Eine CD in einer DVD Hülle erinnert mich immer an sündhaft teure Pralinen in riesigen Schachteln, in denen dann mehr Luft als Schokolade ist. Wirkt hier aber definitiv spektakulärer als eine reguläre Plastikhülle. Nachdem mein DVD Player also keine bewegten Bilder gefunden hat, muss die Musik ausbügeln was die Verpackung Großes verspricht. Und den Schweizern fällt nichts leichter als das. Ihr Rock schafft nämlich zum einen den sich v.a. in der Mehrstimmigkeit materialisierenden New Metal Touch über die Distanz zu halten, biedert sich aber andererseits nicht an den allzu dominanten und simplen Strukturen dieses Genres an. HENCHMAN rocken melodisch und modern, haben vielseitige und gute Vokalisten an Bord und unterlegen diese ohnehin ins Ohr, die Beine und ans Herz gehende Mischung mit fetten Sounds. Wenn Alternative immer so abgehen würde, könnte ich mir einiges andere abgewöhnen! Abwechslung ist Trumpf, der Wiedererkennungswert superb. Und um mit oft gesagten, aber sicher selten so ernst wie hier gemeinten Worten zu schließen: You guys rock!
Schon nach den ersten Takten wird klar, bei wem die italienischen Undergrounder ganz genau hingehört haben - Gesang, Instrumentalisierung und Songwriting lassen sofort an die alten Scheiben von Iced Earth denken. Und das ist auch ganz gut so. Dankbar dafür, das WINDSEEKER nicht ihren Landsleuten von Rhapsody nacheifern, sondern sich auf reinen, mit Power und ohne Keyboards geeichten Heavy Metal konzentrieren kann man schon mal über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen (die Kompositionen weisen noch ein paar Längen auf). Aber sonst ist diese Mischung aus Trash, Power-Metal und einigen Prog-Spielereien absolut entwicklungsfähig. Der zweite Track der Demo "I’m The Cybored" dürfte wohl der Highlight sein. In dem mit harten Gitarrenriffs durchsetzten Song gibt es neben den bei allen vier Tracks guten Gesang (schön variantenreich, mal clean und recht hoch, dann bis an die Grenze des Growlings) einen ganz feinen Instrumentalteil zu hören. Den ebenfalls gelungenen Opener der 4-Track-Demo "Wrapped In Plastic" gibt es für Interessierte auch als Download auf der Homepage der Römer. Die Demo "By The Seed Of The Same God” sollte Empfehlung für mehr sein. Für 5,- Euro gibt es das Teil auch auf der Homepage zu erwerben.
Name, Cover und Bandlogo des Debütalbums "Sleeping With Angels" der finnischen Band HEAVEN’N’HELL legen erst mal den Verdacht nahe es mit einer Doom-, Black- oder gar Death-Combo zu tun zu haben. Recht weit gefehlt! Denn das was da aus den Boxen dröhnt klingt genau nach dem was HEAVEN’N’HELL unter ihrem Stil verstehen - Heavy Metal Punk mit starkem 80er-Einschlag. Das Ganze ist meist im mittleren bis höheren Tempobereich gehalten und immer mit Melodie versehen, dementsprechend sichern sich die Titel ihren Platz im Gehörgang recht schnell. Zwar nicht neu, aber gut gemacht und mit einer gehörigen Portion Spaß eingespielt. Dazu ist das Teil noch fett produziert, so dass die ordentlich stampfende Rhythmussektion, die harten sägenden Gitarrenriffs und die für diesen Stil recht ungewöhnlichen Vocals entsprechend gut zur Geltung kommen. Allerdings ist man sich dabei als nicht ganz sicher ob die Tracks mit einer rotzigen, härteren Stimme nicht besser bedient gewesen wären oder ob die glasklare, hohe Stimme von Tom Hendriksson nicht gerade ein (oder das) Kennzeichen des Quartetts ist und die Songs recht unverwechselbar machen. Die an No.4 gesetzte Single "Another Man" ist dabei einer der Titel, welcher sich sofort als echter Hinhörer entpuppt und mit dem nachfolgenden gelungenen "Two Lost Lonely Souls" hat man sogar so was wie eine Halbballade im Gepäck, ohne das ein zu starker Bruch im Tempo der Scheibe erfolgt. Besonders die mit schweren Riffs ausgestatteten Songs haben es mir angetan; "Almost Done" oder auch "One Of A Kind" sind unter anderem diese mit dominierenden Gitarren durchsetzten melodischen Rocker, denen mit "Paid All The Dues" ein verhältnismäßig schleppender, fast doomiger Abgang folgt. Alles in allem ein ganzes Stückchen heavier als die Rotz’n’Roll-Fraktion aus dem benachbarten Schweden (Hellacopters, Backyard Babies, Blackshine und Konsorten), aber antesten sollte die Zielgruppe die Partymucke von HEAVEN’N’HELL schon mal - und live rockt das mit Sicherheit auch.
