Ein Konzept-Album über einen Träumer, und dann noch von einer Stonerrock-Kapelle - THE GREAT ESCAPE stellen gleich am Anfang klar, dass man es bei ihnen trotzdem mit höchst ausgeschlafenen Zeitgenossen zu tun hat. Mit einem Weckerklingeln beginnt "Nothing Happens Without A Dream", und die drei Aschaffenburger zeigen sich von einer anderen Seite als noch auf dem letzten Album "Escaoe From Reality". Zurückgenommen und songwriting-technisch fein machen bei dem Song "... The Other Part Is Gone" die ruhigen Parts den Song aus. Zwar wird zu Beginn noch gebollert, dann übernimmt der Bass eine feine Slablinie, und Gesang und Gitarre folgen sparsam und düster. Der Rest des Albums ist Stoner as usual, aber organisch und geschliffen wie aus einem Guss. Mit diesem Album beweisen THE GREAT ESCAPE, dass sie nicht nur herum wummern können und hauen erschlafften Größen wie den SPIRITUAL BEGGARS zumindest schon mal augenzwinkernd in die Kniekehle. Das Drumherum ist wie schon das letzte Mal opulent - entweder hochwertiges Digi-Pack oder tolle Doppel-LP, allerdings mit einem minimalen Schönheitsfehler, denn weder Story noch Songtexte sind abgedruckt. Aber das können wir hier kurz nachholen, in der Rahmenhandlung geht es um einen Träumer, der morgens von einem Traum schockiert und noch ein wenig benommen aufwacht und durch den Tag begleitet wird. Der sich während des normalen Tagesablaufs wieder und wieder an seinen Traum erinnern kann (Zähneputzen, auf die Straße gehen, in einem Cafe sitzen) und der dann einen Artikel über Traumdeutung findet und der zum Schluss an sich und seine Träume zu glauben lernt.
Hach, es gibt auch wirklich gute Seiten daran, dass der New Metal Boom vorbei ist. Zum Beispiel, dass die Genregrenze aufgeweicht ist, sich niemand mehr noch-so-verrückt maskieren muss und den Slap-Bass nur genauso nachspielen muss wie KORNs Fieldy, um drin zu sein und einen Plattenvertrag zu bekommen. Stattdessen bleibt nur noch die Qualität über und läßt sich entdecken. Nachteil natürlich: selbst Bands mit außergewöhnlichem Songwriting haben momentan keinen Plattenvertrag. Wie zum Beispiel TWO DOLLAR HAIRCUT, und dann noch aus Deutschland, irgendwo zwischen Niederrhein und Kölle. Das mit dem Plattenvertrag sollte in ihrem Fall eine läßliche, kleine temporäre Sache sein. Denn obwohl sie sich viel lieber selbst mit KORN vergleichen, stapfen sie fast unbeirrbar auf den genialischen Spuren der DEFTONES - ohne so verkopft und nach innen gewandt zu sein, ohne auch nur eine Spur nach Selbstmitleid zu triefen wie der frühe Chino Moreno. Stattdessen: Breite Gitarrenwände mit interessanten Blieps und Blörps - die "2$HC" dankenswerter Weise songdienlich sparsam einsetzen. Cooles Emocore-Geshoute, allein an den "harmonischen" Chören könnte man noch arbeiten. Einschmeichelnde Hookline in "No Mistakes". Interessantes Demo mit Ecken und Kanten - diese Band bitte im Auge behalten!
