Interview:

The Haunted

Band anzeigen
InterviewHallo Jensen, hast du inzwischen ausgeschlafen, deine Wäsche gewaschen und dich wieder an dein Bett gewöhnt?


Ich habe eine Woche gebraucht, um mich wieder an die schwedische Zeit zu gewöhnen. Ich finde, der Jet-Lag ist für Musiker extremer: Man lebt wie ein Spätschicht-Arbeiter, um 1 Uhr kommt man von der Bühne und vor 5 Uhr morgens kann man nicht schlafen. Wenn ich nach Schweden zurück komme, bin ich so viele Stunden hinterher, aber seit zwei Tagen bin ich wieder im Rhythmus. Alles ist gut.


Im Nachhinein hatte eure Tour etwas tragisches: Nur drei Tage nachdem ihr die USA verlassen hattet wurde Dimebag Darrell während eines Konzertes erschossen. Ihr hattet als eine der ersten Bands ein Statement auf eurer Webseite. Wie war eure, diese letzte Tour mit Dime?


Von all den Touren, die wir bisher gemacht haben, war das bisher die reibungsloseste und glücklichste, eine in allen möglichen Aspekten einfach gute Tour mit den verschiedenen Bandmitgliedern und den Crews. Außer uns waren SHADOWS FALL und eben DAMAGEPLAN dabei, und wir hatten von A bis Z einfach eine gute Zeit. Während unserer zweiten oder dritten Show habe ich das erste Mal Vinnie und Dime abseits der Bühne gesehen. Sie standen während des gesamten Sets hinter uns und haben sich unsere Show angesehen. Wir haben insgesamt 40 Shows zusammen gespielt, und während dieser Zeit lernt man sich sehr gut gegenseitig kennen - und die beiden sind einfach großartige Typen. Gewesen.


Hat dich Dimebag als der Gitarrist von PANTERA auch in deinem Gitarrenspiel beeinflusst?


Dafür war ich damals schon zu alt, ich bin eher von Rudi Schenker und Gitarristen seiner Generation beeinflusst. Aber da kann es keinen Zweifel dran geben, dass Dimebag unglaublich einflussreich auf die Szene war. Ich wäre nicht überrascht, wenn ein bisschen PANTERA in jeder heutigen Band zu finden wäre. Ich habe gestern mit unserem Tourmanager telefoniert, der war auf der Beerdigung von Dime in Dallas. Als Abschiedsgeschenk hat Eddie Van Halen ihm seine Lieblingsgitarre geschenkt, und Zakk Wylde hat seine Lieblingsgitarre gegeben, beide wurden ihm mit ins Grab gegeben. Gene Simmons hat einen KISS-Sarg gestiftet, und LIMP BIZKIT haben ihren Tourbus zur Verfügung gestellt, damit ihn statt eines Leichenwagens ein Tourbus zum Friedhof bringt. Unglaublich, dass selbst Eddie Van Halen ihn als Gitarristen anerkannt hat. Und er war großartig.


Gleichzeitig kommt in den USA jetzt eine unglaubliche Heuchelei hoch. Während sich Leute wie du und ich fragen, warum ausgerechnet ein so überdrehter und dennoch höflicher Mensch wie Dimebag Darrell ermordet wurde, übertrifft sich die konservative US-Presse mit Statements, dass Rock-Musiker selbst schuld daran seien, da sie Jugendlichen die falschen Werte vorleben und sich daher nicht wundern dürften. Und ähnlich zynischer Mist.


Ich bin mir sehr sicher, dass jede Woche mehr Disco-Kids sterben als Rocker. Ich bin mir da ziemlich sicher. Und ich bin mir ebenfalls sicher, dass Disco- und Techno-Kids - oder wie immer du sie nennen würdest - mehr Drogen nehmen und mehr Blödsinn anstellen als Jugendliche, die Metal hören. Ich kenne die Typen ganz gut, die hier in Göteborg Club-Abende organisieren. Da gibt es natürlich eine Techno-Nacht, einen Eurodisco-Abend und so weiter. Und die Metal-Abende sind auch in den Augen der Club-Mitarbeiter die besten: Es gibt am wenigsten Streit, es gibt keine Kämpfe, es kommen eine Menge Leute und der Club hat einen Rekordumsatz an Bier.


Wie sieht das in den USA aus? Dort ist es ja bekanntlich legal, eine Waffe zu tragen, in Europa ist das nicht so leicht. Wie schätzt du die Chance ein, dort eine Waffe in ein Konzert zu schmuggeln?


Natürlich ist es dort einfacher, legal eine Waffe zu bekommen, hier in Schweden kann man keine offen im Geschäft kaufen, um sich selbst zu verteidigen. Hier muss man schon als Jäger anerkannt sein, in Deutschland ist das sicher ähnlich. Trotzdem kann man natürlich über dunkle Kanäle eine Knarre bekommen. In den USA werden die Besucher extra auf Waffen kontrolliert, weil man dort damit rechnet. In Schweden rechnet man doch nicht damit, dass jemand sich umständlich und illegal eine Waffe besorgt hat, wenn er auf ein Metal-Konzert geht. Auf der Tour haben wir uns ein paar Mal geärgert, wie lange der Einlass gedauert hat und dass wir vor fast leeren Reihen spielen mussten, während sich die Hälfte der Besucher draußen die Beine in den Bauch gestanden hat, weil die Sicherheitskontrollen so streng waren. Im Nachhinein haben sich diese Bedenken als richtig erwiesen. Auch der Club, in dem Dimebag ermordet wurde, soll hohe Sicherheitskontrollen gehabt haben. Dennoch ist der Mörder über einen hohen Zaun geklettert und durch die Hintertür hinein gekommen, nachdem er zweimal am Haupteingang abgewiesen wurde. Vielleicht kann man jemanden nicht aufhalten, der so darauf fixiert ist, jemanden anders umzubringen.


Verlassen wir dieses traurige Kapitel und wenden uns einem sehr viel positiveren Thema zu: Wie habt ihr es geschafft, mit "rEVOLVEr" euer bisher variantenreichstes Album aufzunehmen?


