Nach dem überragenden COMMUNIC - Erstling schickt sich nun also die nächste norwegische Formation an, den Progressive Metal aus dem Nordland in die große, weite Welt hinaus zu tragen. CIRCUS MAXIMUS geben als Zielgruppe die Hörer von SYMPHONY X, DREAM THEATER und QUEENSRYCHE (gemeint sind wahrscheinlich die älteren Sachen…) an, was auch ohne Schnörkel zutrifft. Dabei stellt sich das Quintett zuhörends geschickt an, denn "The 1st Chapter" birgt allerlei Gehörknobeleien und musikalischen Anspruch, ohne bewusst frickelig und/oder aufgesetzt technisch zu wirken, wobei ausladende Instrumentalpassagen natürlich gerne zelebriert werden. Auch beim Songwriting können die noch jungen Musiker auftrumpfen. Zwar kommt man an die abgesteckten Vorbilder (noch) nicht ganz heran, aber zum Schnuppern an der Oberliga reichen die Songs ohne Probleme. Vergleicht man "The 1st Chapter" zum Bleistift mit den letzten Werken von Geoff Tate und Co., haben die Norweger eindeutig die Nase vorn! Besonders prägnant ragen aus diesem Progressive - Feuerwerk die beiden überlangen "Glory Of The Empire" (super!!!) und der 19 - minütige Titelsong heraus, die zeigen, wohin hier der Hase läuft. Die fetten Riffs stehen gleichberechtigt neben den bombastischen Keyboards und Sänger Michael Eriksen wirkt tatsächlich wie der kleine Bruder von James LaBrie oder besagtem Queensrycher. Wer die oben genannten Bands mag und guten Progressive Metal mit all seinen Facetten zu schätzen weiß, macht mit "The 1st Chapter" garantiert nichts falsch. Toller Einstand, der aber noch ein wenig Luft nach oben lässt!
Als "slow obscure metal" bezeichnet Firebox selbst UMBRA NIHIL, was es ziemlich auf den Punkt bringt. Grob kann man die Scheibe der Finnen als Doom Metal bezeichnen, wobei sich UMBRA NIHIL mit Combos wie CANDLEMASS oder SHEPHERD nicht in einen Topf werfen lassen würden, dazu sind die Finnen viel zu düster und weg von normalen Songstrukturen. Extrem langsame Gitarren, die durch irrwitzige Breaks den Hörer immer wieder aus der Monotie holen, erzeugen mit dem sparsam eingesetzten Drums und Gesang eine sehr düstere Atmosphäre, für die das Wort "nihilistisch" kaum passender sein könnte. Wer bei Doom Metal an zähflüssige Lava denkt, der ist bei UMBRA NIHIL genau richtig aufgehoben, auch wenn sie zeitweise fast schon rocken ("Nocturnal Occurence"). Aber das bleibt die Ausnahme. Einziger Schwachpunkt der Scheibe ist der zu leise abgemischte Gesang - aber vielleicht war das auch so gewollt, drängt sich der Sangesknabe auf diese Weise nicht zu sehr in den Vordergrund. "Gnoia" ist eine dieser Platten, die man nur alleine in einem dunklen Raum hören sollte, damit sie ihr ganzes Potential entfalten kann.
Eine interessante Eigenproduktion aus Bella Italia. RED CRYSTAL sind zum Glück nicht der "Power Metal" - Schiene verfallen, sondern spielen atmosphärischen (mit selten nervenden, sondern weitgehend songdienlich eingesetzten Keyboards versehenen) Heavy Rock der alten Schule. Das ist gute Hausmannskost ohne große Experimente, auch wenn die durchweg in Midtempo gehaltenen Stücke durch eine hochwertigere Produktion mehr Volumen und Dampf erhalten hätten. Diese wäre nicht nur den wenig dominanten Riffs, sondern auch Sänger Daniele Cadelano zugute gekommen, der leider etwas monoton seiner Heimatsprache frönt, was der Band jedoch einen zusätzlichen Exotenbonus der Marke TIERRA SANTA verleiht. An besagte Spanier erinnern die vier Stücke auch nicht unerheblich, obwohl RED CRYSTAL weniger mit Maiden - Sounds arbeiten und durch ihren Tastenmann mehr Bombast einfließen lassen. Im Ganzen ist "Regina Dell´Inganno" ein nettes Demo geworden, das sich Fans südländischen Hard Rocks / Metal ohne größere Bedenken zulegen können, auch, wenn nicht das ganz große Kino geboten wird und man über den drucklosen Sound, der für ein Demo aber noch in Ordnung geht, hinwegsehen muss. Ok.
