Schön mal wieder die Gelegenheit für ein Interview mit dir zu haben.
ANDY: Hey Jan, freu mich auch.
Wie geht es dir ?
ANDY: Mit geht es bestens, danke. Ich bin gesund und erfreue mich sehr an den Dingen, die in
meinem Leben passiern. Musik, TV....alles was mir Spaß macht.
Ich nehme stark an, dass „Süden“ sich auch an deinem Kraftort in Spanien (Castello de la Plana)
anlehnt, wo du ja regelmäßig bei Uwe Hoffmann im Studio bist?
ANDY: „Süden“ ist ein Album, dass die Sonne im Herzen trägt. Immer Sommer verstärkt es und im
Winter lindert es. Wir haben an der Costa Blanca, meiner Herzheimat, aufgenommen. Wie früher,
mit der ganzen Band im Studio, zusammen in einem Haus gewohnt, gekocht, gelacht, gelebt.
Ich finde die neue Platte geht irgendwie auch in die Rock Richtung, im Vergleich zu DCS ist allerdings
dennoch klar ein Unterschied zu erkennen. Wie würdest du die Unterschiede erklären?
ANDY: Ich denke schon, dass man meine Handschrift und auch die von Uwe Hoffmann, der auch in
das letzte Album DCS involviert war, heraushört. Mein Sidekick der letzten 20 Jahre, Slick Prolidol ist
auch am Start, wie überhaupt nur alte Weggefährten dabei waren und sind.
Der größte Unterschied ist sicherlich, dass auf deutsch gesungen wird, das verändert für mich schon
im Ansatz alles. Man denkt, textet und komponiert auch anders. Musikalisch ist es weniger riffig als
DCS, aber nicht weniger laut und wild. Nur ein bisschen anders. Unser Gitarrist Thilo Hornschild hat
dem Album mit seinem Spiel seinen Stempel aufgedrückt, weil er ganz andere Roots hat, und nicht
wie ein Metalgitarrist denkt und spielt, sondern eher aus dem Rockabilly kommt. Wir ergänzen uns
perfekt. Und meine Sängerinnen Steffi und Lea sind sehr stark soundbildend, sie sind mehr
Backgroundstimmen, sie gehören zum Bandsound.
Du hattest ja einige Songs der Platte schon als Single/Video veröffentlicht. Wann kam den die
Entscheidung ein ganzes Album zu veröffentlichen?
ANDY: Auf dem Album sind komplett neue Songs z hören im Grunde, wir haben jedes Lied neu
arrangiert und in den Bandsound übersetzt. Die älteren Versionen waren für uns nur Vorlagen.
Das Album war die Idee von Uwe Hoffmann, unserem Produzenten. Ich fuhr, wie so oft, mit ihm auf
dem Rad durch Orangenplantagen, um ein paar für unseren Privatgebrauch zu leihen, da sagt er
plötzlich „Lass ́ uns ́ne fette Rockplatte machen!“, und da war die Idee geboren.
Mir gefallen die „weiblichen“ Choruses in „Rette mir“ großartig.
ANDY: Ich liebe sie. Die Girls machen es einfach spannend und es klingt sowas von geil. Im Studio
fühlte es sich bei ihren Takes so an, als ob zwei Feen die Songs mit Goldstaub bestäuben.
Können wir mit einer Tour in „großer“ Bandbesetzung rechnen?
ANDY: Ja, wir werden definitiv in dieser Besetzung live spielen. Das ist die Band.
Wann und wo kommt denn die Doku zur Entstehung des Albums?
ANDY: Wir haben den kompletten Entstehungsprozess filmisch festgehalten. Das wird im Zuge der
Veröffentlichung bei YouTube veröffentlicht.
Was macht die Politik, bist du noch im Kulturausschuss?
ANDY: Ja, ich sitze als „OB der Herzen“ im Kulturausschuss von Mülheim a.d. Ruhr. Wenig Rock ́n
́Roll, klar, aber ich kann mich dort einbringen und lerne auch immer noch dazu.
Die Theaterwelt zum Beispiel ist sehr interessant, da kann ich noch viel entdecken.
Wie kam es denn zu deiner Beteiligung in der Sat 1 Show „All together now“?
ANDY: Die Produktionsfirma hatte mich schon 2019 gefragt, so lange sind wir schon mit ALL
TOGETHER NOW dran. Man kannte und wollte mich, mehr weiß ich nicht. Die Show ist total super, es
geht nur um Musik und Emotionen, kein Castingauftrag. Das passt mir gut, ich will nur Spaß haben
und schöne Dinge erleben.
Vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, wir sehen uns hoffentlich in Bälde auf einem
Konzert!
ANDY: Gerne, wir sehen uns!
CROBOT aus Pottsville in Pennsylvania sind ja mittlerweile schon ein paar Jahre am Start und ihre Beharrlichkeit, auch im Sinne einer sich selbst treu bleibenden Band, scheint sich auszuzahlen. Nachdem ihr letztes Album „Motherbrain“ (2019) auf starke 30 Millionen Streams kam, setzt das neue Werk „Feel This“ wieder hier an und liefert Fans und den Kritikern dass, was sie hören wollen. Kraftvoll groovender Rock mit Grunge- und Stoner-Anleihen. Die Parallelen zu AUDIOSLAVE respektive SOUNDGARDEN sind laut Brandon Yeagley gar gewollt – nicht nur seiner Stimme wegen. Die beiden Bands werden von CROBOT äußerst gerne als ihre Haupteinflüsse genannt. Der Song „Golden“ hätte so auch von Chris-Cornell kommen können. Der Stadion-Rocker „Livin‘ On The Street“ und der ruhigeren Abschlusstrack „Staring Straight Into The Sun” seien auch noch als Anspieltipps genannt. CROBOT haben mit „Feel This” ein wirklich gutes Hard Rock Album abgeliefert, das nun noch auf die live-haftige Umsetzung in der diesjährigen Festivalsaison wartet.
IBARAKI ist das neu gegründete Black Metal-Nebenprojekt von TRIVIUM-Fronter Matthew Heafy, welcher erst kürzlich mit TRIVIUMs „In The Court Of The Dragon“ glänzte. Heafy greift seine japanischen Wurzeln auf und bringt sie in die Musik mit ein; das erscheint authentischer, als nordische Mythologie als thematische Grundlage zu wählen. Alleine die Tatsache, dass EMPEROR-Legende Ihshan an “Rashomon” beteiligt ist, eröffnet IBARAKI die Möglichkeit, dass Black Metal-Publikum zuhört. Immerhin ist TRIVIUM eine massenkompatible Band aus dem sogenannten Mainstream. Ihshan interessiert sich bekannterweise für experimentelle Genregrenzen, seine hörenswerten Soloalben sind ein guter Beweis dafür. “Rashomon” wurde von ihm produziert, einige Stücke hat er mitgeschrieben und er ist zwischendurch auch am Gesang und an der Gitarre zu hören. Der Name des Projektes stammt von einer japanischen Geschichte über einen Dämon.
Heafy verbindet in seinem neuen Projekt verschachtelte Prog-Elemente, symphonische Black Metal-Anteile und Folklore. Das Ergebnis ist durchaus interessant, innovativ und gekonnt und offenbart auch eine gutes Songwriting; nach Black Metal klingt es allerdings nur bedingt. Die Frage nach einer Genrezuordnung sollte man bei IBARAKI einfach nicht stellen.
Nach dem japanisch anmutenden Intro „Hakanaki Hitsuzen“ folgt der Opener „Kagutsuchi“: Melodic Black Metal mit Tremolo-Picking, cleanen und geschrienen Vocals. „Ibaraki-Doji“ zeigt Core-Affinitäten, welche auf Symphonic Black Metal und getragene Streicher-Sounds treffen. Die klaren Gesangsparts sind sehr gefühlvoll zerbrechlich vorgetragen und kontrastieren mit dem wütend-leidendem Gebrüll. „Jigoku Dayu“ startet langsam und bald poltert es sehr plötzlich los; der Track wird üppig, dramatisch und dynamisch mit progressiven Gitarrenläufen. Insgesamt ist hier viel gute Gitarrenarbeit zu finden: egal ob Leadgitarre, akustisches Picking oder Arpeggien. Es folgt die erste Singleauskopplung „Tamashii No Houkai“ mit TRIVIUM-Elementen, Keyboard und einem markanten Gameboy-Sound. „Akumu“ ist eine gute düstere Nummer mit Gastsänger Nergal von BEHEMOTH. Das Gesangsduo arbeitet gemeinsam mit harten Riffs an einer unverwechselbar bösen Atmosphäre: Ein bisschen Amerika, etwas Polen, eine Spur Japan. Ein interkontinentaler Ritt in die Hölle. „Komorebi“ ist ein abwechslungsreicher Song mit einigen Dynamikwechseln. In „Ronin“ ist erneut ein Gastsänger mit von der Partie. Die zehnminütige Nummer beginnt mit arg lieblichem Gesang, der glücklicher Weise schon bald von Gastsänger Gerard Way von MY CHEMICAL ROMANCE (Ups) zerstört wird. Manchmal beschert es mir Freude, wenn Balladenhaftigkeit mit dem Vorschlaghammer zerschmettert wird. Im Laufe des vielschichtigen Tracks kommen Akustik-Gitarre und Chorsounds zum Einsatz. Ihsahns Vocals mit EMPEROR-artigen Keys starten kraftvoll und traditionsbewusst in den Song „Susanoo No Mikoto“; es folgen Klargesang und viel Bombast, verschiedene Stimmen, Cello und schließlich ein sehr melodiöses Gitarrenspiel am Ende. Wow, das ist abgefahren! Versucht sich die Truppe hier an einem Musical mit mehreren Akten? An dem Song wurde auf jeden Fall viel herumgeschraubt und viel Energie, Hingabe und Liebe investiert. Das Abschlusslied „Kaizoku“ ist eine blasinstrumenthaltige Shanty-Nummer. Heafys Bandkollegen Alex Bent, Paolo Gregoletto und Corey Beaulieu arbeiten bei einigen Songs mit.