Ich glaube, wir haben angefangen, einander mehr zu vertrauen. Jeder von uns fünfen war in seiner früheren Band der Kopf, oder einer von zwei Anführern. Jeder von uns hat eine Vision, und das Wissen, die Stärke und wahrscheinlich auch das Talent, eine Band ganz alleine voranzutreiben. Und jetzt lassen wir alle den jeweils anderen machen und fragen: "Wie willst du es machen?", dann probieren wir es zusammen aus. Wir spielen jetzt alle individuellen Ideen einmal durch, die irgendwie nach THE HAUNTED klingen - und so hört es sich jetzt anders, aber immer noch nach THE HAUNTED an. Und obwohl "My Shadow" kein bisschen wie "Hate Song" klingt, klingt beides nach THE HAUNTED. "My Shadow" ist übrigens mein Lieblingssong auf dieser Platte. Dabei hatte ich keine Begriff davon, was Anders im Proberaum da eigentlich angestellt hat. "Was machst du da, ich komme nicht hinterher, das hört sich nicht nach uns an" - ich konnte ihm von A-Z bei diesem Song nicht folgen. Aber ich kenne Anders, er meinte, ich müsse ihm vertrauen und ihn machen lassen. Also haben wir den Song aufgenommen, Peter hat seine Gesangslinie drüber gelegt - und nach dem Mix ist dann endlich der Groschen bei mir gefallen: "Ah! Darauf wolltest du hinaus!" Bei einem meiner Songs ging es den anderen genauso: "Ich muss das so machen, ihr kennt mich, vertraut mir. Das wird gut werden." Zum Glück ist es das geworden.


Ihr seid also nicht gerade die Band, die jede Idee im Proberaum bis ins kleinste ausdiskutiert, und sie dann erst aufnimmt? Also bleibt für jeden von euch eine kleine Überraschung bis zum finalen Mix?


Doch, wir diskutieren eine Menge. Wir sind sogar sehr gut vorbereitet, wenn wir ins Studio gehen. Aber obwohl wir eine Menge durchspielen und wieder und wieder drüber reden, kann ich trotzdem zustimmen, dass wir einen Song aufnehmen, den ich bis dahin nicht verstanden habe. Wir bereiten alle Harmonien vor, spielen Songs x-mal durch, und trotzdem weiß ich vorher nicht wirklich, wie sich das Resultat dann im Detail anhören wird. Schließlich macht einen so was extrem enthusiastisch. Das ist das kongeniale an dieser Band. Wenn man der Band-Leader ist, weiß man im voraus, wie ein Album werden wird. Denn dann entspringt alles einem Kopf. Hier ist es anders, man weiß, was man selbst beigetragen hat, und es ist aufregend zu sehen, was aus den Ideen der anderen wird und wie sie die Songs verändern. Für jeden von uns ist es eine Herausforderung, mit den Ideen des anderen mitzuhalten, neue, gute Sachen zu schreiben und den anderen zu präsentieren. Und es ist aufregend zu erleben, was die anderen tun.


Bei WITCHERY hast du die meisten, wenn nicht sogar alle Texte selbst geschrieben. Stammt bei "rEVOLVEr" auch ein Text von dir, oder sind alle von Peter?


Das war Peters Job. Als Gitarrist denkt man beim texten zu sehr an die Songstruktur: "Jetzt kommt der Vers, jetzt der Refrain, jetzt wieder der Vers." Der Einsatz für den Vers ist immer auf dem Vers, der Chorus kommt parallel zum Gitarren-Chorus. Ich schreibe den Songs also nach dem Schema Vers-Refrain-Vers-Refrain und dazwischen vielleicht ein Solo. Peter schreibt seine Texte dazu aber ganz anders: "Ich werde zwei Verse nacheinander singen, und wenn du mit dem Vers-Riff hier wieder einsetzt, dann singe ich den Refrain." Inzwischen denke ich jetzt: "Mach das, auch wenn ich es kein bisschen verstehe." Aber wenn ich es höre und dann zustimme, dann verstehe ich es. So ging es uns schon mit "Three Times" auf unserem allerersten Album, und das Ergebnis war fantastisch. Und zwar genau so: Er singt zwei Verse, obwohl ich den Song auf Vers-Refrain komponiert habe.


Ich glaube, ihr habt nun ein zusätzliches Reservoir an Möglichkeiten, weil Peters Stimme sich in den vergangenen Jahren so variabel weiter entwickelt hat. Er singt auf "rEVOLVEr" derart komplizierte Gesangslinien und ergänzt sich perfekt mit euch Gitarristen.


Ja, Peter ist seit dem ersten Album als Sänger deutlich gewachsen. Auf der anderen Seite hatten wir die meisten Songs schon geschrieben, als er dazu kam, danach haben wir nur noch zwei oder drei Songs neu geschrieben, er ist also extrem spät zu uns dazugestoßen.


Elegante Überleitung: Habt ihr euch die ganze Zeit über, die er nicht in der Band war, gegenseitig beobachtet, oder hattet ihr euch aus den Augen verloren? Wusstest du zum Beispiel, was er mit seinen anderen Bands macht, zum Beispiel...


... mit der PETER DOLVING BAND? Das ist ja nun etwas ganz anderes, der Schlagzeuger spielt auf einer Waschtrommel und es gibt eine Akustik-Gitarre. Aber Peter hat sich nie auf irgendetwas festlegen lassen: Er macht den Sprechgesang in einer Reggae Band, er tritt als Singer/Songwriter auf und er besucht Musikschulen und erklärt dem Nachwuchs dort, wie das Urheberrecht funktioniert. Peter hat immer viele verschiedene Eisen im Feuer.


Hatte das einer von euch im Auge? Oder, anders gefragt: Wusstest du, dass Peter noch Musik macht und vielleicht zur Verfügung steht?


