Am Zuckerhut ist die Laune nicht immer gut. Denn die Mucke der Blacky-Brasis von DARKEST HATE WARFRONT lässt auf extreme Wut, Abscheu und Ekel schließen. Und auf Aggressivität. Vielleicht haben die Jungs haben Hamburgs Ex-Politiker Schill getroffen, der da jetzt ja laut Zeitungsangaben seine vom Staat erhaltenen Einnahmen verprassen soll Sowas kann schon mal wütend machen. Vielleicht ist das aber auch einfach der Hass auf Gott und die Welt. Nicht nur von der optischen Anmutung her weckt das "DHW" Erinnerungen an gute alte norwegische BM-Banden. Tempomäßig geht es fast immer hochprozentig zu, vor allem das Drumming ist fast as a shark. Doch trotz des nicht wirklich fetten Sounds - der hier aber nicht stört, sondern zur Echtheits-Police mutiert - springt der Funke über. Und das liegt an der flotten Kompromisslosigkeit - und dann einigen wenigen doch vorhandenen Päuschen. Dann erinnern die Südamerikaner an Sodom und Co. in der urwüchsigen Schaffensperiode. "Satanik Annihilation Kommando" ist sicherlich keine herausragende Einheit in Sachen Innovation. Muss es aber auch nicht. Denn, wer "War Black Metal" hören will, der will rohe Kost. Und das bekommt er hier auf jeden. Die Scheibe macht echt Bock, viel mehr als beispielsweise der sadistische Impaler aus der kontinentalen Nachbarschaft der Kriegsfront. In diesem Fall also lieber Zuckerhut als Anden.
Quasi aus dem Nichts sind JESUSPROJECT entstanden, typisches Ergebnis wenn sich zwei mehr oder weniger gelangweilte Musiker treffen und beschließen "Lass’ mal was zusammen machen”. Gesagt, getan. JESUSPROJECT ins Leben gerufen, Drummer gesucht und fertig. Herausgekommen ist eine irre Achterbahnfahrt in Sachen moderner Hardcore/ Rock, Einlüsse von JR EWING, EVERYTIME I DIE und ordentlich Hardcore nicht leugnen kann. Irrwitzig schnelle Gitarrenduelle ("Cavern") wechseln sich ab mit entspannten Passagen, die oft durch kranke Breaks eingeleitet werden. Beim Gesang setzen JESUSPROJECT auf einen waschechten Screamo, der mir aber manchmal tierisch auf die Nerven ging und leider immer in der gleichen Schreilage unterwegs ist. Der Mann singt nicht schlecht, aber je nach Tagesform hat er mir zeitweise den letzten Nerv geraubt, zu anderen Gelegenheiten aber auch begeistert. Die Songs selbst sind trotz aller Abgedrehtheit sehr eingängig und melodisch und laden zum Tanzbeinschwingen ein. Da es auch an der Produktion des renommierten Midias Studios (BORN FROM PAIN, LIAR) nichts zu bemängeln gibt, kann ich die Platte allen Screamo-Fans nur ans Herz legen.
MIKE TRAMP hat seit dem Split von WHITE LION Ende 1991 einige klasse Soloscheiben veröffentlicht und auch einiges an Touren hinter sich gebracht. Frage: Warum taucht dann plötzlich TRAMPS WHITE LION auf? Antwort: Weil der Junge Shows spielen möchte, die ausschließlich aus den Klassikern seiner Wurzeln und (nicht) heimlicher großer Liebe, nämlich WHITE LION bestehen. Das es hierbei mit Sicherheit auch einen finanziellen Aspekt gibt, kann man nicht verleugnen und ist MIKE TRAMP auch nicht verdenken. Versucht er doch schon seit Jahren eine echte Reunion der ehemalige Chartstürmer zu organisieren und scheitert regelmäßig am Starrsinn einiger/eines Bandkollegen - da dachte er sich wohl, dann halt so. TRAMPS WHITE LION sind neben dem Meister am Mikro selbst, Bassist Claus Langeskov aus Dänemark, der Australische Gitarrist Jamie Law, Jaded Heart Keyboarder Henning Wanner und der aus L.A. stammende Drummer Troy Patrick Farrell. An Songauswahl (siehe unten) und Produktion gibt es nichts zu bemängeln - die Songs von Ende der Achtziger Jahre bestechen immer noch durch eine einzigartige Mischung aus Melodie, Rauheit und TRAMPS Stimme. Aufgenommen wurde "Rocking The USA" dann während einer Tour durch die Staaten im Frühjahr 2005. Als Hardrockfan sollte man zumindest die ersten drei WHITE LION Scheiben sein eigen nennen (und wenn’s, wie bei mir, auf Vinyl ist) - dann kann man sich dazu mit "Rocking The USA" eine zeitgemäße Liveinterpretation der Klassiker ins heimische Wohnzimmer holen. Wer mit WHITE LION-Alben nicht gesegnet ist, darf aber ruhig auch mit dieser Best of-Live-Version anfangen.
Anfang des Jahres gab es mit "Up For You & I" eine kleine Überraschung für Freunde semiakustischen Pop-Rocks Marke REM, Leonard Cohen & Co. MINOR MAJORITY erlangten nach großen Erfolgen in ihrer norwegischen Heimat mit dem erstmalig europaweit veröffentlichten Album Nummer 3 einiges an Aufmerksamkeit und zum Teil überschwängliche Beurteilungen in einschlägigen Kreisen (Von Pop bis Independent). So darf es nicht verwundern, dass das Label nun knapp über ein halbes Jahr später die beiden ersten Alben der norwegischen Band um Sänger/Songwriter Pål Angelskår, das Debüt von 2001 "Walking Home From Nicole’s" und das 2002 erschienene "If I Told You, You Were Beautiful" jetzt in Form einer Doppel-CD erstmals auch bei uns veröffentlicht. Zu den beiden gut produzierten, aber recht kurzen Scheiben kommt noch ein Booklet, welches je nach Betrachtungsweise "If I Told You, You Were Beautiful" oder "Walking Home From Nicole’s" im Case erscheinen lässt. Wieder regiert ein meist amerikanisch geprägte Singer/Songwriter-Stil das Album, beherrschen ruhige Töne und sanfter Gesang (zusätzlich oft auch weibliche Vocals durch Karen Jo Fields) die Songs. Auf CD 1 "If I Told You, You Were Beautiful" stechen dabei vor allem die beiden mit Viola und weiblichen Gesangeinstreuungen veredelten melancholischen Tracks "By This Time Tomorrow" und "Dancing In The Backyard” heraus. "She Came Back For Her Smile" lässt einen zwangsläufig Ausschau nach dem Frühling halten und kreiert wie die meisten Songs trotz ihrer Kürze Atmosphäre. Auf CD 2 ist es vor allem das knapp über zwei Minuten, einschmeichelnde "What I Deserve" (mit Akustikgitarre, Piano und weiblichen Vocals), das auch nur zweieinhalb Minuten lange, an Everlast erinnernde "Singalongsong" und der eigenständigen mit Keyboardpassagen versehene Titelsong "Walking Home From Nicole’s" seien nur als Beispiel genannt für einiges an Akustik-Pop-Perlen welche MINOR MAJORITY zu komponieren imstande sind. Die beiden Erstlinge reichen zwar nicht ganz an die leise Faszination von "Up For You & I" heran - eignen sich aber irgendwie hervorragend für die gelassene Atmosphäre nebelverhangenen Tage des deutschen Herbstes und einen Abend zu Zweit.
If I Told You, You Were Beautiful & Walking Home From Nicole’s