ARKANGEL waren mit ihrer ersten EP "Prayers Upon Deaf Ears" ihrer Zeit voraus, das ist keine Frage. Metal und Hardcore haben in dieser Form nur wenige Bands vermischt, auch wenn das ein paar Jahre später keine große Sache mehr ist. "In The Embrace Of Truth" beispielsweise wartet mit Growls auf, die über Hardcore-Songstrukturen gelegt wurden und von metallischen Riffs unterstützt werden. Überhaupt die Gitarren: die klingen stark nach alten SLAYER, Bay Area-Helden und schwedischem Death Metal, was 1997 halt noch ungewöhnlich war, besonders in Verbindung mit den klar aus dem Hardcore kommenden Lyrics (go vegan!), dem HC-Songaufbau und dem aggressiven Shouter. Der growlt zwar hin und wieder, die meiste Zeit ist er aber ein HC-Shouter par excellence. Unterm Strich sind die sechs Songs sehr cool, das Re-Release hat als Bonus noch einen Videoclip und ist im schicken Digipack zu haben. Für eine Zeitreise und als Anerkennung an eine der Pioniere eines Genres genau das Richtige.
Oftmals schwingt ein boshafter Unterton mit, wenn Menschen von Pop reden. Wenn Rhys Fulber, musikalisch hauptberuflich bei FRONTLINE ASSEMBLY tätig, jedoch Pop macht, ist das etwas anderes. Und dabei ist CONJURE ONE zu keiner Zeit ein DELERIUM 2. Die vergleichbare Liebe zu Gastsängerinnen und ein eher im Pop zu suchender Grundtenor sind die Gemeinsamkeiten. Der große Unterschied findet sich im für meine Ohren deutlichen leichteren Zugang zu den Songs bei CONJURE ONE. Dadurch werden sie zwingend nicht besser, wohl aber besser hörbar als DELERIUM - die Vergleiche der beiden Projekte drängen sich auf Grund der zeitnahen VÖ Termine geradezu auf. Wo DELERIUM manchmal wirken als sollten die Songs zu Höherem bestimmt sein, bleiben CONJURE ONE am Boden. Wenn die Vocals bei DELERIUM oft ins semiklassische driften, setzen CONJURE ONE auf Popbewährte cleane Gesangsparts. Sie setzen oft auf die Kombination aus Akustikgitarren und einem Piano und Fulber liebt es, einen satt wabernden Bass darunterzulegen. Das Ergebnis ist nie clubtauglich, selten fürs Radio gemacht ("Face The Music") und ganz oft einfach melancholisch schön (der Titeltrack "Extraordinary Ways").Ganz ohne Vocals kommt das Albumhighlight "Pilgrimage" aus: Ein langsamer Songaufbau und cineastische Breite gepaart mit der Zerbrechlichkeit einer tollen Klaviermelodie. Doch es bleibt unklar, wieso weitere Tracks dieses Kalibers fehlen. Interessant bleibt aber allemal der elektronisch aufgepeppte erste Gesangsausflug Fulbers beim BUZZOCK Cover "I Believe". Vielleicht werden Metallerherzen bei dieser Musik nicht wirklich weich - FLA Hörer sollten jedoch schon aus Konsistenzgründen ein Ohr riskieren und verträumte Alternativ-Grenzpopler werden es ebenfalls nicht bereuen.
POWERMAN 5000 haben seit ihrer Gründung Mitte der 90er alle Höhen und Tiefen des Musik-Biz mitgemacht und in letzter Zeit richtig Scheiße fressen müssen. Mit neuem Line-Up (und nach Verlust des Major-Deals) hat sich das einizg verbliebene Originalmitglied, Sänger Spider, auf eine einjährige Tour begeben und ist dabei quasi back to the roots gegangen. "Destroy What You Enjoy" hat mit dem Sound des Megasellers "Tonight The Stars Revolt!” nicht mehr viel gemeinsam, die neuen Songs sind deutlich rockiger und direkter. Zwar startet die Scheibe mit dem lahmen Titeltrack etwas ungünstig, aber schon der folgende Ohrwurm "Return To The City Of The Dead" kann das Ruder rumreißen und dürfte sich zum Dauerbrenner auf Partysamplern machen. POWERMAN 5000 anno 2006 ist eine Mischung aus THE CLASH, HELLACOPTERS und VELVET REVOLVER. Rockig, eingängig und immer auf den Hit aus, so dass selbst vor fast schon poppigen Stücken wie "Wild World" nicht zurückgeschreckt wird. Unter den dreizehn Songs finden sich neben dem kurzen Intro auch eine Live-Version von "Heroes And Villains" (gute Qualität, guter Song) einige gute Songs, die in Alternativ-Disco durchaus Hits werden könnten, wie das besagte "Return To The City Of The Dead", dem MARYLIN MANSON-ähnlichen "Who Do You Think You Are?" oder dem rotzigen "Now That’s Rock’n’Roll". Die restlichen Songs sind eine gelungene Mischung aus Punk, skandinavischem Rotzrock und Glam Rock, die sich hören lassen kann. Welcome Back, Boys. Diesmal hoffentlich mit mehr Glück!