Ich wusste schon, dass es ihn auch noch gibt, aber ich wusste nicht, was er gerade macht. Ich wusste, dass er noch Musik macht und ein paar seiner Sachen liefen auch im schwedischen Radio, aber ich kannte seine Songs nicht und hatte auch kein Album von ihm. Wir hatten damals große Schwierigkeiten, einen Ersatz für Peter zu finden, als er nach dem Debüt-Album die Band verlassen hatte. Wir haben damals Monate gebraucht, bis wir endlich Marco gefunden hatten. Nachdem dann auch Adrian Erlandsson (der Ex-AT THE GATES Schlagzeuger wurde damals von CRADLE OF FILTH bei THE HAUNTED abgeworben) die Band verlassen hatte, haben die beiden mal miteinander gesprochen und Peter hat ihm damals schon erzählt, dass er es bereue, die Band verlassen zu haben. Und zwar schon wenige Wochen, nachdem er uns verlassen hatte. "Wenn nur einer von den Jungs mich fragen würde, wäre ich wieder dabei, aber ich will nicht der Wendehals sein, der am einen Tag sagt, ‚ich bin draußen´ und am nächsten schon wieder an die Tür klopft. Also bleibe ich bei meiner Entscheidung, auch wenn ich sie bereue." So hat ihn Adrian später zitiert. Peter hat dann nicht im Geringsten erwartet, dass wir ihn noch mal fragen würden. Er war komplett sprachlos. Wir hatten niemandem offiziell erzählt, dass Marco die Band verlassen hatte. Unser Vertrag mit Earache war endlich erfüllt und wir standen nun ohne Sänger da. Wir haben zwei Monate lang verschwiegen, dass Marco weg ist, denn jedes Label hätte wahrscheinlich vermutet, dass wir keine große Zukunft mehr haben. Also haben wir an demselben Tag, an dem wir Peters Wiederkehr verkündet haben, auch Marcos Ausstieg offiziell gemacht. Und am nächsten Tag brannte unser Proberaum.


Konntet ihr denn wenigstens eure Instrumente retten?


Unser Proberaum war in einem riesigen Holzgebäude, außerdem war da drin eine Autolackiererei, eine Werkstatt für Go-Karts, alles mögliche. Wir hatten unseren Raum im zweiten Stock, neben uns war ein Süßigkeiten-Lager. Am anderen Ende des Gebäudes hatte ein Typ eine Sondererlaubnis und durfte in seinem Laden auch wohnen. Der Typ war paradox, er hat so unglaublich viel gekifft und war trotzdem immer wach. Für das Gebäude hat er den Wachdienst ersetzt, er hing immer beim kleinsten Geräusch am Fenster und hat nachgeschaut. Ich glaube, dass der Typ in der Nacht mit der brennenden Kippe in der Hand eingeschlafen ist und es deswegen angefangen hat zu brennen.


Hat dieser Typ denn überlebt?


Doch, doch. Er wollte unbedingt der Feuerwehr helfen und hat im Weg rumgestanden. Sie haben ihn immer wieder weggeschickt, und er hat dann mit ihnen gestritten, dass sie ihn doch helfen lassen müssen. Das Gebäude war ungefähr 150 Meter lang, unser Raum war also nur verräuchert und die Gitarren haben gestunken, aber der Brandschutz hat das Gebäude dann wegen Sicherheitsrisiken geschlossen. So schnell haben wir keinen neuen bekommen und mussten uns bei anderen Bands einquartieren, um das Album schreiben zu können.


Also habt ihr das Album quasi auf Tour geschrieben.


Man könnte es fast sagen. Wir waren erst vier Wochen hier, dann mussten wir wieder alles zusammen packen, sind für zwei Wochen in einen anderen Proberaum gezogen, und dann mussten wir wieder weiter. Jetzt haben wir endlich einen eigenen neuen Proberaum.


Ist das in Göteborg so schwer, einen Proberaum zu bekommen? Ich weiß nicht, wie aktuell die Lage in Hamburg aussieht, aber Mitte der Neunziger hat man in Hamburg mal die Toilettenhäuschen saniert, trocken gelegt und in Proberäume umgewandelt.


Hier bauen sie alte Fabriken um. Aber die sind dann nicht allein für Musiker, sondern eher Jugendzentren. Aber wir sind keine Jugendlichen mehr. Wir gehen nicht mehr zur Schule, wir leben von unserer Musik. Diese neu geschaffenen Räume können wir also nicht nutzen. Und wie in jeder anderen grossen Stadt ist die Miete für Gewerberäume sehr hoch. Wenn du dann noch Sonderwünsche hast, also dass der Raum trocken und sicher ist und am besten noch ein Klo hat, wird es noch teurer. Aber wir haben einen neuen gefunden. Ein bisschen außerhalb, und für keinen von uns so richtig auf dem Weg, aber ok. Erst bei dieser Suchaktion haben wir herausgefunden, wie viele Bands es momentan in Göteborg überhaupt gibt. Total verrückt: Die Leute reden über den Göteborg-Sound und meinen Death Metal, dabei gibt es hier so unglaublich viele Rockbands. In Stockholm überwiegen Disco und Techno und all diese hippen Leute, die versuchen, eher mit ihrem Make-Up neue Trends zu setzen als mit ihrer Musik. Und hier gibt es so viele Bands, die ähnlich sind wie THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES - so viele richtige Rockbands.


.. genau, außerdem THE AWESOME MACHINE und MUSTASCH, bis vor kurzem gab es BOOGIEMAN und und und.


Ja, hier gibt es so viele gute Bands, das hat uns umgehauen. Es gibt nicht nur IN FLAMES und HAMMERFALL.


Haha, irgendwannn wird jemand das die zweite Welle des Göteborg-Soundes nennen. Aber was ganz anderes: Gibt es denn deine zweite Band noch, oder hast du keine Zeit mehr für WITCHERY?


Oh doch! Wir waren mit THE HAUNTED schon im Februar und März 2004 im Studio, und als wir dann endlich bei Century Media unterschrieben hatten, wollten sie eigentlich gleich im Spätsommer die Platte rausbringen. Schließlich ist es dann doch der späte Oktober geworden, also hatten wir viel Zeit dazwischen. Im Sommer 2004 haben wir mit WITCHERY das neue Album geschrieben und aufgenommen. Und es ist unser bisher bestes Album geworden. Lach jetzt nicht, das sagt natürlich jeder Musiker über sein aktuelles Album, aber für das kommende WITCHERY und das immer noch aktuelle von THE HAUNTED kann ich das ohne Einschränkungen unterschreiben.


Ich bin gespannt. Was hat Toxine (Sänger von WITCHERY - laetti) in den vergangenen 4 Jahren gemacht?


Keine Ahnung. Wahrscheinlich seine Kinder gehütet.


Ok.


... und zwischendurch immer mal wieder versucht, Sharlee zu überreden, zu den Bandproben zu kommen. Fucker!


