MÄGO DE OZ sind eine richtige Liveband - wenn leider auch vor allem in ihrer spanischen Heimat und Lateinamerika. In unsere Breitengrade verirrt sich die achtköpfige Combo mit ihrem mitreißendem Folk Metal und spanischen Lyrics eher recht selten bis gar nicht. Schade eigentlich - zeigt doch auch das x-te Live-Album, das MÄGO DE OZ vor Publikum zu begeistern wissen und dass das dargebotene Zusammentreffen von Skyclad mit Maiden, von Blind Guardian mit Blackmore’s Night funktioniert - die Musik geht ins Ohr, ist jederzeit melodisch und kriegt trotz Flöte und Violine immer rechtzeitig die Kurve zu Gitarre, Bass und Drums. Dabei sollte man sich auch nicht von fast zwei Minuten langen spanischen Ansagen, wie zum furiosen "Fiesta Pagana" und dem nicht minder zum toben auffordernden, nachfolgenden "El Que Quiera Entender ...", den Spaß verderben lassen - das muss man einfach als Atmosphäre mitnehmen. Wie auch das über weite Teile mitsingende Publikum, dass in der mit 15.000 Fans gefüllten weltberühmten Madrider Stierkampfarena "Plaza de Toros" den Rahmen für das Konzert bildete. Highlights: neben den beiden bereits genannten Songs, das getragene "Arbol De La Noche Triste" und das in voller epischer Breite vorgetragene, 10-minütige "Gaia" welche CD Nummer 1 abschließt. CD 2 startet mit Piano, weiblichem Gesang (Patricia Nexx ) und einer Gänsehautversion von, "El Peso Del Alma" (im Original Hammerfalls "Glory Of The Brave"). Der abschließende Dreier aus dem Gassenhauer "La Danza Del Fuego", der "Gaia”-Single "La Costa Del Silencio” und dem Klassiker zum Schluss "Molinos De Viento” lässt dann keine Fragen mehr offen. Die Performance stimmt und der Gesamtsound kann sich echt hören lassen. Wer allerdings bereits den letzten Live-Doppeldecker der spanischen Magier, das 2002 erschienene Album "Fölktergeist" besitzt, der sollte sich eventuell bis zum Erscheinen der DVD gedulden, um den Hörgenuss um das Sehen zu erweitern. Den seitdem erschien nur ein neues Album ("Gaia") - so dass die Songauswahl nur zum Teil neues Material bietet. Trotzdem, Spaß macht’s auch mit Wiederholung und ohne Bild allemal.
Die im Jahre 1974 in New York gegründeten DICTATORS gehören zu den Punk-Bands der allerersten Stunde. Allerdings haben sie nie ganz vorne mitgespielt und sind im Gegensatz zu Bands wie MC5, den NEW YORK DOLLS, den STOOGES oder den RAMONES weitgehend ohne Einfluss auf die Entwicklung des Punkrock geblieben. Darüberhinaus gab es zwischen 1981 und 1998 eine lange Funkstille, in der zwar einige Konzerte in New York gespielt wurden, es aber keine Veröffentlichungen oder richtige Touren gab. Nachdem seit 2001 wiederum kein Album erschienen ist, steht jetzt mit "Viva Dictators!" ausgerechnet ein Live-Album in den Läden, noch dazu bereits das dritte von insgesamt acht. Und wenn man es hört, kann man erahnen, warum es die DICTATORS nie in die erste Reihe geschafft haben: Zwar ist nichts richtig schlecht, und es wird schön dreckig vor sich hin gerockt, aber irgendwie klingt alles auch ein wenig angestaubt und lahm. Klar, die Band macht immer noch dasselbe wie vor dreißig Jahren - was ja an sich nicht schlecht sein muss - und das klingt für heutige Verhältnisse eben recht brav. Andererseits: Auch uralte RAMONES-Platten rocken heute immer noch wie Hölle. Vielleicht waren die DICTATORS also schon immer nicht besonders toll... Aber egal - wenn man sich vor Augen hält, dass es sich bei der Musik eher um Proto-Punkrock handelt, weshalb eben der letzte Kick noch fehlt, findet man doch einige wirklich gute Songs auf der Scheibe. Stücke wie z. B. "Avenue A", "Minnesota Strip" oder "Faster & Louder" kommen schön rotzig-rock ´n rollig daher und bleiben schnell im Gehörgang hängen. Wer auf Bands aus der ganz frühen Punkrock-Phase steht oder sich dafür interessiert, woraus sich der Sound von Bands wie den SEX PISTOLS oder THE CLASH entwickelt hat, sollte hier also zumindest mal reinhören.
