Es gibt Sachen die gibt’s gar nicht. Der New Metal stirbt, der Metalcore boomt und DRY KILL LOGIC setzen sich dezent dazwischen und bedienen alles und nichts. Das neue Album beginnt so brachial wie nie, "Lost" bollert so unglaublich heftig aus den Boxen, dass man den Beginn von "The Dead And Dreaming" auch hartgesottenen Metallern ans Herz legen kann. Solange Cliff Rigano shoutet und ihr Gitarrist sehr lässige und teils deftige Heavy Metal Riffs aus dem Ärmel schüttelt ist die Welt in Ordnung. Superb produziert und bei diesen Songs auch knackig auf den Punkt gebracht machen DRY KILL LOGIC keine Gefangenen. Dumm nur, dass sie dieses schlichte Konzept nicht voll nutzen sondern stattdessen die Abwechslung auf dem Album durch cleane Vocals und melodisch ruhigere Parts zaubern wollen. Nur dafür reicht weder die gesangliche Leistung vollends, noch ist der Spagat zwischen voll auf die Zwölf und schmachtendem Herzschmerz rundum geglückt. "The Dead And Dreaming" hat viele gute, weil endlich mal wieder einfache, Ansätze aus coolen, ehrlichen Gitarren und aggressivem Gesang und ist beileibe kein schlechtes Album. Da aber alle Versuche ihre Musik moderner zu machen wirklich nicht originell geraten sind, bleibt als Gesamteindruck nur eine mäßige Platte im Ohr.
Einer großen Herausforderung stellte sich die OYSTERBAND laut Sänger John Jones - und stellt den Hörer vor eben solche. Vor allem das metal-erprobte Ohr wird sich mehr als schwertun. Open-Minded muss man wohl mindestens sein - wobei ich nicht gedacht hätte, dass ich zu dieser Fraktion gehöre. Egal, wer die OYSTERBAND mal live gesehen hat, der spürt die von ihr ausgehende Freude an der Musik und gewinnt desgleichen - unter Umständen selbst dann, wenn man aus einem ganz anderen "Lager" kommt. Für die große Session Nummero eins haben sich die Briten viele bekannte Szenegrößen eingeladen und mit ihnen gezockt, die Konzerte waren auf der Insel ein recht großer Erfolg, so dass man das Ganze gleich noch auf Silberling verewigte. Folk, Rock und ein wenig Country vereinigen sich zu verschiedensten Hör-Eindrücken - die aber alle eins gemeinsam haben: eine enorme relaxte Atmosphäre, die ansteckend wirkt. Geigen, Gitarren, schöne Stimme und Dudelsäcke schrammen gern mal die Musik aus dem Irish Pub, ohne aber ihre lustige Versoffenheit in sich zu tragen. Es geht eher in die nachdenkliche Ecke, taugt zum Schwelgen am gemütlichen Abend bei Kerzenlicht, am Lagerfeuer oder: Man glotzt im Dunklen auf die schwere See, eingemummelt in die Decke und - sagt nichts. Denn das übernehmen die wirklich schönen Stimmen der Kollegen am Mikro. Eine äußerst angenehme Scheibe, abseits ausgelatschter Pfade und außerhalb selbst verordneter Grenzen - so schön und harmonisch die Musiker mit sich und ihren Instrumenten umgehen, so angenehm dürfte ein Abend in netter Gesellschaft mit dieser Scheibe als Untermalung werden. Überraschend coole Veröffentlichung.
