MIKE TRAMP hat seit dem Split von WHITE LION Ende 1991 einige klasse Soloscheiben veröffentlicht und auch einiges an Touren hinter sich gebracht. Frage: Warum taucht dann plötzlich TRAMPS WHITE LION auf? Antwort: Weil der Junge Shows spielen möchte, die ausschließlich aus den Klassikern seiner Wurzeln und (nicht) heimlicher großer Liebe, nämlich WHITE LION bestehen. Das es hierbei mit Sicherheit auch einen finanziellen Aspekt gibt, kann man nicht verleugnen und ist MIKE TRAMP auch nicht verdenken. Versucht er doch schon seit Jahren eine echte Reunion der ehemalige Chartstürmer zu organisieren und scheitert regelmäßig am Starrsinn einiger/eines Bandkollegen - da dachte er sich wohl, dann halt so. TRAMPS WHITE LION sind neben dem Meister am Mikro selbst, Bassist Claus Langeskov aus Dänemark, der Australische Gitarrist Jamie Law, Jaded Heart Keyboarder Henning Wanner und der aus L.A. stammende Drummer Troy Patrick Farrell. An Songauswahl (siehe unten) und Produktion gibt es nichts zu bemängeln - die Songs von Ende der Achtziger Jahre bestechen immer noch durch eine einzigartige Mischung aus Melodie, Rauheit und TRAMPS Stimme. Aufgenommen wurde "Rocking The USA" dann während einer Tour durch die Staaten im Frühjahr 2005. Als Hardrockfan sollte man zumindest die ersten drei WHITE LION Scheiben sein eigen nennen (und wenn’s, wie bei mir, auf Vinyl ist) - dann kann man sich dazu mit "Rocking The USA" eine zeitgemäße Liveinterpretation der Klassiker ins heimische Wohnzimmer holen. Wer mit WHITE LION-Alben nicht gesegnet ist, darf aber ruhig auch mit dieser Best of-Live-Version anfangen.
Anfang des Jahres gab es mit "Up For You & I" eine kleine Überraschung für Freunde semiakustischen Pop-Rocks Marke REM, Leonard Cohen & Co. MINOR MAJORITY erlangten nach großen Erfolgen in ihrer norwegischen Heimat mit dem erstmalig europaweit veröffentlichten Album Nummer 3 einiges an Aufmerksamkeit und zum Teil überschwängliche Beurteilungen in einschlägigen Kreisen (Von Pop bis Independent). So darf es nicht verwundern, dass das Label nun knapp über ein halbes Jahr später die beiden ersten Alben der norwegischen Band um Sänger/Songwriter Pål Angelskår, das Debüt von 2001 "Walking Home From Nicole’s" und das 2002 erschienene "If I Told You, You Were Beautiful" jetzt in Form einer Doppel-CD erstmals auch bei uns veröffentlicht. Zu den beiden gut produzierten, aber recht kurzen Scheiben kommt noch ein Booklet, welches je nach Betrachtungsweise "If I Told You, You Were Beautiful" oder "Walking Home From Nicole’s" im Case erscheinen lässt. Wieder regiert ein meist amerikanisch geprägte Singer/Songwriter-Stil das Album, beherrschen ruhige Töne und sanfter Gesang (zusätzlich oft auch weibliche Vocals durch Karen Jo Fields) die Songs. Auf CD 1 "If I Told You, You Were Beautiful" stechen dabei vor allem die beiden mit Viola und weiblichen Gesangeinstreuungen veredelten melancholischen Tracks "By This Time Tomorrow" und "Dancing In The Backyard” heraus. "She Came Back For Her Smile" lässt einen zwangsläufig Ausschau nach dem Frühling halten und kreiert wie die meisten Songs trotz ihrer Kürze Atmosphäre. Auf CD 2 ist es vor allem das knapp über zwei Minuten, einschmeichelnde "What I Deserve" (mit Akustikgitarre, Piano und weiblichen Vocals), das auch nur zweieinhalb Minuten lange, an Everlast erinnernde "Singalongsong" und der eigenständigen mit Keyboardpassagen versehene Titelsong "Walking Home From Nicole’s" seien nur als Beispiel genannt für einiges an Akustik-Pop-Perlen welche MINOR MAJORITY zu komponieren imstande sind. Die beiden Erstlinge reichen zwar nicht ganz an die leise Faszination von "Up For You & I" heran - eignen sich aber irgendwie hervorragend für die gelassene Atmosphäre nebelverhangenen Tage des deutschen Herbstes und einen Abend zu Zweit.
