Die einschlägige "Fachpresse" ist förmlich abgefüllt mit Werbung der jungen Band, die zumindest in Deutschland bisher nur als Insidertipp gehandelt wurde. "Kill The Sun" überrascht beim ersten Hören, nach einigen Durchläufen beschleicht einen aber das Gefühl eines etwas kalkulierten Acts. Der Reihe nach. Über allem thront der superbe weibliche Gesang, glasklar und besonders erfrischend wenn nicht in Heavenly Voices Regionen geträllert wird. Das Gerüst bildet solide umgesetzter Gothic Metal, bei dem nicht Bombast sondern eher messerscharfe Riffs im Vordergrund stehen. Elektronische Sprengsel geben Pepp ohne den Sound gänzlich damit zu verkleistern, bei "Wisdom" zeigen sie sehr deutlich wie Musik dieses Genres in unseren Tagen klingen sollte um zu rocken. Was hier an Möglichkeiten vorhanden ist stellen sie nicht unter den Scheffel, grade die Sängerin ist sicher zu Größerem berufen, mir wirkt "Kill The Sun" bei aller anfänglicher Begeisterung zu flach, was sicher auch an der aalglatten Produktion liegen mag, die Gothic Metal oft des Flairs beraubt. Bei aller Melancholie und Träumerei dürften sie gerne noch etwas innovativer werden, das Zeug dazu haben sie, vielleicht wollte man aber nicht zuviel auf einmal - schade. Im Gothic Metal steht ein Generationenwechsel an und die Neuen drängen an die Spitze. Mich würde es nicht wundern wenn XANDRIA dabei sind!
Humpahumpatätäräää... in ähnlich dämlicher Weise wie schon im Booklet des letzten Albums präsentieren die Jungs aus dem FINNTROLL Dunstkreis ihre Bierbäuche in Kettenhemden und stehen MANOWAR zumindest in dieser Hinsicht um Nichts nach. Wie schon auf ihrem letzten Album finde sich auch auf "Kivenkantaja" lediglich 6 Songs, einer länger als der andere. Ihre Musik ist nicht mehr so originell, sondern sehr bodenständig. Die Mischung aus Pagan, Folk und Heavy Metal ist weder so koboldisch tanzbar wie ihr großen Genossen FINNTROLL, noch wirklich innovativ wie andere Finnen. An vielen Stellen geht mir das Anbiedern an selbige etwas auf die Nerven, denn das Niveau haben sie einfach nicht. Gitarrenparts die an schnöden Heavy Metal erinnern, Keyboards die nur in Maßen begeistern. Die Finnen gehen hier etwas ruhiger zu Werke, eher düsterer Metal als massiver Folk. Richtig begeistern kann diese Mischung zumindest mich jedoch auch nicht mehr. Denn die Sonne scheint und Kettenhemden finde ich da ziemlich doof. Wenn ihr beim Grillen aber gerne epischen Männergesang mit tiefen Gitarren hört, nur zu! Doch auch da gäbe es Alternativen die mehr Spaß machen, man hört sich zu schnell tot an dieser Musik.
Was haben Poostew aus dem schönen Münsterland und The Doors gemeinsam? Nicht viel? Von wegen, mehr als man denkt. Gut The Doors haben einen toten Frontmann und echte Hymnen, dafür haben Poostew ungezügelte Brutalität und sind allesamt am Leben. Nein, beide haben keinen Bassisten. Jedenfalls spricht so das Infoschreiben zu mir. Poostew haben sich der grindigen Variante des Metal verschrieben und diese mit einer gehörigen Portion Death’n’Roll Marke Crack Up gemixt. Herausgekommen ist ein ultra-brutaler Sound, der trotz aller Blastparts nie an Groove verliert und gut ins Bein geht. Die Songs sind kurze und heftige Eruptionen musikalischer Gewalt, halten sich dabei aber durch die rockigen Elemente im Bericht des nachvollziehbaren Geprügels auf. Die Grind-Wurzeln kommen stark beim Gesang und der Schlagzeugarbeit durch, während der Gitarrenmann so manches Riff am Start hat, daß Crack Up oder Gorefest zu "Chapter 13"-Zeiten nicht viel anders gemacht haben. In den Kuschelrock-Studios im schönen Bremen wurde dem ganzen ein fetter differenzierter Sound verpaßt, der die Scheibe endgültig zu einem Knaller macht. Und sie haben ein sehr cooles Sample aus "Fight Club". Leute, die’s musikalisch nicht heftig genug mögen, sollten Poostew mal anchecken. Und kann mir jemand bei Gelegenheit mal erklären, was der Bandname zu bedeuten hat?
