Wollen wir hoffen, dass PETER PAN keinen Regen zum Dynamo nach Holland bringt. Aber eigentlich brauchen wir auch keine Angst zu haben, denn die Eindhovener Schmutz-Roller benutzen ja gar keine Pan-Flöte. Im Gegenteil. Sie rocken und rotzen sich flott durch ihre kurzen Songs, ganz wie’s auch bei Gluecifer und vergleichbaren Kapellen Freude bereitet. Der Bass brezelt, die Gitarren rocken, die Stimme röhrt, so soll R‘n’R sein ("Ihr Affen"). Mal tendieren die "Nicht-zur-WM-Fahrer" mehr zum Punk (AUF DER AXE), mal zu Meister Lemmy (MOTÖRBLOCK) oder zum Rock’n’Roll (BAD YEAR OF ROCK&ROLL). Aber immer sind sie unterwegs mit dem Klump-Fuß auf dem Gaspedal (oder was vielleicht besser passt: "Mit der rechten Hand am Gashahn"). Pils und Zelt und Spaß dabei! Klar, die Produktion könnte etwas druckvoller sein, aber dann macht ihr halt dasselbe mit eurem Lautstärke-Regler: "Ordentlich aufreißen den Knopp." Dann macht euch auch das bisschen Regen nix mehr aus...
Mal wieder was Neues aus "TÄGTGRENs Abyss". Diesmal unter Regie LARS SZÖKEs, Peterle nur als Supervisor und Mixer unterwegs. Die Wurzeln der Norweger liegen bei Bands wie DIMMU BORGIR(Drummer TJODALV) oder OLD MAN'S CHILD (Gitarrist CYRUS). Man möchte also auf ein weitereres skandinavisches Black-und Deather-Metal-Album denken. Doch weit gefehlt. Mir geht einfach eine Band nicht aus dem Kopf, wenn ich die zweite Scheibe SUSPERIAs höre: Und das ist die Bay-Area-Legende TESTAMENT. Zwar bedienen sich ATHERA und Konsorten auch gerne mal am Black-Metal-Schublädchen (Mittelteil von ANGUISH SCREAM...), aber insgesamt haben wir es mit einem Album zu tun, dass Metaller jeglicher Couleur ins Herzen schließen könnten. SUSPERIA verwenden hier und da Heavy-Metal-Elemente à la PRIEST (Anfang von THE BOUNTY HUNTER mit Halford-Scream und "wahren" Riffs), gehen mit gebremsten Schaum zu Werke (THE BITTER MAN), nutzen aber vor allem Thrash-Metal-Riffs (BLEED YOURSELF). Nachdem ich die Band auf der DIMMU-/ IN-FLAMES-TOUR völlig übergangen habe, bin ich doch baff ob dieses Albums. Sie sind nicht schwarz, sie sind nicht weiß, sie sind Metal, und das im besten Sinne.
Sie sind so etwas wie die Underground-Pioniere des Black/Death/Metals im französisch-sprachigen Teil Kanadas. Seit 1995 treiben sie ihr Unwesen und haben seitdem mit Bands wie DESTRUCTION, DIMMU oder KATAKLYSM auf der Bühne gestanden. Und die Erfahrung merkt man ihnen an. KATAKLYSM-Mann JEAN-FRANCOIS DAGENAIS hatte auch bei der Produktion der zweiten APHASIA-Scheibe (dem ersten Full-Length-Album) seine Finger im Spiel. Das hat sich mächtig gelohnt, denn der Sound bewegt sich meilenweit über Eigen-Produktions- oder Demo-Niveau. Die Band beschreibt ihre Musik als eine Mischung aus europäischem Black Metal "Marke Melodisch" und amerikanischem Death-Metal "Marke Technisch". Und damit liegt sie hundertprozentig richtig. Einziger Kritikpunkt: Mit zunehmender Spielzeit nerven die zwar abwechslungsreichen, aber doch sehr extremen Vocals ein wenig. Dennoch: Absolut lohnenswert! ARCANE IN THALASSA wird außer in Kanada von Grind It! Records (Great White North Records) vertrieben. Versucht’s unter: www.gwnrecords.com).
