"Pull It Up" ist der mittlerweile fünfte Longplayer der Hannoveraner A COLOUR COLD BLACK, und darauf lassen sie es ordentlich krachen. Der erste und titelgebende Track der CD gibt die Gangart vor: Ein treibendes Stoner-Riff, kombiniert mit einem rockig-melodischen Refrain. Stoner Rock trifft auf Grunge trifft auf Emo - und alles zusammen ergibt ein Energie-geladenes Gemisch, das außerdem diverse Ohrwürmer bereit hält. Auch wenn nicht alle Stücke so drücken wie besagter Opener, wird dessen musikalische Qualität konstant gehalten. Z. T. hört man die Vorbilder deutlich heraus, wie z. B. in "1810 Nights", wo speziell ein Part nur ein bewusstes Zitat von PEARL JAM´s "Alive" sein kann, oder in "Calling Generation Info", dessen Refrain an SOUNDGARDEN´s "Black Hole Sun" erinnert. Aber macht nix - sind ja beides nicht die schlechtesten Songs... In "Ambigous In Amber" treten dann sogar einige Punkrock-Einflüsse zutage und mit "Under The Sky" gibt es einen sehr schönen ruhigen, leicht grungigen Song. Nur der harte Zwischenteil könnte soundtechnisch etwas mehr Wumms vertragen. Das gilt allerdings für die gesamte Produktion. Der Gesang ist sehr klar, die Gitarren dreckig, aber Bass und Drums sind ziemlich höhenlastig und wirken dadurch etwas flach. Der Gesang selbst könnte größtenteils auch noch eine ganze Spur dreckiger sein, und wenn er zweistimmig wird, was relativ häufig der Fall ist, ist er nicht immer 100%ig sauber. Davon abgesehen haben A COLOUR COLD BLACK hier ein paar klasse Songs vorgelegt, die gut aufgebaut sind und nie an Druck verlieren. Mit "Leere" gibt es am Ende der CD noch ein Stück auf Deutsch, das aber trotz des zugegebenermaßen etwas pseudo-tiefgründigen Textes ziemlich unpeinlich daherkommt (was ja bei deutschen Texten häufig nicht der Fall ist). Besonders angetan hat es mir aber der psychedelisch-rockige Zwischenteil, der wie ein Jam klingt und sich zum Ende hin schön steigert. Hätte ruhig länger sein können...
Bei deutsch singenden Rockbands bin ich ja grundsätzlich skeptisch. Allzu oft geht der Gesang in Richtung pseudo-intellektueller Hamburger Schule oder gar Xavier Naidoo, dessen Seele immer noch ganz doll schmerzt. Ganz so schlimm ist es aber bei P:LOT, deren Debüt jetzt auf dem Label Goldene Zeiten vom langjährigen HOSEN-Schlagzeuger Wölli erscheint, zum Glück dann doch nicht. Aber stellenweise ein bisschen schlimm... Aber kommen wir erst Mal zur Musik - die ist nämlich große Klasse. P:LOT spielen melancholischen Indie-Rock, mit schönen Harmonien und Schrebbelgitarre, stellenweise unterlegt mit dezenten flimmerig-spacigen Synthies, bauen ihre Songs dabei aber sehr dynamisch auf, mit Steigerungen und extremen Lautstärkewechseln und werden dabei manchmal auch etwas episch. In ihren ruhigeren Momenten erinnern sie damit etwas an COLDPLAY, in ihren abgefahreneren eher an RADIOHEAD, in einigen leicht psychedelischen Zwischenparts kommt noch ein Schuss PINK FLOYD und AIR dazu. Richtig abrocken tut die Band fast nie, dabei ist sie dazu durchaus im Stande, wie sie z. B. mit dem großartigen ersten Song "Die Gelegenheit" und in einigen Zwischen- und Schlussparts zeigt. Richtig langsam wird sie aber auch