Selten haben ich einen passenderen Titel für ein Debütalbum gesehen: "Starting Point” bringt’s einfach auf den Punkt - ganz im Gegensatz dazu die Mucke: langsam, zähflüssig und scheinbar endlos zieht sich der Noisecore des Franzosentrios TIME TO BURN dahin. Wobei endlos hier nicht negativ besetzt sein soll. Ganz im Sinne von NEUROSIS oder den famosen CULT OF LUNA schaffen die Franzosen einen Klumpen noisiger schwer verdaulicher Musik, die mit dem trendigen Easy Listening-Begriff auf Kriegsfuss steht. Wie jede Noise-Platte, die ihr Geld wert ist, kann man auch "Starting Point" nicht mal ebenso hören, sondern muss sich Zeit nehmen und den Brocken intensiv hören. Dann entfaltet er nach und nach seine Wirkung, auch wenn die nicht so berauschend ist wie bei den offensichtlichen Brüdern im Geiste. TIME TO BURN setzen dabei noch weniger auf Gesang, sondern lassen die stark verzerrten Instrumente die meiste Zeit ungestört wummern und ihre chaotisch-komplexe Mucke entfalten. Wenn dann doch mal Gesang zu hören ist, dann in verzerrter, wütender Form und immer einen Tick leiser als die Instrumente. Perfekt gemacht. Um mit den ganz großen Platten mithalten zu können, fehlt "Starting Point" aber das gewissen Etwas, dieser kleine Schuss Genialität. Aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut…
Nachdem Romeo tot war (erschienen bei Beniihana Records), hatten sich JANE entschlossen, getrennte Wege zu gehen und die Band in Frieden ruhen zu lassen. Lange hat dieser Vorsatz nicht gehalten: Ende 2003 haben sich die Mitglieder wieder zusammengetan und eine neue Band ins Leben gerufen, J´N. Ihr 2004 online gestelltes Demo konnte Burning Season überzeugen und brachte der Band einen Vertrag ein. "… For The Hearts…" heißt das erste Werk unter neuem Namen und was auf dieser EP zu hören ist, macht Lust auf mehr J´N. Acht Songs, die allesamt mitreißend, aggressiv, melodisch und modern sind. Wer vom Eingangsriff in "Little Light" nicht gefesselt wird, mag keine Stromgitarrenmusik. Und wer von dem Emo-Part in "No Revolution!?" nicht mitgerissen wird, ist zu engstirnig. J´N rocken wie Hölle und sind dabei erfrischend unbekümmert, wenn es um Genregrenzen geht, dass Metalriff neben Emo-Gesang steht, moderne laut/leise-Dynamik nebem klassischem HC-Wutausbruch. So macht moderne Rockmusik Spass!
Die Bay Area ist jetzt in Süddeutschland: SPELLBOUND thrashen sich nach feinster kalifornischer Tradition in die Gehörgänge der Metal-Maniacs. "Incoming Destiny" liefert Futter für Fans von Exodus, Slayer und anderen Referenzgrößen: Ruppige Stakkato-Riffs, pumpenden Bass, feine Solo-Passagen, aggressives Shouting und energisches Drumming. Neben genannten amerikanischen Bands erinnert vor allem der Gesang Lennart Vockes immer wieder an Mille und seine Kreatoren in den kompromissloseren Tagen. Ab und an aber kommen doch mal melodischere/langsamere Parts durch (wie zum Beispiel bei "Hate" oder "The Human Race") - was öfter mal die aufkommende Eintönigkeit verhindert. Insgesamt aber regiert König Krawall wie weiland in der Zeche Carl. OB es nun an Meister Classen und seinem Stage-One-Studio liegt or not - der Sound ist klar und dick, so wie er sein soll heutzutage. "Incoming Destiny ist erfrischend altmodisch, ohne angestaubt zu klingen. Scheiß auf diesen ganzen neuen Thrash - das hier ist "really thrashy". Yeah!
Beim neuen Streich der Kifferköppe BONGZILLA wird auf den ersten Blick deutlich, worum es geht. Die US-Flagge mal anders und davor ein kiffender Soldat. Bandname und Albumtitel beseitigen auch den letzten Zweifel, dass das Motto ein anderes als "wir kiffen!" sein könnte. Bisher hatte ich von BONGZILLA keine Scheibe gehört und war gespannt, was mich erwartet. Der Opener, gleichzeitig auch der Titeltrack, klaut frech ein bekanntes BLACK SABBATH-Riff, dass wie in den 70ern ordentlich erdig aus der Box wummert. "Amerijuanican" hat die ganze Zeit über diesen waremn, erdigen Sound, der nicht mehr modern ist, aber bei langsamen Sachen aus der Doom- und Stoner-Ecke perfekt passt. Das haben BONGZILLA sauber hinbekommen und der Platte so ein richtig nostalgisches Flair vermittelt, schön. Zu meiner Freude haben die Amis sich dazu entschieden, wenig auf Gesng zu setzen und die Instrumente sprechen zu lassen, wie "Stonesphere" sehr schön zu hören. Wenn der Gesang mal mitmischen darf, klingt er rauh, versoffen und so gar nicht nach MORBID ANGEL & Steve Tucker (wie im Info angegeben). Passt jedenfalls sehr gut rein. "Amerijuanican" ist eine total entspannte Kifferplatte geworden, bei der die Bong ordentlich blubbert (Poser, wie sie nunmal sind, mussten BONGZILLA dass auch an mehreren Stellen einbauen) und die einen in die wilden 70er zurückversetzt. Aber über die können ganz andere Leute hier sicher mehr erzählen…
Irish Folk machen die Jungs aus Chicago. FOLK, nicht dieses fußballgesang-geschwängerten Hymnen der Murphys oder die punkig-angehauchten zahnlosen Pogues.-Sachen. Einfach nur Folk, wie man ihn tatsächlich im Pub am Großßneumarkt hört und nicht richtig drauf achtet. Das wirkt sehr ehrlich, birgt aber ein kleines Problem in sich: Wer mal die ganze Zeit aufmerksam zuhört, dem wird, wenn es ihm denn eigentlich immer nach Metal dürstet, ein wenig langweilig. Dabei ist die Scheibe sehr abwechslungsreich. Oft geht es sehr melancholisch zu (Titelstück), oft aber auch regelrecht sauf-mich-zu-fröhlich ("Preab San Ol"), mal langsam ("Drinking In The Day"), mal schnell (""A Criminal Of Me"). Trotz - oder gerade? - wegen aufkommender Langeweile passt die Scheibe ausgezeichnet zum Charme Irlands, wie es einem das Klischee lehrt. Arbeitslosigkeit steht absolut reizvoller Natur gegenüber, Lebensfreude im Pub die Langeweile im Freizeitangebot. Und so haben THE TOSSERS ein wirklich stimmiges Album abgeliefert. Denn Folk muss nicht immer nur fröhlich sein. Auch nicht in Irland.
