SPELLBLAST nennt sich der Fünfer aus Italien welcher es löblicher Weise nicht als Rhapsody-Kopie versucht, sondern sich dem Power Metal verschrieben hat - wenn auch sehr melodisch und mit entsprechenden Keyboardeinsatz. An den erfolgreichen Landsleuten kommt wohl keine Band aus Italien vorbei. Die vier Songs (plus das kurze instrumentale Outro "Ray Of Time") sind sauber komponiert und arrangiert, haben eine Gewisse Überlänge (ohne dabei gleich langweilig zu werden), setzten aber nur bedingt auf Tempo und agieren meist im mittleren Geschwindigkeitsbereich. Das Rad erfinden die Jungs auch nicht neu - musikalisch ist hier aber alles im Grünen Bereich. Manko ist mit Sicherheit noch der Gesang - Sänger Kaste fehlt einfach noch eine gewisse Variabilität in seiner Stimme, um die an sich nicht üblen Kompositionen auch gefällig rüber zu bringen. Die Produktion ist noch ein wenig dünn, ein fetter Sound würde die Songs besser zur Geltung bringen - für ein Demo aber ordentlich. Wer sich mal einen Eindruck der Songs von SPELLBLAST verschaffen möchte testet das einfach mal auf der gut gemachten Homepage an.
Mit "Ebenbilder" liefert die Metalcore-Combo NARZISS nicht Neuware ab, sondern ein aufgewertetes Re-Release ihrer Anno 2000 erschienen gleichnamigen EP. Die Band aus Jena mischt ihren harten, nur so vor Wut trotzenden Sound gekonnt mit cleanen Vocals und Anleihen aus dem Rockbereich. Das alles mit deutschen Texten versehen und in recht eingängigen Songs verpackt ohne sich zu wiederholen (was aber im Jahre 2000 wohl noch unter Hardcore lief). Das die 8-Track EP dazu noch neu remixt wurde macht sich am fetten Sound bemerkbar. Kleinere musikalische Ungereimtheiten konnten dabei natürlich nicht erschlagen werden - dafür ist man ja mittlerweile 5 Jahre älter und das macht wohl zum Teil auch den Charme einer solchen Wiederveröffentlichung aus. Dazu kommt noch ein überarbeitetes gut gestaltetes Booklet. Aber damit hat es sich nicht. Auf CD Nummer 2 sind als Bonus 22 (!) weitere Songs enthalten. Neben einigen raren Songs, Demos und einer Coverversion ("Deathbed" von 108) noch ein 14 Tracks umfassender Livemitschnitt aus dem Jahre 2003, aufgenommen in Zittau mit den zum damaligen Zeitpunkt agierten zwei Sängern. Da NARZISS den "Ebenbilder" Re-Release Doppelpack zum Preis einer regulären CD über den Tisch gehen lässt ist zudem noch recht fanfreundlich.
Da hat es ja nur wenige Monate gedauert, bis nach dem letzten Guano-Apes-Auftritt das erste Mitglieder sein eigenes Ding präsentiert. Ex-Apes Drummer Dennis Poschwatta und sein Jugendfreund G-Ball (Markus Gumball, remixte auch das letzte Apes-Album) firmieren nun unter dem Namen TAMOTO und präsentieren mit "Clemenza" ihr Debütalbum. Beide spielen bei TAMOTO Gitarre, komponieren die Songs und teilen sich die Gesangsparts; unterstützt werden sie ansonsten von einer Reihe von Gastmusikern. Und gleich mal eines vorneweg - die Musik hat mit den Guano Apes nicht allzu viel gemein, außer das wir immer noch über Rock sprechen. Mit der Single "Beware" eröffnet das Album - ein moderner melodischer Rocksong mit genügend Eingängigkeit um Hängen zu bleiben. Kennzeichnend für das ganze Album ist aber bereits hier, das trotz Gitarreneinsatz und bemühten Riffs eine echte Härte nicht aufkommen will. Dafür kokettiert man desöfteren mit R&B, Funk, Pop und Rap-Einlagen und hat auch drei balladeske Tracks am Start (wobei das abschließende "This Is The End" als klarer Tipp durchgeht). Weitere Anspieltipps: das mit Ohrwurmrefrain ausgestattete "Orange" und "Make A Move" (erinnert doch ein wenig an Guano Apes, wobei hier der Schwerpunkt auf dem Gesang liegt, Gitarren sind eher Beiwerk). Mit dem sich teilweise überraschend nah am Original orientierenden Frankie Goes To Hollywood-Cover "Warriors Of The Wasteland” hat man geschickt einen Song auf das Album bugsiert, welcher TAMOTO auf die Playlist einiger Clubs bringen wird. Alles in allem hätte das Debüt ein bisschen mehr Druck und Power vertragen - gilt für Songs genauso wie für Produktion. So ist es "Clemenza" ein Rockalbum welches sich verschiedener Stilelemente bedient, aber trotzdem niemanden weh tut oder gar vor den Kopf schlägt - Crossover-Light halt. Was aber für die Generation MTVIVA wohl genau das richtig sein wird - und die Werbetrommel läuft ja auch schon auf Hochtouren. TAMOTO haben aber auf "Clemenza" nichts desto trotz den einen oder anderen gelungenen Ohrwurm am Start und sollten so dank genannter Unterstützung einen Start nach Maß erwischen.
