"Weiberelectro TM" lehnen MASSIV IN MENSCH nach eignen Angaben ab. Während dieser Schlag nach Apop und Konsorten für mich nach "Belastendes Material" eher nach dem üblichen Verhalten eines neidischen Nebenbuhlers (um die Hörergunst) geklungen hätte, wirkt bei "Die Rein" nun doch eher glaubhaft. Denn die bislang sehr stiefmütterlich behandelten Elektroniker aus Deutschen Landen haben mit "Die Rein" ein wirklich feines Album produziert, was ihnen auch endlich die ihnen zustehende Aufmerksamkeit bringen könnte. Textlich wird die absolute Sparschiene gefahren, wenn Sprache zu vernehmen ist, meist in Form von wenigen Samples - plakative Phrasen oder humorvolle bis ironische Sätze. Weibliches Gesäusel wurde übrigens nur noch einem einzigen Lied spendiert! Musikalisch ist MASSIV IN MENSCH noch deutlicher in Technogefilde gedriftet, sie vermischen die Elemente aus EBM und Techno in einer Form die dieser langsam dahinsiechenden Musikrichtung vielleicht noch zu ein wenig mehr Lebenszeit verhelfen könnte. Minimalistischer Aufbau und etwas altbackene Beats, allerdings derart, dass jeder Ton da sitzt wo er hingehört, machen "Die Rein" (Was auch immer genau mit diesem sprachlichen Affront gemeint ist) zu einem gut hörbaren Erlebnis. Primär sicherlich auf Tanzbarkeit getrimmt, doch auch für die Benutzung in der heimischen Beschallungseinheit gut zu gebrauchen, denn die Songs sind trotz oder natürlich grade wegen ihres klaren aber durchdachten Aufbaus gut zu hören ohne - wie bei Techno nur zu oft der Fall - zu nerven.
Der Bandname bedeutet soviel wie "Vieh-Enthauptung". Das Artwork war selbst der Plattenirma zuviel, so dass die Scheibe der Kalifornier wohl nur via Mailorder zu bekommen ist. Soweit, so wenig geschmackvoll. In Wirklichkeit aber sollen das ja ganz töfte Jungs sein, die sich sogar für Tierschutzorganisationen wie PETA oder "Cows are Cool" engagieren. Und mal im Ernst: Da haben wir auch schon schlimmere Cover und Booklets gesehen. Musikalisch geht’s vom Death Metal in die extremere Richtung (an deren Horizont sicherlich der Grindcore liegt). Als Anhalt lassen sich vielleicht Cannibal Corpse nennen. Und na klar, politisch sind die Kameraden wie Napalm Death drauf, künstlerisch so abstoßend wie Carcass. Nun ja, stimmt wohl alles. Auf jeden Fall ist die Musik CATTLE DECAPITATION extrem hart ("hart wie Sau" passt ja hier nur bedingt). Mit ihrem Metal-Blade-Debut legen CT bereits ihren dritten Longplayer vor. Das merkt der Hörer ihnen an: Sie wirken eingespielt, tight as hell und vergessen bei aller Härte nie, dass sie auch auf kleine melodische Ansätze nicht verzichten sollten. So erinnert beispielsweise "Land Of The Severed Meatus" an die vielen, vielen Elchtod-Kapellen, allerdings ein Abteilung härter. Und das liegt nicht nur an dem außerordentlich ekligem Grunzgesang des Herren Travis Ryan am Mikro. Insgesamt ein brauchbares Stück Vieh sozusagen.
Es ist keine ganz alltägliche CD, die uns hier, in einem auffällig grün-bläulich gehaltenen Klappcover mit Monty Pyton mäßiger Graphik, von der Berliner Band LIQUID VISIONS vorgestellt wird. Bereits im Dezember 1994 wurde diese Psychedelic-Rock Band gegründet und die erste Konzerte folgten im Mai `95, es gab die beinahe schon obligatorischen Umbesetzungen und seit Februar `98 spielt man in der jetzigen Formation. 1998 wurde dann die erste LP veröffentlicht und in 2000 erschien das zweite Werk "Endless Plasmatic Childhood Overdose", das inzwischen ausverkauft ist. Durch viele Konzerte und erfolgreiche Auftritte bei Festivals wie z.B. Burg Herzberg Open-Air, Hanfparade oder das Swamp Room Happening hat die Gruppe, auch durch ihre recht aufwendigen visuellen Einlagen, in unserer Hauptstadt bereits einen gewissen Kultstatus erreicht. Nun gibt es also das dritte Liquid Visions Album "Hypnotized" das laut Beipackzettel den Brückenschlag von den Endsechzigern ins 21. Jahrhundert bewältigen soll. Ob dies nun auch wirklich so der Fall ist, laß ich mal dahingestellt auf jeden Fall ist diese Musik sicher nicht jedermanns Sache. Diese CD bietet doch eine zum Teil recht abgedrehte Mischung aus (leider nur wenig) Indie-Rock und (leider viel mehr) Psychdelic Elementen, wobei die Musiker recht experimentier bzw. improvisationsfreudig zu Werke gehen, ganz besonders bei dem 15 minütigen "Paralized" (hört sich an wie auf n’em Trip aufgenommen). Hier werden vielleicht für Progfans noch interessante Soundcollagen mit vielen Details geboten. Klare Melodien und eingängige Refrains sind nur auf den ersten beiden Stücken zu finden bei den langen Stücken sind solche Momente eher etwas dünn gesät. Bei aller Toleranz die Band ergibt sich für meinen Geschmack zu sehr in sphärischen Songs mit einem teilweise recht diffusem Soundbrei, kommt live sicherlich besser rüber auf CD ist es irgendwie nervig. Für Metalheads und (Hard-) Rockfans sind LIQUID VISIONS daher eher etwas ungeeignet aber wer, neben natürlich unseren Prog und Progressive Anhängern, die Zeit und vor allem Toleranz aufbringt, sich einmal tiefer mit diesen originellen Klangwelten zu beschäftigen, der sollte sich "Hypnotized" vielleicht doch mal zu Gemüte führen.