nur selten, wie z. B. in der wunderschön schwermütigen Ballade "Ohne Dich". Die meisten Stücke bewegen sich aber eher im Mid-Tempo-Bereich und haben etwas Schleppend-Leidendes, ohne dass die Band aber wirklich schleppt oder sich ins Leiden zu sehr hineinsteigert. Dazu ist das Ganze auch noch gut gespielt und sehr gut produziert: die Gitarren verwaschen und angezerrt, der Bass dick, die Synthis nur im Hintergrund und Drums und Vocals sehr klar. Das Problem bei dieser Platte - um wieder zum Anfang zurückzukommen - ist aber dann doch der Gesang. Der ist einfach zu glatt, wird stellenweise fast schmalzig und geht zu oft eben doch zu sehr in Richtung Jammern, wie z. B. in "Nicht Zu Spät". Was auch gar nicht geht, ist der häufige Einsatz der Kopfstimme, was z. T. an Unerträglichkeit grenzt. Dazu kommt noch, dass die Texte es nicht grade rechtfertigen, auf deutsch gesungen zu werden. Fast ausschließlich in der zweiten Person geschrieben, behandeln sie größtenteils das Thema "Beziehung" in irgendeiner Art und Weise, sind dabei aber weder besonders tiefgründig, poetisch noch sonstwie originell oder eigenständig. Man hat nicht das Gefühl, dass P:LOT wirklich etwas zu sagen hätten, und eigentlich empfiehlt es sich ja dann, den Deckmantel der englischen Sprach zu wählen. Aber gut - ist vielleicht auch einfach Geschmackssache... Von der musikalischen Seite her ist "Debut" auf jeden Fall ein wirklich tolles Album geworden, und wer keine Scheu vor deutschen Texten hat und auf o.g. Bands steht, sollte hier auf jeden Fall mal reinhören.
Nach diversen Problemen (mehrere Labelinsolvenzen und Line-Up-Wechsel) haben die süddeutschen Metaller BLACK ABYSS nun endlich ein anständiges Label im Rücken und eine neue Scheibe "Angels Wear Black" am Start. Dabei versuchen sie sich an einer Symbiose aus traditionellem deutschen Powermetal und der amerikanischen Spielart harten Stoffes - allesamt im Soundgewand der Achtziger verhaftet. BLACK ABYSS wechseln von an Iced Earth erinnerte Tracks hin zu Passagen welche Helloween und Maiden durchschimmern lassen - um mal ein paar Referenzen zu nennen. Zu deren kompositorischen Klasse ist es allerdings noch ein Stück, obwohl man beim hymnischen Nackenbrecher "Unholy" und dem schnellen, melodischen "Dark Legacy" das Potential der Band erkennen kann. Vor allem gesanglich haben BLACK ABYSS mit dem düster-rauen Gesang von Oliver Hornung ein heißes Eisen am Start, das mancher anderer Combo abgeht. Musikalisch dominiert double-basslastiger Powermetal mit harten Riffs und treffsicheren Soli der beiden Gitarristen (ohne einschmeichelnde Keys). Am abschließenden fast achtminütigen Titelsong "When Angels Wear Black" werden sich die Geister wohl scheiden. Manchen wird das Teil einfach zu belanglos auf "eingängigem Hit mit bekannten Zutaten" gemacht sein. Ich persönlich finde den Rausschmeißer durchaus gelungen - der epische Track macht einfach Spaß und sollte Live ein Hammer sein. Ach ja, der Sound der Scheibe ist meines Erachtens leider ein Tick zu dumpf ausgefallen - das sollte beim nächsten Mal besser gehen. Ansonsten eine gute Scheibe, in welche Fans powervoller Metalklänge ruhig mal reinschnuppern können.
