeugen auf ihrem neuen Album von Beginn an mit einer sehr einnehmenden, melancholischen Atmosphäre. Die tiefen, schleppen Töne harmonieren dabei hervorragend mit Anders Jocobsson tiefen, im Death Metal verwurzelten Grunts und Heike Langhans klarer Stimme. Die Schweden haben es tatsächlich geschafft eine sehr gute Sängerin zu finden – hier klingt nichts kitschig, gekünstelt oder dünn. So wechseln sich doomige Doom-Parts, metallischer Männergesang und düsterer, gothischer Frauengesang auf der Scheibe kontinuierlich ab. Mal werden dabei echte Höhepunkte geschaffen, mal rascht die Musik an einem vorbei – nicht jedoch ohne einen dabei in schwärzlichen Nebel der Traurigkeit einzuhüllen, wie sich das gehört. Und da wären wir auch schon am Punkt: Vieles klingt ähnlich auf der „Sovran“. DRACONIAN haben zwar eine gelungene Rezeptur gefunden, doch etwas Variantenreichtum hätte dem Album sichtlich gut getan. So fällt es auch schwer, bestimmte Songs als Anspieltipps herauszupicken, denkt man doch kontinuierlich einen neuen Höhepunkt gefunden zu haben, nicht ohne sich (zu) stark an den vorhergegangen Song erinnert zu fühlen.
So schaffen es DRACONIAN auch ohne Lisa Johansson ihren Stil und ihr Niveau zu halten. Wer die Band bisher mochte kann hier zu schlagen, wer generell eine Abneigung gegen lieblichen Frauengesang im Metal hat lässt hier lieber die Finger von. Der Anteil weiblicher Vocals ist hier nämlich so hoch wie nie zu vor.
DEFEATER haben - für viele überraschend - den Schritt zum größeren Label gewagt; "Abandoned" erscheint bei Epitaph Records. Ansonsten hat sich bei den Bostoner nicht viel geändert, auch die neue Scheibe bedient sich beim Singer/ Songwriter/ Folk und erzählt eine Geschichte. Gut, anders als bei den bisherigen Werken steht nicht die Familie aus New Jersey im Fokus, sondern ein katholischer Priester in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Auffällig ist das erhöhte Aggressivitätslevel in den Songs, wodurch "Abandoned" zum härtesten DEFEATER-Album wird, was der Band gut zu Gesicht steht. "December 1943" ist dafür ein gutes Beispiel, wobei die Songs - der Story folgend - zum Ende hin etwas weniger aggressiv sind und dafür müder, abgekämpfter klingen. Deckt sich eben gut mit der Story des Priesters, der mit seinem Glauben hadert. DEFEATER nutzen häufig sich wiederholende Phrasen, die Gebetscharakter haben und - wenig überraschend- sehr gut zu Sound und Story des Albums passen.
DEFEATER haben sich als Band weiterentwickelt und nicht nur ihr Songwriting verfeinert, sondern zeigen auch als Musiker, was sie mittlerweile drauf haben. Besonders beim Drumming, das immer wieder Akzente setzt und so hart wie noch nie vorgeht, wird das deutlich. Bei der Gitarrenarbeit und beim Gesang gibt es Verfeinerungen auf hohem Niveau, die "Abandoned" facettenreicher und atmosphärisch dichter als die Vorgängeralben machen. Gleichzeitig finden sich in den Songs viele altbekannte Schemata wieder, wodurch manches Mal ein Déjà Vu beim Hörer entsteht - DEFEATER haben ihren eigenen, unverwechselbaren Stil gefunden, von dem sie kaum abweichen. Sie wissen, wie sie Songs und Alben zu schreiben haben, damit ihre Fans glücklich werden, aber das kann eben zu leichten Ermüdungserscheinungen führen. "Abandoned" bewegt sich auf dem gewohnt hohem DEFEATER-Niveau. Wer Fan ist, muss zuschlagen. Wer auf intelligenten, melodischen Hardcore steht und die Band bisher nicht kannte, macht hier nichts falsch - das gilt aber für jedes Album der Bostoner.
Sieben Jahre nachdem HEIMDALLS WACHT „Ut de graute olle Tied - Deel I“ (2008) herausgebracht haben, knüpfen sie (zumindest namentlich) mit „Ut De Graute Olle Tied (Deel II) - Land Der Nebel“ an ihr drittes Album an. Viel hat sich getan in dieser Zeit, zwei Alben „Nichtorte - Oder die Geistreise des Runenschamanen“ (2010) und „Ekte Westfäölske Svatte Metal“ (2012) wurden veröffentlicht, zwei Splits und eine Demo. Natürlich haben HEIMDALLS WACHT sich dabei auch stilistisch weiter entwickelt. War „Ut de graute olle Tied - Deel I“ 2008 noch fuchsteufelwilde Raserei mit ein paar folkigen Melodien, agiert die Band 2015 viel atmosphärischer. Waren die Songs auf Deel I“ von heidnischem Hass erfüllt, werden sie auf „Deel Twee“ viel mehr von einer tiefen Melancholie getragen.
