Brizzel, brizzel… da glühen meine Synapsen! Nichts ahnend wurde mir DEVIATED PRESENCE als "Melodic Death" angekündigt, das "anspruchsvoll" hatte ich eilig überlesen. Extrem verproggt und verbreakt das ganze also, oft frag ich mich, warum gerade irgendwo im Off eine schöne Melodie rumdüdelt, wenn sie im Vordergrund eh schon von pfeilschnellen Drums und Gitarren gejagt wird. Versteht mich nicht falsch, die Sache ist so gut gemacht, dass die Melodie gerade in den langsamen oder akustischen Parts sich voll entfalten dürfen. Die Spielzeit ist mit deutlich über einer Stunde bei nur 9 Tracks auch reichlich üppig bemessen - und über diese lange Zeit wiederholt sich die eine oder andere Idee das eine oder andere Mal. Einzelne Songs sind vielseitig, "Amok" wird richtig böse. Der "Herbstdurchgang" als solcher ist nicht nur ambitioniert, vielleicht sogar ein bisschen überambitioniert, sondern auch melancholisch. Unter den eher sentimentalen Stücken ist "Meaning Of Loss" mein Anspieltip. Wie ich die wilde Jagd durch meinen 4.-Klasse-Lieblingssong "The Riddle" von Nik Kershaw finden soll, weiß ich allerdings noch nicht... Absoluter Könner-Kram für Leute, die auf Wettläufe zwischen der extrem frickeligen Gitarre und dem verbreakten Schlagzeug stehen.
Apropos Schlagzeug: Ob der alte einer Sehnenscheidenentzündung erlegen ist, wurde nicht bekannt, DEVIATED PRESENCE suchen auf jeden Fall einen neuen "fähigen und sehr engagierten Schlagzeuger".
Children Of Bodom. Wer die Finnen nicht mag, braucht ab hier nicht mehr weiterlesen. WARCHILD X orientieren sich stark ab CoB-Sound und dürften damit Fans der Finnen munden. Ähnlich wie bei CoB spielt auch bei WARCHILD X das Keyboard eine starke Rolle im Sound der Band und liefert sich teilweise aberwitzige Duelle mit den Kollegen ("Shadows From The Past"), kann sich aber auch mal zurücknehmen ("Vanquished The Light"). Die Promo erinnerte mich oft an die Frühphase der finnischen Einflussgeber, als Alexi und Co. noch leichten Blackie-Touch hatten und nicht so ausgelutscht daherkamen wie heute. WARCHILD X hauchen der eigentlich in einer Sackgasse verharrenden Mucke neue Ideen ein, brettern öfter mal richtig schön los und können der Versuchung widerstehen, alle fünf Sekunden ein Solo einzubauen. Die Saarländer gehen noch ein wenig ungestümer zu Werke als ihre Vorbilder und haben einen stärkeren Schlag Richtung Black Metal, was vor allem am Gesang und an so einigen Riffs liegt - wobei die Gitarristen aber auch vor klassischen Solis nicht zurückschrecken. Für ne Promo geht der Sound mehr als in Ordnung, jedes Instrument ist schön klar zu hören, der Sound kommt druckvoll aus den Boxen und mit über ner halben Stunde Spielzeit gibt’s auch genug Mucke für’s Geld. Wer mit CoB was anfangen kann, sollte bei WARCHILD X mal nach der Promo fragen oder sich ihre Songs von der Band-Homepage runterziehen, lohnt sich auf jeden Fall.