Es ist ja nicht so, dass es von DIO zu wenig Material zu erwerben gäbe; und auch an Livemitschnitten mangelt es nicht. Andererseits gibt es neben den „normalen“ Metalheads auch diejenigen, welche sich über jeglichen Output ihres Heroen freuen. Und für jene sind die beiden Donington-Auftritten als Re-Releases aus den Anfangsjahren der Solo-Karriere von Ronny James Dio durchaus ein genaueres hinhören wert. Auch wenn es die schon mal gab – denn das hatte Kollege Dennis ja schon in seiner Review Anno 2010 verlauten lassen und ist dort nachzulesen. Deswegen hier in Kürze:
In 1983 war das Original Line-Up zu „Holy Diver“ am Start – jung, hungrig und durchaus ungestüm – der Opener „Stand Up And Shout“ stand Pate. Natürlich stand das Debüt-Album im Mittelpunkt, ergänzt von seltene Perlen wie „Stargazer“ und „Starstruck“. Man spürt förmlich wie Ronnie in seiner Solo-Karriere aufgeht, die Spielfreude der Band tut ein Übriges. Ein tolles Zeitdokument. Während der erste Auftritt von der Performance also noch etwas ungelenk rüberkam (was nicht am damaligen Star-Gitarristen Vivian Campbell lag, der später zu WHITESNAKE und DEF LEPPARD abwanderte), klingt die Band in 1987 deutlich gereifter und legt einen weiteren hörenswerten Auftritt hin. Bis auf den Gitarristen (DIO hatte jetzt den ehemaligen ROUGH CUTT und GIUFFRIA Saitenhexer Craig Goldie an Bord) war es die gleiche Besetzung, aber ein deutlich fetterer Auftritt als Jahre zuvor. Auch hatte DIO mehr eigenes Material zur Auswahl, was zusammen mit Klassikern aus früheren Tagen („Neon Knights“ von Black Sabbath zum Beispiel) und des überraschend guten Sounds dazu führt, das Level dieses Mitschnittes als sehr hoch einzustufen. Hier wurde die Stimmung des goldenen Jahrzehnts des Metal hervorragend eingefangen (inklusive Metal-typischer Ansagen und Instrumental-Soli) – und natürlich DIO als zentraler Protagonist. Sollte man hören.
Noch zur Info: Die Alben gibt es in limitierter Auflage als 2LP & CD Konfiguration, jeweils mit 3D / Lenticular Art Print des Covers. Die beiden Vinyl haben eine Audio A,B,C Seite - Seite D hat nur eine Zeichnung auf der Rückseite.
CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL existierten lediglich fünf Jahre. In dieser Zeit veröffentlichten sie sieben Studio- und zwei offizielle Livealben, zählt man das umstrittene “Live in Germany“ und das 2019 veröffentlichte “Live At Woodstock“ dazu, sind es sogar vier. Das ist für die kurze Zeit ganz anständig. Das erste dieser Livedokumente wurde jedoch fälschlicher Weise zunächst als “The Royal Alber Hall Concert“ (allerdings erst 1980) veröffentlicht. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Aufnahmen von einem Konzert stammten, dass sie im Januar 1970 in ihrer Heimatstadt im Oakland Coliseum gaben. In Folge dessen wurde das Album in “The Concert“ umbenannt. Die Original-Mehrspurbänder vom legendären Auftritt am 14. April 1970 wurden nun von dem Produzententeam Giles Martin und Sam Okell (THE BEATLES “Love“, “Abbey Road“, “Sgt. Pepper's Lonely Heart Club Band“, jeweils Jubiläumsausgaben) sorgfältig restauriert und abgemischt.
Die beiden ausverkauften Gigs in der Londoner Royal Albert Hall waren so eine Art Warm Up und gleichzeitig ein Test, wie Europa auf die Band reagieren würde. Zu dieser Zeit waren sie, was Popularität anbetrifft, wohl auf dem Zenit angekommen. Hinter ihnen lag ein Jahr, das man erfolgsmäßig nicht besser hätte planen können: Fünf Top Ten Singles, drei Top Ten Alben und obendrauf Mit-Headliner auf dem Woodstock Festival.
Eröffnet wurde der Abend mit “Born On The Bayou“, wie bei all ihren Shows. Es folgen elf weitere Songs, von denen “Fortunate Son“, “Bad Moon Rising“ und “Proud Mary“ zu den Highlights zählen, “Down On The Corner“ und “Suzi Q“ vermisse ich indes.