Momentan ist Sharlee in den USA. (Sharlee d´Angelo ist nicht nur Bassist bei WITCHERY, sondern unter anderem bei ARCH ENEMY, war früher bei Mercyful Fate und danach immer mal wieder dort, wo noch vier Saiten fehlten - laetti)


Ja, ja, ja, ja. Alles Ausreden. (Jensen lacht).


Ihr habt jetzt bei einem deutschen Label unterschrieben. Habt ihr schon einen Tourplan für Deutschland?


Wir warten noch auf ein gutes Angebot für eine Deutschland-Tour. Wir spielen gern in Deutschland, natürlich. Die letzte Show war in Hamburg im Logo - meine Güte, war das dort laut. Und heiß. Aber es war eine großartige Show, ich hatte viel Spaß.


Dann kommt doch wieder. Vielleicht dieses Mal in etwas größere Säle?


Ja. Die Markthalle wäre schon ok. Vielleicht nicht unbedingt das MarX…


Haha. Wäre schön, wenn ihr hier in Deutschland den Status von Kritikerlieblingen endlich los werden würdet.


Wir würden ebenfalls gern noch ein bisschen wachsen. Da wir jetzt endlich eine deutsche Plattenfirma im Rücken haben, haben wir auch die Unterstützung, um auf den Festivals hier spielen zu können. Dafür sind das in 2005 auch gleich sehr viele, ich denke, wir spielen wirklich jedes Festival von Rock am Ring und Rock im Park runter. Mit einem englischen Label ist das so eine Sache... die verstehen einfach nicht, wie ihr Fans hier in Deutschland tickt. Wir sind an Earache fast verzweifelt. Aber das ist jetzt Vergangenheit.


Na dann: Viel Glück.


Band:

Altered Aeon

Band:

Morgoth

www
Review:

Back To The World

()

Nach dem Debüt "Savin Hill" von 2003 und der "Tale Of Mass Deception"-EP von 2004, auf der bereits zwei neue Songs zu hören waren, erscheint jetzt das komplette neue Album der 2002 von Ex-DROPKICK MURPHYS-Frontmann Mike McColgan gegründeten STREET DOGS. Und "Back To The World" übertrifft sogar noch die Erwartungen, die man nach der EP hatte. Zu hören gibt es rauen, melodischen ´77er Punkrock, angereichert mit einem Schuss Folkrock und THE CLASH. Die meisten Stücke gehen grade nach vorne, bei "Tale Of Mass Deception" wird´s dann auch mal richtig folk-punkig - hier hört man McColgans irische Wurzeln deutlich heraus. Überhaupt ist die CD äußerst vielseitig: Die Geschwindigkeiten der Songs variieren von Mid-Tempo bis Hardcore (bei "Drink Tonight"), und am Anfang von "Stagger" wurde ein Reggae-Part eingebaut, der wie ein CLASH- bzw. Joe Strummer-Zitat wirkt. Der letzte Track, "Unions And The Law", ist dann ein wunderschöner, akustischer Folksong. "Back To The World" ist ein großartiges Album geworden, dreckig und treibend, randvoll mit Energie, es gibt einen Ohrwurm nach dem anderen, und die Refrains haben fast durchweg Hymnen-Charakter. Man kann sich einfach nicht dran satt hören...

Back To The World


Cover - Back To The World Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 32:6 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Gastspiel (Live)

()

Seltsame Sache dieses Album von UNHEILIG. Und zwar weniger, dass nach wenigen aktiven Jahren bereits ein Livealbum folgt, sondern vielmehr die Stimmung die es verbreitet. Der Sound ist exorbitant klar und druckvoll, beinahe unheimlich wenn man bedenkt, dass es live entstand. Der Gesang zeigt keinmal eine Schwäche, alle Einsätze passen. Die Songauswahl legt einen klaren Schwerpunkt auf das letzte Album ("Zelluloid"), ohnehin härteren Tracks wie "Maschine" steht das plus an Livehärte bestens. Generell klingen viele Songs jedoch sehr ähnlich den Studioversionen. Und wären nicht die wirklich uninspiriert wirkenden Jubelschreie und braver Beifall des Publikums zwischen den Songs, von dem man ansonsten selbst bei den ruhigeren Parts nicht ein Husten vernimmt. Seine Ansagen wirken statisch, seine Rede zur Partytauglichkeit einer Gotenversammlung wie der verzweifelte Versuch einer Rechtfertigung. Ein pulsierendes Liveevent fängt man sicherlich anders ein, auch wenn bei den Zugaben etwas mehr Atmosphäre eingefangen wurde. Ein gutes Best Of Album ist "Gastspiel" aber geworden - auch wenn nach ihrem Debut der Überraschungseffekt gegangen ist und die Kombination aus Pathos, hübscher Melodie und bollerndem Bass kalkulierbar geworden ist.

Gastspiel (Live)


Cover - Gastspiel (Live) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 17
Länge: -:- ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Same As It Never Was

()

