Anfang der 70er Jahre begann JOHNNY CASH, sich hauptsächlich in Schwarz zu hüllen: der “Man in Black” war geboren. Unterwegs mit dem gleichnamigen Song und der Johnny Cash Group gastierte der Musiker 1971 auch in Dänemark, und bei dieser Gelegenheit fragte das dänische Fernsehen an, ob Cash und seine Musiker nicht ein Sonderkonzert aufnehmen wollten. Sie wollten. Die Aufzeichnung dieses Konzerts erschien bereits 2006 als DVD, nun folgt mit einigen Jahren Verspätung erstmals die Veröffentlichung auf CD. Mit von der Partie sind die CARTER FAMILY, THE STATLER BROTHERS und CARL PERKINS, die allesamt schon zum Zeitpunkt der Aufnahme Rang und Namen hatten, und nicht nur im gemeinsamen Zusammenklang mit JOHNNY CASH zu hören sind, sondern auch Solo-Auftritte haben, wie beispielsweise Carl Perkins mit „Blue Suede Shoes“ und THE STATLER BROTHERS mit „Flowers On The Wall“. CASH- Klassiker wie das programmatische „Man In Black“, „A Boy Named Sue“, „I Walk The Line“ und „Folsom Prison Blues“ dürfen natürlich nicht fehlen, ebenso wenig Duette mit June Carter („Help Me Make It Through The Night“, „Darlin´Companion“, „If I Were A Carpenter“). Und zum krönenen Abschluss schließlich folgt eine gemeinsame Darbietung aller Musiker beim Gospel-Klassiker “Children, Go Where I Send Thee”. Fazit: „Live In Denmark 1971“ bietet ein illustres Starensemble unter Johnny Cashs Federführung und damit ein hübsches Schmankerl zur Vervollständigung einer jeden Johnny Cash-Sammlung.
Während des Weihnachtskonsum-Wahns wurde ich in meinem Kiez überraschend von einem jungen Mann angesprochen. Im Verlauf dieses Gesprächs stellte sich heraus, dass er ein Musiker aus Estland ist und auf diese Weise versucht, seine Kunst an den Mann zu bringen. Da hätte er es schlechter erwischen können. Zwar "bezahlte" ich nicht für die CD, versprach ihm aber, mich mit der Ware zu beschäftigen.
Und voilá, heute stelle ich euch die Band ILLUMENIUM vor. Die fünf Musiker kommen aus Estland, sind durchweg auf Tour in Europa und haben mit "Towards Endless 8" ihr Debütalbum im Gepäck. Geboten wird eine Melange aus Rock, Post-Grunge und einem melancholischen Gothic Metal, der mich immer mal wieder an PARADISE LOST erinnert. Mit über einer Stunde Spielzeit und einer ordentlichen Produktion hinterlässt das Teil einen guten Eindruck. Stimme, handwerkliches Können und auch das Songwriting sind vielversprechend. "For my old Friend" überzeugt mit Atmosphäre, Emotion und einer Portion Kraft und Zorn. Die Band verbindet gekonnt Wut und Melancholie in ihren Nummern, wobei hier die zuweilen echt starken Melodien punkten können. Etwas weniger Songs hinten heraus und die Reduzierung von musikalischen Wiederholungen hätten das Teil verdichtet und noch zwingender gemacht.
Die Vermarktung der Esten muss eventuell noch mal überdacht werden, aber das musikalische Potenzial verdient in jedem Fall Beachtung!