Vor mir liegt die 5-Track CD einer deutschen "Nachwuchsband" ALIEN NATION, die ursprünglich einmal aus der Band ALIEN hervor ging und bereits 1980 gegründet worden war. Zur Vermeidung von Urheberrechtsverletzungen mit einer gleichnamigen schwedischen Band ALIEN wurde 1997 dann der neue Bandname ALIEN NATION gewählt. In den Anfangszeiten wurden dabei Coversongs von Iron Maiden, Judas Priest, Gary Moore oder Thin Lizzy (hört man bei "Things I knew so well" recht gut raus!) gespielt. Von dieser aktuellen CD "Obsolete Power" mit komplett 14 Songs, die irgendwann noch 2002 veröffentlicht werden soll, liegt mit leider nur ein Auszug von 5 Songs vor, die an sich doch recht unterschiedlich ausgefallen sind. Die Aufnahmen fanden im bandeigenen "Hot Space"-Studio in Kirrweiler statt. Die Band ist nachwievor auf der Suche nach einem Platten- bzw. einem Vertriebslabel. Nach zahlreichen Besetzungswechseln konnte 1989 Joe Knecht als Sänger und Akustik-Gitarrist gewonnen werden, was gleichzeitig den Wendepunkt von Coversongs hin zu eigenen Kompositionen darstellte. Nach jahrelanger Suche konnte dann auch ein neuer Drummer gefunden werden. Im Oktober 1999 wurde die offizielle Webseite (www.aliennation.de) der Band gestartet und zwei Songs der damaligen CD ("Longing for the past" & "Ready to play") erreichten in zwei Monaten über 850 Downloads. Der Sound an sich und auch die recht solide Produktion sind hier insgesamt ganz passabel. ALIEN NATION machen eine Mischung aus Metal und traditonellem Rock, wobei die Betonung wohl auf letzterem liegt. Der kraftvolle Titeltrack kommt mit viel Doubelbass zwar recht gut rüber aber der Song an sich wirkt doch etwas abgedroschen und nichtssagend, da schon tausendmal so ähnlich gehört. Die Ballade "Some brighter Day" zeigt zwar einen guten Sänger aber auch hier ist das Songwriting (leider) an die Kuschelrockära aus den 80ern angelegt und daher eher langweilig. Bei "Running Man" ist zwar die fusionmäßige Gitarrenarbeit sehr gelungen aber der schwache Refrain und der schlechte Drumsound (zu hohe Toms) machen den Song leider doch ziemlich kaputt. Fazit: Trotz teilweise recht guten Ansätzen sind mir ALIEN NATION vom Stil etwas zu unausgegoren, altbacken und nicht besonders originell, die Musiker agieren zwar solide (die Gitarre überzeugt dabei am meisten!) bieten aber insgesamt zu wenig.
Muskelpaket Rollins hat sich bereits als Schriftsteller versucht, seine "Spoken Words" Sessions genießen großes Ansehen, die Alben von ROLLINS BAND sowieso. Und wie es sich für eine anständige Discographie einer Band gehört, wird mit "The Only Way To Know For Sure" nun ein Livealbum hinzugefügt. Livealbum hin, Livealbum her, die einen hassen sowas aus Prinzip, für die anderen gehört es einfach dazu - und damit möchte ich diese Grundsatzfrage auch wieder abschließen. Auf 2 CD´s hat Meister Rollins insgesamt 28 Songs eines Konzerts im Chicagoer Metro für die Ewigkeit auf silbernes Plastik gepresst, der Sound ist für ein Livealbum erste Sahne, nicht zu übertrieben sauber aber auch nicht der zu oft gehörte Garagensound. Das Publikum ist zwar leise, aber hörbar und das Flair eines Konzerts wird durch viel Zwischengerede des Herrn bestens eingefangen. Bis auf "Liar" sind alle bekannten und auch weniger bekannten Songs im Set vertreten, auf CD 2 befinden sich neben etlichen Bildern auch die Videos zu "Get Some Go Again", "Illumination" und "Your Number Is One". Unglaublich charismatischer Frontmann, schwerer Sound, brachial und abwechslungsreich, beinahe minimalistisch umgesetzt: über die Qualitäten der Songs muss nicht viel gesagt werden, sie sind über jeden Zweifel erhaben, die Liveumsetzung tut dem keinen Abbruch sondern unterstreicht vielmehr die Ausnahmestellung dieser Band.