Mir ist schon klar, dass man CANNIBAL CORPSE genauso geil wie langweilig finden kann; und auch die Leute, die der Band vorwerfen, immer das Gleiche zu machen, haben sicher irgendwo Recht. Aber gilt das dann nicht für viele, um nicht sagen, fast alle Death Metal - Bands?! Man kann Corpsegrinder, Alex Webster und Co. alles vorwerfen, kein Problem! Aber nicht, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen! Und auch ich müsste lügen, wenn ich sage, dass "Kill" einen Innovationsschub in der beeindruckenden Karriere der Jungs darstelle. Wie immer gibt es die technisch perfekte Vollgas - Dröhnung, die durch die allgegenwärtigen Breaks mit fettem Midtempo und unglaublichen Gitarrenorgien aufgelockert wird. Das Fehlen von Jack Owen hat die Band anscheinend zumindest musikalisch verschmerzt und beschert uns ein von Erik Rutan (HATE ETERNAL, MORBID ANGEL) kraftvoll produziertes Brett, das sich nicht hinter den Vorgängern "Gore Obsessed" und "The Wretched Spawn" verstecken muss und meiner Meinung nach sogar noch etwas kompromissloser und räudiger tönt. Und zum allerersten Mal seit "The Bleeding" (EPs, etc. ausgenommen) wurde für den deutschen Markt kein eigenes Cover entworfen, da das hier erhältliche international verwendet wird. Außerdem wird "Kill" in einer "Limited Edition" inklusive Bonus - DVD ausgeliefert, die einen Konzertmitschnitt vom "No Mercy" - Festival in Straßburg 2004 enthält, der jedoch anscheinend nicht gekürzt wurde und auch Material der ersten drei Alben enthält. Vermutlich wurde dafür eine gewisse grüne "Friedenswächterin" so lange mit blutigen Donnerschlägen wie "The Time To Kill Is Now", "Five Nails Through The Neck" oder "Submerged In Boiling Flesh" gefoltert, bis sie verzweifelt ihr Amt niederlegte… nennt es langweilig, nennt es vorhersehbar, nennt es meinetwegen auch Ausverkauf, aber Fakt ist, dass es weltweit kaum Bands gibt, die sich mit CANNIBAL CORPSE messen können. Für solch ein Werk kann es - Meinungen hin oder her - nur den "Tipp" geben!
Fast sechs Jahre haben IGNITE gebraucht, um den Nachfolger ihres Erfolgsalbums "A Place Called Home" zu schreiben und aufzunehmen. In der Zwischenzeit hat es die Band mehrmals um den Erdball getrieben, so tourfreudig wie die Kalifonier sind nur wenige andere Combos. - und wer die Jungs mal live gesehen hat, weiß um das Feuer und die Leidenschaft, die in jeder Sekunde zu spüren ist. IGNITE sind noch lange nicht müde, noch lange nicht am Ende. Das beweist das düster betitelte "Our Darkest Days" mit jedem Song, seien es das wütende "Poverty For All" genauso wie das nicht minder aggressive "Know Your History". IGNITE verfallen aber nie in stumpfen HC, sondern können immer mit extrem melodischen Songs im Ohr hängenbleiben und knüpfen somit nahtlos an alte Songs an. Wie gewohnt ist auch Zolis Stimme sehr individuell und das Merkmal der Band, wobei der Einfluss der sehr eingängigen Gitarren nicht unterschlagen werden darf. Aber der Gesang ist es, der IGNITE so unverwechselbar macht, da war schon immer so. Das Warten auf diese Platte hat sich zweifellos gelohnt. Eine der wichtigsten politisch aktiven HC-Bands ist zurück - mit einem Paukenschlag!