Für mich waren CIRCLE OF GRIN schon letztes Jahr ganz klar einer der besten Newcomer im Bereich Alternative, denn ihre damalige zweite EP "The End Will Be The Same" hat mich mit dieser satten Power damals schon schlichtweg aus den Socken gehauen. Ohne Übertreibung durfte man diese Kölner Jungs als eine Art "deutsche" Antwort auf SEVENDUST oder auch INCUBUS bezeichnen. Jetzt hat dieses Quintett mit "Same As It Never Was" ein ebenso gelungenes Debütalbum nachgelegt, dass die verteilten Vorschusslorbeeren eindrucksvoll bestätigt. Von der EP habe es vier der fünf Tracks nochmal auf das Album geschafft, natürlich neu eingespielt und mit noch mehr Livefeeling versehen - die Scheibe rockt einfach wie "Sau". Mit Hammersongs wie "Turn Your Back On Me", "My Evil Twin” oder "How We Fade Away” zeigt sich die Band sehr vielschichtig in ihrem Repertoire, die Songs haben einfach, ganz egal ob super fett oder "nur" ordentlich groovend, einen gewissen eigenständigen Charakter, der das Zuhören einfach interessant und fesselnd macht. Das Wechselspiel zwischen getragen und heftigeren Parts ist zwar nicht gerade neu aber CIRCLE OF GRIN verstehen es mit einer selbstverständlichen Lässigkeit alles frisch und unverbraucht klingen zu lassen. Hier gelingt der schmale Spagat zwischen melodischen aber dennoch nie zu einschmeichelnden Rocksongs und deutlich härterem ja sogar manchmal richtig eingeprügelten Nu Rock/Metal lastigen Materials. Hier kommt die wirklich hervorragende Stimme von Jan, der sowohl die Shouter als auch die "normale" Sängervariante qualitätstechnisch gleichermaßen exzellent miteinander kombiniert, zum Tragen. Die Gitarren bei COG kommen größtenteils melodiös daher, es gibt tonnenweise tiefe Riffs die zwischen heftig aggressiven Breitseiten sowie filigranen akustischen Parts wunderbar abwechslungsreich hin und her pendeln ohne stereotype Vorbilder aus amerikanischen Garagen zu kopieren. Wie es der sicher nicht alltägliche Name schon etwas anklingen läßt, steht diese Formation, die 2001 einmal spontan aus einer vorweihnachtlichen Jamsession entstanden ist, voll im tatsächlichen Leben. Man hat durch prägende gemeinsame Erlebnisse auch während der vielen mittlerweile über 100 Live-Gigs eine besonders enge Verbundenheit zur stetig wachsenden Fanbasis entwickelt. Für die Band war es außerdem wichtig ihren energetischen Livesound auf Platte zu bannen, die ist vollauf gelungen. Akzentuierte wunderbare Stimmungen kommen zusammen mit knackigen heavy Einschüben - hiermit sollte bei allen aufgeschlossenen Alternative Fans der Durchbruch gelingen. CIRCLE OF GRIN bieten eine lohnenswerte Alternative zu den vielen seelenlosen Kopien amerikanischer Krachcombos. Daher beide Daumen hoch für "Same As It Never Was" von einer sympathischen Band - CIRCLE OF GRIN ein Name, den man sich zukünftig merken sollte.

Same As It Never Was


Cover - Same As It Never Was Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:4 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Messenger Of The Gods

()

Warum diese CD, noch aus 2004 stammend, erst jetzt bei uns eingetrudelt ist, kann ich leider nicht beantworten. Ansonsten gehört "Messenger Of The Gods" zu der Kategorie von CD’s mit deren Namedropping man locker eine mittlere Gästetoilette tapezieren könnte, das Ergebnis ist aber auch leider größtenteils ziemlich dazugeeignet an dem selbigen Ort die Spülung zu betätigen. Ich will ihm ja wirklich nicht zu nahe treten oder ungerecht erscheinen aber was da der italienische Tastenvirtuose MISTHERIA auf seinem aktuellen Werk "Messenger of the Gods" insgesamt auf fast 80 Minuten (!) Spielzeit so abgeliefert hat, ist für mich unter dem Strich gesehen, schon etwas enttäuschend. Die ganze Schose ist zwar in einem üppig neoklassischen Prog/Powermetal Kleid verpackt aber die Songs sind oftmals mit einer bombastisch-barrocken Schwülstigkeit versehen, und wirken so oft einfach nur kalt konstruiert ohne allzu große inhaltliche Substanz. Es fehlt einfach das mitreisende oder schlicht die Seele in den Songs. Im Vorfeld konnte man sich schon wegen der beteiligten internationalen Gastmusiker vor allem eine ganze Armade von Gitarristen wie u.a. Alex Masi, ROB ROCK, Anders Johansson (Drums/HAMMEFALL), George Bellas & Matt Bissonette (JOE SATRIANI), HUBI MEISEL, Barry Sparks (DOKKEN) um nur einige zu erwähnen aber das Ergebnis dieser zweijährigen Arbeit ist einfach zu dünne. Viel zu viel nichtssagendes instrumentales Geklimper mit langweiligen Läufen, Frickelsolos an jeder Ecke. Die CD hat zwar auch einige gute Momente, zumindestens dann wenn die beiden einzigen überzeugenden Sänger ROB Hubi Meisel (die anderen "Jauler" lassen wir mal lieber unerwähnt) etwas Raum bekommen, um sich zu entfalten und nicht vom restlichen Bombast förmlich erschlagen werden. Wie gesagt Keyboarder MSTHERIA ist sicher technisch ein wirklich Guter, hat alle Facetten drauf, seine klassisch geprägten Rotes schimmern überall etwas selbstweiräucherisch durch aber kompositorisch kann er (noch) nicht zum Beispiel mit einem ERIC NORLANDER mithalten. Deswegen kann man sich dieses Werk auch so ziemlich schenken, nur drei wirklich gute Songs wie "Eternity" oder "Zeus Will Storm The Earth" (zudem noch gleich zwei absolut überflüssige Intros!) sind einfach zu wenig - dass gab’s alles schon mal eine ganze Ecke besser sowie hörenswerter. Da nützt auch das immense "Staraufgebot" nicht mehr viel.

Messenger Of The Gods


Cover - Messenger Of The Gods Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 79:34 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Twentieth Anniversary Show

()

Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, warum sich die Jungs der britische Neoproglegende IQ sage und schreibe drei Jahre lang Zeit gelassen haben, um ihr Jubiläumskonzert "IQ - The Twentieth Anniversary Show" im "The Mean Fiddler" Club in London vom 15.12.2001 (!) herauszubringen. Soll uns auch egal sein, die Doppel-DVD bietet einen ordentlichen, wenn auch nicht überragenden Sound und es kann wahlweise zwischen Dolby Digital Stereo und Dolby Digital 5:1 geschaltet werden. Die Bildqualität vom Konzert ist für diese kleine Location ebenfalls ganz o.k. und durch die Enge halt ziemlich familiär geprägt. Es wird auf der Bühne selbst dann nicht allzu viel Schnickschnack geboten, ein paar nette Animationen, eine eher spartanische Lightshow - alles grundsolide und auch die Schnitte sind nicht allzu aufdringlich. An der Songauswahl des regulären Sets gibt es ebenfalls nicht zu deuteln, es finden sich einige gelungene Medley’s die aufgrund der vielen längeren Songs der Band dafür sorgen, dass Tracks aus nahezu alle Bandphasen, seit der Gründung 1981 in Southampton, berücksichtigt werden konnten. Sogar aus einem der besten Werke von IQ, dem 87’er Hammeralbum "Nomzamo" bei dem Stammsänger Peter Nicholis sogar vorübergehend nicht im Line-up stand, wurde dass wunderbare "Human Nature" gespielt. Bei letzterem und auch bei "Capricorn" gewinnt Tony Wright mit tollen Saxophoneinlagen den Songs nochmals neue Nuancen ab. Sänger P. Nicholis liefert ebenfalls eine solide Leistung ab, ist zwar mit grellen Farben geschminkt wie FISH (ex-MARILLION) zu seinen besten Zeiten kommt gänzlich ohne dessen manchmal etwas platten Pathos aus, besitzt dafür aber auch nicht ganz dessen damalige Ausstrahlung. Klar, einer der großen Höhepunkte ist neben dem gelungenen Mix aus "The Thousand Days/The Magic Roundabout" natürlich der Klassiker, das Monumentale "The Last Human Gateaway". Die Jungs sind spielerisch brilliant und vor allem stimmungsmäßig sehr gut drauf, schon der damalige Titel der anschließenden Tour "20 Years Of Prog Nonsense" deuten an, dass sich diese Band mit dem typisch etwas skurilen britischen Humor nicht allzu ernst und sogar gerne auf die eigene Schippe nimmt. Dies kommt dann noch besonders auf der zweiten DVD zum Tragen bei dem u.a. einige coole Coverversionen "Jet" von den WINGS sowie "Mamma Mia" (ABBA) im Mix zusammen mit "Out Ff Nowhere" vertreten sind. Bei "Subterranea" folgt die Bandvorstellung mit lässigen Reggaevibes und bei der damaligen Vorgruppe "The Lens" handelt es sich um die ursprüngliche Vorgängerband von IQ nur ohne Vocals. Die Jungs treten dabei in lustigen buschigen Afrolookperücken und glanzseidenen Jackets sowie langen falschen Bärten auf - musikalisch wird etwas 70er Jahre angehauchter Instrumentalspacerock geboten. Als weiteres Bonusmaterial gibt’s ein ganz gelungenes Tourbook, die originell gemachten verschiedenen In- & Outros der Konzerte, eine Photogallerie sowie die Cookie Cam des Drumers. IQ zeigen sich auf dieser DVD einmal mehr als bescheidene Band von Neben an, der es hauptsächlich um ihre Musik geht, selbstdarstellenden Egoismus ist jedem der fünf Protagonisten absolut fremd. Macht Spaß zuzuschauen und zusammen mit den zusätzlichen Extragimmicks wird diese DVD vor allem für Fans einen lohnenswerte Anschaffung sein.

The Twentieth Anniversary Show


Cover - The Twentieth Anniversary Show Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 20
Länge: 230:0 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Entombed

Band anzeigen
Interview Ich war ein wenig überrascht, dass "Unreal Estate" erstmal nur als CD veröffentlicht wird. Eine DVD hätte sich doch angeboten, oder?


Oh, es wird sicher auch als DVD herauskommen, in einer nicht so weit entfernten Zukunft. Wir arbeiten daran, wenn auch fast nur in meinem Kopf *lacht*. Wir wollen eben nicht einfach nur eine DVD veröffentlichen, sondern eine richtig gute Scheibe machen. Es ist unsere erste richtige Live-Aufnahme seit 1991 und wir haben dadurch einfach so viel Material, Fotos und so, die wir mit raufpacken wollen. Vielleicht auch noch eine andere Show, die wir mitgefilmt haben.

Die "Unreal Estate"-Geschichte ist dazu noch sehr neu und individuell, da will jeder natürlich auch sehen, was passiert ist. Es wurden so viele großartige Fotos während unserer Show im Opernhaus gemacht, die wir sichten müssen und dann auf die DVD packen können. Das alles zu arrangieren dauert eben seine Zeit.

Eine Menge Leute fragen nach einer DVD und ich weiß, das viele sie kaufen wollen, aber wir wollen eine DVD machen, die richtig gut ist. Normalerweise schaut man eine DVD doch nur einmal an, während man eine CD immer wieder hört. Wir wollen die Leute dazu bringen, unsere DVD öfter anzuschauen, damit sie was für ihr Geld bekommen. Es soll etwas sein, was ich mir selbst auch kaufen würde.


Warum wurde "Unreal Estate" denn erst so spät fertig? Gespielt habt ihr die Show doch schon 2002…


Es war einfach nur Zeitmangel, der das Ganze so verzögert hat. Wir waren auf Tour, haben ein neues Album aufgenommen, das hat alles viel Zeit gekostet. Das Booklet zu entwerfen war auch ziemlich aufwendig. Es war einfach alles ein Zeit-Ding. Und da auch einfach alles gut aussehen soll, dauert es eben.


Was für Leute haben euch an dem Abend in der Oper zugesehen? Waren es Metal-Fans oder die normalen Opernbesucher?


Es waren viele der normalen Besucher da, also Leute die zu jeder Veranstaltung dort gehen, die ein Saison-Ticket haben und somit oft in der Oper sind. Es gibt auch viele Leute, die einfach zu jeder Premiere gehen, die in der Oper stattfindet. Viele von den Leuten sind natürlich nie vorher bei einem Metal-Konzert gewesen, dafür sind sie oftmals einfach auch zu alt. Aber es waren nicht nur diese alten Leute da, sonder auch die echten Metalheads mit langen Haaren und Kutte. Die Typen mit Kutte und Patronengurt da sitzen zu sehen und sich Ballet anschauen, war schon sehr bizarr.

Die Show war in drei oder vier Abschnitte unterteilt, einer war sehr kurz. Wir waren der letzte Akt, vorher waren noch zwei Akte normales Ballet *lacht*. Ich konnte leider das Ballet nicht sehen, aber ich glaube, dass viele Leute schon ein wenig gelangweilt davon waren. Gerade die, die nur wegen uns da waren. Beide Akte waren so 20 Minuten lang und dazwischen war glaube ich noch ein fünfminütiger Akt. Wir haben dann im letzten Akt um die 45 Minuten gespielt.


Warum habt ihr nicht länger gespielt?


Es gab einen Abschnitt in der Mitte, der komplett ruhig war, bei dem nur das Ballet getanzt hat. Den haben wir bei der CD schon weggelassen. Es war ja auch keine richtig ENTOMBED-Show, sondern mehr eine besondere Performance und es gab eine Set-Time von 45 Minuten. Nach der Show fiel der Vorhang und die Leute gingen nach Hause *lacht*. Das ist der Grund, warum die Show so lang war, wie sie lang war. Wir hatten einfach keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern.


