Die 25-jährige Berlinerin JULIA HUMMER kann man durchaus als Multitalent bezeichnen. Die recht erfolgreiche Filmschauspielerin ("Absolute Giganten", "Crazy", "Die innere Sicherheit" und aktuell "Gespenster") versucht es also nun auch mit der Musik - und erweist sich dabei als mehr als nur talentiert. Die Songwriterin legt mit "Downtown Cocoluccia" ein unaufgeregt zeitloses, in Tradition von Bob Dylan liegendes Debüt vor, dass hervorragend zu düsteren, nebelverhangenen Herbsttagen passt. Dabei wird die Akustikgitarre abwechselnd dezent von Percussions, Schlagzeug, Banjo, Violine, Mundharmonika und Klavier unterstützt - bewegen sich die Kompositionen zwischen Indie-Pop, Folk und Gitarrenpop und bleiben dabei immer gelassen ruhig. Und der Qualitätslevel darf sich durchaus schon mal mit Alanis Morissette und Heather Nova messen - auf akustischem Niveau. Am ehesten erinnert es aber noch an Sheryl Crow. Würde das Talent nicht aus Berlin, sondern aus New York, Dublin oder London kommen, es hätte gerauscht im Medienwald. So bleibt JULIA HUMMER wohl eher ein Insider-Tipp für schwermütige Nachmittage. Vielleicht braucht es mehr wie ein einmaliges Hinhören, Luft zum ganz großen Erfolg ist auch noch da - die Art und Weise der Musik ist kein Selbstläufer und darf auch mal sperrig und krumm um die Ecke kommen. Davon abgesehen ist JULIA HUMMER mit "Downtown Cocoluccia" einfach ein schönes, melancholisch trauriges Album gelungen.
Nein keine Wiederbelebungsversuche des aus den 90ern bekannten Mustang-Waschmittels, wie man beim Betrachten des "Pferdecovers" der aktuellen CD von INSTITUTE vielleicht hätte denken können aber trotzdem eine Art Wiederauferstehung der musikalischen Art: Denn bei dieser Formation handelt es sich um die aktuelle Band des ex-BUSH Masterminds Gavin Rossdale.
Sage und schreibe erst vier Jahre nach dem endgültigen Abgesang der Grunge/Alternative Legende Bush hat sich der Junge endlich gesammelt u.a. mit solch hochkarätigen Musikern wie Chris Traynor (Git./HELMET), Cache Tolman (Bass/RIVAL SCHOOLS) Charlie Walker (Drums/ CHAMBERLAIN) verstärkt, um wieder etwas ganz neues zu machen. Nun "Distort Yourself" nennt sich das Ergebnis dieser Anstrengungen und gegenüber dem mächtigen "Vorbild" hat sich eigentlich nicht soviel verändert, allerdings sind die Gitarrenriffs jetzt noch markanter und heftiger in ihrem Gesamterscheinungsbild. Es klingt aber trotzdem an allen Ecken nach BUSH, dies liegt natürlich hauptsächlich am charismatisch-wehklagendes Organ Rossdales, der omnipräsent im Mittelpunkt steht aber auch die anderen Bandkollegen können z.B. mit abwechslungsreichen Gitarrensolos und groovigen Basslines sowie punchigem Drums für dass ein oder andere Ausrufezeichen sorgen. Die Nähe zu Bush ist als so verwunderlich nicht, da außerdem sämtliche Debütsongs auch nahezu im Alleingang von Rossdale geschrieben wurden, trotzdem klingt dass Ganze nicht nach einem Einman-Projekt sondern kommt überzeugend kompakt, mit fetter Produktion sowie einigen sehr gelungenen Tracks daher. Der Bandcharakter von INSTITUTE ist jederzeit deutlich heraushörbar, hier spielen nicht schlicht angeheuerte Rockmusiker sondern es agiert eine wirkliche ambitionierte Band. Eingängige Melodien in Serie mit typisch energetischen Hymnencharakter in Verbindung mit fetten Gitarrenwänden sind hier Reihenweise vorhanden. Sicherlich wird dem ein oder anderen auch manchmal etwas schon als bekannt vorkommen aber INSTITUTE sind durchaus kein Plagiat sondern bieten genügend eigene Trademarks. Bereits der klasse Opener "Bullet Proof Skin" fönt so richtig gut rein aber auch wütend-heftigere Songs wie "When Animal Attack" oder "Information Age" gehen gut ab, genauso wie das eher straight rockende "Mountains". Auf der gefühlsbetonteren Habenseite stehen dass melancholisch gehaltene "Wasteland" sowie das fast schon zerbrechlich wirkende "Ambulances" mit wunderbar unkitschigen Streichereinsätzen.
Für alle Bush Fans ist "Distort Yourself" jedenfalls ein absoluter Pflichtkauf und für alle anderen Alternative Anhänger besteht zumindestens Anhörpflicht.