Mit dem, was ich auf "Die dudessche Klangschreibung" zu hören bekam, hatte ich echt nicht gerechnet. Bei einem so quasi-witzigen Bandnamen und Aufmachung des Demos hatte ich stumpfen Death Metal erwartet, der durch Schenkelklopfer-Humor von seiner Banalität und Mittelmäßigkeit ablenken will. MOM´S FAVOURITE DUDES haben derlei Brachialhumor gar nicht nötig, entpuppen sie sich doch als endgeile Metalcore-Combo, die im Fahrwasser von ATREYU schippert. Sowohl beim Gesang als auch bei den Melodielastigen Songs selbst kommt man um Vergleiche mit den US-Senkrechtstartern nicht umhin, selbst wenn MOM´S FAVOURITE DUDES unter den drei Songs des Demos keinen Hit haben. Dafür zeigt scih die Truppe technisch versiert und in der Lage, durchaus mitreißende Metalcore-Songs zu schreiben, die dazu noch fett produziert sind. wie bei guten Demos üblich, ist der Spass hier schnell zu Ende und man bleibt mit dem Verlangen nach einem kompletten Album zurück. Auch wenn man um den lustigen Humor der Band wohl nicht drumrumkommen wird…
GOREROTTED werden anscheinend erwachsen oder wie ist das Cover von "A New Dawn For The Dead" zu verstehen? Die Zeiten von blutigen Comics sind anscheinend vorbei, dafür ist jetzt auf dem Backcover eine nette junge Dame zu sehen, was für meinen Geschmack eine Verbesserung darstellt hehe. Vor einiger Zeit ging Mr. Fluffy, einer der beiden Sänger, sein Job wurde vom Basser übernommen. Ich war skeptisch, ob der einzige Schotte im Londoner Quintett die Lücke würde füllen können, aber er hat mich überzeugt. Ganz im Gegensatz zum verbliebenen etatmäßigen Sänger Mr. Gore. Der ist auf "A New Dawn For The Dead" erschreckend einfallslos und variiert seine Stimme fast gar nicht. Er verfügt zwar über eine gute Growlstimme, aber mehr Abwechslung wäre schon wünschenswert gewesen. Das ist meiner Meinung nach der einzige Schwachpunkt einer ansonsten guten Death Metal-Platte, die allerdings einige Durchläufe braucht, bis sie zündet. Was sich bei "Mutilated In Minutes" sofort erschloss, braucht auf dem mittlerweile dritten Album von GOREROTTED länger, dafür sind die Songs aber komplexer. Ob das positiv ist, sei jedem selbst zum Urteil überlassen, für meinen Geschmack haben GOREROTTED hiermit den richtigen Weg eingeschlagen. "Adding Insult" zum Beispiel hat einen ähnlichen Groove wie alte Klassiker der Band und ähnlich fesselnde Riffs, die sich aber gut verstecken und vom Hörer entdeckt werden wollen. Wer das einmal auf sich genommen hat, wird mit Songs belohnt, die er so schnell nicht wieder los wird. Leider haben sich zum Ende hin zwei Lückenfüller eingeschlichen, was bei neun Songs insgesamt eine zu hohe Quote ist und GOREROTTED den Tip kostet. Die anderen sieben Songs sind da deutlich besser und zeigen die Briten gereifter und mit Evolution, ohne sich dabei zu weit von ihren Wurzeln zu entfernen. Das nächste Mal nur bitte mit besserem Gesang.
Der zusammengewürfelte Haufen ausgezeichneter Musiker namens ARTENSION kann mittlerweile auf bereits 7 Alben verweisen - nicht wenige davon von einem erstaunlich hohem musikalischem Standard. Diese Form erreicht das nach dreijähriger Pause erschienen neue Werk "Future World" nicht mal annähernd. ATENSION wiederholen ihren neoklassischen Progressiven Powermetal der Vorgängerscheiben recht uninspiriert - und klingen dabei leider zu oft nach einer x-ten Malmsteen-Kopie. Das Gitarrist und Bandleader Vitalij Kuprij zu den echt Guten seines Faches gehört steht außer Zweifel, und ist auch auf "Future World" deutlich zu vernehmen - aber die zum Teil aneinandergereihten spielerischen Highlights lassen Atmosphäre vermissen. Dazu noch ein John West der stimmlich nicht immer ganz auf der Höhe zu sein scheint und ein Powerdrummer Mike Terrana der gegenüber den Ausbrüchen bei Rage hier Zurückhaltung übt. Neben den gelungenen, leicht epischen achtminütigen Titeltrack "Future World" gibt es kaum eine Passage welche sich im Ohr festsetzt. Sorry - ARTENSION haben wir schon besser gehört, trotz alles Können der beteiligten Musiker.