Der typische Black Metal - Konsument wird bei “Rashomon” einfach nicht glücklich. Wenn man aber offen für progressiv-kreative genresprengende Verrücktheiten ist, dann lohnt es sich, in das Album einzutauchen. „Eintauchen“ ist passend, weil IBARAKIs Stil einfach nichts für das Nebenbei-Hören ist; wir haben es mit einem ausgeklügelten intensiven Machwerk zu tun, an dem mehr als ein Jahrzehnt geschustert wurde. IBARAKI entführen die Hörerschaft in ein musikalisches Theaterstück mit Wendungen und Dramatik.
Das gesichtsverhüllte Skaninavian-Rock-Trio meldet sich mit Album Nummer 9 zurück und feiert bereits das zwanzigste Bandjubiläum. Über die Jahre haben die Schweden ihren ganz eigenen Stil entwickelt, als einflussgebend sind aber Weggefährten wie die BACKYARD BABIES, die HELLACOPTERS und TURBONEGRO, aber auch KISS, EUROPE, DEEP PURLPLE und TOTO zu nennen. Das Organ von Sänger The King ähnelt zum Teil Paul Stanleys Timbre. Der Gesang wird von vielen hohen Backing Vocals unterstützt.
MÄRVELs "Graces Came With Malice“ kommt gitarrenstark, treibend und melodiös daher!
Genauso startet auch der Opener „Slasher With a Broken Heart“ ohne Umschweifen. Bei „The Disaster“ zocken sie glamourös Glam Rock und “Sound of Life Slipping Away” besitzt eine mitreißende Energie. Mit „Great Man“ ist dem Dreier aus Linköping ein echter Ohrwurm gelungen: The Vicars (alias Tony Samuelson) Drums treiben arschkickend nach vorne und die Gitarren von The Burgher (Ulrik Bostedt) und John Steen (The King) rocken ordentlich. Melodie und Riffing bleiben im Kopf, das knackige Solo sitzt. Bei „Graces Came With Malice“ ist Kuschelrock-Balladenzeit: ein nettes Liedchen, wobei die Stärke der Jungs mehr im „High-Energy-Rock“ liegt. Dieser wird mit dem kernig-energetischen „One Common Enemy“ geliefert. Bei „Sorry State of Affairs” zeigen MÄRVEL tighte Riffs und zu “Lizard’s Tongue” groovenden Rhythmus. “Hot Nite in Dallas” überrascht mit lässigem Blues-Sound und nach dem Rausschmeißer „Queen for a Day“ bleit dessen Gitarrenmelodie festgedübelt im Gehirn hängen.
In einem Interview auf motor.de verriet The King vor neun Jahren was es mit dem Bandnamen auf sich hat: MÄRVEL reimt sich auf „Körvel“, ein in Schweden gängiger Ausdruck für Rock'n'Roll. Zuvor nannte sich die Band Marvel, aber mit wachsendem Bekanntheitsgrad wuchs auch die Sorge vor Stress mit dem gleichnamigen Konzern. Das ist übrigens das gleiche Interview in dem The King meinte, High Energy Rock Musik verwandele Knochen zu Sperma. Aber zurück zur neusten MÄRVEL-Langrille. Das in schwarz-weiß gehaltene Comic-Cover-Artwork zeigt die Superhelden der Band als wirre Wissenschaftler im Labor. Die Illustrationen stammen von Mats Engesten. Gemixt wurde das Album von Robert Pehrsson im Studio Humbucker und Magnus Lindberg hat gemastert. Der Sound ist schön satt und auf das Wesentliche fokussiert, so wird es geschafft die Kompositionen kraftvoll klingen zu lassen. Im Herbst darf sich der Schwedenrock-Freund auf ein Compilation-Album freuen, welches die Band anlässlich des 20-jährigen Jubelfestes veröffentlichen werden. Bei "Graces Came With Malice" kommt keinerlei Langeweise auf und MÄRVEL machen Spaß!