THE CLASSIC STRUGGLE sind das neueste Pferd im Metalcore-Stall von Metalblade. Der Vierer aus South Carolina kann auf "Feel Like Hell" allerdings nicht sonderlich überzeugen, auch wenn das Grundgerüst für Metalcore ganz anständig ist, besonders Drummer Tyler macht einen irre guten Job (und hat sauschnelle Füße). Aber der Gesang ist mir zu eintönig, das heisere Organ ging mir schnell auf die Nerven und ist dank mangelnder Variabilität ein Schwachpunkt der Band. Mag sein, dass das live anders ist, aber auf Platte war die Leistung des Mikroknaben nix für mich. Da ist die Gitarrenarbeit schon besser, allerdings verzettelt sich die Saitenfront oftmals in langatmiges Wiederholen einzelner Riffs ("Feel Like Hell") und setzt zu oft auf bekannte schwedische Muster. Da auch beim Songwriting noch Hänger sind, kann ich "Feel Like Hell" nur fanatischen Sammlern empfehlen, der Rest kann sein Geld in andere Bands besser investieren.
Oha, der große Inko Gnito geht wieder um! Nachdem erst kürzlich etwa ein paar occulte Wohnwagenbesitzer in die "Legion Der Verdammten" eingetreten sind, haben nun auch die "Scheißköppe" eine nominelle Änderung vorgenommen und Lattenjupp mit Antriebstechnik gekreuz(ig)t. MOTORJESUS sind auferstanden; da lacht die Heide, da tanzt der Papst! Das neue Testament der Motorjesuiten dürfte den Schäfchen auch gut munden, da hier ausschließlich fett und souverän auf die Zwölf gegeben wird! Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass das Debüt "Dirty Pounding Gasoline" (noch unter dem alten Bandnamen) weitgehend unbeachtet an mir vorbeigezogen ist, aber "Deathrider" darf man wohl jedem Rocker nahe legen, der sich für THE SHITHEADZ begeistern konnte. Mit dem fetten Opener "Legion Of Rock", dem flotten "Destroyer", dem atmosphärischen Stampfer "10 Feet Under Ground" (klasse!), dem treibenden "Distortion Sleep", der Mitgrölnummer "The Howling" oder "Black Fuel Domination" befinden sich zahlreiche Granaten auf dem Album, die allerdings nur einen Großteil der Hits auf "Deathrider" ausmachen. Zwar sind einige Stücke einen Tick stärker als andere, aber ein schwacher Song oder gar Ausfall ist nicht zu erspähen! Somit kann man Fans von hartem, fett produziertem und einfach nur ins Blut gehendem Rock (´n´Roll) nur empfehlen, sich zum motorisierten Jesus zu bekennen. Hätte seinerzeit die "Bergpredigt" nur annährend so geklungen wie "Deathrider", dann hätte es vermutlich den ersten Moshpit in der Geschichte gegeben. Kutten waren jedenfalls damals schon stark in Mode!
NACHTSUCHT kommen aus Hamburg und machen recht typischen, undergroundigen Black Metal nach Alt-Schul-Rezept. Die Drums scheppern, die Gitarren klirren, der Bass bollert, die Stimme keift - aber nicht so, dass es in den Ohren kneift. Damit erfüllen die angemalten Nordlichter zwar jede Menge Klischees, schaffen es aber dennoch zeitweise, mit ihren Songs Interesse zu akquirieren. Das liegt vor allem daran, dass die suchtkranken Finsterlinge nicht total auf Tempo setzen, sondern auch mal Mut zur Gaslücke zeigen. Schade nur, dass die erst 2003 gegründete Band einen derart schwachen Sound hat und dass von den deutschen Texten eher so gar nüscht zu verstehen ist.. Aber das Demos stammt auch noch von 2004, da sollte inzwischen einiges besser klingen. Wer sich davon überzeugen möchte, der kann mit der Band am 30. April in den Mai schwarzwurzeln, denn beim Untergrundkrieg spielt NACHTSUCHT zusammen mit Frost, Martial Death, Trace Of Fear und Schwarzenberg im Hamburger Logo. Los geht’s gegen 19 Uhr.