Der Mann aus Fulda (der angeblich wirklich so heißt - keine Ahnung, ob das stimmt?!) kann bereits auf vier Demos zurückblicken, auf denen er seinen traditionellen, klassischen Gitarrenstil festgehalten hat. Beeinflusst von etwa Steve Vai, Michael Schenker und Joe Satriani, hat er seine wirklich sehr beeindruckenden technischen Fähigkeiten auf dem neuen Werk "Bashing The Strings" in 15 Stücken umgesetzt, die von ihrer Struktur her allesamt als komplette Songs durchgehen. Als Unterstützung dient Dr. Best ein Drumcomputer, der allerdings nicht negativ auffällt, sondern sogar verhindert, dass in allzu nervige Frickelorgien abgedriftet wird. Ich finde es nur schade, dass hier nicht der Schritt zu kompletten Kompositionen mit Gesang gemacht wurde, so wie es etwa Yngwie Malmsteen praktiziert, denn dann, glaube ich, könnte Tankred Best ein echtes Klassealbum abliefern. Auch die Abwechselung kommt auf "Bashing The String" etwas zu kurz, da sämtliche Stücke sehr schnell und teilweise etwas hektisch gespielt sind, was durch die höhenlastige (aber für ein Demo mehr als akzeptable) Produktion noch verstärkt wird und das Album ein wenig schrill tönen lässt. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, ist das Werk aber echt gelungen und dürfte Freunde von instrumentalen Reisen durch die Welt der "konservativen" Heavy Rock - Gitarre ohne Probleme ansprechen. Und wer dazu noch die oben genannten Helden zu seinen Faves zählt, dürfte mit "Bashing The Strings" absolut glücklich werden!
Rein vom Namen her betrachtet, hätte sich die New Yorker Zweimannkapelle EARLY MAN eigentlich "Later" Man benennen müssen, denn ihr Sound ist eindeutig retro, manche würden vielleicht sogar sagen antiquiert, will sagen stark aus Zeiten Anfang der 70er Jahre geprägt. Dass uns das kleine Matador Label die Musik dieser Band als "True Metal" verkaufen möchte - geschenkt und ist ja so falsch nun auch wieder nicht. Handelt sich hierbei halt mal zur Abwechslung auf "Closing In" nicht um die meist recht kitschbeladene Schwerter & Drachen Fraktion sondern um authentischen rumpelnden (Schweiß) Rock ohne viel großen technischen Schnickschnack. Eine trockene aber trotzdem griffige Produktion haben diese beiden Jungs Mike Conte (Gitarre & Gesang) und Adam Bennati (Schlagzeug) aus Ohio da zusammengeklaubt lassen durch ihre Musik mit jedem Atemzug Klassiker wie JUDAS PRIEST, etwas mehr MAIDEN und noch gaanz viel mehr BLACK SABBATH sprechen. Angereichert mit einem stellenweise recht eigenartigen Gesangsstil, daß klar-helle Organ erinnert stark an Ozzy überschlägt sich mitunter etwas zu stark, vielen wilden Gitarrensoli, scheppernden Drums und meist relativ kurzen 3 Minuten Spieldauer. Schneller, schnörkelloser Rock mit teilweise sehr altmodischen Instrumenten eingespielt ohne komplizierte Arrangements oder vertrackte Parts aber mit viel messerscharfen Riffs hauen uns EARLY MAN dabei rund 42 Minuten lang mehr oder weniger kurzweilig um die Ohren. Am stärksten sind Early Man u.a. bei der offensichtlichen Jungfrauenverbeugung dem superben Opener "Four Walls", der mitreißende Stampfer "Thrill Of The Kill" oder auch das schleppende und zugleich erste Single "Death Is The Answer" können Pluspunkte sammeln. Auch wenn es Zwischendurch mal an der ein oder anderen Ecke etwas dünne bzw. chaotisch wird mit der lieben Kreativität bzw. auch die Refrains nicht immer gerade killermäßig einschlagen und der Sänger etwas schwächelt - für alle "Old School" Anhänger die auch auf WOLF und Konsorten abfahren könnte hier schon viel Passendes dabei sein.