Respektable Newcomer EP aus dem Death/Black Metal Genre!
Im April habe die Jungs von PANZERKRIEG 666 ihre EP mit dem gleichlautenden Titel veröffentlicht. Für Fans des gepflegten Black/Death Metal ein Ohrenschmaus. Mir gefallen die stellenweise im Scott Ian Gedenk Style gespielten abgedämpften Rhythmusgitarren am allerbesten. Punch, Punch, Punch ! Sehr fett.
Die Band kriegt es wirklich hin auf den Punkt zu spielen, ohne das es künstlich wirkt, sondern energiegeladen. Komplexes Songwriting, aber dennoch mit hook lines die hängen bleiben. Mit „Grand Commander“ geht das Geknüppel stimmungsvoll los. Produktionstechnisch hätte ich mir hier etwas mehr Tiefe gewünscht, aber der Song selbst nimmt einen auf jeden Fall mit. Ein interessanter Aspekt ist sicherlich der Phaser auf den Vocals. Der Titelsong „PANZERKRIEG 666“ hat den stärksten Refrain, ich könnte mir vorstellen, dass hier live alle Dämme brechen. Etwas ruhiger und anders im Aufbau ist „Wartorn“, bevor es dann noch 2 Versionen von „Hiding Assassins“ gibt. Der Sound der Scheibe hat auf jeden Fall Wiedererkennungswert. Hört doch mal rein!
Mit „Around The World Restored & Expanded” gibt es den legendären Tourfilm der Achtziger-Pop-Rock-Heroen von THE POLICE nun endlich auch in einem ansprechenden Format – will meinem auf BluRay (respektive DVD). Ursprünglich war der Film über die erste Welttour der Band nur auf VHS erschienen (dabei bin ich mir nicht sicher, ob ein jedweder weis was VHS denn war?). Anyway! Die Idee dazu kam von Gitarrist Andy Summers: “Wir wollten die Welt erobern wie Napoleon. In der chaotischen und brodelnden Atmosphäre, die damals in London herrschte, kam uns die Idee, um die Welt zu reisen und das ganze Abenteuer mit der Kamera festzuhalten. Soweit uns bekannt war, hatte das noch keine Rockband vor uns gemacht. Unser Bekanntheitsgrad reichte gerade aus, um eine Welttournee zu buchen. Und so schmiedeten wir einen Plan.”
Der Film schaut hinter die Kulissen und dokumentiert die Anfänge der Band und ihren Aufstieg. „Around The World Restored & Expanded“ verbindet dabei Live-Aufnahmen mit persönlichen Einblicken; er begleitet Sting, Andy Summers und Stewart Copeland nach Japan, Hong Kong, Australien, Indien, Ägypten, Griechenland, Frankreich, Südamerika und in den Vereinigten Staaten und versucht dabei auch die Zeit außerhalb der Bühnen und Hallen zu zeigen; sowie den Besuch bei den örtlichen Sehenswürdigkeiten. Das Material wurde dazu restauriert und der Ton neu gemastert.
Die Liveaufnahmen auf der Bonus-CD bestehen aus Songs der ersten beiden Alben („Outlandos d’amour“ und „Reggatta de Blanc“) und zeigen warum THE POLICE als eine der besten Livebands ihrer Zeit galten. Was das faszinierende an diesen Aufnahmen ist – THE POLICE klingen hier noch recht wenig nach Mainstream, sondern nach einer jungen, hungrigen, unverbrauchten Rockband mit einem ganz eigenen Stil - von Reggae, Punk und Ska inspirierte Rockmusik im Kontext des New Wave. Neben der unverkennbaren Stimme von Sänger Sting darf man dabei ruhig auch mal ein Ohr beim genialen Schlagzeugspiel von Stewart Copeland riskieren. Der galt ja nicht zu Unrecht als einer der besten seines Faches und verlieh dem Sound des Trios ordentlich Drive. Auf der BluRay/DVD sind da noch vier gut gefilmte Live-Auftritte zu sehen, welche das nochmals unterstreichen.