Langeweile scheint ein Wort zu sein, dass HATESPHERE nicht kennen. Trotz konstantem Touren haben die Dänen Anfang 2005 die "The Killing" EP aufgenommen und sind jetzt mit dem neuen Album "The Sickness Within" fertig - der Vorgänger "Ballet Of The Brute" ist gerade mal eineinhalb Jahre alt, nicht vergessen. HATESPHERE wollen’s anscheinend endgültig wissen und die mit "Ballet Of The Brute" weit aufgestoßene Tür nutzen, um sich endgültig an der Spitze zu etablieren. Mit dem neuen Album dürfte ihnen das gelingen, denn HATESPHERE haben auf bewährte Zutaten gesetzt und die logische Weiterentwicklung gemacht. Die Gitarren sind pfeilschnell ("Marked By Darkness"), Drummer Anders ist mittlerweile eine Garantie für druckvolles und brutales Drumming und über Sänger Jacob muss nicht mehr viel gesagt werden, der ist zu einem der besten Sänger im Death/ Thrash-Bereich geworden und traut sich heuer sogar an cleane Gesangsparts ("Heaven Is Ready To Fall"). Die Songs sind mal sehr groovig ("The Dead Shall Rise In A River Of Blood", der Hammer-Song der Scheibe), mal rasante Abrisskommandos und ganz selten auch mal fast schon doomig, kurzum: es kommt nie Langeweile auf in der Dreiviertelstunde. HATESPHERE haben die Klippen der Stagnation gekonnt umschifft und sich weiterentwicklet, ohne ihre Identität zu verlieren oder auf Bewährtes zu verzichten. Ein Kunstück, das nur wenigen Bands gelingt und durch das HATESPHERE die alten Fans zufrieden stellen und gleichzeitig viele neue hinzugewinnen werden. Eine der besten Metalscheiben diesen Jahres und eine Untermauerung ihrer Qualität. HATESPHERE sind an der Spitze endgültig angekommen, Gratulation!
Achtung, Klischee: Bislang dachte ich, dass es in Peru gar keine Musiker mehr gibt, weil die alle irgendwo in Europa in den Fußgängerzonen sitzen und dort Regen herpfeifen mit ihren Pan-Flöten. Aber, weit gefehlt. Am Rande der Anden gibt’s auch räudige Schwarzwurzel-Gärtner. BLACK ANGEL kommen aus Lima, haben schon 1992 ihr erstes Rehearsal-Tape aufgenommen. Das kenne ich zwar nicht, es könnte aber sein, dass es sich so ähnlich anhört wie dieses offizielle Debüt - zumindest, was den Sound angeht, denn der ist wohl schlechter als die portablen Anlagen der Landsmänner, die in Europa zwischen den Geschäften musizieren. Aber auch der Anden-Blacky bedient gerne Klischees: Simples schwarz-weiß-Cover, Pentragramme, Spikes, angepinselte Gesichter, Black-Metal-Digga, was geht mehr? Auch musikalisch fahren die Südamerikaner auf der bekannten Rumpel-Linie: Räudiger Black Metal mit gekrächzten Vokals, hippeligen Drums und rasenden Riffs inklusive wilder Soli. Ganz nett, aber nicht weiter außergewöhnlich. Wenn da nicht der Hang zum Doomigen wäre. Denn manches Mal (wie zum Beispiel "Enter Two Forces") bleibt der schwarze Engel vollkommen unerwartet stehen und lässt den Hörer wundernd zurück. Für Länderpunkte-Sammler ist BLACK ANGEL sicherlich sehr interessant, untergrundige und sammelwütige Black-Metaller sollten zumindest mal reinhören. Letztlich ist es nämlich doch interessanter als die musizierenden Poncho-Träger von nebenan.