Der dreizehn Minuten Spielzeit umfassende Opener „Die Fallenden Blätter Der Irminsul“ versteht sich mit seiner sehr dichten, packenden Atmosphäre als perfekte Einleitung: HEIMDALLS WACHT arbeiten hier mit akustischen Gitarren und einem mehrstimmigen Gesang aus Growls, Screams und Clean Vocals, was dem Stück einen sehr naturverbundenen und epischen Klang beschert.
Songs wie „(Leben) Im Zeichen Der Todesrune“ und „Schwarzmondritual“ beweisen, dass HEIMDALLS WACHT es gut verstehen ihre schwarzmetallischen Wurzeln mit epischen Refrains zu verbinden. Songs wie „Conspiratio Barbarica“ geben dabei mächtig Gas in Richtung Black Metal, während „Auf Roter Erde Erblüht“ ganz ohne rasende Riffs auskommt und durch dominante Clan-Vocals, Akkustik-Gitarren und tragenden Windhauch einen heroisch-nostalgischen Beigeschmack erhält.
Leider sackt „Ut De Graute Olle Tied (Deel II) - Land Der Nebel“ gegen Ende etwas ab, so dass das Potential der Westafalen bei den letzten beiden Songs etwas verbraucht wird. „Seelenstaub“ bietet die zwar die übliche HEIMDALLS WACHT-Mischung, zeichnet sich aber durch nichts besonderes aus und wirkt vorallem gegen Ende durch allzu künstliche Schlachtlaute etwas in die Länge gezogen. Auch „Des Wolfes Zottiges Fell“ liefert als Clean-Song keine neuen Höhepunkte – da war „Auf Roter Erde Erblüht“ in ähnlichem Stil, doch um einiges wirkungsvoller.
So ist „Ut de graute olle Tied - Deel Twee (Land der Nebel)“ trotz einiger Längen und einem leicht schwächelnden Ausklang doch definiitiv eine sehr gelungene Fortsetzung zum dritten Album aus 2008 geworden, welches vor allem die vorangeschrittene Entwicklungsgeschichte der Band markiert. HEIMDALLS WACHT treten nicht auf der Stelle und wissen auch ohne finstereste Black Metal-Vocals packende Kompositionen zu erstellen. Fröhlichen Party-Pagan Metal oder peinlich deutsche Dichtkunst braucht man hier ebenfalls nicht zu erwarten. Nach mittlerweile über zehnjährigem Bandbestehen ist es HEIMDALLS WACHT gelungen sich im Untergrund nach oben zu spielen und ihr vielleicht vielschichtigstes Album zu erschaffen.
Das sind sie wieder: Die Schweden AMBUSH hauen mächtig rein, liefert die erst 2013 gegründete Band mit „Desecrator“ doch schon tatsächlich bei High Roller Records ab. Musikalisch machen AMBUSH ganz genau da weiter, wo sie 2014 mit „Firestorm“ vorgelegt haben: Heavy Metal der alten Schule in glanzvoller, aber auch nicht zu wuchtiger Produktion wird hier geboten. Hartes Riffing, einige Soli, tiefe Bässe und klassischer Heavy Metal-Gesang fügen sich hier zu einem modernen Kunstwerk der Nostalgie zusammen.
Schon der Opener „Possessed By Evil“ knallt gut aus den Boxen und zeigt was die Band am Besten kann: Kürze, bündige Heavy Metal-Songs mit Refrains, wie man sie gerne beim Autofahren mitsingt. Die Schweden scheuen aber auch nicht davor siebenminütige Heavy Metal-Eben zu konstruieren („The Seventh Seal“). Während „South Street Brotherhood“ mit fast schon thrashigen Gang-Shouts daher kommt, zeigen die Jungs in Songs wie dem Namensgeber „Desecrator“ düstere Seiten. Beonders punkten kann dabei (wie auch vor allem bei „Master Of The Sea“) der Gesang: Ludwig Sjöholm liefert einfach einen hervorragenden Job und singt dabei mindestens genauso gut wie seine (unüberhörbaren) Idole. Und da wären wir auch schon an dem einzigen Minus: Guten, sehr guten Heavy Metal hört man hier und doch stellt man sich leider mehr als einmal die Frage, ob das eben Gehörte nicht ein Wenig zu sehr nach PRIEST, MAIDEN oder den Herren SAXON klingt. Schade eigentlich, dabei haben AMBUSH es wirklich nicht nötig abzukupfern.m
Wer auf ACCEPT, AIRBOURNE, SAXON, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST steht kann mit AMBUSH eigentlich nichts verkehrt machen. „Firestorm“ hat es bewiesen und „Desecrator“ beweist es wieder: Diese Schweden haben Potential.