ERIC JOHNSON dürfte in den USA wohl locker auf einer Stufe mit Gitarrengrößen wie Steve Vai und Joe Satriani stehen - hierzulande kennen ihn wohl nur eingefleischte Gitarrenfreaks. Der bereits mit Grammy-Ehren ausgezeichnete Virtuose wertete mit seinem Gitarrenspiel nicht nur unzählige Alben namhafter Künstler auf, seine Soloalben waren es, welche ihm bekannt machten und Preise einbrachten. Mit "Bloom" versucht ERIC JOHNSON dabei an seine alten Erfolge anzuknüpfen und lässt dabei Heerscharen von selbsternannten schnellen Gitarristen mit seinem melodischen, gefühlvollem Spiel recht alt aussehen. Das Album ist in drei unterschiedliche Parts eingeteilt welche jeweils Songs mit ähnlicher Atmosphäre und musikalischer Stilrichtung zusammenfassen. Die ersten sechs, bis auf das gelungenen Bob Dylan Cover "My Back Pages" instrumentalen Stücke ("Prelude") bieten dabei Rockmusik mit bluesigem Touch. Besonders gelungen das nach vorne gehenden Titelstück "Bloom", das nachfolgende "Summer Jam" und der an Satriani erinnerte Track "Columbia". Teil zwei "Courante" führt dann in ruhigeres, von Pop, Folk und Country getragenes Fahrwasser (einschließlich dreier mit Gesang versehenen Songs). Dabei scheint ERIC JOHNSON nicht so experimentierfreudig zu agieren wie gewohnt - die eine oder andere Länge ("From My Heart") gönnt der Meister sich hier schon mal. Das orientalisch angehauchte "Cruise The Nile” und das lockere Countrystück "Tribute To Jerry Reed" klingt da dann schon wieder gewohnt spielfreudig. Der abschließende, vier Songs umfassende Teil "Allemande" zeigt dann die jazzorientierte Seite des Gitarrenvirtuosen auf ("Hesitant") und dürfte in dieser Form sogar einem Steve Morse zusagen. Schön anzuhören und fast ohne langatmige Passagen, obwohl keinerlei Gitarrenfrickelei auf "Bloom" zu hören ist. Gitarrenkunst auf hohem Niveau, allerdings wohl nur für Kenner Stoff zum abgreifen.