"Synthetic Generation" wird in Schweden schon eine Zeitlang unters Volk gebracht - und nach fast einem Jahr (und einigem Erfolg im Elchtöterland) versucht sich die Debütscheibe der DEATHSTARS jetzt im internationalen Geschäft. Ihren Ursprung hat die Band in der Death-/Black-Metalszene - setzt sie sich doch aus Mitgliedern der Bands Swordmaster und Dissection zusammen. Das bisherige Ding mit den Pseudonymen ziehen sie auch bei ihren neuen Combo durch, dementsprechend liest sich das Line-Up wie folgt: Whiplasher (v), Nightmare Industries (g, b, progr.), Beast X Electric (g), Bone W Machine (d) - wer’s mag. Zielgruppe ist hörbar jenes Publikum welches eine tanzbare Mixtur aus Industrial-, Gothic- und Cyber-Metal mit harten Gitarrenriffs, einer gehörigen Portion Programming und zwischen clean und aggressiv-düster wechselnde Vocals und zu schätzen weis. Und die Schwarzlinge werden mit 11 qualitativ guten Tracks ohne Ausreißer nach unten gut bedient. Dazu kommt dann noch mit Mr. Idols "White Wedding" ein Bonustrack, der zwar nicht gerade vom Hocker haut, wohl aber zum tanzen animiert und gute Chancen zum Clubhit hat. Die DEATHSTARS machen keinen Hehl daraus, dass ihre Musik von Bands wie Ministry, Fields Of Nephilim und Rammstein beeinflusst ist (mir fallen dazu auch noch Marilyn Manson, Pain und natürlich The Kovenant ein). Allerdings wird auf "Synthetic Generation" noch stärker mit Samples und elektronischen Klängen gearbeitet. Man mag das kommerziell nennen, eingängige Melodien und tanzbare Tracks sind das Ergebnis, welche sich hören lassen können. Das die DEATHSTARS damit in ihrem nun wahrlich nicht an guten Bands armen Heimatland Schweden bereits einiges an Lob und positiven Reaktionen einheimsen konnten braucht also nicht zu verwundern - und unter den Anhängern düsterer Klänge obiger Referenzbands dürfte das Quartett mit "Synthetic Generation" auch hierzulande positiv aufgenommen werden.
Wie sich die Lage doch ändert, wenn erst mal ein bisschen Wasser die Elbe herunterfließt: Heute erinnern sich nur noch wenige Menschen daran, was bereits anno 1997 für ein Geschrei zum Release von "One Second" tobte: "Verrat an der Szene", "Ausverkauf" und "Verweichlichung" waren nur die harmlosesten Vorwürfe. Der Aufschrei, zum aktuellen Album von METALLICA oder als MANOWAR mit Stefan Raab auf die Bühne kamen, waren laue Lüftchen gegen den Orkan an Beschimpfungen, dem sich damals PARADISE LOST ausgesetzt sahen. Und denjenigen, die sich zu "Host" immer noch aufregten, kann man nur unterstellen, es nicht kapiert zu haben. Bereits gleichzeitig zu diesem Album fielen bei Gitarrist Aaron Aedy und Sänger Nick Holmes die Haare, und PARADISE LOST begannen, die veritable Live-Band zu werden, die sie heute bei guter Laune sein können. Bis dahin waren PL-Gigs nämlich - um alle Nostalgikern, die sich das Konzert von anno dunnemals in ihrer Erinnerung zurechtgemogelt haben, auf den harten Boden der Realität zurückzuführen - meist ein Vorspielen der Hits, während sich Nick Holmes hinter seinem meterlangen Haarvorhang versteckte und die Saiten-Fraktion ihre Mähnen schüttelte und nebenbei vereinzelt auf Griffbrett und Schuhe starrte. Alte Zöpfe wurden auch bei den Songs abgeschnitten: Das Songwriting lehnte sich an die letzten beiden PL-Alben an, allerdings war weniger (Instrumentierung und Bombast) diesmal mehr (Melancholie, Düsternis und Abwechslung). Misanthrope Popsongs wie "Another Day", "This Cold Life", "Disappear" oder "One Second" brachten Melancholie sparsam auf den Punkt, "Say Just Words" und "Soul Courageous" rockten geradeaus nach vorne, und "Lydia" zeigte eine Band, die sich für richtig verzweifelte Musik gekonnt aller Register bedient. Allerdings galt es mit einem Durchhänger wie "Mercy" auch gepflegte Langeweile auszuhalten.