Mastermind Arjen Anthony Lucassen kommt jetzt bereits mit der mittlerweile dritten Singleauskopplung aus dem letzen AYREON-Konzeptalbum "The Human Equation" daher. Lobenswerte Weise gibt es dabei keine unveränderten Wiederholungen bekannten Materials, sondern den Album-Track "Day Seven: Hope" mit neuem Titel (eben "Come Back To Me") und in (leicht) abgeänderter Version. Eingesungen wurde der mit starker Hippieschlagseite versehene und fröhlich an die End-Sechziger angelehnte Song von Dream Theater Sänger James Labrie und Arjen selbst. Dazu gibt es mit dem Folkstück "August Fire" ein von Mostly Autumn Sängerin Heather Findlay gesungenen, bisher unveröffentlichten Song. Das Beatles-Cover "When I’m Sixty-Four” wurde bereits vor 10 Jahren aufgenommen und ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig - passt aber zur Atmosphäre der beiden vorgenannte Tracks. Song Nummer 4: die Dance-Mix-Version der Single "Back 2 Me" hätte man sich allerdings schon sparen können. Dazu kommt noch der recht trashige Video Clip zu "Come Back To Me" und ein dazugehöriges "Making Of ...". Die Erstauflage erscheint im Digipack und ist mit einem Code versehen, der bis Ende September den Zugang zu exklusiven Downloads auf der AYREON-Homepage ermöglicht. Für Fans wohl ein Pflichtteil - ansonsten darf man ruhig erst mal in die ungewöhnlich starken Alben des Niederländers reinschnuppern.
Die schwedische Combo SPIRITUAL BEGGARS zählt schon seit Jahren zu den Kritikerlieblingen und die beiden letzen Alben "Ad Astra" und "On Fire" räumten dementsprechend groß ab. Und das wird auch auf dem neuem Label und mit dem 2005er-Werk "Demons" so sein. Bandleader und Gitarrist Michael Amott (ex-Carcass, noch bei Arch Enemy aktiv) und seine Mitstreiter zelebrieren auf "Demons" die hohe Kunst der ungekünstelt rohen zeitlosen Rockmusik. Ludwig Witt (Drums), Per Wiberg (Keys, Opeth), Sharlee D’Angelo (Bass, Arch Enemy) und Sänger JB (Grand Magus) fühlen sich in der Tradition von Bands wie Deep Purple, Black Sabbath, Mountain und Dio - und ihnen gelingt es dieses Feeling rau und erdig auf CD zu bannen, samt wummernden Bässen, tiefgelegten Riffs und melodischen Soli. Harte, rifforientierte in den 70er verwurzelte Kompositionen, mit modernen Sound versehen und Doom und Stoner Schlagseite - "Through The Halls" ist so ein eher bedächtiger, aber jederzeit wuchtiger Song. Die beiden das Album abschließenden atmosphärischen Tracks, die Melancholie verbreitende und mit coolem Hammondsound ausgestatteten "Sleeping With One Eye Open" und "No One Heard" gehen dann schon fast ins psychedelische. Stark aber auch wenn es ungehobelt nach vorne geht - "Salt in Your Wounds" und "One Man Army" sind klassische Kick-Ass-Mucke. Anhören! Es ist modern geworden Bands in eine bestimmte Kategorie einzuordnen; hier wäre das unangemessen, denn die SPIRITUAL BEGGARS machen einfach verdammt gute Rockmusik. Wer bei den unzähligen Killerriffs auf "Demons" nicht ständig zur Luftgitarre greift dem ist wahrlich nicht zu helfen.
Neben dem regulären Album gibt es auch eine limitierte Special Edition mit Bonus CD (Live Japan 2003) und folgender Tracklist:
FIST gehörten zu den kultigen, wenn auch unterbewerteten Recken der NWOBHM. Nachdem man sich 1994 aufgelöst hatte, war es bis zur Reunion im Jahre 2001 still um die Truppe aus dem Nordosten der Insel. Nun, über zehn Jahre nach dem Split, melden sich die nicht mehr ganz so jungen Keith Satchfield, Harry Hill (beides Gründungsmitglieder), Martin Metcalf und Peter Toole mit ihrem Comebackalbum "Storm" zurück, nachdem man einigen Fans bereits auf dem letztjährigen "Headbangers Open Air" eine Kostprobe der noch immer vorhandenen Livequalitäten bieten konnte. Das neue Album hingegen ist reichlich gewöhnungsbedürftig ausgefallen, da der typische NWOBHM - Sound fast schon gruselig verfremdet wurde. Keine Ahnung, was bei der Produktion schief gelaufen ist, aber gerade die Gitarren klingen stark verzerrt und erinnern stellenweise an Rock’n’Rolfs Soundeskapaden auf seinen letzten Alben. Hat man sich aber erstmal daran gewöhnt, fangen Stücke wie "Fe Fi Fo Fum" (mit orientalisch anmutendem, ebenfalls merkwürdigem Gesang), "Guardian Angel", "Acid Rock", der überlange Titelsong oder das schleppende "Try A Little Love On Me" sogar an, auf ihre ureigene Weise Spaß zu machen, obwohl klar ist, dass das maximal Mögliche dieser Reunion damit längst nicht erreicht wurde. Besonders cool ist die (klanglich leider genauso mäßige) Aufbereitung der alten FIST - Klassiker "Brain Damage", "Never Get Me Up (In One Of Those)" und dem Super - Hit "Name, Rank & Serial Number" (klasse!). Alte Fans der Band werden mit "Storm" garantiert Probleme haben und Soundfetischisten sollten lieber gleich davon fernbleiben. Eine sehr zweifelhafte Angelegenheit!
