Mittelalter meets Metal, der nächste Versuch! Es ist schon irgendwie ein seltsames Genre in dem sich die deutschen SALTATIO MORTIS versuchen, ein Genre in dem immer wieder Bands versuchen Tritt zu fassen um dann nach dem ersten Album wieder in der Versenkung zu verschwinden. Zu stark ist die Übermacht einiger weniger Bands mit Dudelsäcken, zu sehr mehren sich stets die Vorwürfe des simplen Plagiats. Was beim Power Metal zu meinem eigenen Erstaunen wunderbar klappt - 10000 Bands machen das gleiche und keinen stört es - scheint nicht zu klappen sobald die deutsche Sprache und Dudelsack ins Spiel kommen. SALTATIO MORTIS versuchen dem zu entkommen, indem sie Elektronisches in ihren Folkcoktail packen. Ein Konzept, das zwar auf der Blick Erfolg verspricht, das aber als Fluchthelfer vor dem zwangsläufig penetranten Dudelsacksound nichts bringt. Elektronisches Wabern im Hintergrund, ein wenig maschinelle Unterstützung der Rhythmussektion und zeitweilig simple E-Gitarren: das bringt nicht den kreativen Kick den es bräuchte um den Bandnamen permanent im gehör zu verankern. Sie haben sich wohl zur Maxime gemacht, ihre eigenen musikalischen Grenzen recht locker abzustecken, aber die Idee geht daher nicht auf, weil sie zu engstirnig einen einmal eingeschlagenen Weg verfolgen, weil sie eine einmal als gut erkannte Technik so oft selbst kopieren bis sie langweilig wird. Mittelalter als Rahmen den man locker füllt klingt vielversprechend, muss aber extremer umgesetzt um zu funktionieren! Wenn sie es schaffen die Elektronik live adäquat einzubauen könnte die Band auf der Bühne aber für ne gute Party sorgen.
Ein Albumtitel der an einen Zahnarzt erinnert, ist für mich jetzt eigentlich nicht unbedingt eine Einladung, selbiges als Genuss zu erachten - aber dennoch nehme ich auf dem Behandlungsstuhl platz und erwarte den Schmerz der nun meistens kommt. Und die Enttäuschung und Ernüchterung kommt schnell, FILTER brachten mir persönlich mit ihrem letzten Album noch selten süßes Vergnügen, aber "The Amalgamut" erscheint mir, selbst im Vergleich zum Vorgänger, wie ein an die Leine gelegter Tiger ohne Zähne der wirklich keinem weh tun kann. Und das ist schade, denn bisher hatte zumindest ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie wieder auf den Weg zurückkehrten den sie ganz am Anfang eingeschlagen hatten. Das Tigerchen an der Leine kommt in Form von absolut überproduzierten und bis ins kleinste Detail durchgestylten Arrangements daher, die vom Ausdruck (nicht von der Musik natürlich) etwa an Garbage´s "Version 2.0" erinnert. Aalglatt , jeder Ton sitzt genau da wo er hingehört, die kleinste Störung in der unnatürlich homogenen Zeichnung unseres Schmustigers wird verhindert und würde das kunstvoll gezimmerte Werk zerstören. Das muss zwar beileibe nicht schlecht sein, aber FILTER haben wohl an ihrem Erfolg Blut geleckt und die neuen Songs sind mir zu oberflächlich ausgefallen und zielen auf Massentauglichkeit ab. Ich gönne ihnen den Erfolg, aber wenn eine Band die ihre Kreativität bereits unter Beweis gestellt hat ihren eigenen Fortschritt in dieser Form vollführt, muss man schon traurig sein, dass hier Talente etwas verkommen. Moderner Metal, gemischt mit viel Pop und zu bravem Industrialtouch der US-typischen Form werden zu einer sehr angenehm zu hörenden, sehr eingängigen aber auch sehr schnell wieder vergessenen Mischung vermengt. Spätestens beim zehnten Durchlauf bieten die Songs nichts Neues mehr, einige sind so langweilig dass man sie schon beim zweiten Mal nicht mehr hören kann und einige dürften immerhin noch zum abzappeln taugen - das ist zu wenig, denn nur die ersten Songs wissen mich zu überzeugen! Für wen Tiger aber ohnehin nur im Zirkus oder auf der Kellogspackung leben, darf auch bei "The Amalgamut" zugreifen.