WEAK ASIDE haben sich auf "The Next Offensive" lange vorbereitet; fünf Jahre, um genau zu sein. Da kann eine Band schon mal den Fokus verlieren oder sich neuen Einflüssen öffnen oder sowas, bei den Emdener ist nichts davon passiert: das neue Album schließt nahtlos an das Debüt der aus FEARER hervorgegangenen Band an. Fetter Death Metal, der sich fröhlich in England, Schweden, Holland und den USA bedient und auch vor heimischen Kollegen Marke MORGOTH nicht zurückschreckt. Einen Innovationspreis gewinnt damit niemand, aber das ist auch nicht der Anspruch der Ostfriesen. Wer eine gut gemachte Death Metal-Platte sucht, die gut 40 Minuten ordentlich aufs Mett gibt, der wird hier glücklich. WEAK ASIDE finden in den Songs von "The Next Offensive" die richtige Mischung aus schön nach vorne gehendem Death Metal mit Doublebass-Getrümmer und gnadenlosem Riffing und schleppender Walze. Der Gesang weckt immer wieder Erinnerungen an Evil Chuck, zeigt sich variabel und kann immer wieder Akzente setzen. Die Gitarristen verstehen ihr Handwerk und bauen gerne mal leichte Thrash-Noten ein, während an den Drums jemand sitzt, der gerne einfach Vollgas gibt, sich aber in den schleppenden Songs auf das Wesentliche besinnt und songdienlich arbeitet. Alles in allem ist "The Next Offensive" so eine richtig gute Death Metal-Scheibe, mit der WEAK ASIDE bei allen Death Metal-Fans punkten können. Fett!
Progressive Metal gibt es von TOOTHGRINDER auf die Ohren: Nach der Bandgründung 2010 und einigen EP’s bringen die Vier aus New Jersey „Nocturnal Masquerade“ nun endlich ihr erstes Album heraus. TOOTHGRINDER kombinieren mörderisch brutale Hardcore-Trips mit ausgesprochen melodischen Passagen, satten Grooves und atmosphärischen Spielereien. Abwechslung wird hier also großgeschrieben.
Wie ein Weckruf bricht der Opener „The House (That Fear Built)“ auf den Hörer herein, schmettert alles nieder und punktet dann mit äußerst eingängigem Clean-Refrain. Gitarren und Schlagzeug erweisen sich als ausgesprochen variabel. TOOTHGRINDER halten trotz progressivem Aufbau alles beisammen, steigern sich in ihren Songs kontinuierlich bis zum (meist scheppernden) Höhepunkt und vermeiden Längen. So kommen ruhigere Stücke wie „I Lie In Rain“ oder „Diamonds For God“ einfach nur unheimlich atmosphärisch daher und beweisen aufs Neue wie gut der Mix aus Shouts und Clean-Vocals hier harmoniert. Der Titelsong präsentiert sich wie auch der Opener ziemlich düster. „Lace Anchor“ und „Despondency Dejection“ kommen mit einem fast exotischen Aufbau daher, „Walz Of Madmen“ beendet das Werk als progressives Feuerwerk. Langeweile kommt hier wirklich nie auf, die zwölf relativ kurzen Songs beschränken sich stets auf das Wesentliche, glänzen aber dennoch durch viele Details. Wer auf Progressive mit Hardcore und Post Rock steht, sollte hier mal genau hinhören.
Wie klingt es wenn (man) Fleisch zerreißt? SWARMING aus Finnland/ Schweden wissen die Antwort. „Cacophony Of Ripping Flesh“ ist der Herren erstes Album und seit Halloween im Handel. Darauf enthalten sind acht Stücke, die zwischen 2010 und 2012 aufgenommen wurden und jetzt (besser spät als nie) via Dead Beat Media veröffentlicht werden. Lasse PYYKKÖ (HOODED MENACE, RUINEBELL, etc.) und Rogga Johansson (DOWN AMONG THE DEAD MEN, NECROGOD, PAGANIZER, etc.) haben hier gute Arbeit geleistet und ein rohes, dreckiges Death Metal-Album alter Schule erschaffen. Mit viel Wut und Leidenschaft zerreißen SWARMING offenbar ihr Fleisch, was gar nicht einmal so mies klingt. Katzenmusik („Cacophony“) ist hier nur am Rande zu erwarten, dafür spielen die Musiker auf zu hohem Niveau. Wirklich gute, eingängige Death Metal-Riffs und ein düsterer Unterton machen SWARMING aus. Wer auf gutgemachten Death Metal alter Schule steht und wissen will was der HOODED MENACE-Frontman noch so treibt sollte hier mal rein hören!