Oh je, schon das extravagante Cover mit seiner doch eher eckig-modernen Geometrie sowie den grellbunten Farben macht eigentlich wenig Lust auf den Inhalt der CD einer Formation Namens ION QUEST. Das gleichnamige Werk stammt eigentlich schon aus 2004 - warum wir dass Ding erst jetzt bekommen haben keine Ahnung. Die fünf Jungs stammen aus Groß Britannien wobei im Mittelpunkt wohl die Brüder Gueldenhaar (Git./Keys) stehen, die zusammen ihrer unspektakulären Rhythmusgruppe einen ganz in der Tradition der 70er Jahre verwuzelten Jazzrock mit leicht progressiven Einschüben aus den Boxen leiern. Und da sind wir auch schon beim Stichwort - dieser doch sehr improvisiert klingender komplett instrumenteller Sound kann mich nur schwer zum längeren Zuhören animieren, der "Dudelfaktor" ist hier schon extrem hoch, die Frickeleien halten sich dabei sogar noch in Grenzen trotzdem gehen einem die, wenn überhaupt, nur spärlich hörbaren zusammenhängenden Songstrukturen mit der Zeit ziemlich auf den Keks. Mann wird sogar irgendwie richtig "hibbelich" von der Musik, die funktioniert im Auto schon mal überhaupt nicht und zu Hause auch nicht viel besser. Als beste Location und dabei halbwegs erträglich könnte man sich diese Mucke eventuell in einem verrauchten Jazzkeller nach dem siebten Bier vorstellen aber auf CD ist dies einfach nur langweilig und ziemlich nervig. Dabei hat man mit einer oft sehr erfrischend funkig daherkommenden Gitarre durchaus positive Momente, die oftmals (zu klebrigen) Hammonds sowie leicht spacigen Keys sorgen zwar durchaus für den ein oder anderen psychedelischen Touch aber irgendwie lassen die meistens viel zu gleichförmig vorgetragenen Tonnen von Noten den Hörer völlig kalt und sorgen eher für ein starkes Gefühl der Erschlagenheit. ION QUEST können auch anders und lassen es manchmal sogar richtig grooven (leider wollen sie zu selten), manchmal sind auch richtig gute Rocksolos zu hören aber das sind leider nur wenige lichte Momente. Ansonsten macht dieser Notenwust nicht besonders viel Spaß, es fehlt vor allem neben ein paar zaghaften Tempovarianten, jegliche Abwechslung. Sorry das ist ganz und gar nicht "my Cup of Jazz" wer aber auf improvisierte Jazz Geschichten abfährt sollte ruhig mal reinhören. Mir fallen ansonsten am ehesten noch TRIGON als kleine einigermaßen vergleichbare Hausadresse ein, wobei die Karlsruher aber einen wesentlich besser hörbaren Stil pflegen.
Mit dem Debüt von MODERN LIFE IS WAR hatte ich "dank" des Gesangs meine Probleme, da konnten auch die an sich guten Songs nicht viel retten. Auf "Witness" stellt sich das Problem nicht mehr: zwar ist der Sänger immer noch kein Ausbund an Variabilität, aber er weiß mittlerweile wenigstens, was er macht und seine angerauhte, heisere Stimme passt bestens zur düsteren Atmosphäre, die MODERN LIFE IS WAR verbreiten. Besonders in den langsamen Songs ("I’m Not Ready") entfernen sich die Amis weit von Eingängigkeit und solchen Spielchen wie Singalongs. Stattdessen ergehen sie sich in zähflüssigen, psychedelischen Passagen, die CONVERGE oder NEUROSIS kaum besser machen könnten. Aber MODERN LIFE IS WAR können auch anders, so wird bei "D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S." dem Songtitel alle Ehre gemacht und punkig losgebrettert, was das Zeug hält - alles andere wäre auch Denkmalschändung gewesen. Hätten MODERN LIFE IS WAR auf das Klischee-Ende verzichtet, wäre der Song sogar ein echter Knaller. Überhaupt zeigen sich die Amis stärker vom Punk beeinflusst als in der Vergangenheit und rocken oft einfach mal drauflos, was viel zur Abwechslung beiträgt, zusammen mit den noisigen Passagen ist das Verhältnis ungefähr halb-halb. Wie die Band auf der gemeinsamen Tour mit COMEBACK KID ankommt, würde ich zu gerne mal wissen. "Witness" ist ein deutlicher Sprung nach vorne und gefällt mir dank seiner düsteren Grundstimmung richtig gut. Wer gegen dunkle Mucke nicht allergisch und bereit ist, sich mit einer Platte länger auseinanderzusetzen, sollte hier mal einen Test wagen.