Nach ihrem 2001er Zweitling "Theater Of War” schienen die hoffnungsvollen US Metal - Newcomer in der Versenkung verschwunden zu sein, aber nun meldet sich der Fünfer aus Ohio mehr als eindrucksvoll zurück! Gary Holtzman, auf dem überragenden 2000er Debüt noch als Gitarrist in Lohn und Brot, kehrte als Drummer zur Band zurück und ersetzt nun Billy Queen, wogegen Jon Noble jetzt neben John Berry die zweite Sechssaitige bedient. Die prägnanteste Änderung dürfte aber am Mikro stattgefunden haben, denn Chaz Bond ersetzt den sehr fähigen Frontmann David Taylor. Dort lag meine persönlich größte Befürchtung, denn der alte Sänger besaß das Magische, das den Träumern das gewisse Etwas verlieh, das sie endgültig zu einer der besten Nachwuchsbands der letzten Jahre machte. Aber gleich der galaktische Opener und Titelsong bläst sämtliche Zweifel von Dannen: JACOBS DREAM klingen 2005 genauso genial wie auf ihren ersten beiden Werken! Der Gesamtsound ist noch epischer geworden, erinnert nicht selten an das QUEENSRYCHE - Debüt "The Warning" und wartet mit erstklassigem Gesang auf, der die (leider etwas kraftlos produzierten) Gitarren Gänsehaut erzeugend begleitet. Chaz Bond ist wirklich die beste Wahl, die die Band treffen konnte; er klingt anders als sein Vorgänger, passt aber brillant zum (im wahrsten Sinne des Wortes) theatralischen Breitwandsound der Truppe. Das alles wäre aber wertlos ohne gute Stücke und dass JACOBS DREAM erstklassige Kompositionen aus dem Hut zaubern können, sollte kein Geheimnis mehr sein. Eine Tränen treibende Jahrhundertballade der Marke "Sarah Williams" gibt es auf "Drama Of The Ages" zwar nicht zu beweinen, dafür hat man mit "Keeper Of The Crown", "Spinning Leaf", "Stand Or Fall", "Drowning Man" oder den überragenden "Deceiver Of The Nations" (göttlich!) und "At The Gates" abermals geniale, ergreifende und dramatische Stücke am Start, die im Bereich des epischen US Metal zum Besten zählen, das in diesem Genre seit langer Zeit erschienen ist. "Drama Of The Ages" ist ein echtes Hammeralbum mit unzähligen Highlights und ohne Ausfälle geworden! Jetzt heißt es nur noch hoffen, dass sich die Band für ihr nächstes Werk nicht wieder vier Jahre Zeit lässt… super!!!
Mitunter erhält man als Rezensent wahrlich schweren Stoff - der französische Filigrangitarrist PIERRE BENSUSAN liefert mit seiner zehnten Veröffentlichung solch schwer zu vermittelnder Kost ab. 14 Kompositionen zum tief in sich reinhören - allesamt im Spannungsfeld zwischen akustischer, zum teil keltisch angehauchter Folkmusik und jazzigen Anleihen liegend, mit stark geprägtem französisch-orientalischem Touch versehen und einfach zeitlos. Der von Könnern wie Steve Lukather und Steve Vai hochgeschätzte, in Algerien geborene Franzose hat neben den vor allem rein akustisch mittels Konzertgitarre eingespielten Stücken noch zwei mit französischen Lyrics versehene Tracks und einige mit Flöte, Klavier, Bass und Percussions angereicherte Songs zu präsentieren. Alles sehr französisch, sehr sehr melancholisch und eigentlich auch nur für Liebhaber akustischer Gitarrenklänge mit genügend Zeit und Muße sowie Sachverstand für spielerisches und kompositorisches Können geeignet - wie gesagt, schwerer Stoff.