Mir ist es unbegreiflich, warum zur Zeit so viele Rockbands Akustik-Alben aufnehmen. Ist ihnen ihr typischer Sound langweilig geworden? Wollen sie zeigen, dass sie auch ohne Distortion ganz tolle Musik machen können? Sollen so neue Käuferschichten erschlossen werden? Oder fallen ihnen einfach keine neuen Songs ein, so dass man die alten noch mal im neuen Gewand verbrät? Einsichtiger wird diese Mode-Erscheinung auch nicht durch das mittlerweile zwölfte Album der spanischen Punkrock-Band REINCIDENTES, das außer einem neuen Song ausschließlich akustische Versionen alter Stücke enthält. Den Punkrock hört man allerdings überhaupt nicht mehr heraus, der Sound geht eher in die Richtung Singer/Songwriter und die Stücke klingen dadurch, als könnten sie auch so für diese Platte geschrieben worden sein. Ist auch nicht wirklich schlecht und klingt auch alles ganz nett und schön, ist letztendlich aber doch relativ uninteressant und zu harmlos, als dass irgendwas im Ohr hängenbleibt. Auf irgendwelche Höhepunkte wartet man vergebens, alles ist zu weichgespült und ohne Ecken und Kanten - selbst wenn die Band dann doch mal schummelt und eine verzerrte E-Gitarre einsetzt. Lediglich der Track "Dolores" sticht etwas heraus, weil hier Flamenco-Elemente eingebaut werden, was dann zwar ein bißchen an die GIPSY KINGS erinnert, aber dadurch immerhin traditionell spanisch klingt und so ein schönes Selbst-Cover darstellt. Unfreiwillig komisch klingen die REINCIDENTES auch manchmal, wenn etwa der Sänger versucht, über die harmlosen Akustik-Gitarren von "Jamas" möglichst böse zu singen. Insgesamt klingt "Acústico" einfach zu sehr nach Lagerfeuergeklampfe, um irgendwie spannend zu sein. Die Platte ist wohl nur etwas für Hardcore-Fans, die wirklich alle Releases der Band besitzen müssen.
Mit "Viking" steht jetzt das zweite Album von LARS FREDERIKSEN AND THE BASTARDS, dem Nebenprojekt von RANCID-Gitarrist und -Sänger Lars Frederiksen in den Läden. Und wie nicht anders zu erwarten, dürften RANCID-Fans hier voll auf ihre Kosten kommen. Songs und Sound erinnern nämlich stark an Frederiksens Hauptband, und an jeder Ecke kann man auch deren CLASH- und SOCIAL D-Anleihen heraushören, was sicherlich auch daran liegt, dass Tim Armstrong hier als Co-Autor und Produzent die Finger mit im Spiel hatte und die Platte natürlich auch auf seinem Hellcat-Label erscheint. Insgesamt kann man die Scheibe sicherlich nicht als originell bezeichnen, aber darauf kommt´s ja bei Punkrock auch nicht an. Die Hauptsache ist: Sie geht tierisch nach vorne! Mit oberdreckigen Gitarren und Frederiksens rauem Gröl-Gesang gibt´s knapp 39 Minuten voll auf die Omme. Die meisten Tracks werden schnell nach vorne geprügelt, wobei es wie bei "Blind Ambition" auch schon mal in die Hardcore-Ecke geht, gelegentlich sind dann auch mal Rock ´n Roll-Einflüsse und melodiösere Parts zu hören und mit "Mainlining Murder" gibt´s einen schönen Mid-Tempo-Song und mit "My Life To Live" sogar einen Folk-Song, der klingt, wie die DROPKICK MURPHYS bei halber Geschwindigkeit und ohne Dudelsack. Das THE BLASTERS-Cover "Marie Marie" hätte man sich allerdings sparen können, denn das kommt nur albern rüber. Andererseits: mit genügend Alkohol geht ja so einiges... Wirklich überraschend ist allerdings der letzte Track, denn der ist bluesig-ruhig und kommt völlig ohne verzerrte Gitarren aus. Im Hintergrund erklingen dezent ein E-Piano, eine Hammond-Orgel und sogar Streicher (!). Klingt erstmal seltsam, ist aber ein wirklich schönes Stück und ein schöner Abschluss für dieses herausragende Album.
Nach 15 Jahren und 6 Studioalben soll "Sworn Allegiance" die kultigen Schweden wieder zurück auf die Erfolgsspur führen, nachdem es in den letzten Jahren etwas still um die einstigen Szene (mit-)pioniere geworden war. Nun, "Sworn Allegiance" ist zwar kein absoluter Meilenstein des Death Metal geworden, aber sicher ein Befreiungsschlag für die Band, zeigt das Album den zahllosen Newcomern des Genres (die sich ja eher an den "moderneren" Sounds, Marke IN FLAMES, orientieren), wie man Old School im Jahre 2004 definieren kann. Dabei reichern UNLEASHED ihre Suppe mit ordentlich Gewürz an, wie etwa klassischen, "hellen" Gitarrenharmonien oder einer gehörigen Prise Uffta’n’Roll, zu dem man schön seine Rübe an die Wand hämmern kann. Die Jungs versuchen gar nicht erst, Geschwindigkeits, - oder Härterekorde zu brechen, sondern konzentrieren sich ganz allein auf die Wirkung der fast durchgehend hochwertigen Songs. Mit "Winterland", "Destruction (Of The Race Of Men)" und "Only The Dead" startet der Longplayer mit ein paar tollen Ohrwürmern durch, die von treibenden Nackenbrechern wie "The Longships Are Coming”, "Helljoy", "Insane For Blood", "Praised Be The Lord”, dem speedingen, kurzen "Attack!" oder dem abschließenden, geilen "Long Live The Beast” begleitet werden. Lediglich im Mittelteil des Albums befinden sich ein paar nicht so zwingende, etwas banale Kompositionen (I Bring You Death", "CEO"), die das überaus gute Gesamtbild jedoch nicht weiter trüben, da sie sich geschickt ins Geschehen einfügen. Am Ende bleibt trotz der kleinen Schwachpunkte eines der besten Old School Death Metal - Alben des Jahres stehen, bei dessen Anschaffung man als Todesbleier garantiert keinen Fehler macht!