Die amerikanische Prog-Formation GLASS HAMMER hat sich mit der Zeit von einem nur Insidern bekannten Geheimtipp zu einer echten Größe im Progbereich gemausert. Mit Ihrem neusten Werk "The Inconsolable Secret” legt die Band das wohl ambitionierteste Werk ihres Schaffens vor - ein Konzeptalbum mit einer Spiellänge von fast 100 Minuten. So sind auf der ersten CD (The Knights) gerade zwei Songs vertreten, "A Maker Of Crowns" (ca. 15 Minuten) und "The Knight Of The North" (ca. 25 Minuten). Beides absolut bandtypisch, d.h. ausufernde Keyboardpassagen, mal Yes-mäßig umgesetzt, dann auch wieder in Pianoform dargeboten, Mellotron und Moog wetteifern mit den Gesangsharmonien. Abwechslungsreich und auf hohem Niveau, aber nicht neu. CD Nummer Zwei (The Lady) nimmt mit dem zehnminütigem Opener "Long And Long Ago" den Sound und die Atmosphäre der ersten CD wieder auf. Danach werden die Songs und kürzeren Zwischentracks zunehmend orchestral und lassen mit ihren klassischen Elementen, Folk-Anleihen und atmosphärischen Synthieklängen Soundtrackfeeling aufkommen ("The High Place", "Walking Toward Doom", "Through A Glass Darkly", "The Lady Waits"). Noch mehr wie bisher kommen symphonische Elemente zum tragen, erfordern konzentriertes zuhören und lassen die typischen GLASS HAMMER Trademarks in teilweise neuem Glanz erstrahlen - das intensive Keyboardspiel und das Wechselspiel unterschiedlicher Sänger bzw. Sängerinnen. Trotz aller dieser positiven Eindrücke ist auf "The Inconsolable Secret” doch die eine oder andere Länge enthalten, Gitarren kommen zum Teil gar nicht mehr bewusst zum tragen. Als Gesamtwerk sicherlich ein Highlight, reichen die Kompositionen der einzelnen Songs nicht an die herausragenden Vorgängeralben heran. Trotzdem, GLASS HAMMER müssen wahrlich nicht untröstlich sein über dieses Werk. Fans der Band werden dieses Album lieben - Freunde ruhigerer progressiver Töne, allen voran Kansas, ELP und Yes-Freaks sei auch hier mal ein reinhören dringend angeraten. Dazu kommt noch eine entsprechend gelungene klare Produktion und Aufmachung (Roger Dean-Artwork, komplette Lyrics als pdf-File, Wallpaper, Video der Band im Studio).
Fuck.This.Recording haben nach der guten ANGELREICH/ TORMENT OF PROMETHEUS-Split nicht geschlafen und legen jetzt die nächste geteilte Silberscheibe nach. Klasse Sache, so eine Split. Man bekommt von zwei Bands einen Eindruck, ohne sich gleich zwei Vollpreis-Scheiben kaufen zu müssen. Sollte es viel öfter geben. Am Besten noch auf Vinyl, aber man kann ja nicht alles haben. Los geht der Spass mit SCREAMIN SILENCE, die nach einem stimmigen Intro legt der Fünfer mit einem rasend schnellen Opener los, der die Marschrichtung der Songs vorgibt: brutaler Hardcore, ohne Wenn und Aber. Dabei sind SCREAMIN SILENCE nicht nur im Highspeed unterwegs, sondern haben viele stimmige Breaks und Moshparts eingebaut, die wie Arsch auf Eimer passen. Die Riffs fräsen sich gut ins Ohr, das Schlagzeug wummert mit dem Bass ganz anständig und Sänger Toni hat eine super-passende rauhe brutale Stimme. Ein wenig fhelt mir nur der Wiedererkennungswert der Mucke, das ist einfach nix Neues. Macht auf jeden Fall Laune, live sicher noch mehr als auf Platte, aber könnte noch etwas mehr eigenen Stil verpassen. Im Prinzip könnte man das auch LAST DAY EVERY vorwerfen, klingen die doch wie HEAVEN SHALL BURN. Damit ist schon alles gesagt, denn ähnlich wie der große Einfluss sind auch LAST DAY EVER begnadete Songschreiber und können in den fünf Songs (plus Intro) ihr Potential voll ausschöpfen. Wer auf HSB steht, kommt um diese Combo nicht vorbei. Großes Pluspunkt neben den genialen Gitarrren sind die beiden Sänger, die keine Langeweile aufkommen lassen. Aufgenommen wurde im Rape Of Harmonies, was mal wieder einen erstklassigen Sound gezaubert hat und LAST DAY EVER ansprechend in Szene setzt.
Wie schon bei der ersten Split aus dem Hause Fuck.This.Recordings kann auch dieser Silberling überzeugen und bringt uns zwei vielversprechende Combos näher. Eine gute Idee gut ausgeführt - mehr davon!