"Animal" ist bereits das fünfte Album der Formation aus Madrid. Ich bezweifele allerdings, dass die Jungs in unserem Lande eine große Fangemeinde haben, sind die Vorgängeralben doch mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit erschienen. Und ich bezweifele, dass sich dieser Umstand beim neuen Album ändern wird, auch wenn die Band ihr kleines Stück vom Kuchen verdient hat. "Animal" ist Retro pur, ohne Anbiederungen an irgendwelche "modischen" Erscheinungen. Als stilistischer Vergleich fallen mir spontan die US Power Metaller CAGE oder auch EXCITER ein, die ähnlich spartanisch - aggressiv und mit hohem, schneidenden Gesang agieren. Und genau hier kann man den einzigen Kritikpunkt anbringen, der besagt, dass EASY RIDER das Niveau der "Konkurrenz" nicht immer ganz halten können. "Animal" bietet mit "Visions", "Casting The Shadows Of Sin", dem Titelsong, dem geilen "Sacrifice", dem treibenden "Suddenly" oder dem balladesken "The Dream Lives On" ordentliches Futter für die Ohren, das schön rauh produziert ist, jedoch können einige Kompositionen das hohe Niveau nicht ganz halten, wie zum Beispiel die verzichtbaren "Neverworld" und "Watch Your Step". Für ewig Altgebliebene, die PRIEST anno ´84 vergöttern, besagte US Metal - Buben lieben und generell herrlich altbackene Sounds mögen, sollten "Animal" ruhig mal anchecken. Es gibt insgesamt bessere Alben dieser Machart, aber enttäuscht wird sicher niemand.
Hardcore Metal Bastarde scheint unsere Zeit zu begünstigen. Der rotzige Hass gepaart mit tonnenschweren Riffs hat auch bei REDRUM INC. wohltönende Früchte getrieben. Inspiriert sicher von Schwergewichten wie CROWBAR lärmen sich die Gitarren träge durchs Land. Mid-Tempo dominiert das Bild, die Gitarren stehen wie eine Eiche im Sturm, die Produktion schmeichelt den fetten Sounds noch mehr. Beim Gesang zeigt die Band ihre variabelste Seite. "Over The Years" beginnt sehr clean und melodisch, über weite Strecke schimmert fast skandinavischer Rock´n Roll durch, den Rest füllt hardcoredurchtränktes Brüllen. Leider ist die Groovegeilheit der willenlosen Gitarrensounds eine Bremse für die Abwechslung und zu viele Songs verlieren sich im selben Schema. Die Rhythmen sind etwas zu unflexibel und trüben das Bild des ansonsten sehr professionellen Auftritts. Aber Gott bewahre, "Cure The Pain" ist derbe fett und alles andere als schlecht, nur liegt hier noch einiges an Potential brach.
Wenn TRISTANIA und LACUNA COIL in Irland mit Hilfe von Miraculix´ Zaubernüssen einen keltischen Zauberwald wachsen lassen und dort drin dann lustiger Weise Anne Clark treffen, hört sich das Gewisper der Zweige wahrscheinlich an wie NEVER COMES SILENCE. Melancholisch und episch, mit Hochebenen, Lichtungen und einem kleinen Strand. An dem entkorkt die Rasselbande dann eine angespülte Flaschenpost mit uralten ANATHEMA-Riffs vom Anfang der Neunziger und der Wind verweht diese mit genauso alten Riffs von MY DYING BRIDE. Leider rostete der Schraubverschluss schon ein bisschen, so dass "Raven" und "My Spirit" noch ganz schön rumpeln. Macht nichts, sehr geile Zeitreise mit Rückfahrkarte ins jetzt.
Brizzel, brizzel… da glühen meine Synapsen! Nichts ahnend wurde mir DEVIATED PRESENCE als "Melodic Death" angekündigt, das "anspruchsvoll" hatte ich eilig überlesen. Extrem verproggt und verbreakt das ganze also, oft frag ich mich, warum gerade irgendwo im Off eine schöne Melodie rumdüdelt, wenn sie im Vordergrund eh schon von pfeilschnellen Drums und Gitarren gejagt wird. Versteht mich nicht falsch, die Sache ist so gut gemacht, dass die Melodie gerade in den langsamen oder akustischen Parts sich voll entfalten dürfen. Die Spielzeit ist mit deutlich über einer Stunde bei nur 9 Tracks auch reichlich üppig bemessen - und über diese lange Zeit wiederholt sich die eine oder andere Idee das eine oder andere Mal. Einzelne Songs sind vielseitig, "Amok" wird richtig böse. Der "Herbstdurchgang" als solcher ist nicht nur ambitioniert, vielleicht sogar ein bisschen überambitioniert, sondern auch melancholisch. Unter den eher sentimentalen Stücken ist "Meaning Of Loss" mein Anspieltip. Wie ich die wilde Jagd durch meinen 4.-Klasse-Lieblingssong "The Riddle" von Nik Kershaw finden soll, weiß ich allerdings noch nicht... Absoluter Könner-Kram für Leute, die auf Wettläufe zwischen der extrem frickeligen Gitarre und dem verbreakten Schlagzeug stehen.
Apropos Schlagzeug: Ob der alte einer Sehnenscheidenentzündung erlegen ist, wurde nicht bekannt, DEVIATED PRESENCE suchen auf jeden Fall einen neuen "fähigen und sehr engagierten Schlagzeuger".