Die Band um Thomas Wolf wurde 1996 in Stockholm gegründet und hat mittlerweile fünf Alben veröffentlicht, die durchweg gute Kritiken erhielten. Nach den ersten vier Alben wechselte man 2000 mit einem neuen Line-Up (zu dem unter anderem auch Ex-Candlemass-Sänger Thomas Vikström gehört) zu Massacre Records. Auch auf Album Nr. 6, "Rising Symphony", zelebriert man ein weiteres mal Bombast-Metal mit AOR-Einflüssen und das macht die Band wirklich gut. Nach einem Klassik-Intro eröffnet "Touch The Flames" die Scheibe sehr speedig und straight. Es folgt mit "Eyes Of Change" ein gelungener Melodic-Rocker, der, wie die meisten Songs, stark an späte Rainbow (etwa zu "Straight Between The Eyes"-Zeiten) oder Riot erinnert. "Strangers From The Sea" ist meiner Meinung nach der Kracher des Albums, da er nebst fetten Chören auch einen ohrwurmartigen, coolen Refrain auffährt. Das anschließende "River of Love" ist eine zugegebenermaßen doch recht verzichtbare, kitschige Ballade und "White Man", ein Stampfer, bringt das Blut auch nicht gerade zum Kochen. "Flyer", eine fröhliche Hymne, ist da schon wieder besser, aber mit "Streets Of Prishtine", einer Bombast-Ballade, hat man sich nicht wiederum nicht gerade mit Ruhm bekleckert, da hier der Kitschfaktor die Oberhand behält. Der Abschlußtrack "Excalibur" kracht nochmal ordentlich durchs Gebälk und hat einen echt guten Chorus. Danach folgt der obligatorische Bonustrack, der hier ein eineinhalbminütiges, akustisches Gitarrenspiel darstellt, sich "Venezia" nennt und überflüssig ist wie ein Tampon, mit dem man nicht radfahren kann. So ist "Rising Symphony" ein gutes Album mit einigen Höhepunkten geworden, aber zum Aufjubeln langt es leider nicht ganz.
Oberamtliche Mischung aus alten Priest und Metal Church gefällig? Jau, dann ist "Darker than Black" genau das Richtige. Also, um gleich auf den Punkt zu kommen: hier sind keine großen Experimente gefragt. Es gibt keinen Keyboard-Bombast, keine zuckersüßen Balladen oder sogar elektronische Kriegsführung. Ein (ziemlich geiles) Spoken Word-Intro erklingt und danach knallt "Kill the Devil” in bewährter Tradition los. Und hier wird gleich klar, warum die Band aus San Diego seinerzeit den ersten Platz bei der Rock Hard-Newcomer-Aktion "Unerhört" gewonnen hat. Die Songs erinnern durchweg an alte Legenden wie Vicious Rumors, Exciter oder eben Metal Church, wobei Sänger Sean Peck dann doch öfters mal den Halford kreisen läßt. Kopfstimmenattacken gibts zuhauf, genauso wie gegrowlte Parts und hin und wieder einen Schuß In Flames-artiges Gekreische. Einzelne Songs hervorzuheben macht bei diesem Album eigentlich wenig Sinn, da sie durchweg alle fantastisch sind, allen voran das mit geilen Gitarrenmelodien ("Into the Everflow" läßt grüßen...) versehene "Chupacabra", das in der ersten Auflage auch als spanischsprachiger Bonustrack zu finden ist und dadurch etwas an Tierra Santa erinnert und der elfminütige Oberkracher "Wings of Destruction", der als Halbballade beginnt und sich danach zu einer Megahymne mit geilem Finale steigert. Aber auch "Blood of the Innocent", "Philadelphia Experiment" oder die Bandhymne "March of the Cage" müssen sich absolut nicht verstecken, reichen locker an die letzten Taten der oben genannten alten US-Metal-Recken heran und übertreffen diese zum Großteil sogar spielend. Wer mal wieder auf der Suche nach einer richtigen "In die Fresse"-Scheibe ist, auf super instrumentierten Metal (und damit meine ich nix anderes!!!) steht und auch sonst gerne mal mit der Rübe gegen die Wand donnert, sollte sofort mit Kutte und Nietenarmband zum Scheibendoktor, ...äähh... Dealer rennen und das Teil verhaften!