"Lieder Die Das Leben Schreibte" schon alleine der Titel dürfte verraten, daß man auf einer solcher DVD nicht zwingend kulturell hochwertiges Unterhaltungsmaterial findet. Obwohl man es eigentlich doch findet - denn unterhaltsam ist das Teil auf alle mal. Onkel Tom - Angelripper und Frontkanone von SODOM macht nun bekanntlich schon einige Jährchen spassiges Liedgut, mit trinkfesten Texten und dazu einer Portion Heavy Metal. Mal ganz ehrlich: wer hat denn noch nie im Suff "Es gibt kein Bier auf Hawaii" oder "Trink, Brüderlein Trink" von Onkel Tom angestimmt und lautstark mitgröhlt....
Auf dieser wirklich qualitativ hochwertigen DVD gibts u.a. die Live-Filmmitschnitte des letztjährigen WACKEN OPEN AIRS. Die Bild und Tonqualität bei diesen Aufnahmen ist natürlich allererste Sahne.
Aber es gibt auch andere Szenen: Proberaumaufnahmen, Kampftrinken mit Onkel Tom in Wacken auf der Bühne. Highlight jedoch Toms Besuch in der Diebels Brauerei mit anschliessendem Gig - mit kleinen UnterBRECHUNGEN....
Besonders gelungen gilt die Menüführung der DVD. Eine geöffnete Kühlschranktür mit etlichen Flaschen Diebels als einzelne Menüpunkte. Bei Anwahl ertönt ein wohlliebendes "Plop".
Bei dem ganzen Blödsinn ist nicht zu vergessen, daß wir auch ein Making Of, sowie das Video ansich von "Bon Scott hab ich noch live gesehen" dabei haben. Feine Sache das!
Ausschnitte aus Viva´s METALLA - mit dem guten alten ADAM TURTLE zu Gast bei Onkel Tom am Ballermann 6 wirkt schon sehr nostalgisch.
Doch an dieser Stelle muss ich auch noch ganz dringend von dieser DVD ab raten. Sie steigert definitv den Alkoholkonsum zu Hause. Ich hab mir das Ding jetzt schon drei mal angeschaut - und jedesmal musste ich dazu ein Bierchen köpfen.... Also gebt Acht....
Wenn eine Platte "Heavy Weight" heißt, dann erwarte ich vor allem eins: einen richtigen Tritt in die Magengrube, erzeugt von einem fett wummernden Bass und fies ballerndem Schlagzeug. Daran hakt es bei der neuen Scheibe der Würzburger THE DAREDEVILS (wie auch schon beim Vorgänger). Die Songs sind klasse Rocker geworden, die sich im Fahrwasser alter LED ZEPPELIN und vor allem BLACK SABBATH bewegen, aber auch vor neueren Stoner-Helden wie KYUSS ("Ruler") nicht Halt machen. Ex-FINAL BREATH-Mitglied Jimmy kann man sich beim Genuss der Scheibe vor dem geistigen Auge wie den kleinen Bruder von Jim Morrison oder young Ozzy vorstellen, so gefühlvoll und eindringlich wie er singt, wird er sicher auch eine emotionale Bühnenshow hinlegen. Die zwei Mann anner Gitarre hauen volles Pfund die alten Rock-Riffs raus, steuern ein paar gelungene Backing Shouts bei ("Pump"). Nur als Drummer der Band würde ich das Kotzen kriegen. Ist ja ok, wenn die Becken gut zu hören sind, aber so ganz ohne Bass und Wumms macht doch das Leben als Stöckeschwinger keine Laune, oder? Das Manko von "Heavy Weight" ist die etwas drucklose Produktion. Für 9€ gibt’s eine gute Ladung Stoner-Rock - vor dem Kauf am Besten mal auf der HP schauen, ob’s dort MP3s gibt und sich selber ein Bild machen. Ich finde den Preis fair (trotz Punch-Mangel) und THE DAREDEVILS eine coole Rocker-Bande.
Eigentlich ist am Rhein alles beim Alten geblieben: Power machen Old-School-Thrash mit sehr tüchtigen Slayer-Zitaten und machen optisch ein bisschen auf Misfits. Und doch hat sich bei den Rheinländern einiges getan. Die Songs wirken (trotz der enormen Slayer-Schlagseite) rund, die Jungs haben es tatsächlich fertig gebracht, Ohrwürmer zu kreieren, die man nicht mehr aus den Lauschern bekommt. Ein Großteil an den Loorbeeren verdeíent sich hier sicherlich Sänger Stef, der nun kein ausgebildeter Sänger ist (muss er ja auch nicht), aber über eine höchst wieder erkennbare Stimme verfügt und mich an eine Mischung Tom G. Warrior, Rippchen und Schmierle erinnert. Außerdem ist der Sound ist wesentlich besser als auf dem Vorgänger, transportiert die simpel-rauen Songs prima in die Audio-Anlagen des Thrash-Klientels. Schließlich ist die Scheibe mit fettem Booklet und allem Pipapo fein ausgestattet, so dass Thrasher acht Euro hier gut anlegen können. Eine Steigerung ist den Herrschaften hier hundertprozentig gelungen.