Und weiter geht die metallische Seefahrt, diesmal nach Australien. Allerdings wird der Trip ein ganz, ganz trauriger. Denn ELEGEION machen melancholischen Doom Metal, der sich von Zeit zu Zeit auch an Gothic-Elementen bedient. Die Geige geigt uns also die ganze Traurigkeit dieser Welt, Vergleiche mit My Dying Bride kommen ganz automatisch zustande, auch, weil der männliche Vokalist gern mal grunzt. Allerdings prägt nicht selten eine elfengleiche Stimme die Musik aus Down Under und - siehe da - es gibt auch Frauengesang, der einem nicht so penetrant auf die Nüsschen geht wie das die vielen tulpenhaften Geschöpfe allermeistens tun. Die Band legte nach dem Split mit Candlelight eine vierjährige Veröffentlichungspause ein - was sich angesichts dieser Scheibe durchaus gelohnt hat. Denn irgendwie scheint die Band erwachsen geworden zu sein - und selbstbewusst. Viele der Songs kratzen oftmals an der Grenze zum Trauer-Pop ("Scars"), kriegen aber immer die Kurve, indem die Gitarren für die nötige Härte sorgen oder Grunzgesell Anthony mal ordentlich dazwischenbrät. Ach: Das Cover hat übrigens der so gerühmte Travis Smith gepinselt - was es allerdings meiner Meinung nach allerdings kaum eindrucksvoller macht. Fazit: Keine Schöne Platte, aber eine unsagbar traurige - und damit das richtige für der den endlich mal anstehenden Herbst und dunkle Novembertage. Eine Seefahrt ist also nicht immer lustig.
Ketzer Records geben Exoten eine Chance. Dieser Anton kommt aus Mexiko und macht "Antonmetal". Dabei handelt es sich im Kern um Death Metal mit gehörigem Thrash-Anteil und gelegentlichen Ausflügen zum Heavy Metal (wie bei "Monologo En El Paredon"). Räumt man den vier Südamerikanern nach fast sechsjähriger Schaffenspause denn einen Exotenbonus ein? Weiß nicht, bräuchten sie aber wohl, denn zum einen klingt der Sound nicht sonderlich ausgewogen - der Bass bollert nicht selten ziemlich weit im Vordergrund, die Gitarren klingen irgendwie flach, das Schlagzeug recht dünn. Lediglich das (spanische) Gegrunze hat wirklich richtig Eier. Dazu kommt allerdings - und das ist wesentlich schlimmer: Die Songs plätschern vor sich hin, kaum etwas bleibt hängen, die Strukturen sind einfach, nicht selten wünscht man sich das Ende das Songs herbei, weil sie künstlich verlängert wirken. Was bliebt auf der Habenseite: Die Azteken haben ein tolles Booklet gemacht, wecken das Interesse so manchen Fans (zum Beispiel vomn Besuchern des Headbangers Open Airs) sicherlich durch die spanischen Texte - die sich unter anderem mit Herrn Lavey beschäftigen . Und irgendwie wirkt die ganze Sache mit viel Herzblut gemacht. Der ANTON aus Mexiko ist sicherlich viel besser als der Kollege aus Österreich, wirkt irgendwie sympathisch - dennoch bleibt hier vieles arg durchschnittlich.