Von wem stammt eigentlich Idee für diese Show? ENTOMBED zusammen mit Ballett-Tänzern?


Die beiden Choreographen der Oper haben uns kontaktiert und angefragt, ob wir so was machen würden. Als wir die Mail bekamen und durchgelesen hatten, waren wir nicht sicher, ob sich da nicht jemand einen Scherz erlaubt hat. Ich meine, die hatten (in schwedisch) gefragt: "Würden sie gerne im Stockholmer Opernhaus auftreten, zusammen mit einem Ballett-Ensemble?" *lacht*. Wir waren uns eigentlich sicher, dass da jemand einen Witz machen. Aber dann haben sie ein zweites Mal geschrieben, diesmal in englisch. Und dann noch eine. Wir haben dann geantwortet und nach und nach begriffen, was sie eigentlich von uns wollten *lacht*. Wir hatten aber nie damit gerechnet, dass so eine Show wirklich stattfinden würde.

Sie wollten uns wissen, ob wir uns eine solche Sache überhaupt vorstellen können und interessiert wären. Wir hielten die Idee zwar für verrückt, aber waren einverstanden. Ich denke, es war sicher die abgefahrenste Sache, die wir seit langer Zeit gemacht haben *lacht*. Nachdem wir unsere Zusage gegeben hatten, wurde es ernst und die beiden haben mit uns abgesprochen, wie die Show ablaufen wird und welche Musik wir spielen werden, also welche Songs.

Da haben wir dann ein wenig Panik bekommen *lacht*. Sie wollten, dass wir einige ganz neue Sachen schreiben, die zur Show passten. Wir wussten nicht genau, was sie wollten, aber die beiden haben uns sehr geholfen und gesagt, wie das und das klingen muss. Sie wollten ein wenig die Atmosphäre von "Clandestine", aber zusätzlich ein paar neue Arrangements. Sogar ein kurzer Grind-Part. Wir wussten zwar nicht, wie das zum Ballet passen soll, aber sie wollten Grindcore *lacht*.


Haben die Tänzer sich während des Grindcore-Parts denn bewegt?


Weißt du, wir standen dort, wo normalerweise das Orchester ist. In dem Graben. Da gab es einen Lift, auf dem wir standen und mit dem wir hoch und runter gefahren werden konnten, bis zur Höhe der Bühne. An einer Stelle der Show, in der Mitte ungefähr, wurden wir hochgefahren und spielten diese beiden Grind-Songs. Da gab es auch düstere Beleuchtung und zum Ende hin wurden wir wieder runtergefahren. Der Grind-Part war also so was wie die Klimax des Ganzen. Ich glaube, die Tänzer hatten da Pause. Es war soviel Action, da hab ich kaum auf die geachtet *lacht*.


Ein wenig hat mich die Ruhe im Publikum überrascht.


*lacht* Das lag wohl auch daran, dass alle saßen und das Opernhaus natürlich nicht wie ein Club wirkt, sondern ehrwürdig und edel aussieht.


Schon klar, aber ich hätte gedacht, dass die anwesenden Metal-Fans ordentlich Lärm machen.


Für viele Leute war es ein anderes Gefühl, bei diesem Konzert zu sein, auch wenn wir dort gespielt haben. Der Raum hat eine ähnliche Atmosphäre wie eine Kirche, da ist man automatisch ruhiger. Die Leute wurden vom Raum selbst beruhigt *lacht*.


Mal weg von "Unreal Estate". Wann werdet ihr anfangen, ein neues Album zu schreiben? "Inferno" ist ja schon ein wenig älter…


Wir haben bereits damit angefangen. Deswegen haben wir eine ganze Zeit auch nur einzelne Shows gespielt und keine langen Touren. So konnten wir konzentriert an dem Album arbeiten. Aber las mich überlegen. Ich denke, dass Album wird nicht vor Herbst 2005 erscheinen, aber ganz genau kann man das ja nie sagen. Vielleicht wird es auch ein wenig schneller gehen.


Also nach dem Sommer-Festivals im nächsten Jahr?


Ja *lacht*.


Seit ihr immer noch bei Music For Nations?


Nein, "Inferno" war das letzte Album für Music For Nations. Music For Nations wurde vor kurzem von Zomba aufgekauft und dann geschlossen. Das war für uns natürlich ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel. Wir sind jetzt bei unserer eigenen Firma, Threeman Recordings. Während der letzten beiden Alben hat MFN schon nur Scheiße gemacht, sie waren einfach viel zu sicher und stur, was die Arbeit mit uns betraf. Als sie dann von einem Major gekauft wurden, veränderten sich auch ihre Prioritäten und sie hätten sich mit so was wie Britney Spears befassen müssen. Das wäre sowieso nicht gut gegangen.

Wir wollen nicht mit Leute arbeiten, die keine Ahnung haben, also haben wir uns entschieden, unseren eigenen Weg zu gehen. Wir haben mit Threeman ja schon einige Erfahrung und bereits vor dem Ausverkauf von MFN war unser Entschluss ziemlich fest.


Werdet ihr eigentlich irgendwann mal wieder im Sunlight aufnehmen? So als Tribut an die alten Tage?


Ich weiß es nicht, da bin ich mir nicht sicher. Wir müssen uns natürlich mit Tomas [Skogsberg - Produzent im Sunlight] zusammen setzen. Aber das Ding ist, dass das alte Sunlight nicht mehr existiert. Das Studio, in dem wir unseren ersten drei Alben aufgenommen haben, gibt es nicht mehr. Tomas ist aufs Land gezogen, wo er mehr Platz für sein Studio hat. Das Sunlight war richtig klein und beengt, da wurde es wohl mal Zeit für einen Wechsel. Er muss jetzt erstmal sein Studio wieder aufbauen. Aber wenn er fertig ist, würden schon wieder mit ihm arbeiten.


Aber viel gemacht hat Tomas vor seinem Umzug auch schon nicht mehr, oder? So ist jedenfalls mein Eindruck.


Ich denke, das hat viel mit seinem Umzug zu tun. Er hat in der Zeit vor dem Umzug auch nicht mehr so aufgenommen, das stimmt. Ich kann mich gar nicht erinnern, was er zuletzt aufgenommen hat *lacht*. Aber es stimmt nicht, dass das Sunlight geschlossen ist.