Einige von den Älteren unter Euch sollten Praying Mantis noch kennen. Die Band veröffentlichte 1981 mit "Time tells no Lies" einen bis heute als Kult abgefeierten Klassiker der NWOBHM. In den Folgejahren wurde es trotz continuierlicher Aktivitäten (u. a. spielten drei Iron Maiden-Mitglieder in der Band) und ein paar guter Alben ("Predator in Disguise" oder "The Power of Ten") doch recht still um die Band. Im Jahre 2000 a. D. veröffentlichte die Band um die Brüder Troy und Ex-Maiden-Gitaarist Dennis Stratton das vielerorts umjubelte Comebackalbum "Nowhere to Hide", das ihnen endlich einen Deal mit Frontier Records bescherte. 2003 versucht man nun, an diesen Erfolg anzuknüpfen und (natürlich) zu steigern. Und eben dieses sollte den Herren mit "The Journey goes on" locker gelingen. Das Album deckt den großen Bereich des Melodic Rock fast komplett ab, jedoch an die heute noch gerne zitierte NWOBHM erinnert nicht mehr viel. Es dominiert bombastischer, von Keyboards satt untermalter Hardrock mit starkem AOR-Einschlag. Wer jetzt schon erschreckt "Um Gottes Willen!" schreit, wird beim Anhören des Albums schnell bemerken, daß jener schon längst totgeglaubte Stil noch immer seine großartige Wirkung entfalten kann, wenn die entsprechenden Leute am Werk sind. Der überragende, treibende Opener "Tonight" (toller Refrain!) markiert den Anfang für eine Reise durch eine von Anfang bis Ende herausragende Platte. "The Escape" ist Melodie pur, der Titelsong ein melancholischer Trip und vom Text her ganz auf die Band selbst zugeschnitten. "Silent War" ist ein smoother Rocker mit leicht übertriebenem Kitschanteil, "Beast Within" etwas hymnischer aufgebaut, aber ebenfalls sehr soft und emotional. "Hold on for Love" ist der typische Lovesong schlechthin und oftmals dicht an der Grenze zum Pomp. "If tomorrow never comes" ist erneut sehr ruhig und weiß mit einem tollen Chorus und Schmuseatmosphäre zu überzeugen, während "Lost World" sehr rockig ausgefallen ist und geile Gitarrensoli im Mittelteil aufweist. Der letzte Track "The Voice" hält den gewohnten Standard und schließt dieses fantastische Album gekonnt ab. Nicht auf der Tracklist aufgeführt und wohl als Bonustrack oder "Hidden Track" gedacht, hat man sich einen absoluten Oberhammer aufgehoben: "Naked" hat Überlänge, Killermelodien en Masse, einen mörderisch geilen Refrain und ist meiner Ansicht nach einer der besten Melodic-Songs der letzten Monate oder sogar Jahre. Dazu kommt noch, daß man sich den Gesang über die ganze Scheibe hinweg brüderlich geteilt hat und die Songs von John Sloman, Doogie White (Rainbow, Malmsteen), Chris Troy und auch Dennis Stratton eingesungen wurden. Fazit: Fans von Melodic Rock und AOR im Allgemeinen, sowie solche von zum Beispiel Uriah Heap, Blue Oyster Cult oder Journey müssen hier zugreifen. Eine bessere Platte wird es in diesem Bereich so schnell nicht mehr geben.
Wer unter Euch Blackmetallern kennt Morfeus noch? "Genau", werdet Ihr feststellen, "das war doch der Kerl von Limbonic Art." Und richtig. Morfeus ist zurück mit seinem neuen Projekt "Dimension F3H". Er hat zusammen mit Nesmoht von "Arch Nemesis" und Stian "Thunderforce" Kristoffersen (die sich mir allesamt noch nicht vorgestellt haben) nach einem Demo von 2000 nun sein Debüt eingeholzt. Und wer Limbonic Art kennt, der weiß, was ihn hier zu erwarten hat... und exakt gerade das kommt nämlich nicht. Nach der ersten Hörprobe stellt man fest, daß das, was hier geboten wird, eigentlich kaum noch etwas mit Black Metal zu tun hat. Es dominieren zwar Black Metal-ähnliche Songaufbauten, aber das Ganze ist viel elektronischer und softer ausgefallen und wird, da bin ich mir zu 120% sicher, der Basis voll vor die Rübe pfeffern. Der Gesang ist über die gesamte Spielzeit der Platte klar und zeigt nicht den Funken von blackmetallischem Gekotze. Gelegentlich dominieren sogar vollelektronische Einschübe, die eher an Rave-Platten als an Black Metal erinnern. Ich schätze, daß die Fangemeinde das Ding in etwa so tolerant aufnehmen wird wie es einst die Fans von Dissection taten, als Jon Nödtveidt seine Liebe zur Computermusik kundtat und in seinem norwegischen Zuhause mit schwedischen Gardinen eine reinrassige Techno-Platte einfummelte, die von der Basis in einer abstrakt, aber präzise berechneten Wurfparabel den Weg aus dem Wohnzimmer durch das geöffnete Fenster direkt in die Abfallentsorgungsbehältnisse vor der Behausung fand. Falls, und damit meine ich "falls" es wirklich tolerante Blackmetaller gibt, seinen diese dazu aufgefordert, sich "Reaping the World Winds" einmal anzuhören. Auf der einen Seite ist die ganze Sache zwar dilettantisch gemacht, hat aber auch eine gewisse Art von (unfreiwilligem?) Charme. Elektrorocker könnten hier ebenfalls fündig werden wie auch EBM,- oder Dark Wave-Fans. Die Songs haben, wie gesagt, ein trashiges Charisma (der Titelsong oder "The 3rd Generation Armageddon" als Anspieltips), das sie auf eine gewisse Art sympathisch macht und sogar zum Teil echte Ohrwurmqualitäten. Daher empfehle ich dringend, das Album im Selbstversuch zu testen und eigenohrig zu entscheiden, ob Schrott, Kult, Müll oder vielleicht sogar Meisterwerk?!
