SEVENDUST wollten auf ihrem neuen Album wieder zurück zu ihren eigentlichen Wurzeln, dies drückt sich in einer insgesamt härteren Gangart an, was auf dem Vorgänger bereits angedeutet wurde setzt das Quintett aus Atlanta/Georgia jetzt mit "Next" mehr oder weniger konsequent weiter fort. Die harte/böse Seite von Sevendust sollte laut Sänger Lajon Witherspoon wieder mehr zur Geltung kommen, dies kann nach den ersten Höreindrücken absolut voll bestätigt werden - noch nie klang die Band derart aggressiv, wütend und mit soviel tief-brutalen Schreianfällen. Aber dann kommt ja Gott sei Dank immer schön regelmäßig ein packender cleaner Melodiebogen, der dem ganzen einen klar, stimmigen Songfluß verleiht. Seit dem Debüt im Jahr 1997 ist "Next" das bisher fünfte Studioalbum, zwei Jahre dauerten die Arbeiten am Nachfolger des hervorragenden "Seasons" und in diesem Zeitraum ist einiges passiert. Ein neues Management, mit Roadrunner gab es einen Labelwechsel und auch musikalisch mußte mit Gitarrist Sonny Mayo ein neues Bandmitglied integriert werden. Dies kann durchaus als gelungen bezeichnet werden am wie immer stets energiegeladenen Sound der Amis hat sich nichts geändert, es wird ordentlich das Gaspedal durchgetreten. Ihr modern gehaltener Modern Alternative Rock/Metal ist nach wie vor sehr packend, wenn mir auch die beinahe schon zu regelmäßig eingebauten Wechsel von Brüll zu hymnischen Rerfrainmonstern etwas zu vorhersehbar klingen. Laut eigener, für meinen Geschmack aber etwas zu klischeehafter Aussage, hat man mit "Next" das bisher ehrlichste Album (komisch waren dann alle CD’s vorher unehrlich bzw. hat man musikalisch nicht dass gemacht, was man wollte ??) gemacht. Die Band hat diesmal jedenfalls den ein oder anderen leichten Ausfall auf der Platte zu verzeichnen z.B. das eher belangslose "Never" und das ist etwas, was man bisher bei Sevendust nicht gekannt hat. Aber es gibt natürlich auch noch genügend Klassesongs wie der Rocker "Hero", das hymnische "Ugly" mit diesen coolen Stakkatoriffs oder das melancholische "Silence". Hier bilden eingängige Hooks und packende Härte ein stimmig, homogenes Gesamtbild. Für entspannende Atempausen sorgen diesmal dass emotionale "This Life" sowie die Akustikballade "Shadows In Red". Insgesamt bleibt "Next" aber trotzdem "nur" ein solides und sicher gutes Album (andere Bands hätten hier sich noch eine bessere "Wertung" bekommen) aber gemessen an den eigenen bisher gesetzten, sehr hohen Maßstäben der beiden spitzenmäßigen Vorgängerwerke ist diesmal keine weitere Steigerung festzustellen. Vielleicht auch deshalb weil ein richtiger Übersong fehlt, da hilft auch die ultrafette Produktion nicht darüber hinweg. Eine gewisse Statgnation (sicher auf hohem Niveau) auch durch fehlende Überraschungsmomente, läßt sich daher aus meiner Sicht nicht ganz wegdiskutieren.
Ist noch nicht lange her, da hat Kollege Memme "Discomfort" besprochen und für gut befunden. Jetzt ist der kranke Warschau-Haufen wieder da und hat diesmal acht gnadenlos kranke Grindsongs im Angebot. Ok, auf der CD sind neun Tracks, aber der letzte bietet nur knapp zehn Minuten Gelaber und komische Geräusche und leider fehlt auch das dreißigsekündige Geballer am Ende, wie man es erwarten würde. Na auch so ist "Zeroland" eine feine Grindscheibe, die des öfteren die Grenze zum puren Noise überschreitet. Blasts sind obligatorisch, ebenso sinnfreies Geröchel und Gegrunze, sowie abgehacktes Riffing. Was ANTIGAMA so cool macht, ist ihr beinahe völliger Verzicht auf Eingängigkeit oder Groove und dafür die konsequente Lärmattacke. Länger als eine Vierstelstunde am Stück hält das kaum jemand aus, genauso lange, wie "Zeroland" effektiv dauert. Fast, als wäre das Absicht.