If I Told You, You Were Beautiful & Walking Home From Nicole’s
Die New Yorker Band THE GNOMES trifft ein hartes Schicksal. Unzählige Menschen haben sie schon gehört, ohne sie jedoch zu kennen. Seit 2003 sind sie nämlich nicht nur die Backing Band von Adam Green, sondern haben auch sein Album "Gemstones" eingespielt. Die Zusammenarbeit entstand durch den Kontakt zu Basser Steve Mertens, mit dem Adam Green vor Beginn seiner Solo-Karriere bei der Band MOLDY PEACHES spielte. Durch das viele Touren und die Studioarbeit ist der Vierer aber bislang gar noch gar nicht dazu gekommen, eigenes Material aufzunehmen, was jedoch nachgeholt wurde und jetzt in Form ihres selbstbetitelten Debüts in den Läden steht. Mag man beim Opener noch meinen, es handele sich bei ihrer Musik um ähnlich belangloses Singer/Songwriter-Gedudel, wie ihn ihr Haupt-Arbeitgeber fabriziert, wird man mit jedem darauf folgenden Songs eines Besseren belehrt: Ihr Sound bewegt sich vielmehr zwischen Rock, Blues, Country und teilweise etwas 60s bzw. 70s Psychedelic. Die oft melancholischen, schwer- und wehmütigen Songs bestechen dabei durch Schlichtheit und Einfachheit, und auch der Sound wurde so schnörkellos wie möglich gehalten und verleiht der Musik in Kombination mit warmen Gitarren- und Keyboard-Sounds einen herrlich altmodischen Charakter. Der Großteil des Materials bewegt sich dabei eher in unaufgeregten und ruhigen Gewässern, aber gelegentlich wird auch mal treibend nach vorne gerockt, wie z. B. in "Never Knew" und "Hang Me". Und auch die schönen Passagen behalten immer etwas Raues und verflachen nie, selbst, wenn mal ein bisschen geschnulzt wird, wie bei der wunderschönen Country-Ballade "Rain". Wer auf Rockmusik steht, die nicht immer nur wild sein muss, sondern auch mal verträumt sein darf und außerdem den Einsatz von Instrumenten wie Steelguitar und Mundharmonika nicht scheut, sollte hier unbedingt mal reinhören. Ein tolles Album!
"A Lasting Impression" ist nicht etwa ein neues Studiowerk des begnadeten Trios aus Pennsylvania, sondern der remasterte Re - Release der beiden Alben "The Concept Of Our Reality" (1995) und "Second First Impression" (1997), die nun als Doppelalbum mit zwei Bonustracks (sehr gelungene Akustikversionen von "Crystal Fortune" und "Immobile Time") daherkommen. Das ergibt einen hochwertigen, unglaublichen Trip durch die weiten Welten des Progressive Rock, den die Brüder Chris und Brett Rodler und Sängerin Melissa Blair (was für eine Stimme!) perfekt beherrschen. Jazzige Anleihen treffen auf komplexe Songstrukturen, bombastische Soundeskapaden vereinen sich mit Gänsehautmelodien und das Ganze wirkt zu keiner Sekunde konstruiert, sondern stets flüssig und nachvollziehbar. Auf jedem der beiden Alben wirken jeweils vier teils unterschiedliche Gastmusiker mit, die bei einigen Songs ihre Spuren hinterlassen, aber nicht groß herauszuheben sind, da einfach alle Stücke schlichtweg genial umgesetzt sind! Absolut klasse ist Melissa Blair, deren Stimme stets zwischen kraftvoll - voluminös und zart - zerbrechlich pendelt und die zu den besten klassischen Sängerinnen gehört, die mir bisher zu Ohren gekommen sind, einfach super! Brillante, nachdenklich stimmende Texte ("Different days lead to different meanings, yet the words all sound the same” - aus "Changes With The Day”) und diese Musik erst krönen einen Hörgenuss, einen akustischen Trip der ganz besonderen Art. Ihr denkt, ich übertreibe?! Dann hört Euch Stücke wie "To Live The Truth", die bereits oben erwähnten "Crystal Fortune", "Immobile Time" und "Changes With The Day", das 20 - minütige "Enter Quietly" oder "The Story" an und erlebt zwei obergeile Progressive Rock - Alben, die wie aus einem Guss klingen und das überragende Niveau von Bands wie SPOCK´S BEARD oder CHAIN locker mitgehen können. Und bei zwei Scheiben zum Preis von einer ergibt sich hier geradezu ein Pflichtkauf für Proggies und ein echter Hammer!!!