HAEMORRHAGE macht Grindcore so, wie Grindcore in meinen Ohren klingen muß! Auf der "Morgue Sweet Morgue", ihrem sechsten Machwerk in Albenlänge (veröffentlicht 2002), grinden sich die 1990 gegründeten Spanier so richtig schön die Seele aus dem Leib. HAEMORRHAGE schafft es sowohl mit schrillen Tönen als auch mit kehligem Gesang zu überzeugen, auch wenn das für manche vielleicht einfach nur krank klingen mag... Musikalisch sind sie vielleicht nicht die absolute Oberklasse, wissen aber sehr wohl mit ihren Instrumenten umzugehen. Die Riffs sind gut, die Drums exzellent. Sie spielen hart und schnell, verzichten dabei aber auf diese Massen an überzogenen Blastbeats wie andere sehr schnell spielende Bands, bspw. Marduk, sie gerne nutzen. Auch Soli kommen auf der "Morgue Sweet Morgue" nicht zu kurz. Die Lyrics mögen nicht jedermanns Sache sein, da es immer schön um Blut und fehlgeschlagene chirurgische Eingriffe geht, eben ganz in der Tradition des Genres. Für mich persönlich dann doch weniger ein Problem. Wer die alten Carcass im Zeitraum 1988-1992 liebt (also als Carcass auch noch richtig gegrindet hat...) wird definitiv auch gefallen an HAEMORRHAGE finden und sollte sich mal die ein oder andere Scheibe von den abgedrehten Spaniern antun!
Dies ist die erste Scheibe der 1998 ins Leben gerufenen griechischen "Grunzer" und kam 2001 auf den Markt. Von vorne nach hinten gut durchdacht und für die Fans des Brutal Death Metals ein Genuss! Die Scheibe überzeugt durch gekonnte Riffs, ist abwechslungsreich und wartet mit Parts brutalsten Metals und andererseits recht melodiösen Abschnitten auf. Die Mischung zwischen Gesang (oder Gegrunze, wie Kritiker des Genres es vielleicht eher bezeichnen würden...) und den Instrumenten ist hervorragend gewählt, die Produktion recht ordentlich. Im Vergleich zu vorrangegangenen Demos ist die "Human Consumes Human" sehr gut gelungen. Nur die 2002 veröffentlichte EP "Knowledge ... Their Enemy" (eine kleine Scheibe mit vier Tracks, unter anderem ein in meinen Augen sehr gutes "Sepultura - Roots" Cover und 2 Videos) ist von ähnlich guter Qualität. Wie viele andere Bands des Brutal Death Metals beschränken sich auch HOMO IRATUS auf Bass, Gitarre, Drums und selbstverständlich die genial gutturale Stimme. Ein Keyboard findet nur für einige wenige Anfänge der Tracks Verwendung und in Track 7, "Hidenousness Show", runden Percussions das Klangbild ab! Ansonsten wird auf Schnörkel verzichtet, der Sound einfach straight rausgebracht. Die meisten Tracks sind kurz, aber dafür recht knackig. Die Ausnahme, die wie immer die Regel bestätigt, bildet hierbei Stück 14, "S.H.I.T.", mit knapp über 6 Minuten, wobei die kurzen Stücke dem Nacken dann doch sehr zugute kommen. Für mich ist das eine Scheibe, bei der ich jedesmal unwillkürlich beginne mitzubangen und wenn ich so fein Grunzen könnte wie Mitch (2001) oder Thomas (2003) würde ich auch das sofort tun, aber ich erspare es meinen Nachbarn lieber!