Melodischer Hardrock der Endachtziger (mit einer gehörigen Schlagseite Heavyriffs) trifft Sänger mit ganz großer Alternative-Attitüde. So in etwa lässt sich das beschreiben, was die deutsch-schweizer Combo PURE INC. nun auf ihrem Label-Debüt dem geneigten Rockfan anzubieten hat - nach zwei Demos und der selbstproduzierten Scheibe ""Genius", dessen Titelsong es in der Schweiz zu einem Radiohit brachte. Großes Plus des Quartetts: PURE INC. aus Basel haben mit Sänger Gianni Pontillio einen Ausnahmeshouter am Mikro, welcher mit seinem rauen Gesang doch etwas an Scott Stapp von Creed erinnert. Die drei anderen Herren (Gitarrist Sandro Pellegrini, Bassist Andreas Gentner und Schlagzeuger Dave Preissel) legen darunter einen kräftig produzierten, cleanen Soundteppich aus, der einiges an Abwechslung zu bieten hat - melodischer, gitarrenorientierter Hardrock trifft Alternative/Nu-Metal Rhythmen mit heavy Riffs, bekannter laut/leis Dynamik und semiakustischen Parts. An sich nichts Neues - aber ideenreich und äußerst eingängig (also airplaytauglich) umgesetzt. Besonders hervorstechen tut der Opener "Fear My Eyes" (erinnert tatsächlich an Creed und geht sofort ins Ohr), der nachfolgende, bereits erwähnte Klassetrack "Genius", das moderne "T.O.T." (würde mancher amerikanischen Band gut zu Gesicht stehen) und das überlange, abwechslungsreich arrangierte "Falling Season". Gelungenes Debüt dass einiges an Potential aufzuweisen hat, welches bei ähnlich starken Fortsetzungen PURE INC. in Regionen katapultieren könnte, welche schon seit Urzeiten in der Eidgenossenschaft nur von Gotthard, Shakra, Krokus und Co. besetzt zu sein scheinen.
Aua aua... Der Gesang auf dem Debüt von CAPRICORN tut ganz schön weh... Jeder Zahnarztbesuch ist dagegen Zuckerschlecken. Im Ernst: Was Sänger und Gitarrist Gero von Werden da verbricht, ist z. T. schlichtweg unerträglich. Die sowieso schon hohe Stimme wird ausgiebig gequält und schlägt vom Jammernd-Jauligen auch gelegentlich in kreischiges Geschrei um. Aus dem Grund fällt es auch schwer, auf die Musik zu achten, die sich beim näheren Hinhören aber auch nicht als sonderlich spannend erweist. Klingt irgendwie alles nach melodischem 80er Indie-Pop-Rock, ist dabei aber ziemlich einfallslos bis langweilig. Bei "Reply To My Love" beispielsweise kann man gar nicht anders als an FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE zu denken. Die Tempi der Songs bewegen sich größtenteils im Mid-Tempo, variiert durch einige noch langsamere Stücke. Klingt auch alles sehr gleich, Höhepunkte gibt es so gut wie keine. Doch halt - es gibt zwei (positive!) Ausnahmen: "Feeling You" ist ein sehr schöner, extrem ruhiger, fast meditativer Song, der alleine schon durch seinen elektronischen Beat interessant ist und durch einen ab der Hälfte einsetzenden und in diesem Kontext sehr passenden Kirchenorgel-Sound bereichert wird. Sogar der Sänger hält sich bis auf gelegentliche Kopfstimmen-Akrobatik einigermaßen zurück, so dass hier ein wirklich gutes, eigenständiges Stück zustande kommt. Auch aus dem Rahmen fällt "One Minute", denn: Endlich wird mal richtig abgerockt! Ein schneller Schrebbel-Pop-Rock-Song, bei dem Gero nur wenig kreischt und in seinen besten Momenten gar an Robert Smith erinnert. Unterm Strich ist für mich aber nicht nachvollziehbar, was Ex-HOSEN-Schlagzeuger Wölli dazu bewegt haben mag, CAPRICORN für sein Label Goldene Zeiten zu signen. Es kann sich nur um ein höhere Form des Masochismus handeln...