"Running Out Of Lies" nennt sich das Debütwerk der süddeutschen AOR-Newcomer MIDNITE CLUB aus dem Stall von Escape Music. Geboten wird Rockmusik mit engem Bezug zu den Achtzigern, tendenziell sich eher in die weniger harte Ecke orientierend. Nichts desto trotz machen MIDNITE CLUB mit dem melodischen Opener "Neon Dreaming" einen energischen, recht harten Anfang, welchem der nicht minder gelungene 6-minütige eingängige, leicht stampfende Rocksong "Too Close To The Sun" nachfolgt - echt starker Auftakt. Das Duran Duran-Cover "The Wild Boys" hätte man dann allerdings besser sein lassen sollen, denn mir persönlich ist das Original da eindeutig lieber - passt nicht so toll. Danach geht es erst mal etwas ruhiger weiter und man kann das Niveau des starken Starts nicht ganz halten. Die ruhigen Midtempotracks sind zwar nicht schlecht und gehen schnell ins Ohr - bleiben da aber nicht allzulange hängen. Mit den Titeltrack "Running Out Of Lies" und "Midnite Club" haut man dann aber gegen Ende der Scheibe doch noch zwei weitere echt gute AOR-Hämmer raus - wobei vor allem der Gesang zu überzeugen weis - wie eigentlich über das komplette Album hinweg Vocals und Chöre einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen. Noch was kurz zur Band selbst: Bandleader ist der Gitarrist Stephen Seger, welcher seine ersten Erfahrungen im Jahre 1997 mit der Truppe "Mr. Hate" machte. Die Besetzung seiner aktuellen Combo besteht aus Sänger Carsten Schulz (ebenfalls ex-Mr. Hate, Domain, Evidence One), am Schlagzeug sitzt Bernd Hermann (Hunter, Söhne Mannheims), Keyboarder Holger Seeger (Cameron) und Bassist Andy Keller (Scarlet Rose). Dazu kommt noch beim Namensgebersong "Midnite Club" Frontline-Gitarrist Robby Boebbel, der auch sonst noch als Songwriter tätig war. Wie schon angedeutet; der Sound der Band orientiert sich an dem Keyboardlastigem AOR der Achtziger und Bands wie House Of Lords, Craaft, Journey und Verwandtschaft. Fans genannter Bands können bei MIDNITE CLUB also ruhig mal ein Ohr riskieren.
Das ROADRAGE Projekt von Roadrunner Records geht in die zweite Runde. Das Konzept, viel Musik für wenig Geld zu bieten, ist lobenswert. Aber der Käufer muss sich bei dieser (wie auch schon der letzten) DVD darauf einstellen, dass bei wenig Geld eben auch wenig Extras drin sind. Und so sind es eben "nur" 22 aneinandergereihte Videos mit spartanischem Menü und sonst nichts. Keine Specials, keine Interviews, keine Bilder. Der gesamte labeleigene Stall wird aufgefahren, wirklich Unbekannte finden sich wenige bis keine. Die Videos sind zum Teil Livemitschnitte, zum Teil recht aufwendige Videos und zum Teil einfach gehaltene Aufnahmen einer zu diesem Anlass performenden Band. Es ist kein erklärtes Ziel dieses Samplers besonders spektakulär zu sein, es gibt einfach für die Dauer eines soliden Abendfilms größtenteils wie erwartet harte Musik. NICKELBACK, THEORY OF A DEADMAN oder LIFE OF AGONY als Softies am Ende haben dann eben den Job des obligatorischen Rausschmeißers.
SLIPKNOT "My Plague (New Abuse Mix)(Directors Cut)"
SOULFLY "Back To The Primitive (Uncensored Version)”
KILLSWITCH ENGAGE "Fixation On The Darkness”
ILL NINO "Unreal”
ILL NINO "God Save Us”
COAL CHAMBER "Loco”
SPINESHANK "Smothered”
SPINESHANK "Synthetic”
FEAR FACTORY "Resurrection”
MACHINE HEAD "The Blood, The Sweat, The Tears (live)”
SEPULTURA "Roots Bloody Roots”
CHIMAIRA "Down Again”
CHIMAIRA "Sp Lit”
TYPE O NEGATIVE "I Don´t Wanna Be Me”
STONE SOUR "Inhale”
MURDERDOLLS "White Wedding”
SINCH "Tabula Rasa”
THEORY OF A DEADMAN "Nothing Could Come Between Us”
Mensch, ich dachte solche Mucke würde niemand mehr machen, spätestens seit dem Ende vom Theatre Of Tragedy und Crematory (über deren Dahinscheiden ich nicht wirklich traurig war). Tja, Irrtum, es gibt sie noch, die Bands, bei denen sich ein growlender Sänger und eine Elfen-Stimme Duelle liefern, bei denen das Keyboard dauerpräsent ist und eine düstere Atmosphäre verbreitet wird. Eternal Grieve halt. Die erfüllen alle Standards, die man als ToT-beeinflußter Act haben muss, außer das ihre Sängerin nicht blond ist. Die Band gibt’s schon länger, 1998 erschien ihre erste MCD, aber bis 2003 musste die Welt auf ein komplettes Album warten. Irgendwo in den Weiten des Netzes hab ich einen Link zu ihrer Homepage gefunden und war der festen Meinung, dass hier melodischer Death Metal regiert. Aber Nix is, Essig mit In Flames-Kopie. Stattdessen halt Dark Metal, jedenfalls nennt das Sextett seine Mucke so. Nach einem, wie so oft langweiligem, Intro geht’s mit "Nameless Cross" gleich richtig in die Vollen und die Marschrichtung für die nächsten 40 Minuten wird klargemacht: permanent klimperndes Keyboard (das aber zum Glück nicht dominant im Vordergrund steht), ein growlender Sänger, der sich aber auch nicht scheut clean zu singen und sich mit einer typischen weiblichen Gothic-Stimme duelliert. Das Ganze wird oft ruhig und melancholisch vorgetragen, was manche Passagen recht langatmig macht, aber meistens ziemlich gut funktioniert und eine düstere Stimmung entstehen lässt. Die Anfänge als Death Metal-Combo schimmern aber auch oft genug durch, vor allem wenn das Gaspedal doch mal durchgetreten wird, wie bei "Nightmare", bei welchem die Sängerin eine schöne Sprechstimme offenbart. "Mourning" ist insgesamt ein atmosphärisches Album geworden und dürfte für Leute interessant sein, die halt mit Crematory, ToT oder Tristania was anfangen können und dazu noch professionell aufgemacht ist.