"Das is ja allehand": Bereits ihre zweite Scheibe legen die Norddeutschen mit AFTERLIFE vor. "Allehand" gibt’s auch zu hören, denn die Jungs und das Mädel bieten Black Metal, der die Palette von Bands wie ORPHANAGE (nicht nur wegen der Frauenstimme, zum Beispiel THE UNKNOWN NOTHINGNESS) bis hin zu CRADLE (BURNING PARADISE) abdeckt. Also Black Metal mit (teilweise) weiblichem Gsang und Keyboards, Dennoch lassen die Songs auch bedingt durch die weitestgehend anständige Produktion die nötige Härte nicht vermissen (CREATING THE BATTLE). Durch viele Tempiwechsel schafft es die junge Band, eine durchaus interessante Atmosphäre zu schaffen. Was allerdings die merkwürdigen - sphärischen –- Geräusche am Ende der CD sollen, bleibt mir schleierhaft. Und einige Mängel tun sich auch bei den Vocals auf. Aber Sänger Soaron hat die Band justament verlassen - vielleicht ein weiteres Plus dieses (für Anhänger des kommerzielleren BM) hoffnungsvollen Newcomers.
Der irgendwie niemals rastende sowie anscheinend auch niemals an Ideen mangelnde Ausnahmekeyboarder Clive Nolan hat nach fünf Jahren endlich mal wieder die Zeit gefunden, um sich außer seinen zahllosen "Nebenprojekten", seiner ursprünglichen "Hauptband" PENDRAGON zu widmen. Auf "Not of this World" lebt er eine doch etwas ruhigere, beinahe schon romantische Schiene als bei seiner "zweiten" Band ARENA aus, bei der es insgesamt schon mehr rockiger und heftiger, vor allem was die Gitarren anbetrifft, zu Werke geht. Seit der ersten CD von, ich glaube dies war so um die 1985, hat sich Herr Nolan mit Leib und Seele dem sogenannten Neo-Progrock verschrieben d.h. eine Musikalische Richtung wie sie die ganz frühen MARILLION (noch mit Fish), ARENA (die beiden ersten Alben), IQ & PALLAS (beide heute noch) in wahrer Reinkultur zelebrieren. Wer auf einen solchen episch/monumentalen und durchweg soliden aber zugegeben etwas antiquierten Sound steht, kann hier schon mal nichts falsch machen.
Ganz klar, hier bildet das Keyboard mit seinen dichten und opulenten Klangteppichen die Grundlage für die teilweise recht breit und episch angelegten Songs. All zuviel (brotlose) Tastensoloergüsse werden dem Hörer dabei aber zum Glück erspart. Die typisch "singenden" Gitarren mit ihren hohen Klangfarben u.a. bei den Solos sowie die "gezupften" Parts ergänzen sich ineinanderverwoben zu einem stimmigen Ganzen. Vom Songwriting her gesehen sind die Tracks auf "Not of this World" insgesamt eher in ruhig- bis Mittempo-Bereichen angesiedelt aber immer wieder mal durch etwas "wildere" Parts aufgelockert. Die Arrangements von PENDRAGON sind dabei stets äußerst klar strukturiert, der Sound ziemlich glatt poliert ohne größer Ecken und Kanten aber so muß dies bei Neo-Progrock halt auch sein. Wunderbare Melodien sind "Not of this World" wirklich zu hauf zu finden, wobei eigentlich nur fünf Lieder (teilweise mit verschiedenen Unterparts) auf der ganzen CD enthalten sind. In den entsprechend langen Tracks mit bis zu 9 Minuten Dauer sind dann aber immer wieder sphärische/verträumte Instrumentalteile miteingebaut, um diese dann stimmungsmäßig immer wieder langsam, dramatisch steigernd in einem großen Finale ausklingen zu lassen. Anspieltipp: "Dance of the seven Veils - All over now". Als Zugabe gibt es dann mit "Paintbox" und "King of the Castle" noch zwei ältere Songs in gelungenen akustischen Versionen zu hören. Für die Hardliner-Progies ist daher "Not of this World" von PENDRAGON sicher eine absoluter Pflichterwerb, könnte aber auch für den ein oder anderen interessierten Neueinsteiger mit etwas Hang zu Bombast-Rock lohnenswert sein.