Viel Licht, aber auch viel Schatten bietet das neue Album der Käseköppe CALLENISH CIRCLE. Überzeugen zum einen die guten Death/ Thrash-Nummern Marke "Blind" oder der Knüppler "Behind Lines", nerven auf der anderen Seite uninspirierte Nummern wie "Ignorant" (bei dem man hemmungslos bei IN FLAMES geklaut hat) oder der Frauengesang bei "Schwarzes Licht". Letzterer kommt auf deutsch daher und versucht, gleichzeitig modern und thrashig zu klingen, ein Versuch, der voll in die Hose geht. CALLENISH CIRCLE sind richtig gut, wenn sie auf moderne Einflüsse pfeifen und nicht versuchen, wie die holländische Ausgabe moderner IN FLAMES zu klingen. Eins, zwei, Knüppel aus dem Sack, fertig! Das ist das, was den Jungs am Besten liegt und was die Kracher der Scheibe sind. Die ganze moderne Kacke sollten sie Bands überlassen, die sich damit auskennen.
Vom harmlos klimpernden Intro sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen lassen, denn schon nach wenigen Takten des Openers "Where The Wave Broke" haben BURST alle Erwartungen über den Haufen geschmissen - außer man war auf chaotisch-komplexe Wechselbäder gefasst. Schon den Vorgänger "Prey On Life" konnte man keiner Schublade zuordnen und so verhält es sich (zum Glück) auch mit "Origo". Die Norweger präsentieren sich als gereifte Band, die den Hörer an die Hand nimmt und ihm die gesamte Palette menschlicher Emotionen in vertonter Form zeigt. Da gibt es haufenweise aggressive Durchbrücher, aber auch ebensoviele verletztliche, ruhige Parts. Man weiß nie, was BURST in fünf Sekunden für einen Film fahren, welche verrückte Ideen sie jetzt präsentieren und wie sie das Break dazu setzen. "Origo" ist eine Platte, die man oft und lange hören muss, damit sie ihr volles Potential entfaltet, nur dann kann man den diamentenen Kern des Silberlings entdecken. Also genau so, wie es Fans von EYEHATEGOD, NEUROSIS und CULT OF LUNA gewohnt sind. BURST reihen sich problemlos in die illustre Schar der durchgeknallten Bands ein. Willkommen.
Seit 1999 schon treiben die ukrainisch-russisch-isrealisch-amerikanischen GOGOL BORDELLO ihr Unwesen. Den Ukrainer Eugene Hütz hatte es auf der Suche nach Zigeunermusikern nach New York verschlagen, wo er schließlich fündig wurde - größtenteils in Form von anderen osteuropäischen Einwanderern. Der Grundstein war gelegt, und der Wahnsinn konnte beginnen... Seitdem vermischt die bunte Truppe Punkrock mit Volksliedern aus der Ukraine und ihren gemeinsamen Zigeunerwurzeln: Akkordeon und Geige treffen auf dreckige Gitarren und wummernde Drums, Polka trifft auf Ska, Kalinka auf Pogo. Das neue Album "Gypsy Punks - Underdog World Strike" ist ein dementsprechend wahnwitziges wie geniales Konglomerat aus Stilen, Instrumenten, Stimmungen und Kulturen, und wenn man sich in diesen Sound erst einmal reingehört hat, lässt er einen nicht mehr los. Kommt in "I Would Never Be Young Again" die Aggressivität des New Yorker Punkrock zum Tragen, versprüht "Think Locally Fuck Globally" pure Lebensfreude und verspürt man im Titeltrack "Underdog World Strike" die schwere Melancholie Osteuropas. Dazu hat Steve Albini (u. a. NIRVANA und Jimmy Page/Robert Plant) wunderbar - und analog - produziert, indem er der Musik ihre raue Ursprünglichkeit bewahrt hat. Dieses Album ist nicht nur anders als alles bislang Gehörte, es fasziniert auch durch seine überbordende Energie und Spielfreude und macht von vorne bis hinten ohne Ende Spaß.
