Wenn eine CD eine Stunde lang ist und ca. 50 Lieder beinhaltet ist es meistens Punk. Wenn eine CD eine Stunde lang ist und grade mal auf 5 Lieder kommt liegt der Verdacht nahe, dass es Doom ist. Also schnell die gute Laune gepackt und in die Tonne gekloppt, SHAPE OF DESPAIR sind da und wollen uns mal wieder den Tag vermiesen, die Depressionen nach oben kehren und die Sonne verbannen. Angesichts des miesen Wetters haben sie es auch gar nicht so schwer den Tag noch grauer zu machen als er es ohnehin ist, und mit den besagten 5 Tracks und der knappen Stunde Playtime ist die zweite CD "Angels Of Distress" ein sehr schönes Stück doomigen Metals geworden. Träge quälen sich die Songs von den Boxen ins Ohr, mühsam verarbeitet das Gehirn die Strukturen, erdrücken einen fast. Der vornehmlich männliche Gesang aus der nicht ganz unbekannte Kehle P. Koskinens (AMORPHIS) grunzt auf die düsteren Riffs ein und bildet so eine Death/Doom Melange die unter die Haut geht. Keyboard, Heavenly Voices der weiblichen Vokalfraktion und Geige klingen manchmal etwas klischeebeladen, aber alles spielt zusammen und erschafft die melancholische Stimmung in der man aber eigentlich schon vorher sein muss um sie zu ertragen.
Aeternus bezeichnen ihren Stil als Dark Metal. OK, wenn Dark Metal eine Mixtur aus Death-, Thrash- und Black Metal sein soll, dann stimmt’s. Die Scheibe ist brutal, mal schnell, mal langsam, aber nie besonders einfallsreich. Ein wenig im Vordergrund stehen diesmal die Death-Elemente. Allerdings fehlt die Eingängigkeit einer richtig guten Scheibe dieses Genres. Aber vielleicht ist es ja auch ein Vorteil, vielleicht wird die Scheibe nicht so schnell langweilig. Nur habe ich, auch nach zigfachem Hören, den Zugang nicht gefunden. An mir rauscht der Terror einfach so vorbei. Ich finds nicht besonders prickelnd, langweilig geradezu. Irgendwie ist alles ganz gut gemacht, die schleppenden Midtempo-Passagen genauso wie die knalligen Tempo-Parts, manch eine nette Melodie, das ein oder andere progressive Break. Dazu grunzt Mastermind Ares, was das Zeug hält. Alles ganz prima soweit, aber wie gesagt, mir fehlt der besondere Kick.
Nach ihrer erfolreichen Europatour mit The Haunted und Nile Anfang des Jahres wartete ich gespannt auf das neue Album des schwergewichtigen Quintetts, daß sich mittlerweile mit Slapdash-Member Lars Lindén verstärkt hat. Nach einem nervigen, weil wie so oft überflüssigen, Intro geht’s mit "Hand Of Doom" gleich in die vollen. Bei den Gitarren fallen einem doch frappierden Ähnlichkeiten mit In Flames zu seligen "Jester Race"-Zeiten auf. Das zieht sich durch das gesamte Album, die Band scheint die Frühwerke von In Flames und At the Gates sehr oft gehört zu haben. Dazu noch einen ganz großen Schuß Slayer und The Haunted und fertig sind Carnal Forge 2001. Vor allem Shouter Jonas Kjellgren klingt wie ein kleiner des Haunted-Schreihalses Marco. Aber egal, sie können ja beeinflußt sein, von wem sie wollen, wenn denn das Album cool ist. Tja, und das ist der Haken. Es gibt zwar ein paar gute Songs, wie das erwähnte "Hand Of Doom" oder No Resurrection" (den auch Slayer nicht besser hätten machen können), aber leider auch viel zu viele Füller. Schon das dritte Stück, "Fuel For Fire" nervt trotz gelegentlicher Growls ziemlich. Die jungs schaffen es nur selten, an die Rohheit, Kraft und Klasse ihres Zweitlings Firedom ranzukommen. Live haben sie in Wacken zwar überzeugt, auch wenn ihre Bühnenshow etwas dürftig war, aber die neue Platte ist nicht so der Hammer.
Das kommt mit spanisch vor – Tierra Santa!!! Schande über mich das ich diese genial Combo nicht kannte. Auf dem diesjährigen Bang Your Head habe ich sie verpasst dabei sind die Jungs doch nicht mal mehr grün hinter den Ohren und präsentieren jetzt mit „Sangre De Reyes“ ihr viertes Studio Album. Sicherlich ist dies das erste Album was in Deutschland erfolgreich sein wird denn was hier abgeht ist schon etwas besonders. Es sind nicht nur die spanischen Vocals die meiner Meinung nach genauso gut zum Heavy Metal passen wie englische sondern es sind auch die hervorragend ausgearbeiteten Songs wie „David Y El Gigante“ oder „Juana De Arco“. Die Musik ist melodischer Power Metal allerdings mit viel eigenen Einflüssen also nicht direkt vergleichbar mit den vielen anderen Bands in diesem Genre. Die vielen verschiedenen Melodien und die emotionale kräftige Stimme von Angel sowie großartige Riffs und Gitarrenarrangements verleihen dem Ganzen das gewisse Etwas. Mit „El Amor De Mi Vida“ ist den Jungs von Tierra Santa eine der besten Keyboard Balladen gelungen die ich jemals gehört habe. Da sollte sich Eros Ramazotti mal ein Beispiel nehmen und zu seinen Songs etwas mehr Gitarrenmucke dazu nehmen. Freut euch auf die Tour im Winter zusammen mit Grave Digger. Ich bin mir sicher, dass Tierra Santa kräftig absahnen werden.