Zum 15-jährigen Jubiläum habt ihr ja nichts besonderes veröffentlicht. Werdet ihr das noch nachholen oder ist "Unreal Estate" euer Geschenk an die Fans?


Das sicher nicht, nein. Die meisten Leute fragen uns nach den Demos, zu NIHILIST-Zeiten, also werden wir die 2005 herausbringen. Eine schwarze Kollektion der Demos. Die ersten vier Demos, also auch das unter dem Namen NIHILIST aufgenommene Zeug. Mit den ganzen alten Fotos aus der Zeit, so komisch die heute auch wirken *lacht*. Wir nach den ganzen Demos der alten Sachen auch eine Scheibe mit Outtakes aller Alben machen und auch die Demos aus der Zeit von "Wolverine Blues" mit raufpacken. Also auch die Songs, die es nicht auf ein Album von uns geschafft haben. Wir haben ja schon eine Doppel-CD mit allen Coversongs gemacht, da wird es auch Zeit für eine Scheibe mit raren Sachen, Bonussongs und so was. Aber das ist noch in Planung.

Und wir wollen auch die Rechte an unseren alten Alben zurückkaufen, um sie dann als Re-Release auf den Markt zu bringen. Aber ich bin mir da über die rechtliche Lage noch nicht im Klaren.

Zum Jubiläum gibt es aber erstmal die Demos *lacht*.


Wo du grade die Cover-Scheibe angesprochen hast: werdet ihr mal eine Show nur mit Coversongs bestreiten?


Nein, ich denke eher nicht. Wir haben die meisten Songs ja noch nie live gespielt, das wäre echt schwierig *lacht*. Aber man weiß ja nie, was passiert. Eine Menge Leute fragen uns nach einer solchen Show, aber wir sind wohl noch nicht bereit dafür. Einige der Songs spielen wir ja live, z.B. die MOTÖRHEAD-Sachen, aber die meisten Songs auf "Sons Of Satan…" waren wirklich nur als einmaliger Tribut von uns an die Bands gedacht. Mehr nicht *lacht*.


Wie stark seit ihr von der ganzen Download/ mp3-Geschichte beeinträchtigt?


Ich weiß es nicht. Es laden sich bestimmt viele Leute unsere Songs gratis aus dem Netz, aber die hätten unsere Alben wahrscheinlich sowieso nicht gekauft. Und die Fans kaufen unsere Alben nach wie vor. Es kommen aber vielleicht dadurch mehr Leute zu unseren Shows, ich weiß es nicht.

Wenn ich persönlich ein mp3 einer Band höre, das mir gefällt, will ich auch das Album und das kaufe ich mir dann. Aber vielleicht bin ich da auch old-school. Ich mag es eben einfach, Platten zu kaufen - selbst wenn ich die Scheibe als gebrannte Kopie bekommen kann. Wenn man in einer Band wie ENTOMBED ist, bekommt man auch viele Promos und Demos von Bands, die mal mit uns spielen wollen. Und bei Threeman kommt natürlich auch viel an. Ich will aber von Musik, die mir gefällt, keine gebrannte Kopie, sondern das ganze Album. Das liegt vielleicht auch daran, wie wir aufgewachsen sind. Man hat sich damals einfach gefreut, wenn man sich eine neue Platte kaufen konnte und hat die immer und immer wieder gehört. Heute schient das bei den Kids anders zu sein. Der Rest der Kumpels hat sich dann eine Kopie gemacht, aber jeder hat auch andere Platten gekauft. Heute wird man wahrscheinlich nicht mal diese eine Platte los *lacht*.

Ich weiß also nicht, ob das Internet uns da negativ berührt. Aber wir können es sowieso nicht ändern, also müssen wir abwarten, was passiert. Ich denke, dass die Pop-Branche da stärker betroffen ist. Metal-Fans sind einfach treuer und kaufen viel mehr Platten. Popfans sind nicht unbedingt Fan der Band, sondern Fan des Songs. Das kommt stark durch Radio und MTV zustande. Metal-Fans sind viel stärker Fan der Band und nicht nur von einem Song.

Ich kann verstehen, warum die Major Labels da so viel Angst haben.


Ja, die verlieren eine Menge Geld.


Genau. Und das trifft sie natürlich hart.


Auf der anderen Seite gibt es aber auch Label wie Century Media, die 2004 ihre Verkäufe deutlich steigern konnten.


Ja, oder Metal Blade. Es geht anscheinend aufwärts mit Metal *lacht*.


Du bist ja nicht nur bei ENTOMBED aktiv, sondern auch bei Threeman Records eingespannt. Ist es das, was du schon immer machen wolltest? Den ganzen Tag mit Musik, aber auch dem Musikbusiness zubringen?


Ja. Ich war natürlich schon immer sehr daran interessiert, Musik zu machen, aber auch genauso hinter die Kulissen zu blicken. Es hat einige Zeit gedauert, bis Threeman Records aufgebaut war, aber das hat sich gelohnt. Und es war und ist interessant, ein Label zu betreiben. Sich um so Sachen wie T-Shirt-Design oder Videos zu kümmern, macht einfach Spass. ENTOMBED und das Label sind natürlich eine Menge Arbeit, das darf man nicht unterschätzen. Aber es ist cool.


Du siehst dann ja auch beide Seiten der Medaille. Hat das einige Illusionen zerstört, die du über Musik hattest?


Nein, nicht wirklich. Ich glaube, ich war da schon immer sehr realistisch. Es ist eben nicht romantisch, wie das manche Leute sehen. Viele Leute denken, dass eine Band nicht mehr arbeiten muss, wenn sie erstmal einen Plattendeal hat. Aber genau dann fängt die Arbeit erst richtig an. Und daran gehen viele Bands auch zugrunde, sie unterschätzen einfach die Zeit, die man für die Band aufbringen muss.

Man muss sich schnell klarmachen, dass man einfach nichts umsonst bekommt. Jeder will ein Geschäft mit einem machen und niemand ist bereit, irgendwas zu verschenken. Es ist wichtig, sich Connections aufzubauen und einen Namen zu machen. Das ist harte Arbeit, genau wie den ganzen Ablauf beim Entstehen einer Platte zu überwachen. Das ist ja nicht nur Aufnahme, sondern auch Pressen, Layout, Promotion und viel mehr.


Band:

The Peers

KEINE BIO!

Seiten

Subscribe to RSS - deutsch