Nachdem das nachfolgende Album zunächst nur Insider-Kultstatus genoß, natürlich auch deshalb, da die CD ausschließlich über den aufwendigen und teuren Importweg in Europa erhältlich war, entschloß sich die Plattenfirma dann nach über 15 Monaten doch noch dazu, auch der europäischen Kundschaft "Clarity", das wirklich ausergewöhnliche Zweitwerk von JIMMY EAT WORLD, nicht mehr länger vorzuenthalten. Diese amerikanische Band schafft es irgendwie eine geniale Mischung aus teilweise etwas melancholisch/spröden aber einfühlsamen Songs im Stile von TRAVIS z.B. "Table for Glasses" und dann wiederum mit so poppig eingängigen Tracks a la NEW RADICALS z.B. "Lucky Denver Mint." unterstützt durch viele Gitarren zu fabrizieren, die einen förmlich zwingt die CD immer wieder von vorne anzuhören. Die schlichte Genialität und Leichtigkeit in den einzelnen Tracks erinnert auch mitunter ein bisschen an WEEZER, allerdings schaffen es JIMMY EAT WORLD meistens etwas mehr als "nur" Zweieinhalb- bis Dreiminuten Songs zu machen, wobei auch die Gesamtdauer mit über einer Stunde Spielzeit, ohne jeglichen Füller, auch wesentlich üppiger ausfällt. Hier gibt’s wirklich viel Klasse (& Masse) für das sauer verdiente Geld. Die sprichwörtliche und so oft gerühmte Vielschichtigkeit kann sicher als eines der Hauptargumente dafür gelten, daß "Claritiy" ein absolutes Hammeralbum geworden ist. Die Jungs bieten einfach alles was gute Musik ausmacht und sprechen mit ihrem Sound sicher nicht nur eine ganz bestimmte (Genre-) Käuferschicht an. Von abgehmäßigen Rocktracks bis hin zu eingängigen Balladen es werden alle Stimmungsfacetten abgedeckt. Teilweise mit viel Pathos bzw. Dramatik ausgestattete Songs, aber trotzdem immer ehrlich und glaubhaft ohne das es zu sehr trieft. Da wechseln sich solch melodische Rocknummern wie u.a. "Your newaesthetic", die durchweg kraftvoll daher kommen ab mit Songs wie "Clarity", das wiederum einen sich langsam immer mehr steigernden Liedaufbau besitzt bis hin zu dem "Finale Grande" mit dem 16-minütigen "Goodbye Sky Harbor", wobei es hier auch etwas kürzer getan hätte, denn die Endlosschleife zum Schluß ist doch etwas nervig!) ". Der Sänger von JIMMY EAT WORLD, Jim Adkins, hat sicher keine so charismatische Stimme wie andere Barden aber die braucht er auch nicht unbedingt, denn die erstklassigen Lieder sind zwar teilweise recht "einfach" gestrickt aber wiederum auch nicht so, daß es nach dem dritten Durchlauf abgedroschen oder gar langweilig wirkt. Die vielen Ohrwürmer auf "Claritiy" behalten trotz aller Eingängigkeit und Melodie stets einen unverbrauchten bzw. aufregenden Charme. Liebhaber guter und zeitloser Rockmusik sei hiermit "Clairity" von JIMMY EAT WORLD nocheinmal wärmstens ans Herz gelegt - ausprobieren die CD läßt den Zuhörer nur schwer wieder los.