Es ist schon ein recht eindrucksvoller Werdegang, den NICKELBACK hinter sich haben. Aus dem Nichts mit ehrlicher Musik zu Charterfolgen, Fernsehauftritten, Presserummel und und und... Und wenn so ein Esel eben erst mal angefangen hat Gold zu scheißen, dann muss auch dafür sorgen, das selbiger damit nicht so schnell aufhört! Und so schmeißen Roadrunner in diesem Jahr nach dem letztjährig ziemlich gut gelaufenen "Silver Side Up" Album das angeblich rare Debutalbum "Curb" auf den Markt. Rar ist es danach zwar sicherlich nicht mehr, aber die Fan wird es freuen, neue Kost der Jungs in die Finger zu kriegen. Der Gesang ist zwar locker wiederzuerkennen, Kroeger klingt aber bei weitem noch nicht so gut wie bei den chronologisch neueren Werken. Die Tatsache das Beispielsweise "Just For" auch bereits auf diesem Album zu finden war, zeigt aber nur zu gut dass Nickelback zwar erwachsener geworden sind, ihrem Stil aber sehr treu geblieben sind, denn der Song passte musikalisch ja auch bestens auf "Silver Side Up". Die Songs wurden von ihnen schon damals genauso aufgebaut wie heute, sind allerdings noch etwas rotziger und nicht ganz so abgeschliffen wie die neueren Outputs. Sie haben nur noch nicht gewusst wie man den Käufer richtig professionell um den Finger wickelt, aber "Curb" wird wohl dennoch keinen Hörer verschrecken. Die Soundqualität ist in Ordnung aber nicht überragend, man hat irgendwie das Flair eines "Erstlings" retten können. So hat man sich wohl das Debut dieser Band in Gedanken ausgemalt, saubere Leistung von 1996!
Was haben Running Wild und DEEP INSIDE MYSELF gemeinsam? Rätselt mal ein bisschen, der Musikstil ist ein jedenfalls nicht. Die Oberpfälzer bewegen sich auf ihrem Debut stilmäßig irgendwo zwischen melodischem Death Metal und gotischen Düster-Rock-Elementen. Nach dem Intro jedoch erschrecke ich mich erstmal mächtig. Denn dünne Gitarren und ein ebensolches Stimmchen legen los bei "Endless Winter". Der Schreck legt sich: Denn die Jungs klingen zwar wie eine Light-Version von In Flames, aber der Song bleibt einfach im Ohr. Ein Eindruck übrigens, den ich während der gesamten CD nicht mehr los werde. Der dritte Streich folgt sogleich - mit Schrecken, denn ein paar originale Helloween-Riffs leiten "Helpless Victim" ein. Doch auch hier gilt: Nur keine Angst! Denn wir haben es erneut mit einem richtig geilen Song zu tun, wieder mit extrem klebrigen Melodien. "The Proof" erinnert dann auffällig an Paradise Lost. Was wird noch verwurstet? Machine-Head-Teilchen verschmelzen mit balladesken Parts auf "A Part Of Me" zu einem interessanten Stückchen. Und "Wishes And Hopes" ist ein potentiellen Club-Hit geworden, der das symbolisiert, was D.I.M. ausmacht: Hohen Wiedererkennungswert und einfach nicht aus dem Kopf zu kriegende Melodiebögen. Wirklich ein heißer Tip, wäre da nicht das Stimmchen von Chief Marco Bauer, das vor allem in den cleanen Teilen wenig überzeugend daherkommt. Schade drum, aber es ist ja auch "nur" ein Debut. Insgesamt handelt es sich um ehrliche, mit Herz und Kopf gespielte, Musik. Ehrlichkeit zeichnet sie im Gegensatz zu den Piraten aus dem Norden auch in einem anderen Punkt aus: Denn sie geben zu, einen Drumcomputer zu verwenden. Wegen ständiger Besetzungsprobleme. Womit auch dieses Rätsel gelöst wäre.