Wieder mal eine Band, welche sich der dreckigen Variante des Rock’n’Roll verschrieben hat, wieder mal Retro Rock, wieder mal aus Schweden - nur das "the" fehlt. BLACK BELT hauen mit ihrem Debüt "First Blood" in jene Kerbe, in der schon The Hives sitzen (und hatten mit Johan Gustavsson auch den gleichen Produzenten), aber leider nicht mit der gleichen Treffsicherheit - und Iggy samt Stooges lassen als auch mal grüßen. Die 2002 gegründete schwedische Combo mag mit ihrem Songs ja vor allem Live überzeugen - CD-mäßig springt der Funke nicht so über, trotz soul- und bluesgeträngtem Garagensound. Der recht rockende Opener "Plastic Angel” und die cool groovende Single "Only One" sind ja schon mal nicht schlecht, aber ansonsten einfach einen Tick zu träge das Ganze - gut gemacht, aber ohne Überraschungen. Songs können die Jungs allerdings schreiben - nur auf den Punkt kommen sie noch nicht so richtig. Fans von Siebziger Retromucke dürfen da ruhig mal reinschnuppern - ob es überzeugt ist eine andere Sache.
AGORAPHOBIA aus dem Süden der Republik präsentieren mit "Sick" ihr erstes selbst produziertes Langeisen. Nach einem kurzem melodischen Intro geht’s gleich voll los: "In My Thoughts" ist - wie auch der Großteil der nachfolgenden Songs - stilistisch schwer in eine Ecke zu stecken. Fette Gitarrenriffs die teilweise braten wie die Sau oder auch moderne Riffs die eher aus der Alternative Schiene stammen treffen hier aufeinander und werden immer wieder durch ansprechende und sehr melodische Gitarrensoli begleitet. Dazu gibt es einen Mix aus old school Death Metal Vocals von Christian Horsinka und agressiveren Gesangslinien bis hin zu fiesen Growls von Sänger Maik Wacker. Der Titeltrack "Sick" geht durch die sehr gelungene melancholische und vor allem melodische Stimmung schnell ins Ohr. AGORAPHOBIA aus Wiesloch experimentieren und kombinieren hier so viele verschiedene Einflüsse mit einander das man sogar nach mehrmaligem Hinhören immer wieder neue Sachen entdecken kann. "The Call" haut vor allem durch das megamäßige nach KILLSWITCH ENGAGE klingende Gitarrenspiel voll rein - keinesfalls jedoch Kindergarten Melodien sondern wirkliche emotionale Ergüsse der einzelnen Musiker. Die Härte wird in den Songs durch den Groove bestimmt - nicht unnötige Drumkit Kill Attacken sondern eher groovende Stampfer wie "Unbreakable" oder "The Clown" die einen enorm hohen Mitbangfaktor in sich tragen. Ein Problem könnten die Jungs um Bandleader "Metalheinz" vielleicht darin bekommen, dass die Kombination aus modernem MetalCore plus Gesang mit traditionellen Klängen und bösartigen Death Vocals einige potentielle Käufer abschrecken könnte. Denen, die von beiden Stilrichtungen nicht unbedingt abgeneigt sind, sollten zwei Ohren riskieren und sich mit "Sick" beschäftigen. Es lohnt sich….Die amtliche Produktion mit 16 seitigem Booklet gibt’s für 10,- Euro unter bestellung@agoraphobia.de zu erstehen.