"Grassroots”, der Vorgänger zu "Tuf Luv” war einfach nur geil und meiner Meinung nach das bisher beste Album der Berlin-Amerika-Connection. Pothead haben sich lange Zeit gelassen, einen Nachfolger für dieses Album einzuspielen, aber es jetzt endlich geschafft. "Tuf Luv" heißt das gute Stück und ist sperriger und ein bisschen weniger eingängig geworden. Konnte man "Grassroots" schon nach dem ersten Hören mitsummen, braucht das neue Album einige Durchgänge. Anfangs war ich sogar ein wenig enttäuscht, da die Songs nach den ersten beiden Durchläufen langweilig und austauschbar klangen. Aber das legte sich schnell, mit jede Mal hören wurden die Songs besser und ließen ihr wahres Potential aufblitzen. Der Baß wummert immer noch so schön druckvoll wie eh und je, aber das Einzigartige Pothead’scher Musik ist und bleibt die charakteristische Stimme von Brad. Egal ob er rockende Songs veredelt ("Kunquat" oder "Stadium"), bei "Troops" einen düsteren Song richtig düster macht oder mit "Tuf Luv" einen typischen Pothead-Stampfer mit variablem Gesang die richtige Würze gibt, des Mannes Stimme hat Ausdrucksstärke, Charisma und ist höllisch variabel! Pothead haben die "Grassroots"-Hürde nicht ganz genommen, aber mit "Tuf Luv" ein Album geschaffen, dass Freunden entspannter Rock-Musik (oder Stoner-Rock oder wie auch immer man das nennen will) sicher gefallen wird und das mit jedem Durchlauf besser wird.
Das einzige mir bekannte Werk der Holländer war eines jener Platten, die man irgendwann mal bei einem Kumpel zufällig greift, hört und denkt: wow! "Psycho One Hundred" heißt das gute Teil, bietet Death Metal vom Allerfeinsten, eine gnadenlose Version von "Bulldözer" und das einzige Instrumental, das ich wirklich mag, nämlich "Modo Grosso". Eine unglaublich druckvolle Produktion presst "Psycho One Hundred" aus den Boxen und bläst einfach alles weg, wozu sich schon der Opener "Kill Them" bestens eignet. Nembrionic setzen aber nicht einfach auf stumpfes Geprügel, sondern gehen immer wieder in catchy Passagen über, meistens dann, wenn man es nicht erwartet. Als bestes Beispiel sei nur "Strength Through Power" genannt, das rockt einfach! Oder "15 Minutes". Geil! Knüppel aus dem Sack herrscht dagegen bei "Strength Through Hate" oder "Coffin On Coffin" vor, ohne dass die Kifferköppe dabei ihre Eingängigkeit verlieren. Jaja, blödes Klischee, ich weiß, aber wer auf eine solche brutale Scheibe zwanzig Minuten Lava-Songs packt, der kifft. Ab Track 11, dem Titelsong, wird’s nämlich arg komisch. Da nehmen die Jungs das Tempo richtig zurück, klingen wie eine Mischung aus Bolt Thrower, Neurosis und jazzig-psychedelischen Parts. Strange, sehr strange. Aber bekifft in einem dunklen Raum sehr geil. Da stören auch die beiden sehr ruhigen Tracks mit Frauengesang nicht wirklich. Auch wenn die gute Dame nicht zur Speerspitze weiblicher Sangeskunst gezählt werden sollte. Bevor man dann aber selig lächelnd in seinen Sessel sinkt, wird aufgedreht und "Bulldözer" weckt wieder jeden! Perfekt! "Psycho One Hundred" ist eine verdammt abwechslungsreiche und brutale Death Metal-Scheibe geworden, da stören mich die Kiffer-Parts kein bisschen, die machen die Platte eher noch besser. Der Rest ihrer Veröffentlichungen (die letzte ist von 1998) ist mir bisher noch nicht untergekommen, aber ich halte die Augen auf, dann gibbet hier mehr.