"The Witch Is Alive" heißt es im Platteninfo. "Kill The Witch" fällt mir als Antwort ein. Sänger und einziges Gründungsmitglied Andy Mück hat sich neue Mitstreiter gesucht und wurde übrigens bei den genau wie STORMWITCH zu den Pionieren gehörenden "Tyran Pace" fündig. Und herausgekommen ist eine Heavy-Metal-Scheibe, die viele Befürchtungen bestätigt. Früher waren STORMWITCH einmal interessant, vielleicht für ihre schmale Metal-Sparte, die sie "Black Romantic" nannten, sogar innovativ. Auf jeden Fall aber konnte ihnen niemand vorwerfen, sie hätten nüscht druff. Heutzutage bleibt die Scheibe staubtrocken, gar gräuslich langweilig. Fünfzehn Jahre zurück, kein Problem, aber 2002? Geht gar nicht, höchstens für absolute Traditionalisten, für STORMWITCH-Ultras. Warum? Ein 08/15-Intro geht in den Super-Typisch-Metal-Opener "The Man Of Miracles" über. Schnarch. Aber keine Angst, wer eingeschlafen ist, wird vom Super-Fistel-Einsatz des Herren Mück aufgeweckt. Das Titelstück beginnt gleich mit einem langgezogenen "AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHH" in tüchtig hoch. Und dann startet ein zwar vorhersehbarer aber dennoch netter Speedster a la "Helloween". Bester Song, hat sogar Ohrwurmqualität. Anschließend gibt‘s die ein oder andere Halbballade wie "Jeanne d’Arc", das quälende "The Altar Of Love" oder das Grand-Prix-d‘Eurovision-verdächtige "Together". Außerdem verwursten die Romantiker ein bisschen Folk in "Nothing More" oder nehmen mal wieder ein bisschen Tempo wie beim Stück mit dem voll coolen Titel "The Knights Of Light" auf. Reim dich oder Knüppel auf Kopp! Womit wir bei der Stimme wären. Eine "eigene Note" bestätigt die Plattenfirma dem Stimmwunder. Kann schon sein, tüchtig nasal klingt sie von Zeit zu Zeit, verschnupft fast. Ich jedenfalls bin’s, nachdem ich die Scheibe gehört habe. Manche reunion-ähnliche Versammlung sollte man flugs wieder auflösen. Auf jeden Fall zumindest diese Hexe opfern...
Ich muß zunächst vorausschicken, daß meine persönliche Erwartungshaltung vor diesem Zweitwerk der Ex-Rage "Abtrünnigen" SUB7EVEN doch recht hoch angesiedelt waren. Das lag zum einen an dem hervorragende Debutalbum vor zwei Jahren mit seiner tollen Mischung aus Rock/Metal und Neogrunge (inklusive dem Hit "Weatherman") aber auch an dem überzeugenden Liveauftritt der Band beim letztjährigen Taubertal-Openair, wo die Jungs um Sänger Daniel Wirtz eine wirklich tolle Performance ablieferten. Sicher auch auf dem aktuellen Longplayer "Free your Mind" gibt es sie wieder, diese breitwandigen Ohrwurmsongs mit dieser leichter Poppattitüde, aber diesmal schrammen manche Tracks stellenweise nur haarscharf an allzu belanglosem (Kitsch) z.B. "I can‘t cry" oder "Leave me now" vorbei, wobei das ganze hier dank nur dank fetter Gitarren irgendwie gerettet wird. Und da liegt diesesmal (leider) auch der Hund etwas begraben, denn bei aller Liebe zu tollen etwas melancholisch gehaltenen Melodien aber es sind insgesamt einfach zu viele Balladen und Mitttempostücke auf diesem Album und außerdem klingen sie von ihrer Charakteristik her alle ziemlich ähnlich. Auf der neuen CD von Geoff Tate gibt’s zwar auch viel langsamere Stücke aber der macht dies viel, viel abwechslungsreicher. Ein weiteres Manko ist die zu zahme Produktion, die den Sound doch etwas zu glatt gebügelt hat - Live kamen SUB7EVEN doch um einige härter bzw. rauer rüber und dieses positive Element fehlt mir bei dieser Platte leider gänzlich. Auch die Entscheidung, als erste Single, das dann mehr oder weniger gefloppte "Whatever it may take" auszukoppeln, ein Song der zwar nicht schlecht ist aber dann doch etwas zu sehr an "Weatherman" angelegt war - erwies sich im Nachhinein als Fehler. Dafür entschädigt dann zwar das EN VOUGE-Remake "Free your Mind", das man als gut gelungen bezeichnen kann, (gab’s zwar auch schon mal in einer Metalversion aber egal) nur leider ist dann dieser Song nicht richtungsweisend für das ganze Album. Natürlich ist "Free your Mind" bei aller konstruktiver Kritik beileibe nicht wirklicht schlecht geworden denn Songs wie "Living in a Nightmare", King of my Star" oder "I see you dancing"" sind schon gut gemacht aber irgendwie macht es einfach nie so richtig "klick" wie dies beim Debüt der Fall war. Größtenteils klingt vieles für mich wie mit angezogener Handbremse gespielt, von den Liedern her etwas zu eintönig - diese Band hat mehr Potential und kann noch viel mehr!. Vor allem sollten SUBSEVEN insgesamt wieder mehr (ab)rocken gerade auch mit diesem Sänger, der eigentlich viel zu Schade ist, um hauptsächlich "nur" Balladen zu singen?! Also Jungs vor der nächsten Platte von mir die eindringliche Bitte, haut wieder mehr rein, lasst es krachen, bringt mehr Härte bzw. Metal in Sache rein mit vor allem schnelleren Songs. Auch wenn mit diesem aktuellen Werk vielleicht schon ein wenig auf den breiten Massengeschmack gesetzt wurde, musikalisch austoben oder verwirklichen hört sich glaube ich anders aus. Ich bleibe aber trotzdem Fan dieser Band und bin schon mal gespannt auf die Liveumsetzung des neuen Materials.