Nach dem Ende bei Nuclear Blast brauchten die Schweden diesmal vier statt zwei Jahre für ihren neuen Output. In dieser Zeit wechselten sie Sänger (Jimmy Fjallendahl heißt der neue) und Stil. Was früher an Destruction erinnert, das lässt jetzt (auch dank der Stimme) eher an Metal Church (höre die Halb-Ballade "Rising") denken. Fast könnte Fan denken, die Band mit dem tollen Namen wäre softer geworden. Und in der Tat haben sich zu weiter vorhandenen Thrash-Trademarks inzwischen auch leichte Power-Meta-Parts oder echte Metal-Abschnitte eingeschummelt (und damit weitestgehend den "Haunted-Thrash" verdrängt). Das tut letztlich der Stadt der Verdammten eher gut, denn dadurch erhöht sich Eingängigkeit und Groove von RAISE HELL - und die Musik hebt sich angenehm vom derzeitigen Einheitsbrei des "Thrash mit Metalcore-Schlagseite" ab. Vielleicht ist es dadurch manchen zu pur-metallisch und nicht heftig und thrashig genug. Aber es kommt halt nicht immer nur auf Härte an, damit eine Scheibe gut wird - nicht nur.
Rein optisch scheint hier eine Band aus heimischen Gefilden, auf den gut frequentierten Visual-Key-Zug aufzuspringen. Die Band bezeichnet sich als temporäre Visual Rock-Band mit Cyberpunk-Ambiente. Und? Bleibt die Hoffnung, dass "temporär" zutrifft und sich die Kapelle um die attraktive Eve Cooper schleunigst wieder auflöst. Denn im Grunde handelt es sich lediglich um eine schnöde Gothic-Kapelle, schwach (und nicht erdig) produziert. Die hübsche Frau Cooper und Kollege Luvcraft bleiben stimmlich blass, monoton in den tiefen, dünn in den Höhen, vom paralysierenden Sprechgesang mal ganz zu schweigen. Die Songs sind (vielleicht mit Ausnahme des auch als professionelles Video enthaltene "Messiah") strunzöde und bestechen nur durch den Mut zur Monotonie. Ganz fies: Plötzlich und unvermittelt zirpt ein eklig-piepsiger Synthi (zum Beispiel "Awakening") durch die Gegend - klingt nach mehr nach Sirenen-Alarm als nach melancholischer Musik. Dass die Texte auf dem Datenträger enthalten sind und dort auch ein Making-Of-Video für Mehrwert sorgt, macht die Scheibe nicht wirklich besser. Fazit: Die Bilder sind gut oder, mal musikalisch: Nur tote Goten sind gute Goten - oder so.
Um es kurz zu machen: "Dante XXI" ist eine der schwierigsten Scheiben, die man seit Langem von einer namhaften Größe zu hören bekommen hat. Nach mittlerweile acht bis zehn Durchläufen will sich mir das Album nur äußerst schwer erschließen, obwohl es gegenüber dem durchwachsenen Vorgänger "Roorback" deutlich gewinnt. Zwar gibt es nur vergleichsweise marginale stilistische Veränderungen auf "Dante XXI", aber meiner Meinung nach wurde der Hardcore - Anteil zugunsten von wieder mehr Thrash ein Bissel zurückgefahren, was besonders Alt - Fans der Brasilianer freuen dürfte. Ich würde immer noch vorsichtig behaupten wollen, dass SOULFLY heute die "besseren SEPULTURA" sind, aber in die Nesseln setzt man sich mit "Dante XXI" nicht. Das Album, dessen Konzept (der Titel verrät es bereits…) von Grillmeister Dante und der "Göttlichen Komödie" handelt, ist sogar leicht progressiv ausgefallen und besitzt gar vier kurze Intros, die allerdings, bis auf das erste ("Lost"), relativ verzichtbar sind. Und obwohl alle Songs weit überdurchschnittliches Niveau besitzen, wollen sie einfach nicht zünden, da ist nichts zu machen! Mit etwa "Convicted In Life", "Fighting On" (cool!), "Nuclear Seven”, "Repeating The Horror” (könnte fast auf "Roots” stehen) oder dem abschließenden, atmosphärischen "Still Flame" (sehr ungewöhnlicher "Industrial - Soundtrack") befinden sich zahlreiche Obergroover auf "Dante XXI", die jedoch kaum bis gar nicht ins Ohr gehen, so gut sie auch sein mögen. Klar, die Frühwerke bleiben eh unerreicht, aber auch das sehr experimentelle "Roots" (das ja auch nicht Jedermanns Freund ist) ist für meinen Geschmack viel zugänglicher. So bleibt ein starkes Album von fraglos sehr hohem Standard, das jedoch viele Fans überfordern dürfte und leider keine "Hits" abwirft, was wirklich schade ist!