Wenige Bands schaffen es, dass ihr Debütalbum Kultstatus bekommt, außer bei den ewigen "Früher war alles besser"-Nörglern (ich bin bei IN FLAMES so einer hehe). DEVOURMENT haben es sich da einfach gemacht und sich nach dem Erscheinen ihres Erstlings "Molesting The Decapacitated" kurzerhand aufgelöst. Ok, hin auch damit zusammen, dass ihr Sänger in den Knast musste und es mit seinem Vorgänger nicht mehr so recht klappt. Für Freunde des gepflegten Ami-Death/Grind gehört diese Scheibe zum Pflichtprogramm und kann das Etikett "Most Brutal Record Ever" (aus’m Infozettel) schon für sich beanspruchen. DEVOURMENT sind beileibe nicht einfach nur stumpf-brutal, sondern schreiben dazu gefällige Songs, die nicht auf permanentem Geblaste aufgebaut sind. "1.3.8." enthält neben dem kompletten Debütalbum die vier Songs vom 97er Demo (sehr cool) und den einzigen neuen Song (der Sänger kam vor Kurzem aus dem Knast frei) "Babykiller", der mir persönlich nicht so gefallen hat, ist einfach etwas zu lahm. Die Songs vom Debüt sind ohne Zweifel einige der besten Stücke in diesem Sektor des Death Metals, vor allem die Gitarrenfront zeigt der Konkurrenz mal, wo der Hammer hängt, während Drummer und Gesang Oberklasse, aber eben nicht herausragend sind. DEVOURMENT haben ihre Stärke sicher im abwechslungsreichen Songwriting und schaffen es, über die gesamte Dauer zu fesseln. Nur der Sound des Debüts ist mir ein wenig zu dumpf, auf dem Demo war das alles ein wenig klarer, was vor allem den Gitarren zugute kam. DEVOURMENT muss man als Fan extremen Ami-Death Metals einfach kennen, die Neuauflage lohnt sich da auf jeden Fall. Wer das Debüt und das Demo aber bereits sein eigen nennt, braucht sich nur wegen "Babykiller" das Teil nicht kaufen.
Allstar-Projekte im derben Metal boomen momentan, das ist echt unglaublich. Aber so ist das in Skandinavien, da hat man als Mucker zuviel Zeit und macht eben noch ne Band auf. GOD AMONG INSECTS sollten ursprünglich nur diese Scheibe machen, einen Gig spielen und sich dann auflösen, aber daraus scheint nix zu werden, die Jungs haben wohl Gefallen an ihrem neuen Spielzeug gefunden. Dazu haben sie auch allen Grund, das gleich vorweg. "World Wide Death" ist ein herrlich rohes, brutales Death Metal-Album, in dem die Simplizität des schwedischen Astes mit der brutalen Stimmung des amerikanischen Zweiges vermischt wurde. DEFACED CREATION haben das auf ihrer coolen "Serenity In Chaos" ähnlich gemacht. Hammereingängig, zum Moshen einladend und brutal wie Sau. Sauber! Der Gesang von DARK FUNERAL-Schreier Emperor Magus Caligula ist zwar einen Tick zu leise abgemischt und klingt streckenweise ein wenig zu dumpf, aber wenigstens röchelt der Mann ordentlich vor sich hin. VOMITORY-Drummer Tobbe hat sich da besser durchsetzen können und sein schweinegeiles Schlagzeugspiel schön in den Vordergrund mischen lassen. Wer wohl beim Mischen Tommy Tägtgren über die Schulter geschaut hat hehe. Richtig geil sind auch die fett bratenden Gitarren, die vor allem bei meinem Album-Highlight "Purified In Carnage" voll zur Geltung kommen. Hat ja auch ein SEANCE (=Götter)-Mitglied geschrieben. Inzest und Querverweise also ohne Ende, aber mir doch egal. GOD AMONG INSECTS sind auf einer Stufe mit BLOODBATH und CHAOSBREED. Und wenn die Qualität weiter so hoch bleibt, können meinetwegen noch tausend andere Schweden Langeweile haben…
"Head Under Water" ist so was wie die küstennahe Variante von Kopf in den Sand. Und irgendwie machen mir die Hamburger fast ein schlechtes Gewissen. Denn technisch passt alles, von der Produktion bis zum schönen Gesang. Die Songs sind klasse anzuhören und kombinieren schön poppige Eingängigkeit mit süffisant rockenden Gitarren. Und wäre es nicht so, dass man nach wenigen Takten den ganzen Song kennt, würde das Album sicher einiges hermachen. Mit nur einer Ausnahme bedienen sich MONO INC. aber leider allzu bekannten Sounds und verwechseln Melancholie darüber hinaus manchmal mit zu traniger Melodieliebe. Die einzige Ausnahme muss noch Nachgereicht werden: "Looking Back" überrascht mit modern klingenden Vocals. Erscheinung "Head Under Water" kränkelt definitiv am Mangel eigener Ideen und an einigen Stellen auch zu wenig Power. Wer nicht unbedingt kantige Songs und kreatives Songwriting braucht, kann sich mit dem Gothic Rock der Jungs sicherlich schöne Stunden machen. Mir reicht nur schön klingen aber nicht.