Mein lieber Mann, der gute Geoff macht es einem (zunächst) wirklich nicht ganz leicht mit seinem ersten Soloalbum abseits von QUEENSRYCHE. In den 11 Songs verarbeitet er vornehmlich alles rund um das Thema Liebe und seine damit verbundenen ganz eigenen emotionellen Erfahrungen in diesem Bereich. Auf dem nach im selbst betitelten Werk "Geoff Tate" ist insgesamt nur wenig Material, daß auch für seine, zuletzt ebenfalls aufgrund schwacher Alben, stark ins straucheln gekommene, Stammband QUENNSRYCHE in dieser "Form" geeignet gewesen wäre, wenn mich auch phasenweise manche Songstrukturen oder besonders die (Moll-)Stimmungen stark an das "Promised Land" von QR Album erinnern. Progressiver (Art-)Rock mit gelegentlichen Metaleinflüssen kann als grobe Orientierung für dieses bemerkenswerte Album angegeben werden. Mit vielen modernen Sounds, Samples, Schlagzeugloops und Synthieprogramming (von diesem zunächst recht gewöhnungsbedürftigen Sound sollte man sich aber nicht abschrecken lassen) auf der einen aber auch Piano oder akustische Gitarren auf der anderen Seite, kämpft sich diese Wahnsinnsstimme durch die mal eingängig dann wieder etwas schräg und spröde gehaltenen Tracks. GEOFF Tate schafft es so in einem (fast) durchgehenden Spannungsbogen die verschiedensten Stimmungen und sehr viel Atmosphäre aufzubauen. Die Gitarrenarbeit mit den abgehackten stakkatoartigen Riffs klingen bei dem Mann aus Seattle an manchen Stellen durchaus positiv etwas nach den RED HOT CHILLI PEPPERS. Die Qualität und Tiefe erschließt sich dem Höher oft erst nach mehreren Durchgängen aber dann kommt die Wirkung um so heftiger und länger andauernd. Abwechslungsreiche Tracks ständig zwischen vielen einfühlsamen Balladen und Rocktracks hin und her springend, mit den verschiedensten Rhythmen und den immer mal wieder eingestreuten Tempiwechsel zeigen, daß auch seine Begleitmusiker Hochkaräter sind und insgesamt eine perfekt eingespieltes Team bilden. Das Songwriting überzeugt absolut bis auf eine kleine Ausnahme, denn "This Moment" ist leider ein kitschmäßiger Totalausfall, der aber leicht verzeihbar ist, bei solche tollen Songs wie "Helpless" (mit Sägegitarre und treibenden Beat) oder die Megaballade "In other Words" mit originellem Streicherarrangement ("Silent Lucillity" läßt übrigends grüßen!). Hier gibt’s anspruchsvolle Musik, die sicher nicht für Zwischendurch taugt, und daher eine tiefergehende Beschäftigung mit der Seelenwelt des GEOFF TATE verlangt aber es lohnt sich diese Zeit aufzubringen. Bitte eintauchen und sich faszinieren lassen.
Eine in unseren Breitengraden bisher noch relativ unbekannte Band namens BRAVE kommt nun mit ihrem ersten, unter diesem besagtem Namen veröffentlichten, regulären Album "Searching for the Sun" bei uns in die Läden. Diese Formation war zuvor schon unter der Bezeichnung ARISE FROM THORNS seit 1997 vornehmlich in ihrer Heimat USA (Virginia) zu Gange. In Zeiten des NU Metal überrascht es dann doch um so mehr, daß BRAVE mit ihrer detaillierten aber eingängigen Musik sich (zum Glück) absolut unamerkanisch anhören und sich viel eher an Britisch geprägten Prog orientieren. In Europa müssten sich diese oft melancholisch/verträumt gefärbten Songs mit teilweiser progressiver Ausrichtung und toller abwechslungsreicher Gitarrensounds, mal fettes Riffing dann wieder fließend, perlende Melodien (wie z.B. bei den Neoprogern von IQ immer wieder zu finden) sicher wesentlich besser verkaufen lassen als in der Heimat. Vor allem THEATRE OF TRAGEDY Fans, die die älteren Sachen noch wesentlich besser fanden als die auf modern getrimmten neuen CD's, könnten sich hier als Höralternative eine neue Band mit durchaus eigenständigem Charakter und Profil erschließen. Das musikalische Gesamtbild wir ganz klar von der singenden Keyboarderin Michelle Loose geprägt, deren glockenartig helles Organ sich sofort einschmeichelnd nach den ersten Tönen bereits unauslöschbar in die Gehörgänge geradezu hineinfrißt. BRAVE schaffen es mit ihrer atmosphärischen und dann doch wieder rockigen (für richtigen Metal ist es dann doch insgesamt etwas zu "brav"!) und auch mit einer gewissen Popattitüde versehenen Musik, zu hundert Prozent zu überzeugen. Klasse Songs wie das PINK FLOYD goes Metal mäßige "Bleed into me", die Hyperballade "Candle In The Dark" mit ihren einfühlsamen, sphärischen Höhen oder das progressive "Trapped inside" stehen da nur stellvertretend für ein in sich stimmiges und äußerst abwechslungsreiches Album, in das man als aufgeschlossener, genreübergreifender CD-Hörer zumindestens einmal reingeschnuppert haben sollte.