"Wheelin’an’Dealin’" ist nach der 4-Track EP "Fourplay" (2000) das zweite Werk der Emmendinger Hardrocker FIRESIGN. Das 1998 von Gittarist/Sänger Steve Heyden und Drummer Klaus Enderlein gegründete Quartett hat sich melodischen Hardrock im Stile der 80er verschrieben, und präsentiert eine Mischung aus alten Gotthard-Sound und von FIRESIGN verehrten Bands wie Keel oder Dokken - dazu kommt noch der eine oder andere Schuss Südstaatenrock Marke Molly Hatchet. Anspieltipps sind das Marc Ferrari-Cover "Stay", eine Powerballade mit spanischer Gitarre, kaum noch zu übertreffenden Achtziger Flair und einer gesanglichen Spitzenleistung von Steve Heyden, sowie die auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel habende Hitkomposition "Lock Your Daughter", welche alle Liebhaber des Gitarrenrocks ansprechen sollte. Stark auch der groovig abgehende Opener "Deeper Secrets" und die Halbballade "If It Wasn’t For Your Love". Ein ganz starkes Teil ist das headbangerfreundliche "Where Them Angels Dwell". Nach einem einleitenden Gitarrensoli entwickelt sich der Song schnell zu einem Nackenbrecher erster Güte, der eine gewisse Priest-Attitüde nicht ganz verleugnen kann. Ausfälle gibt’s hier eigentlich keine zu verzeichnen - selbst bei den beiden Instrumentals "Freight Train Race" und "AZ Downgrade" kommt hier keine Langeweile auf. Nachdem Bands wie Gotthard und Bonfire neuerdings schon mal schwächeln und die letzte Sheela auch nicht das Gelbe vom Ei war, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn FIRESIGN da nicht mal eine Chance kriegen sollten. Die gut produzierte und mit den Songtexten versehene CD gibt’s natürlich über die genannte Homepage der Band zu beziehen. Nur weiter so FIRESIGN.
Ein schier unglaubliches Heer an neidischen Miesmachern steht einem noch größeren Heer an begeisterten Fans entgegen. Die Waffen gezückt. Auf der einen Seite wird mit Begriffen wie "billige Kopie" oder "Eintagsfliege" jongliert. Auf der anderen Seite stehen Unmengen verkaufter Alben in den Staaten und auch sachlich betrachtet ist so ziemlich jede Kritik an dieser Band aus der Luft gegriffen. Mancherorts behaupten einige Lacuna Coil habe Modell gestanden, als Evanescence aus der Traufe gehoben wurde. Tori Amos habe den Pinsel geführt. Alles sicher in Maßen richtig, in der Gesamtheit aber nicht viel mehr, als der erwähnte Neid derer, die es nicht geschafft haben. Denn EVANESCENCE haben etwas, das den meisten anderen fehlt, denn nicht umsonst schafft es kaum einer in so kurzer Zeit so dermaßen einzuschlagen wie es die junge Band aus Amerika tat. Die Summe machts! Sie vereinen eine hervorragende weibliche Stimme die es locker mit den erwähnten aufnehmen kann mit Metal dem man nicht den Staub vorangegangener Acts anhört. Sie haben das Gespür für eine unter die Haut gehende Mischung aus fetten Riffs, Bombast oder zerbrechlichen Melodien. "Bring Me To Life" ist der trendigste Track des Albums, die männlichen Vocals sucht man sonst vergebens auf "Fallen", Nu Metal ist höchstens ein Teil ihrer Einflüsse. Und grade das macht sie so unglaublich gut und vielseitig. Balladen, die an Ausdruck und kitschigen Melodien ihresgleichen suchen, "My Immortal" lässt Eis schmelzen. "Tourniquet" oder "Whisper" sind dann alles andere als Leise und verdeutlichen in eindrucksvoller Art und Weise die Einmaligkeit dieser Stimme im Zusammenspiel mit harten Tönen. Düsterer Nu Metal bis Alternative Rock, himmlisch schöne Balladen, Gothrock getränkter Popmetal. Hitpotential steckt in jedem Song, eventuell nutzt es sich deshalb auch schneller ab als man ihnen wünschen kann. Jede Schönheit ist vergänglich, doch EVANESCENCE bietet soviel, dass diese Vergänglichkeit noch eine Weile auf sich Warten lassen wird.
Buh! Böseböse was AJATTARA als Frühlingsgruß auf die Welt loslassen. Kurz und knackig sind an diesem Album höchsten die einzelnen Tracks, ihr Inhalt zieht meist aber ziemlich zäh durch die Zeit. Die Marschrichtung zwischen Düstermetall und Doom mit leichtem Anklang ins Blackmetallische wurde beibehalten, leider auch der Hang zu recht "gradlinigem" Songwriting. Die Finnen variieren in ihren Songs nur wenig, zu wenig für meinen Geschmack, einem anderen eventuell nicht. Denn Stillstand ist bei AJATTARA weniger Rückschritt als vielmehr Geschmackssache. Der Gesang ist bitterböse und finnisch, die Gitarren schleppend, das Tempo nicht zu hoch. Die verwendeten Keyboards werden die angelockten Wesen der Hölle mit den Andeutungen von Melodie zwar nicht vergraulen, eine gewisse Affinität zu diesem Instrument sollte beim Hörer aber vorhanden sein. Puristen sei hier Vorsicht angeraten! Und das nächste mal statt 33:33min Spielzeit, 66:66min, und es würde fürs auch Geld auch zeitlich gesehen genug Gegenwert geben!