Eieiei... der Schock bei mir sitzt noch tief, aus der Zeit als sich diese Band anmaßen musste, ausgerechnet Wolfsheim zu covern. Und jetzt sitzt ich hier und lausche den Tönen des neuen Albums "Seven Tears", frage mich die ganze Zeit warum grade sieben Tränen und lasse mich derweil von ihrer Musik berieseln, die mehr nach Weichspüler klingt, als ich in meinen kühnsten Fantasien erwartet hätte. Die Gothic Rocker/Popper scheint ein ganz fieser Schmusevirus befallen zu haben. Die Songs betören durch unglaublich kitschige Melodien, von Härte zu sprechen ist hier vermessen, soft und warm passt eher. Gut, ja, es gibt Gitarren, aber das Keyboard macht die Drecksarbeit und die Melodien. Und zwar immer. Und dann wäre da noch der Gesang, sehr schön zu Hören, sonor tief ohne gleich an Friedhof denken zu müssen. Aber da frage ich mich doch, warum in alles in der Welt klingen die Songanfänge so originell und vielseitig und in den meisten Songs verliert sich dann doch das meiste wieder in tausendmal gehörten Harmonien? Wie hier Kreativität im Nichts verpufft ist schade, das kann unmöglich alles gewesen sein! Die Musik besticht durch Präzesion und die Songs wirken äußerst stimmig, aber leider bleibt nicht viel davon länger als wenige AUgenblicke in meinem Ohr hängen. Sad but true!
Normalerweise sind, abgesehen von ein paar Ausnahmen wie Pantera, Machine Head oder Fear Factory, sogenannte "Neo-Thrash”-Bands nicht mein Fall. Als ich aber das selbstbetitelte Debütalbum "Technocracy" der gleichnamigen Band in den Player schob, war ich positiv überrascht. Wer hier wieder mal eines der mittlerweile zahlreichen, mäßigen Abziehbilder allseits bekannter Nu-Metal-Acts vermutet, ist ganz schön auf dem Holzweg. Das Material auf "Technocracy" ist alles andere als typisch-affiges Rumgerappe mit ein paar tiefgrollenden 08/15-Riffs. Zwar sind die Songs durchgehend riffbetont aufgebaut und erinnern schon desöfteren an die oben genannten Bands, klingen aber auf sehr angenehme Art eigenständig und der Gesang ist sehr melodisch, emotional und düster. Desweiteren wartet die Band durchgehend mit sehr eingängigen Refrains auf und mit dem Song "Truth" hat man bereits einen echten kleinen Klassehit in der Hinterhand, der mit dem richtigen Marketing bald in zahlreichen Rockschuppen laufen könnte. Das einzige Manko dieser Scheibe ist, daß die Songs noch allesamt zu gleichförmig daherkommen und einen echten Wiedererkennungswert leider vermissen lassen. Nichtdestotrotz ist "Technocracy" ein gutes Album, nicht mehr und nicht weniger, das sich Fans von "neueren" Bands und Sounds ruhig einmal anhören sollten. Und ich kann mir vorstellen, daß die Band mit ihrem nächsten Album einen Schritt machen wird, der sie einige Etagen weiter nach oben bringen wird.