Die Entscheidung, dass ihre Band KYPCK (was auf Deutsch "Kursk" bedeutet) heißen soll, hatten die Gründer Sami Lopakka (der auf 16 Jahre mit SENTENCED zurückblicken konnte) und Hiili Hiilesmaa (der seit 2011 nicht mehr dabei ist) genauso schnell gefällt wie die Auswahl der russischen Sprache für die Texte um sich mehr von anderen Bands abzugrenzen. Nicht ganz so schnell fand sich dafür ein passender Sänger, aber ob die Gitarre in Form eines AK-47-Sturmgewehres (!) bei Herrn Lopakka von Anfang an auf der Liste stand, ist bislang nicht bekannt. Mittlerweile können KYPCK jedoch auf zwei Alben zurückblicken, die allerdings eher gemischt aufgenommen wurden. Und als Meisterwerk geht auch "Imena Na Stene", wie "Имена На Стене" auf Nicht-Kyrillisch heißt, nicht wirklich durch. Das liegt nicht etwa an der exotischen, gewollt schrägen Ausrichtung der Truppe, sondern schlichtweg daran, dass es das Quintett nicht hinbekommt, seinen epischen Doom (der eine gewisse Verwandtschaft mit langsameren SENTENCED nicht verleugnen kann) packend und ohne Längen zu zelebrieren. Bei Songs wie dem Titelstück, "Дети Биркенау (The Children Of Birkenau)", "Грязный герой (The Filthy Hero)",oder "Всегда так было (It’s Always Been This Way)" will der Funke trotz des kraftvollen Gesangs von Erkki Seppänen und der durchaus gelungenen Düsteratmosphäre kaum überspringen, was angesichts des großen Potentials der Band und des Gesamtkonzepts echt schade ist.
Echt retro wird es mit SERGEANT STEEL, die mit „Riders Of The Worm“ ihr drittes Album veröffentlichen. Der Stil der jungen Österreicher orientiert sich stark an den großen (Sleaze/ Glam/ Hard) Rock-Bands der 80‘er. SKID ROW, MÖTLEY CRÜE und AEROSMITH sollten hier genannt werden. Als „Österreichs Hard Rock Nr. 1“ werden SERGEANT STEEL nicht nur im Nachbarland bezeichnet.
„Riders On The Worm“ präsentiert sich zunächst optisch mit einem ziemlich kitschigen Cover-Artwork. Reiten da wirklich drei nackte Frauen auf einer wurmförmigen Nebel-Formation durch den Grand-Canyon?
Der Opener „Happy Time (Love On Demand)“ passt jedenfalls zu dem hier gezeichneten Bild und klingt so sehr nach glitzerndem Amerika, das man der Band ihre österreichische Heimat so gar nicht abkaufen möchte. Rockige Songs, Balladen und auch ein paar härtere Nummern wechseln sich hier ab, wobei SERGEANT STEEL auf eingängige Melodien und griffige Refrains setzen. Die Stücke gehen meist schnell ins Ohr und überfordern trotz einer recht reichhaltigen Instrumentierung (mit Keyboards, Bläsern, Maultrommeln, Calimbas, Banjos, Flöten und Mandolinen) nicht. Party-Stimmung ist angesagt. Die Produktion ist natürlich astrein und glasklar, hier hatte Michael Wagener (METALLICA, SKID ROW, OZZY OSBOURNE, QUEEN, etc.) seine Finger im Spiel.
So liefern SERGEANT STEEL eine ordentliche Hard Rock-Platte ab. „Riders Of The Worm“ beweist, dass eine „klassische“ Vorgehensweise und eine moderne Produktion sich nicht Zwangshaft ausschließen müssen. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Österreicher manchmal ein wenig tief in die triefende Kitsch-Schublade greifen. Wer auf klassischen Hard Rock mit leichtem Glam-Faktor steht, sollte hier rein hören.
Anspieltipps:
Classic Rock Song: „Dirty Habits“
“Härter”: “Trouble Maker” und “Hot Window”
Ballade: “Promised Land”