Verglichen mit “The Concert“ will bei mir dennoch keine rechte Live-Stimmung aufkommen. Das Publikum ist akustisch spärlich vertreten und von John Fogerty, dessen Stimme an der ein oder anderen Stelle leicht schwächelt, gibt's lediglich vor “Keep On Chooglin'“, der letzten Nummer, eine Ansage. Es ist auch eben jener Song, bei dem ich das Gefühl habe, dass die Jungs auf der Bühne das erste Mal aus sich raus gehen. Die übrigen Tracks sind nahezu 1:1 so vorgetragen, wie man sie auf den Studiowerken findet, dafür waren CCR allerdings bekannt. Spätestens bei “Travelin' Band“ hätte man das Auditorium gepflegt ausrasten lassen können.
Der Sound ist einerseits sehr organisch, klingt für mich andererseits eine Spur zu dumpf. Nach heutigem Stand der Technik hätte man da mehr daraus machen können (siehe z.B. JETHRO TULL und YES verfeinert von Steve Wilson). Ein- bzw. Ausblendungen hat man sich auf diesem Stück Rockgeschichte Gott sei Dank gespart. Parallel dazu wird darüber hinaus ein 90 min. Dokumentar-Konzertfilm mit dem Titel “Travelin' Band“ veröffentlicht.
Wer von CCR noch keine Livescheibe hat, kann....oder sollte hier rein hören. Stehen bereits welche im Regal, muss man nicht zugreifen.
Mit Legenden ist das halt immer so eine Sache, manche werden es, nur weil sie verschollen sind und sich Mythen darum ranken. Ob sie die Welt braucht, darf dann jeder selbst entscheiden.
ACOD erschaffen auf “Fourth Reign Over Opacities And Beyond” eine düstere Atmosphäre mit kraftvoll-symphonisch pathetischem Epos. Es handelt sich um das zweite Kapitel einer Trilogie, die mit ACODs letzten Album „The Divine Triumph“ begann. Stilistisch könnte man die Mucke der Franzosen als Mischung aus Symphonic Black Metal und Melodic Death Metal bezeichnen, die vor allem für Fans von Kapellen wie DIMMU BORGIR, HYPOCRISY, DALKHU, SEPTIC FLESH oder BEHEMOTH interessant ist.
Nach dem Intro „Sur d'Anciens Chemins...“ inklusive verschwörerischem Geflüster, folgt das majestätisch-melodische „Genus Vacuitatis“ mit Keyboard und Streicher-Sounds. „The Prophecy Of Agony” wartet mit französischen Spoken Word-Passagen, herrlichem Bassgefrickel und gutem Refrain auf. Und ähnlich geht’s auch weiter: ACOD fabrizieren schöne Gitarrenmelodien und unter der Musik wurde ein breiter Keyboardteppich ausgelegt. Bläser-, Streicher- und Chorsounds verleihen der Platte etwas sehr Opulentes, ACOD mögen es heroisch. „Artes Obscurae“ hebt sich durch progressive Tempowechsel von den anderen Tracks ab. Zwischendurch gibt es in den Songs für meinen Geschmack zu viel Gelaber, hier erinnert Sänger Frédéric an BEHEMOTHS Nergal (z.B. bei „Fourth Reign Over Opacities And Beyond“). Zum Ende wird zu „Empty Graves / Katabasis“ noch einmal alles rausgeholt: der Song ist gut aufgebaut und wird durch melodische Pianoklänge angereichert.
Das Duo aus Marseille besteht aus dem Sänger Frédéric Peuchaud und Gitarristen/ Bassisten Jérôme Grollier; Schlagzeuger auf dem Album ist Nicolas Muller (EON), bei Live-Auftritten nimmt Raphaël Clément am Schlagzeug Platz. Ich muss gestehen, beim ersten Reinhören bin ich von einem Drumcomputer ausgegangen. Insbesondere der rasante Start des Tracks „Sulfur Winds Ritual“ riecht nach Kollege Computer. Die Drums sind außerordentlich sauber getimt und der Schlagzeugsound kommt etwas klinisch daher. Insgesamt ist die Produktion von “Fourth Reign Over Opacities And Beyond” sehr fett, lupenrein und modern. Aufgenommen haben ACOD in den Fascination Street Studios, Linus Corneliusson hat gemischt und Jens Bogren gemastert.
“Fourth Reign Over Opacities And Beyond” enthält zehn gute Tracks, leider ist der Wiedererkennungswert überschaubar.