Wenn sich Mitglieder bekannter oder auch weniger bekannter Bands zu Side - Projects oder Zweitbands entschließen, deutet es oft darauf hin, dass sie ihre "Kreativität" nicht in ihren Hauptbands ausleben können, was nicht selten nach hinten losgeht. Ganz und gar nicht pfui ist hingegen das neue Kind AHAB der beiden MIDNATTSOL - Recken Chris R. Hector und Daniel Droste, zu denen sich mit Stephan Adolph noch ein dritter Walfänger gesellt. Herman Melvilles weltberühmter Kapitän aus "Moby Dick" steht nicht nur beim Bandnamen Pate, sondern "The Call Of The Wretched Sea" erzählt in unglaublich intensiver Weise die Geschichte des Buches und die hasserfüllte Jagd des Kapitäns auf das Meeresungeheuer, das ihn nicht nur körperlich zum Krüppel werden ließ. Dabei ist es dem Trio gelungen, einen wahren Wutklumpen des Funeral Doom zu erschaffen, der vor majestätischer Erhabenheit nur so strotzt! Im Gegensatz zu ähnlichen Vertretern des Genres (PANTHEIST, SHAPE OF DESPAIR oder ESOTERIC) verstehen es AHAB jedoch, den zähnen Lavastrom nicht nur mit fast minutenlangen, kellertiefen Riffs und Growls, sondern auch mit albtraumhaften, bombastischen (Keyboard -) Melodien zu würzen, die den Hörer wahrlich schaudern lassen (hört Euch nur mal den Anfang von "Old Thunder" an!). "The Call Of The Wretched Sea" entfaltet seine düstere Wucht besonders am Stück genossen, da man auch einen gewissen Anlauf benötigt, um mit dem zeitlupenartigen, gigantischen Soundberg, der auch keine dezenten Chöre scheut, fertig zu werden. Hat man sich aber erst einmal in dieses Meisterwerk, das garantiert nicht Jedermanns Sache sein dürfte, hineingehört, wird man feststellen, dass AHAB hier einen echten Meilenstein ihres Genres abgeliefert haben, dem hoffentlich noch einige folgen werden!
Vor zwei Jahren konnten BURNING SKIES mit ihrem Label-Debüt "Murder By Means Of Existence" einen guten Eindruck hinterlassen und sich als eine der talentiertesten (und gleichzeitig brutalsten) Metalcore-Bands der Insel präsentieren. "Desolation" knüpft da nahtlos an und ist eine echte Dampfwalze geworden. Auch wenn der Death Metal-Anteil stark gestiegen ist, nimmt Hardcore noch immer viel Raum ein, wie bei dem gelungenen "The Sweet Sound Of Violence" eindrucksvoll präsentiert wird. Moshparts treffen auf schwedische Gitarren und einen Shouter, der in jeder Death Metal-Band eine gute Figur abgeben würde. Auch wenn in jedem Songs ordentlich Tempo gemacht wird, ist "Desolation" keine langweilige Platte - eine Tatsache, die das Können der Jungs in Sachen Songwriting verdeutlicht. Auch wenn sie im Grunde genommen nichts Neues machen, sind einige sehr gute Metalcore-Songs herausgekommen, die auch aufgeschlossenen Death/ Thrash-Fans gefallen würden. Also traut euch und gebt "Desolation" ein Ohr! Einziges Manko an der ansonsten rundum gelungenen Scheibe (die Prouktion fand im Rape Of Harmonies Studio statt und ist erste Sahne) ist die kurze Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde. Da hätten ruhig noch ein paar Songs mehr vom Kaliber des Titeltracks drauf sein können! Hoffentlich beim nächsten Mal…
ETERNAL MAJESTY wollen dem geneigten Hörer ihre persönliche Vision des Black Metal näherbringen. Das haben die Franzosen auf einigen Splits (u.a. mit den nicht ganz koscheren JUDAS ISCARIOT) und einem Album versucht, "Wounds Of Hatred And Slavery" ist nun der zweite Full Length-Streich. Das absolut belanglose Intro überstanden, geht’s gleich in die Vollen: dünn produzierter Black Metal, der Anfang der 90er stehengeblieben ist und auf Krampf versucht, kalt und böse zu wirken. Gelingt nur nicht. ETERNAL MAJESTY haben scheinbar wahllos Mid Tempo-Parts und Genre-typisches Geprügel aneinandergereiht und dazu einen Sänger kreischen lassen, was in völlig zerfahrenen Songs resultiert, die durch die schlechte Produktion den endgültigen Abflug machen. "Under Hate Red Star You Born” ist nicht nur ein Beispiel für merkwürdiges Englisch, sondern auch einer der uninspiriertesten Black Metal-Songs, den ich den letzten Jahren gehört habe. Überhaupt keine Atmosphäre, kein Pep und nicht ein gutes Riff. Das wäre aber bei den höhenlastigen Gitarren eh nicht zu hören. Die restlichen Songs sind kein bißchen besser, so dass dieser Silberling nichtmal für Die Hard-Schwarzmetaller lohnenswert ist.