Die ARCTIC MONKEYS stammen aus der Arbeiterstadt Sheffield waren vor Monaten regional auf der Insel schon eine recht bekannte Livenummer als von einem ihrer Auftritte Demos ins Internet gestellt wurden. Diese verbreiteten sich von dort aus wie ein Lauffeuer, fande viele jugendliche Fans und sogar einige große Labels sind so auf das Quartett um die Brüder Alex und Jamie Cook aufmerksam geworden. Die Indie-Talentschmiede Domino machte das Rennen und wird Anfang 2006 über die EMI auch das Debütalbum veröffentlichen. Zuvor gibt es jetzt die erste Single "I Bet You Look Good On The Dancefloor" und der Titel könnte sich durchaus bewahrheiten. Von manchen Medien, typisch England halt, werden die "Affen" schon jetzt mehr als künstlich hochgehypt und sogar als zukünftig noch "größere" Band als OASIS angesehen. Mal von diesem recht zweifelhaften "Kompliment" abgesehen, ist hier auch musikalisch eine völlig andere Baustelle vertreten. Kein oberflächlicher Britpop sondern viel eher eingängiger Post-Punk mit ein bisschen Ska (siehe beim zweiten Track "Bigger Boys And Stolen Sweethearts") ähnlich wie dies auch schon die, ebenfalls etwas überbewerteten FRANZ FERDINAND, recht erfolgreich praktiziert haben. Tut keinen großartig weh klingt irgendwie nett ist aber relativ handzahm, denke mal die Jungs sind live wahrscheinlich etwas mitreißender. Ansonsten wird auf "I Bet …" ein recht schmissiger Rhythmus geboten, die Melodie ist ganz o.k. der Sänger erinnert mich etwas an die BLOODHOUND GANG, der Sound an sich klingt roh und unverbraucht, wie aus dem Probierkeller und tanzen läßt es sich in den einschlägigen Clubs sich auch ganz gut. Die Überhymne ist der Song für meinen ungehypten Geschmack zwar nicht geworden, solide zwar aber nicht überragend - warten wir mal lieber die Pladde ab, obwohl der völlig instrumentale Song über den netten Chinesen von Nebenan "Chuin Li’s Spinning Bird Kick" zeigt - diese Jungs können doch mehr als nur mittelmäßige Pop-Punknummern zu schreiben.
Aus Österreich, genauer gesagt Kärnten (kennt mancher sicher aus der Werbung ".. is a Wahnsinn") kommen CLEAVE und diese Trio bringt jetzt mit "Pluvious Tomorrows" nach zwei EP’s ihr erstes Komplettwerk heraus. Mittlerweile konnten die Jungs jetzt mit dieser CD sogar das Crater8Records Label von ihrem Können überzeugen und dies verwundert eigentlich nicht. Unter der nach meiner Meinung aber nur sehr groben "Überschrift" Alternative, möchten sich CLEAVE schon zugeordnet wissen aber neben natürlich "schreienden" Gitarren sorgen doch andere dominierenden und eher ungewöhnliche Bestandteile bei dieser Art von Musik, für absolut positive Momente. Zum einen sind es die vielen getragen-sphärisch geprägten Momente und die häufig mehr als nur angedeuteten progressiven Arrangements mit viel Keyboard (Piano) Streichern, Saxophon oder auch Beatboxeinsatz - son entsteht eine tolle stilistische Breite, die bei normalem Alterantive sonst nicht üblich sit. Auf den 14 Stücken der Scheibe wird so eine ungeheuere Vielseitigkeit vermittelt, die kombiniert mit viel atmosphärischer Tiefe wunderbare Klangerlebnisse, jenseits jeder radiotauglichen Konzepte, erzeugt. Es gibt aber auch etwas heftigen Parts, wobei die Gitarren ordentlich zur Geltung kommen, immer unterschwellig mit diesem typisch spröden Charme und einer gewissen Melancholie als bleibender Soundeindruck über der Musik quasi als Deckmantel gestülpt. Dieser Eindruck wird natürlich besonders durch Sänger sowie Frontmann Marian Ploesch, der mit seinem sehr an Steve HOGARTH (MARILLION) erinnernden Organ, den intensiven Songs von Cleave seinen deutlichen Stempel aufdrückt, noch weiter intensiviert. Mit dem oftmals geglätteten Mainstream (Alternative) Rock vieler amerikanisch geprägten Bands haben CLEAVE wohltuend abgrenzend wirklich nichts am Hut, hier sind noch genügend Ecken & Kanten vorhanden ohne auch wieder gleich zu kopflastig rüberzukommen. Alibiballaden mit aufgesetztem Weltschmerzpathos wird man hier vergeblich suchen, die Ausdrucksstärke hier kommt absolut authentisch, ehrlich und mit viel Emotionalität. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und dies bestätigt sich auch auf "Pluvious Tomorrows" mit seine vielen Wendungen und unterschiedlichen Songcharaktern ebenfalls sehr gelungen. Wobei mich die Single "Kasparlov" gar nicht mal so überzeugt, da gibt es viele noch bessere Tracks u.a. der starke Opener ""Unify It" die coole Rocknummer "Analyze" oder auch eher getragene "Flowerpiecer". Für alle Songs gilt es festzuhalten schöne Melodien, packende Gitarren sowie energetische Drums vermitteln Frische, dynamische Rockmusik ohne angestaubt zu klingen. Quasi als Meisterstück liefern dann Cleave mit dem über neunminütigen "Sanity & Reason" die absolut passende Schlussnummer ab und definieren hierbei nocheinmal ihren ureigenen Alternative Prog Rock in höchster Perfektion- klasse!